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1. Die Ankunft

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Der Flug war schrecklich, hatte er doch schon mit einer Wartezeit auf dem Vorfeld begonnen. Später schüttelten heftige Turbulenzen das Flugzeug wie ein Cocktailmixer. Für einen Moment dachte Eveline darüber nach, ob es ein Zeichen sein sollte. Eines stand fest: Marie und sie führten eine Liebesbeziehung mit dem gewissen Extra. Das was nun vor ihr lag, beschränkte sich auf Letzteres. Wie würde sie damit umgehen können? Ging das nicht alles etwas zu weit? Natürlich hatte sie diese Neigung und es wäre Selbstbetrug, das zu verneinen. Ob Robert und Julie aber die richtige Wahl waren, stellte sich immer mehr infrage. Aber kaum hatte Eveline den Ankunftsbereich verlassen, begrüßte sie Susanne mit all ihrer Herzlichkeit. Sie hatte geduldig im Flughafen ausgeharrt. Etwas worüber Eveline bereits begonnen hatte, sich Sorgen zu machen. Was wenn sie niemand abholen würde? Eine Befürchtung, die sich glücklicherweise nicht bewahrheitet hatte.

„Es ist so schön, dich wieder zu sehen Eveline!“, empfing sie sie freudestrahlend. Susanne lud Eveline im nächsten Dorf auf einen Kaffee ein. Dort würden sie Gelegenheit haben ausführlich zu reden, eh sie Eveline auf das Anwesen bringen würde. Es schien ihr ein Bedürfnis zu sein, Eveline ihr Beileid auszusprechen und berichtete darüber, mit wie viel Fassungslosigkeit die schreckliche Nachricht von Maries plötzlichem Tod aufgenommen wurde. Sichtlich ergriffen beschrieb sie, wie niedergeschlagen Robert und Julie waren. Besonders bei Julie hatte es einen tiefen Eindruck hinterlassen. Eine Aussage die Eveline überraschte, war sie doch davon ausgegangen, dass Robert die tiefer gehende Bindung zu Marie hatte. Sie lenkte das Thema weg von Marie hin zu Korsika und dem, was sie hier erwarten würde.

„Es war eine gute Entscheidung aus Paris wegzugehen, Susanne. Auch wenn Marie sicherlich für den Rest meines Lebens in meinem Herzen bleibt, sie hätte gewollt, dass ich das Geschehene hinter mir lasse und neu anfange.“

Susanne blickte ihr tief in die Augen. Sie begann sanft zu lächeln und strich Eveline zärtlich über die Wange.

„Du hast recht. Marie hätte nicht gewollt, dass du dich einmauerst und isolierst. Du hast noch so viel vor dir und zu entdecken in deinem Leben. Ein Leben, das es mit Sinn zu erfüllen gilt.“

Eveline nickte, fühlte im selben Augenblick aber, wie es ihrem Ego einen Stich versetzte. War es nicht genau das, was sie die letzten Monate in Perfektion praktiziert hatte? Aber damit sollte nun Schluss sein. Sie würde den beiden auf unbestimmte Zeit zur Verfügung stehen, ihnen dienen und daran reifen. Bis sie eines Tages, ähnlich wie Marie, mit Stolz und Anmut durchs Leben gehen könnte. Ein Ziel, für das es sich zu leiden lohnte. Zumindest hoffte sie das.

„Ich werde Marie stolz machen. Ich glaube fest daran, dass sie mir von da oben zusieht. Glaubst du nicht auch, Susanne?“

„Ich bin eine tiefgläubige Frau, Eveline! Natürlich wird sie über dich wachen und zusehen, wie du dich hier anstellst. Ich bin fest davon überzeugt, dass Marie sehr wohlwollend zur Kenntnis nimmt, was du hier tust. Ist es nicht auch eine schöne Vorstellung zu wissen, dass man behütet ist?“

Für einen Moment wurde Eveline etwas unwohl. Wenn Marie wirklich über sie wachen würde, sie hätte all ihre Exzesse der letzten Monate miterlebt und sich sicherlich nicht nur einmal büschelweise Haare ausgerissen vor Wut. Eine Vorstellung, die ihr überhaupt nicht gefiel.

„Ich weiß nicht, ob ich wollen würde, dass Marie alles sieht, Susanne! Ich hab Dinge in den letzten Monaten getan, auf die ich nicht besonders stolz bin.“

„Oh Eveline, natürlich ist nicht alles, was du tust, in Maries Sinne. Doch glaube ich, sie wird verstehen, warum du es getan hast.“

Der Gedanke beruhigte Eveline ein wenig und entlockte ihr ein Lächeln. Leicht versonnen nippte sie an ihrem Latte macchiato. Sie blickte durch das große Schaufenster. Draußen vor dem Café hetzte der Frühlingssturm vereinzelte Wolken über den Himmel. Die Sonne tat gut. Zu lange war sie in das triste Grau gehüllt gewesen. Der Winter in einer Stadt war nie schön, doch der letzte war besonders schlimm und hatte ihre Trauer in einen depressiven Sumpf verwandelt.

„Madame und Monsieur haben Verständnis für deine Situation, Eveline. Sie werden dir die Zeit geben, die du brauchst, um dich einzugewöhnen. Sie wissen selbst sehr genau, wie es sich anfühlt, einen geliebten Menschen zu verlieren.“

Natürlich wussten sie das. Der Tod von Isabelle hatte die beiden damals schwer getroffen. Aber genau das verunsicherte sie nun ein wenig. Sie würde kein Ersatz für Isabelle sein können. Isabelle war Vergangenheit, genau wie Marie. Eveline nickte sanft und blickte wieder in die Augen der Frau, die ihr auf so mütterliche Weise versuchte, die Bedenken und Ängste zu nehmen.

„Das weiß ich, Susanne. Aber danke. Auf der einen Seite möchte ich nicht, dass man besondere Rücksicht nimmt, auf der anderen habe ich Angst mich zu verlieren und Marie zu verdrängen.“

Susanne nahm sie wortlos in den Arm und drückte sie fest an sich. Es brauchte keine Worte, um zu verstehen, was Susanne ihr sagen wollte. Sie hatte verstanden, was Eveline fühlte.

Nach einer Weile des Schweigens zahlte Susanne die Getränke und blickte auf die Uhr. Die beiden tranken aus und gingen langsam zum Auto. Eh sie wieder ins Auto stieg, überkam sie dann doch ein Gefühl der Panik. Ja, Marie hatte die beiden sehr gemocht. Doch wusste sie selbst so wenig über sie. Bis auf das Wochenende auf dem Anwesen hatte sie nicht viel von Robert und Julie erlebt. Und selbst da waren sie meistens mit anderen Gästen beschäftigt. Vielleicht war das alles eine äußerst schlechte Idee gewesen, Hals über Kopf hierher zu kommen. Susanne bemerkte ihr Zögern, als sie an der Autotür stand, schüttelte den Kopf und kam um den Wagen herum zu Eveline.

„Es ist alles gut, meine Liebe. Du musst dir keine Sorgen machen. Die beiden sind ganz wundervolle Menschen und werden sich fürsorglich um dich kümmern.“

Eveline sah sie erstaunt an. Langsam begann Susanne ihr Angst zu machen. Es schien, als würde diese Frau Gedanken lesen können.

„Du bist mir unheimlich, Susanne! Woher weißt du, was in meinem Kopf vorgeht?“

Sie strich Eveline wohlwollend über die Schulter und öffnete ihr mit einem Lächeln die Tür. Die ganze Fahrt über schwiegen sie, auch wenn sie sich immer noch Sorgen machte, entschied Eveline sich, es auf sich zukommen zu lassen. Sollte es überhaupt nicht funktionieren, würde sie es denn beiden sagen und zurück nach Paris reisen. Sie würde sich selbst eine Probezeit geben und sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Sicherlich würden die beiden es nicht anders wollen.

„Ich sehe Geister und mache mich verrückt“, fuhr es plötzlich aus ihr heraus.

Susanne erschrak so heftig, dass sie fast von der Fahrbahn abgekommen wäre.

„Gott, Eveline! Musst du mich so erschrecken? Meine Güte!“, entfuhr es ihr geschockt.

„Aber ich stimme dir zu, wenn es das ist, was ich denke. Es gibt wirklich keinen Grund sich Sorgen zu machen. Du wirst sehen, in ein paar Tagen lachst du über deine jetzigen Zweifel.“

Auch Eveline erschrak über den plötzlichen Ruck, den das Auto vollführte, dann begann sie schallend zu lachen. Sie gab Susanne recht, bestätigte sie doch nur, was ihr gerade durch den Kopf gegangen war. Als die beiden wenig später am Haus der Perrins ankamen, konnte Eveline wieder lächeln und strahlte wieder die Selbstsicherheit und Entschlossenheit aus, die sie vor der Reise hatte.

Wie bei ihrem letzten Besuch hier, war es Julie, die die Tür öffnete.

Sie kam mit wiegenden Schritten auf Eveline zu und öffnete ihre Arme. Kaum war sie bei Eveline angekommen, schloss sie sie in eine feste Umarmung und strich sanft über ihren Rücken.

„Es ist schön, dich hier wieder zu begrüßen, Eveline, auch wenn die Umstände, die dich zu uns geführt haben, schrecklich sind. Marie wird immer in unserem Herzen sein. Robert hat sich etwas überlegt, um dir das Eingewöhnen hier so angenehm wie möglich zu gestalten.“

Nur langsam löste Julie die Umarmung und Eveline war dankbar, dass sie auf die üblichen Mitleidsbekundungsfloskeln verzichtet hatte.

„Danke, das ist sehr lieb von Ihnen, Maitresse Julie. Ich hätte mir auch gewünscht, dass es andere Umstände sind, die mich wieder hierher führen.“

Julie erzählte, wie sie die Nachricht erreicht hatte. Wie fassungslos beide darauf reagiert haben, war es doch ein so sinnloser Verlust eines lieben Menschen. Dann erzählte sie, was in der Zwischenzeit alles auf der Insel passiert war. Dass es auch ein paar Veränderungen am Haus gab. Schließlich musterte sie Eveline und deutete auf Evelines Kopf.

„Was ist denn mit deinen Haaren passiert? Das sieht ja schrecklich depressiv aus, so ganz schwarz. Ich werde dich morgen mit zum Friseur nehmen. Ich könnte auch mal wieder einen frischen Schnitt vertragen.“

Eveline wagte es nicht, zu widersprechen. Natürlich war die Haarfarbe Ausdruck ihrer depressiven Stimmung gewesen. Sie atmete tief durch und nickte dann sanft, gedanklich wieder bei Marie.

„Depressiv trifft es ganz gut, Maitresse Julie“, antwortete sie leise und winkte ab.

Sie wollte nicht mehr über all die Dinge nachdenken, die sie die letzten Monate so belastet hatten. Sie fand, dass es genug war, wenn immer und immer wieder die schrecklichen Augenblicke in ihren Träumen Gegenwart wurden. Der Psychologe hatte ihr gesagt, dass es normal sei. Jeder Mensch ginge anders mit Trauer um. Nur fand Eveline, es wäre an der Zeit, ihr Leben wieder zu leben.

Susanne verabschiedete sich wie gewohnt warmherzig, klärte noch kurz einige Dinge mit Julie und fuhr dann davon.

„Komm, wir gehen runter ans Wasser, Robert ist am Bootssteg und bastelt an Techniksachen, von denen ich nichts verstehe“, lachte Julie und nahm Eveline an die Hand.

„Ihr habt jetzt auch ein Boot?“

„Wir hatten schon lange ein Boot, nur lag es die ganze Zeit im Hafen. Nun haben wir das Alte verkauft und das Neue ist hier, seitdem der Anleger gebaut wurde.“

Beeindruckt folgte sie Julie, am Tennisplatz vorbei, an den sie sehr gemischte Erinnerungen hatte, hinunter zu der kleinen Bucht. Sie staunte nicht schlecht, als sie erst einen langen Mast, dann, nachdem große Büsche die Sicht freigegeben hatte, das ganze Boot sah.

Ein stattlicher Katamaran, der schon aus der Distanz, aufgrund des modernen Designs, sehr edel wirkte. Durch seine Breite wirkte es noch größer als das Boot, das sie von Louis kannte. Sichtlich beeindruckt ging sie näher und sah Robert, nur mit Badeshorts bekleidet aus dem Inneren des Aufbaus ins Freie treten. Das Boot verfügte über eine Art Terrasse mit gemütlich wirkenden Sitzgelegenheiten. Robert blickte hinauf zu den beiden Damen, die sich ihm näherten. Als er Eveline erblickte, verzog sich sein Gesicht zu einem Lächeln. Er legte das Werkzeug aus der Hand, ging die kleine Treppe am Heck hinunter und trat auf den Steg.

„Na, wen haben wir denn da?“, rief er Eveline entgegen.

„Es ist schön, dich hier wieder zu sehen, Eveline.“

Als beide bei Robert angekommen waren, machte Eveline einen höflichen Knicks und antwortete ihm mit sanfter Stimme.

„Ich freue mich auch, Sie wieder zu sehen, Monsieur Robert. Danke, dass Sie mich hier empfangen und gewillt sind, mich in Ihre Obhut zu nehmen.“

„Es war für uns eine Selbstverständlichkeit, nachdem was vorgefallen ist, Eveline. Wir wissen, wie viel du Marie bedeutet hast. Sollte es uns auf diesem Weg möglich sein, sie zu ehren, dann werden wir das natürlich tun. Natürlich spielt auch ein gewisser Egoismus mit, wenn wir dich hier aufnehmen. Das abzustreiten wäre eine Lüge.“

Eveline nickte dankbar und sah erneut zum Boot. Robert sah ihren neugierigen Blick und wandte sich zu seiner Frau.

„Du kannst Eveline ja das Boot zeigen, ich geh ins Wasser schwimmen. Die Arbeit an der Steuerung war anstrengend. Schick mir Eveline ins Wasser nach, sobald die Führung beendet ist.“

„Männer“, seufzte Julie und deutete mit einem Lächeln ihr zu folgen.

Man konnte das Boot über je eine Treppe an der linken und rechten hinteren Seite betreten. Zwischen den beiden Rümpfen war etwas erhöht der Wohnbereich. Im Freien der Teil, den Eveline aus der Distanz schon gesehen hatte. Eine Terrasse, auf der eine Gruppe von Leuten gemütlich im Freien, geschützt unter einem ausziehbaren Sonnensegel, sitzen konnte. Zwischen den beiden Treppen waren Ausleger, an denen ein Beiboot mit Außenbord Motor hing. Zusätzlich ragte von einem der Ausleger eine Metallstange senkrecht nach oben, an dessen Ende sich munter ein Windrad drehte. Unten im Wasser neben dem Rumpf schwamm Robert, und Eveline kam nicht umhin, seinen durchtrainierten gebräunten Körper zu bewundern.

„Lass uns reingehen, Eveline“, riss Julie Eveline aus ihrer Verzückung.

Sie schenkte Julie wieder ihre volle Aufmerksamkeit, die bereits eine der Glastüren geöffnet hatte und sie mit einer Handbewegung hereinbat. Im Inneren waren wieder Sitzgelegenheiten, die Wohnzimmer-Atmosphäre ausstrahlten. Direkt angrenzend war zur Rechten eine Küche. Im vorderen Teil an der großen Scheibe zum Bug hin, viele Instrumente und ein Steuerrad. Eveline sah sich staunend um. Jeweils zur linken und rechten Seite gingen Treppen hinunter in die Rümpfe. Julie nahm sie an die Hand und führte sie die Treppe in den linken Rumpf hinab.

„Hier wird deine Unterkunft sein, Eveline. Es ist zugegebenerweise recht eng, da sich im vorderen Teil das Lager für Segel und andere technische Dinge befindet. Aber du wirst hier schlafen und dich frisch machen können, während wir unterwegs sind.“

Eveline blickte sich in der kleinen Koje um. Das Bad bestand aus einer Nasszelle, sie würde also vor dem Spiegelschrank und der Toilette duschen. Natürlich würde es auf der anderen Seite ganz anders aussehen. Eine Ahnung, die sich im weiteren Verlauf der Führung bestätigte. Julie ließ Eveline jedoch nur einen kurzen Blick in ihre privaten Gefilde werfen. Als sie wieder im Salon angekommen waren, trat Julie hinter Eveline und griff das Schloss, das ihr Halsband verriegelte.

„Du wirst ein dauerhaftes Halsband bekommen, sobald du dich uns offiziell hingegeben hast, Eveline. Das hier ist nicht fürs Wasser geeignet.“

Sie nickte vorsichtig und hielt still, während Julie das Schloss öffnete und dann das Halsband abnahm. Eveline strich sich über den Hals, der sich mit einem Mal wieder ungeschützt und nackt anfühlte. Es mutete komisch an, hatte sie doch die letzten Monate ohne Halsband verbracht. Trotzdem fehlte ihr das Gefühl auf eine ihr unerklärliche Weise.

„Zieh dich aus und gehe ins Wasser baden Eveline. Ich werde es mir hier gemütlich machen.“

„Danke, Maitresse Julie“, erwiderte Eveline leise und zog sich wie angeordnet unter Julies prüfenden Blicken aus.

Das Wasser war frisch und genau das, was sie nach dem Flug brauchte. Auch wenn die vom Sturm aufgepeitschte See, draußen vor dem windgeschützten Strand es nicht ganz einfach machte zu schwimmen. Die Wellen waren nicht hoch, doch schwappten sie kreuz und quer durch die von Felsen umringte Bucht. Nicht nur einmal schluckte sie aus Versehen das salzige Nass. Robert war zu einem Bereich geschwommen, wo das Wasser glatter wurde. Eveline folgte ihm und als sie ihn erreichte, hatte er es sich bereits, im seichten Wasser sitzend, gemütlich gemacht.

„Komm her und setz dich zu mir, Eveline“, forderte er sie auf, ihm Gesellschaft zu leisten.

Lächelnd nickte sie und schwamm die letzten Züge, eh sie den Grund unter sich spürte.

„Die Wellen haben mich ganz schön Wasser schlucken lassen, Monsieur Robert, wie schaffen Sie es, so gut in dem Durcheinander die Übersicht zu behalten?“

„Stell dich vor mich. Ich will dich betrachten. Ich hoffe, die schwere Zeit hat dich nicht Speck ansetzen lassen!“, sagte er schroff, ohne auf ihre Frage einzugehen.

Eveline errötete, dann erhob sie sich und stellte sich wie verlangt vor ihn.

„Nein, Monsieur, ich habe eher abgenommen. Der Kummer hat mir den Appetit verdorben“, antwortete sie etwas verunsichert.

Robert nickte sichtlich zufrieden.

„Besser so. Ich dulde keine übergewichtigen Sklavinnen. Weiche Rundungen sind gut, aber es darf nicht fett wirken!“

Er sah an ihr hoch, dann griff er Eveline prüfend zwischen die Beine.

„Ich schätze Schamhaarstoppel nicht. Wir werden sie dir dauerhaft entfernen lassen. Eine Sache weniger, um die man sich Gedanken machen muss. Wir alle wissen, dass du erwachsen bist. Da braucht es keine Schamhaare als Beweis deiner Reife.“

Eveline schluckte und zitterte, als sie seine Finger spürte. Auch wenn es sie normalerweise erregen würde, in diesem Moment fühlte es sich an, wie von einem Fleischbeschauer begutachtet zu werden. Seine Finger waren kalt, wie auch die Art, mit der er sie behandelte. Auch seine Stimme war rauer geworden.

„Meine Frau meinte, wir sollten dich behutsam eingewöhnen. Doch davon halte ich nicht viel. Zum einen warst du es, die uns gebeten hat dich aufzunehmen, zum anderen denke ich, dass es nicht hilfreich ist. Was du brauchst, ist Führung. Marie ist tot und ich erwarte von dir, ab nun uns zu dienen, nicht deiner Trauer. Versteh mich nicht falsch. Ich habe Marie sehr geschätzt. Aber nichts kann sie wieder zurückbringen. Daher wirst du dich ab jetzt voll und ganz auf deine Dienste hier konzentrieren. Marie, das Leben in Paris, das war einmal.“

Sie biss sich auf die Lippe. Auch wenn er sicherlich recht hatte, so war diese Ansage sehr direkt und fühlte sich harsch an. Eveline erinnerte sich an Maries Worte, dass Robert und Julie sehr nett, aber auch sehr dominant und fordernd wären. Das spürte sie gerade sehr deutlich.

„Natürlich, Monsieur Robert. Ich bin zu Ihnen gekommen, da ich wusste, dass Marie es so gewollt hätte. Sie hatte bei der Abreise damals sogar davon gesprochen, mich zeitweise Ihnen zur Verfügung zu stellen.“

„Oh, das wusste ich nicht, aber umso besser. Dann müssen wir ja nicht lange fackeln. Wenn Marie dich uns sozusagen vermacht hat. Komm, lass uns zurück zum Boot gehen. Julie wird es freuen, dich nicht lange eingewöhnen zu müssen.“

Er stand auf und gab ihr einen festen Klaps auf den Po.

„Ja, Monsieur Robert“, erwiderte Eveline leise, haderte einen Moment, folgte ihm dann aber.

„Schatz, ich habe gerade von Eveline Dinge gehört, die dich interessieren dürften.“

Julie blickte von ihrem Buch auf, als die beiden die Treppe hinauf kamen und legte die Lesebrille zur Seite.

„Eveline, sag meiner Frau, was Marie für dich geplant hatte.“

Kurz atmete sie tief durch, dann sagte sie mit sanfter Stimme:

„Marie hat vor der Abreise davon gesprochen, mich Ihnen beiden zeitweise zur Verfügung zu stellen. Sie fühlte sich Ihnen beiden gegenüber verpflichtet.“

Julie blickte ihr tief in die Augen.

„Sag ihr, was Marie gewollt hätte, Eveline. Das ist der wichtigere Part!“, bohrte Robert nach.

„Marie hätte gewollt, dass ich mich in Ihre Obhut begebe und Ihnen diene.“

Evelines Stimme wurde immer schwächer.

„Und da du nun hier bist, darf ich davon ausgehen, dass du diesem Wunsch folge leistest?“

„Ja, Maitresse Julie.“

„Du siehst es als ihren letzten Wunsch an, Eveline?“

„Ja, das tue ich, Maitresse Julie.“

Julie blickte kurz zu ihrem Mann, dann wieder zu Eveline.

„Dann beginne ich mich aber doch zu fragen, warum es so lange gedauert hat, bis uns diese Erbschaft erreicht hat. Wenn es Maries Wille gewesen wäre, dass wir ihre Sklavin erben, warum ist sie dann nicht direkt hierher gekommen?“

Eveline spürte, wie Tränen in ihre Augen schossen. Julie mochte recht haben mit dem, was sie sagte. Auch wenn es sich sehr hart anhörte, so hätte sie auch hier mit Julie und Robert trauern können und sicherlich hätte es ihr den Absturz mit falschen Freunden erspart.

„Ich, ich weiß es nicht, Maitresse Julie. Ich war so verwirrt und niedergeschlagen. Ich hatte das Gefühl verrückt zu werden.“

Julie erhob sich, trat auf Eveline zu und nahm sie in den Arm.

„Wir hätten schon für dich gesorgt, Eveline. Ich denke, wir sollten hochgehen und dir dein zukünftiges Halsband anlegen. Dann regeln wir den Rest und nehmen dich hier als unsere Sklavin auf.

Eingewöhnung braucht es dann ja wohl nicht mehr.“

„Natürlich, Maitresse Julie, danke“, erwiderte Eveline mit unsicherer Stimme, sich nicht sicher, ob ihr das nicht auf einmal alles viel zu schnell ging.

Der Code Noir Eve

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