Читать книгу Blaue Diamanten - Irene Dorfner - Страница 9

4.

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Jenny Löffler benahm sich in den letzten Tagen seltsam. Sie war noch wortkarger als sonst. Sie hielt ihren Kopf noch tiefer gesenkt und vermied jeglichen Blickkontakt. Das fiel nicht nur dem Busfahrer Magnus Hofberger, sondern auch dem Fahrgast Hedwig Berenz auf. Allen anderen war der Zustand Jennys völlig egal. Aber nicht der 58-jährigen Hedwig, die den Busfahrer Magnus mit allen Informationen über Jenny versorgte. Sie war eine passionierte Kupplerin und fand von Anfang an, dass die beiden ein perfektes Paar abgeben würden. Hedwig wohnte nicht weit von Jenny entfernt. Wenn sie sich Mühe gab und sich weit über den Balkon ihrer großzügigen 3-Zimmer-Wohnung lehnte, konnte sie einen Blick in Jennys Küche werfen. Nicht, dass sie das nicht schon hunderte Male getan hatte, wofür sie sich nicht schämte. Sie gab freimütig zu, neugierig zu sein. Warum auch nicht? Das war ihr Hobby und sie stand dazu. Sie kannte alle Nachbarn und deren Familienverhältnisse, natürlich auch die von Jenny. Es hatte ihr damals sehr leid getan, als die Familie auseinanderbrach und Jenny mit den Kindern allein dastand. Als Klaus Löffler auszog, kannte sie die genauen Gründe nicht und konnte daher nur spekulieren. Es musste eine andere Frau dahinterstecken, sonst würde der Mann diese nette Familie niemals verlassen. Einen anderen Grund konnte sie sich einfach nicht vorstellen, obwohl die Gerüchteküche brodelte, zu der Hedwig immer ihren Senf gab. Hedwig hatte sich sehr darüber gefreut, als Jenny einen Job fand und sie jetzt sogar in derselben Buslinie zur selben Zeit nach Hause fuhren. Als sie herausgefunden hatte, dass Jenny nur einen Bus nach ihrem zur Arbeit nahm, hatte sie sich ihr angeschlossen. Dann kam sie eben zwanzig Minuten später bei ihrer Arbeitsstelle in Miesbach an, was machte das schon? Sie arbeitete dort schon seit sehr vielen Jahren in einem Schuhgeschäft, das sich auf Übergrößen spezialisiert hatte. Sie liebte ihre Arbeit, die sie tagsüber komplett ausfüllte. Jenny kannte sie bestimmt nicht, grüßte aber immer höflich und freundlich. Jenny stieg am Abend eine Station nach ihr ein und daher wusste Hedwig, wo sie arbeitete. Jeden Tag hielt sie nach ihr Ausschau und freute sich, dass sie immer mehr aufblühte. Als sie die Blicke des Busfahrers Magnus Hofberger bemerkte, befand sie es als ihre Pflicht, den gutmütigen, freundlichen Mann über Jenny aufzuklären. Er hatte nichts gegen Kinder. Warum auch? Die Kinder waren entzückend! Gut erzogen, höflich und obendrein sehr hübsch. Hedwig mochte Kinder, hatte aber leider selbst keine. Sie wurde bereits mit 49 Jahren Witwe und es ergab sich seither für sie keine neue Liebschaft. Natürlich gab es potentielle Partner, einen Mann zu finden war kein Problem. Es gab viele alleinstehende Männer, die aber nur jemanden für den Haushalt, zur Gesellschaft und für die Pflege brauchten. Denen war es egal, wer an ihrer Seite war; Hauptsache, sie waren nicht mehr allein. Hedwig verstand bis heute nicht, wie man sich so schnell nach dem Tod eines Partners wieder binden konnte und verurteilte Witwer und Witwen, die sich an den oder die nächstbeste hängten. Sie war anders, bei ihr stand das Herz an erster Stelle. Sie musste feststellen, dass sie mit zunehmendem Alter immer anspruchsvoller wurde und das stand ihr auch zu. Niemand konnte es mit ihrem verstorbenen Mann aufnehmen, den sie über alles geliebt hatte und der in ihren Augen perfekt war.

Was war nur mit Jenny los? Sie wirkte verschüchtert, ins sich gekehrt, fast ängstlich. Hing das mit dem Mann zusammen, der einige Male mit der Linie 12 gefahren war und sie beobachtete? Hedwig kam der Mann suspekt vor, denn er passte überhaupt nicht zu Jenny. Er war bestimmt schon Mitte 40, war groß, kräftig und hatte fiese Augen. Außerdem trug er einen billigen Anzug und schmutzige, alte Schuhe, die die grobschlächtige Art noch unterstrichen. Seit letzte Woche Dienstag war er nicht mehr mitgefahren und Hedwig war froh, dass er Jenny nicht mehr nachstieg.

Sollte sie Jenny einfach ansprechen und sie fragen? Das traute sie sich nicht. Sie war neugierig, aber besonders mutig war sie nicht. Trotzdem würde sie an Jenny dranbleiben und sie im Auge behalten.

„Gehst du heute schon wieder in deine blöde Oper?“ maulte Rosina Steinmaier während des Frühstücks. Sie hatte schon immer Wert darauf gelegt, mit ihrem Sohn gemeinsam zu frühstücken, worauf Tamino gerne verzichtet hätte. Jeden Morgen maulte seine Mutter so lange, bis ihre Unterhaltung in einem Streit und sich wiederholenden Vorwürfen endete. Er versuchte stets, dem aus dem Weg zu gehen, aber sie provozierte ihn so lange, bis er sich nicht mehr beherrschen konnte und contra gab.

„Erst nächste Woche Mutti.“

„Was findest du nur an diesem fürchterlichen Geschrei? Der Komödienstadl ist immer schön, aber die Oper? Du bist genauso wie dein Vater! Der hat auch immer ein Heidengeld für Opernkarten ausgegeben und hat mich allein zurückgelassen, um sich das Geschrei anzuhören. Er wollte immer etwas Besseres sein und gab mit seinem Wissen und seiner Affinität zu Opern an. Ich konnte nie etwas damit anfangen und hielt lieber jeden Pfennig zusammen. Dein Vater hat nicht viel verdient und wir mussten immer sparen. Trotzdem wollte er partout nicht auf die Opern-Besuche verzichten. Er hat mich dazu überredet, dich Tamino zu nennen. Ich finde den Namen auch heute noch affig und für ein Leben in Bayern nicht angebracht. Aber gegen deinen Vater kam ich nicht an.“

„Ich finde den Namen schön, er passt zu mir. Vati war nun mal ein Feingeist.“

„Feingeist! Pah! Er kam aus einfachsten Verhältnissen. Meine Eltern waren reiche, angesehene Geschäftsleute. Die Eltern deines Vaters waren einfache Leute, die es nie zu Reichtum gebracht hatten. Ich habe oft mitbekommen, wie dein Vater seinen Eltern einige Scheine zusteckte, wenn sie mal wieder klamm waren. Das war rausgeschmissenes Geld! Man kommt nur zu etwas, wenn man fleißig ist und das Geld zusammenhält. Wie oft habe ich deinem Vater gebeten, dass er seinen Eltern nichts mehr geben soll. Denkst du, er hat auf mich gehört?“

„Vati war eben ein sehr gutmütiger, großherziger Mensch,“ sagte Tamino. Wie immer musste er seinen Vater verteidigen. Wie sehr er ihn vermisste, hatte seine Mutter nie bemerkt.

„Großzügig und gutmütig nennst du das? Nein, das war einfach nur dumm. Ja, dein Vater war ein dummer Mann, der sich gerne ausnutzen ließ. Außerdem war er nicht groß und stattlich, wie man sich einen Mann vorstellt. Er war genauso klein und dünn wie du. Das gefällt mir an Männern nicht.“

„Und trotzdem hast du ihn geheiratet,“ sagte Tamino und bereute seine Worte sofort. Er kannte die Sprüche und Geschichten seiner Mutter in- und auswendig. Bei jeder Gelegenheit machte sie ihn und seinen verstorbenen Vater nieder. Tamino kannte die Wahrheit, die sich seine Mutter immer schön redete. Das reiche Elternhaus seiner Mutter war in Wahrheit ein kleiner Tante-Emma-Laden mitten in Schwindegg, der sich gegen die großen Supermärkte nicht durchsetzen konnte und schließlich Ende der 70er-Jahre schließen musste. Das Haus war nicht viel wert und musste inzwischen einem Spielplatz weichen, nachdem die Stadt das Haus für ein Butterbrot gekauft hatte. Seine Mutter Rosina hatte von klein auf in dem Laden mitgearbeitet. Sie hatte keine Ausbildung und hatte nach der Schließung des Geschäfts nicht mehr gearbeitet. Er selbst war damals noch klein und konnte sich noch gut daran erinnern, wie verzweifelt seine Mutter war; sie hatte tagelang geweint. Tamino war davon überzeugt, dass sie wegen der Schließung des Geschäfts und der Langeweile so verbittert geworden war. Seitdem sie zuhause war und sich langweilte, hatte sie sich auf seinen Vater eingeschossen und machte ihm mit ihren Vorhaltungen und Sticheleien das Leben zur Hölle. Seit sein Vater vor zwölf Jahren starb, war er nun dran.

Seine Mutter regte sich über seine Widerworte auf und er entschuldigte sich mehrmals, wobei er ständig auf die Uhr sah. Die Zeit drängte, der Bus wartete nicht auf ihn. Als er endlich vor der Tür stand, musste er sich beeilen. Erst als er im Bus saß, fühlte er sich wohl. Kein Geschrei und kein Gekeife, hier konnte er sich entspannen und zur Ruhe kommen. Wie oft hatte er seiner Mutter die Pest an den Hals gewünscht? Aber sie war seine Mutter und er musste sie so nehmen, wie sie war. Was würde aus ihm werden, wenn sie nicht mehr da wäre? Brauchte er sie wirklich oder machte er sich nur etwas vor? Tamino wischte die Gedanken beiseite und dachte nur noch an seinen Bordellbesuch im Kolibri in der nächsten Woche. Die Damen warteten bestimmt schon auf ihn, schließlich war er ein großzügiger Gast, der keinen Ärger machte. Er verschwendete nicht einen Gedanken an den Mann, der ihn bedroht hatte und der von ihm einen Kurierdienst quasi erzwang. Warum auch? Kohle für nichts. Was sollte dabei schief laufen?

Jenny war da weniger entspannt. Immer und überall erwartete sie, von jemandem angesprochen zu werden. Wer war der Mann, der ihr den Umschlag übergeben würde? Irgendwoher kannte sie ihn, aber woher? War er einer der Fahrgäste? Oder sogar ein Kollege oder Nachbar? Täuschte sie sich, oder handelte es sich bei ihm um einen Fremden? Wurde auch er bedroht? Womit wurde er unter Druck gesetzt? Die ständigen Gedanken zermürbten sie und sie musste sich ermahnen, sich endlich zusammenzureißen.

Am liebsten wäre sie zuhause geblieben und hätte sich in ihrem Bett verkrochen, zumal sie seit dem Wochenende eine satte Erkältung mit sich herumschleppte. Die Kinder wollten unbedingt zur Eisbahn und Schlittschuhlaufen. Die Eislaufsaison ging ihrem Ende zu und sie wollte ihren beiden Kleinen diesen Spaß gerne erlauben. Natürlich hatte sie sie begleitet und stand an der Bande und wartete, während ihre Kinder sich mit Freunden vergnügten. Sie hätte sich wärmer anziehen sollen, sie hatte die Kälte unterschätzt. Dann stand er plötzlich da, einfach so. Der Mann, der ihr gedroht hatte stand an der gegenüberliegenden Bande und sah zu ihr herüber. Was wollte er hier? Und wie kam er hierher? Minutenlang stand er da und sie verstand seine Drohung: Er wusste, wo sich ihre Kinder aufhielten! Das allein reichte ihr. Ihr wurde schlecht und sie bekam noch mehr Angst. Auch noch nachdem er längst verschwunden war, war die Angst nicht verflogen. Die Sache war ernst, sehr ernst sogar und sie machte sich Sorgen um ihre Kinder und um sich selbst. Wer würde sich um Hannah und Oskar kümmern, wenn sie nicht mehr da wäre?

Die lachenden Kinder brachten sie auf andere Gedanken. Sie erzählten von dem aufregenden Nachmittag noch den ganzen Abend, bis sie erschöpft ins Bett fielen. Ihre Füße waren immer noch kalt und der Kopf war heiß. Sie durfte nicht krank werden, nicht jetzt! Der Mann hatte ihr gesagt, dass sie nicht krank sein dürfe. Entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten nahm sie alle möglichen Erkältungsmittel ein, die sie finden konnte. Einige waren nur für Kinder, andere waren schon abgelaufen. Aber das war ihr egal. Der Mann hatte deutlich gesagt, dass sie jeden Tag zur Arbeit gehen solle und dieser Anweisung musste sie folgen.

Wie lange würde das Spiel noch gehen? Wann konnte sie endlich wieder in Ruhe und Frieden leben? Was hatte sie diesem Mann eigentlich getan? Warum wurde gerade sie ausgewählt?

So fuhr sie also zur Arbeit. Was blieb ihr anderes übrig? Es war ihr am Freitag endlich gelungen, ihre Kinder in die überzogene Betreuungsgruppe in der Schule unterzubringen. Sie hatte den Rektor quasi angefleht, ihre Kinder zu nehmen, bis er schließlich nachgab. Hannah und Oskar waren jetzt am Abend nicht mehr allein und sie konnte sie nach der Arbeit direkt von der Schule abholen. Ihre Kinder würden nicht mehr alleine sein und waren so vor dem Fremden geschützt. Diese Sorge wurde ihr genommen.

Sonst freute sie sich auf ihre Arbeit und auf ihre Kollegen, aber seit letzter Woche war ihre Freude verflogen. Sie funktionierte nur noch.

Magnus rief durch den Bus und wünschte ihr einen schönen Tag. Sie erwiderte nichts darauf und stieg aus. Warum war sie ihm gegenüber nur so abweisend? Das spielte jetzt keine Rolle, Magnus war nicht das Problem. Ihr Problem war dieser unsägliche Kurierdienst, mit dem sie eine Straftat beging und zu dem sie gezwungen wurde. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zu fügen.

Hedwig Berenz hatte sich während des Wochenendes über Jenny Gedanken gemacht. Sie musste etwas unternehmen, denn mit ihr stimmt etwas nicht. Und so, wie sie sich heute Morgen verhielt, wurde sie darin bestätigt. Als Jenny ausgestiegen war und der Bus losfuhr, ging sie direkt zu Magnus. Sie wusste, dass das verboten war, aber das war ihr egal. Sie kümmerte sich auch nicht um die Blicke der anderen Fahrgäste, auch die waren ihr völlig gleichgültig.

„Frau Berenz? Setzen Sie sich bitte,“ sagte Magnus erschrocken, als ihn Hedwig ansprach. „Sie wissen, dass es verboten ist, mit dem Fahrer während der Fahrt zu sprechen.“

„Papperlapapp,“ sagte sie nur. „Was ist mit unserer Jenny los?“

„Was soll mit ihr sein?“

„Stellen Sie sich nicht so dumm. Ich habe gesehen, dass Ihnen ihr Verhalten auch aufgefallen ist. Wenn Sie mich fragen, hat sie Angst.“

„Vielleicht hat sie private Probleme, die uns nichts angehen sollten. Und jetzt setzen Sie sich endlich.“

Hedwig war Magnus‘ Anweisung gleichgültig. Wenn sie sich jetzt setzte, musste sie brüllen und Ohren, die ihre Unterhaltung nichts anging, würden unweigerlich mithören.

„Privat ist bei ihr alles beim Alten. Jenny hat die Kinder in die überzogene Schulbetreuung gegeben und holt sie nun am Abend direkt von dort nach der Arbeit ab. Sonst ist mir nichts aufgefallen. Wenn etwas vorgefallen wäre, hätte ich das mitbekommen. Ich habe mich sogar am Samstag mit Oskar unterhalten können, der mir ganz normal schien.“

„Frau Berenz! Sie können doch nicht einfach Jennys Kinder belästigen!“

„Wie soll ich sonst herausfinden, was mit ihr los ist? Denken Sie, es hat mit dem Mann zu tun, der Jenny einige Tage beobachtet hat? Und sagen Sie nicht, Ihnen ist das nicht aufgefallen.“

„Doch, das ist mir aufgefallen. Was wissen Sie von dem Mann?“

„Nichts. Ich habe mich hauptsächlich um Jenny gekümmert.“ Sie waren an Hedwigs Haltestelle angekommen und der Bus stoppte. Hedwig kam nun ganz dicht an Magnus‘ Ohr. „Ich habe von dem Mann heimlich ein Foto machen können.“

„Wie bitte? Warum das denn?“

„Ich mache mir Sorgen um Jenny. Falls ihr etwas passiert, habe ich für die Polizei zumindest ein Foto vom Täter.“ Hedwig stieg aus.

„Sie lesen zu viele Krimis Frau Berenz,“ lachte Magnus, schloss die Tür und fuhr los. Sofort verstummte sein Lachen. Ihr war der Mann also auch aufgefallen. Er dachte schon, dass er halluzinierte. Hedwig Berenz hatte ihn mit ihren düsteren Ahnungen angesteckt und nun machte er sich ebenfalls große Sorgen um Jenny. Was, wenn Frau Berenz mit ihrer Vermutung richtig lag und Jenny in Gefahr war?

Um Tamino sorgte sich niemand. Warum auch? Er benahm sich wie immer. Er saß aufrecht auf seinem Platz und sah nach draußen. Kannten ihn die anderen Fahrgäste und der Fahrer der Line 38 überhaupt? Waren sie ihm bekannt? Nein, Tamino interessierte sich nicht für andere und dachte nur an sich. Seit Jahren fuhr er mit dem Bus, was sehr viel länger dauerte und viel umständlicher war, als mit der Bahn zu fahren. Die Fahrtzeit machte ihm nichts aus, er hatte am Abend sowieso nie etwas vor. Die Fahrt mit dem Bus kostete ihn nichts, denn sein Arbeitgeber übernahm die monatlichen Kosten. Nicht für die Bahn, nur für den Bus. Diese Vertragsklausel stammte noch aus früheren Zeiten, in denen eine Bahnfahrt kaum bezahlbar war. Keiner seiner Kollegen störte sich an dieser Klausel, denn fast alle fuhren mit dem Wagen. Tamino nicht. Er hatte keinen Wagen, er hatte nicht einmal einen Führerschein. Warum also sollte er unter diesen Umständen mit der Bahn fahren? Das kostete nur unnötig Geld, das er sich sparen konnte. Er fuhr tagaus, tagein auf Kosten des Arbeitgebers mit dem Bus und war zufrieden.

Auch bei Tamino wollte Thalhammer am Wochenende nochmals Druck ausüben, aber dieser Ignorant hatte ihn nicht einmal bemerkt. Tamino ging mit seiner Mutter gemeinsam in die Kirche und er machte sich mehrmals bemerkbar, wurde aber von Tamino nicht wahrgenommen. Er schien sich verändert zu haben. Täuschte er sich, oder kam ihm Tamino gelöster, fast fröhlicher vor? Bräu hatte Recht: Tamino war ein richtiger Trottel!

Jenny und Tamino wurden den ganzen Montag über beobachtet. Bräu und Thalhammer waren zufrieden, wie sich die beiden verhielten. Beide verhielten sich wie immer. Wohlwollend hatten sie registriert, dass Jenny trotz ihrer offensichtlichen Erkältung zur Arbeit ging. Sie und Tamino funktionierten perfekt. Der nächste Testlauf konnte heute Abend starten.

Die Baustellen auf der B304 machten beiden Sorgen, denn die Behinderungen wurden nicht kleiner, sondern größer. Noch war die Zufahrtsstraße zur A94 offen und konnte problemlos befahren werden. Bräu und Thalhammer hatten die leise Hoffnung, nach dem Coup doch noch ungehindert die Stadt verlassen zu können.

Aber darauf konnten sie sich nicht verlassen. Die Sperrung der A94 war seit langem angekündigt und die Gerüchteküche brodelte: Die Sperrung stand offenbar kurz bevor.

Blaue Diamanten

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