Читать книгу Tödliche Vetternwirtschaft - Irene Dorfner - Страница 6

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Ein riesiges Feuer brannte in dieser Einöde und sah dabei einem Scheiterhaufen gleich. Der alte Bauernhof wurde hell erleuchtet. Einige Männer, es müssten über 20 sein, standen mit Bierflaschen in der Hand um dieses Feuer und sangen, nein, sie brüllten irgendwelche Lieder, die er nicht verstand. Aber was und wie sie sangen, klang bedrohlich und schüchterte ihn ein. Was zum Teufel war hier los?

Ungläubig verfolgte er zitternd vor Angst und Kälte, was hier abging. Mehrfach glaubte er zu träumen, das Ganze war einfach zu unwirklich. Er lag in der sternenklaren Nacht hinter einem Hügel und war von dem Geschehen etwa 100 Meter entfernt. Näher traute er sich nicht, denn um den Bauernhof gab es nichts, was ihm sicheren Schutz bieten konnte. Seinen Wagen hatte er auf einem Feldweg geparkt und nachdem er sah, was sich vor seinen Augen abspielte, betete er darum, dass weder er, noch sein Wagen entdeckt würde. Alles in ihm brüllte: Weg hier, so schnell wie möglich! Aber er hatte so viel Angst, dass er sich nicht getraute, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Er befürchtete, dass alleine sein Atem ihn verraten könnte. Er zog sich deshalb die Mütze vom Kopf und hielt sie vor Mund und Nase. Seine Glieder waren längst steif geworden, was er überhaupt nicht wahrnahm, zu sehr fesselten ihn die Geschehnisse. Wie lange war er schon hier? Er hatte längst jedes Zeitgefühl verloren, es hätten Minuten oder auch Stunden sein können.

Die Stimmung unter den Männern änderte sich. Es war still geworden, dieses fürchterliche Gebrüll hatte aufgehört und er hörte nur noch die gespenstische Stille der Nacht, was fast noch unheimlicher war. Einer der Männer kam aus dem Haus und entfaltete jetzt feierlich und unter zunehmenden Begeisterungsrufen ein Tuch, das dann an der Fahnenstange an der Seite des Bauernhofes mit zunehmendem, immer stärkerem Beifall gehisst wurde. Er konnte es nicht glauben: Hier, mitten in der Einöde Oberbayerns, vor den Toren des beschaulichen Wallfahrtsstädtchens Altötting am heutigen Ostermontag 2015 wurde im Beisein einer Gruppe brüllender, klatschender Männer eine Hakenkreuzfahne gehisst!

Tödliche Vetternwirtschaft

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