Читать книгу Couscous Crème fraîche - Iris Maria vom Hof - Страница 5

Ein Tier auf ihr

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Le Havre, Mai 1968 /// Katy merkt wie der Vater die Wohnungstüre abschließt, abends wird alles verriegelt, damit keiner abhaut. Katy ist noch ein kleines Mädchen, ihr Oberkörper flach wie der ihrer Brüder. Mit neuneinhalb hat sie noch keine Titten, nur mickrige Brustwarzen. Ihre Möse ist ohne Haare, sie hat die schmalen Schenkel eines Kindes. Katy verkriecht sich unter ihrer dünnen Decke und versucht einzuschlafen. Keine Chance, aus dem Küchenradio dröhnt Johnny Hallyday mit seinem Megahit „Jeune Homme.“ Da kommt ihr das Bild hoch, wie sie das erste Mal mit einem Bruder zwischen den Beinen aufwachte. Angst und Schuldgefühl machen sich breit, sie wird später wieder Besuch bekommen. Ihr ältester Bruder Gérard schleicht sich zuerst ran, dann wirft sich der ein Jahr jüngere Denis auf sie. Die Jungen würden am liebsten Tag und Nacht herum vögeln. Hormonstau. Und weil sie die kleine Katy haben, schieben sie täglich eine Nummer mit ihr. Heimlich, im Dunkeln wenn der Vater seinen Rausch ausschläft und nichts mehr mitkriegt. Bepisster Quatsch. Katy kapiert so was nicht. Dreckskerle. Seit ihre Brüder einen hoch kriegen sind sie nur noch bescheuert! Katy hat null Ahnung, warum die beiden auf ihr Piss-Ding so stolz sind. Bloß weil es wächst und sie abspritzen? Bei jeder Gelegenheit werden die Pimmellängen verglichen. Katy schüttelt sich vor Ekel. Gérard war es, der ihr als erster sagte ich liebe dich. Kotz, würg. Der erste Mann in ihrem Leben, der ihr sagt, ich liebe dich, ist ihr Bruder, toll. / Katy hält die Klappe. Der Vater Ben Ali würde die Brüder tot prügeln. Einen nach dem anderen, wie er es immer macht, wenn er austeilt. Zuerst den Älteren und dann den Jüngeren, immer in der männlichen Rangfolge. Letztes Jahr hat das brutale Schwein Gérard den Unterarm gebrochen. Richtig gebrochen, willentlich, nach hinten gedreht, knirsch und knack. Überansage, keineswegs. Das Stück Arm ist seither schief eingehängt, keine schöne Erfahrung. Ein anderes Mal, als der Vater zufällig entdeckte, dass sich Denis eine Pistole auf den Steiß tätowieren ließ, da war vielleicht was los: „Du mit deinem Schwulenarsch, du Schwuchtel, pass bloß auf, wenn ich dich mit einem Kerl erwische, dann mach ich dich platt. Ein Arschficker streckt seine Beine nicht unter meinen Tisch, dass das klar ist!“ Denis sieht nämlich ziemlich gut aus. Gérard ist auch nicht übel, aber Denis ist der bessere Typ. Schlank, drahtig, ganz egal, was für miese Klamotten er anhat. Früher war Katy auch mega stolz auf ihre großen Brüder, aber jetzt haben die erst mal für die nächsten Jahre verkackt, Schweinebande! /// „Du hast uns versprochen, die Schnauze zu halten, vergiss das nie!“ Denis ist heute als erster dran. Für Katy ist es gleichgültig, weil der eine wie der andere das gleiche Programm schiebt. Denis muss seinen entflammten Ständer mit viel Speichel schmieren, bis er ihn in Katys Kindermöse hinein kriegt. „Lass mich verdammt noch mal ran“, jammert er und flüstert gemeine Wörter wie geile Braut und so n Käse. Katy regt sich nicht. Da bemerkt sie, wie sich seine Lippen zu einem feuchten Kuss öffnen. Katy verschließt Mund und Augen so fest sie kann, seine nasse Zunge in ihrem Mund ist genau so fies wie sein Piss-Ding in ihrer Muschi. Ekel. Denis stinkt wie die Pest. Wie denn anders, wenn in dieser Familie keine Zahnbürsten verwendet werden und die Eltern die Dusche meiden, als wäre dort die Ursache für ihr schäbiges Leben vergraben? Da wäscht sich keiner. Der Vater kratzt sich höchstens am Sack. „Tut doch nicht weh?“, fragt der Heuchler, als er den warmen Blutfluss aus Katys Möse spürt. Sein Piss-Ding nimmt er deshalb nicht heraus. Seine Geilheit, das Bedürfnis, sich schnell zu befriedigen stachelt ihn zu sehr an. Er will der harte Kerl sein, der die Fotze reitet. Katy rührt sich keinen Millimeter und lässt Denis machen. Der stößt, dabei schwitzt er wie sonst was, fertig. Dann rollt er von Katy herunter und schleicht mit eingezogenem Kopf davon. /// Der ältere, Gérard, kommt heute nicht. Mit dicken Tränen auf den Wangen knipst Katy ihre Taschenlampe an, tapst zur Dusche und säubert ihre Beine von dem schwarzen Blut. Das nasse Laken fliegt in die Dreckwäsche. Katy schämt sich für das, was die Brüder ihr antun. Auf leisen Sohlen zurück, klettert sie über einen Stuhl auf den Kleiderschrank und holt sich ein paar Zwiebeln. Ihr Vater verstaut hier oben rote und braune Zwiebeln, Gemüsezwiebeln und Schalotten. Er findet, dass ein eigenes Zimmer für ein einzelnes Mädchen überflüssig sei und somit der Allgemeinheit gehört. Ja gut. Für Katy ist hier ein Vorrat zum Naschen wenn sie hungrig aufwacht in der Nacht. Wenn sie Trost nach den Überfällen der Brüder braucht. Und, die Zwiebeln vertreiben die Bazillen, die von den Brüdern herein gebracht werden. / Wenn Katy in ihren späteren Jahren an die sexuellen Übergriffe auf ihren kindlichen Körper denkt, an Hilflosigkeit und Scham und all den seelischen und körperlichen Schmerz, dann kann sie nicht mehr genau sagen, wie es wann angefangen hat. Ein Schleier aus Verdrängung erleichtert ihr Vergessen. Geblieben sind Erinnerungsfetzen, die sie mit einer Mischung aus Trotz und Resignation aus sich heraus schreit, wenn sie zu viel gekifft und zu stark getrunken hat. Tiere, alles Tiere! Zu den Brüdern zählt der Wichs-Opa, der hat sich genau so an Katy vergriffen. Und da war sie erst fünf.

Le Havre, April 1964 /// Tsch-tsch-tsch, das Wichsen von Opa. Er ruft Katy jedes Mal zu sich, wenn die Oma weg ist, ihr Wichs-Opa Gaston. „Ach, Liebes,“ fängt der Opa brummend an, „wärme mir die Eingeweide mein Schatz!“ Katy muss ihm dann einen blasen oder mit ihren zwei kleinen Händen einen runter holen. Wenn sie das Wichsen nicht richtig hin kriegt, dann hilft er mit. Dann besteht er aber darauf, dass sie nicht weg schaut. Oder er setzt sie auf seinen Schoß und reibt seinen Schwanz zwischen ihren Arschbacken. Diese krautigen Haare am Sack. Katy war schon mal ganz wund von der Nummer. Katy lässt alles über sich ergehen. „Du Zwerg, du und deine winzige Möse“, murmelt er sauer, wenn er sie auf sich setzt. Dann kommt so was wie: „Mein Schatz, deine innere Umgebung kneift, das wird sich bald ändern.“ Diese doofen Sprüche bringen Katy mehr zum Lachen als zum Weinen. Sie versteht so und so Bahnhof. Zu der Zeit geht sie noch nicht einmal zur Schule. Wenn der Opa fertig ist, dann schrumpelt sein hässlicher Pimmel wieder zu dem Piss-Ding, von dem ihre Oma denkt, er hätte es nur zum pinkeln. Dann streichelt er Katy ganz lieb übers Haar und steckt ihr Schokolade oder ein Päckchen Kaugummi zu. Ob der Opa die Sache mit den Eingeweiden auch seiner eigenen Tochter verpasst hat? Die hätte dann vielleicht besser auf ihr kleines Mädchen aufgepasst. Oder auch nicht. Katys Mutter, die fette Larve, kriegt den Arsch für überhaupt nichts hoch! Eines Tages fliegt die Sache auf, bis dahin hält Katy dicht. Was soll denn die Oma von ihr denken, das kann sie Marceline nicht antun. Ihre Oma hat Katy lieber als den Opa. Die Oma nimmt sie als einzige in den Arm und kämmt ihr die Haare, Marceline ist als einzige nett zu Katy. Dieser lieben Oma darf Katy keinen bösen Kummer anhängen, nein! / Die Bombe platzt, weil sich Katy verplappert. Mist. Sie sitzt gerade auf dem Klo. Ihr Vater reißt die Tür auf, die Hose aufgeknöpft und sein Ding in der Hand. Katy bekommt einen Heulkrampf und brüllt: „Sieht ja aus wie der von Opa!“ Und klack, eine auf die Nuss. „Hau ab, du Nichtsnutz!“ Katy zieht fix die Unterhose hoch und hechtet vorsichtshalber unter den Küchentisch. Der Vater verrichtet sein Geschäft, kommt aus dem Klo geschossen und schnappt sich die Larve: „Ruf’ sofort deinen Vater an! Der hat augenblicklich aufzulaufen, augenblicklich, hörst du!“ Und als der Opa ankommt, da ist der Skandal perfekt. Den Brüdern steht die Panik ins Gesicht geschrieben als sie kapieren worum es geht. Kann kommen, dass die Göre überhaupt alles heraus quatscht! / Katy hält die Klappe. Sie spuckt nichts vom Opa aus und sie verrät die Brüder nicht. „Ich hab doch bloß mal Opas Eier gesehen“, gesteht sie kleinlaut. Mehr ist nicht aus ihr herauszuquetschen. Besser so. Ihr Sauf-Kopf von Vater hat seinen Karabiner und den Revolver immer griffbereit. Sie mussten sich schon oft vor ihm verstecken, weil er im Vollrausch um sich geballert hat. All der Schrecken, der von diesem Vater ausging, oh ja, sicher das. Sie haben sich oft unterm Bett versteckt. Zusammen mit der Larve als sie noch nicht ganz so fett war. Sobald sie das trockene plop-plop vom Laden seines Karabiners hörten verschwanden sie wie verabredet im Untergrund. Dieser Blödian. Bei der Sache mit dem Opa macht er alle mit den Fäusten nieder. Den Opa, die Mutter, die Brüder. Zwei Küchenstühle müssen dran glauben und das schmutzige Geschirr im Waschbecken. Verdammte Hacke, die Beziehung zu den Großeltern ist im Arsch. Katy erwischt er am Arm und schleudert sie durch die Luft bis sie an den heißen Herd kracht. Zisch, macht die Haut der linken Hand als sie auf den heißen Kochtopf trifft. Ab da kriegt Katy nichts mehr mit. Sie sieht nur noch Sterne.

Le Havre, Oktober 1970 /// Es geschieht ungefähr zwei Jahre nach den ersten nächtlichen Besuchen der Brüder, als Katy von einem Fremden vergewaltigt wird. Widerliches Schwein das, der trickst sie ganz übel aus. Der Vorfall ereignet sich am frühen Abend. Katy hat den dicken Schal ihrer Mutter über ihr dünnes Kleidchen gezogen und ist auf dem Weg, eine Kanne voll Öl zu besorgen. Die kabylische Küche benötigt oft und viel Öl. Katy kümmert sich um alles. Katy schwingt den Besen seit sie neun ist. Kocht mittags Kartoffeln für die Brüder, kocht abends Couscous für den Vater. Bedient tagsüber die fette Larve. Bring mir ein Tässchen Tee, Katy! Setze Kaffee auf, aber dalli. Oder: du Schlampe, kannst du mal fegen. Oder: hebe mir sofort den Fotoroman auf, wenn die Mutter über eine ihrer Liebesschnulzen eingepennt ist. Katys Arbeit gleicht dem einer erwachsenen Haushaltshilfe. Von den zwei großen Kochtöpfen, die der Haushalt besitzt, steht der eine immer auf dem Herd, auf dem anderen steht die kleine Katy und rührt ihre Mahlzeit. Nudeln mit Fleischsauce, wenn Geld da ist. Sonst Gemüse aus dem Garten. Und jede Menge Kartoffeln mit Essigsauce, das stopft den Magen am besten. Am Sonntag gibt es ab und zu Pommes frites mit Braten. Aber nur in den aller besten Zeiten. Dann bekommen die Kinder sogar einen Löffel Bratenblut eingeflößt. Das macht bärenstark. Haben die Gören bei ihrem brutalen Vater auch nötig. /// Katy hat sich mit etwas Geld aus der Haushaltskasse auf den Weg gemacht. Da hält ein glatt rasierter Monsieur auf seinem Moped an. Eine nagelneue Lederjacke am Körper. „Salut, Kleine, halt, warte mal! Kannst du mir aus der Klemme helfen?“ „Ich, Monsieur, wie kann ich Ihnen helfen?“ „Du gehst doch zur Schule? Wenn du hier in der Nähe wohnst, was ich stark annehme, dann gehst du in die Schule Claude Bernard?“ „Das stimmt, Monsieur.“ „Gut, meine Kleine. Wie heißt du überhaupt?“ „Katy, Monsieur.“ „Also Katy, ich suche diese Schule Claude Bernard wie ein Verrückter und finde sie nicht.“ / Wie ist der kürzeste Weg zu Claude Bernard? Nicht so einfach. Katy läuft, wenn sie überhaupt mal zur Schule kommt blind hinter den Brüdern her. Katy strengt sich unheimlich an, sie möchte behilflich sein. So ist sie von klein an. Katy tut alles, für jeden, bis zum Umfallen. Die kleine Katy ist eine Seele von Mensch und kriegt trotzdem immer eins auf die Mütze. „Also, Monsieur, wenn Sie...“ fängt Katy an, „also wenn Sie von hier aus...“ „Weißt du was?“, schlägt der Monsieur vor, „du steigst hinten auf und sagst mir, wie ich fahren soll. Einverstanden?“ „Ist gut Monsieur.“ „Sobald ich weiß, wo es ist, bring ich dich zurück. Oder kannst du Moped fahren nicht ausstehen, weil du ein Mädchen bist? Das wäre schade.“ „Nein, nein, Monsieur, ich steh’ total auf Mopeds!“ „Also, dann steige auf. Halte dich gut fest, nicht, dass du mir runter fällst.“ / Ein eiskalter Wind bläst Katy ins Gesicht als sie loszischen. Mit einer Hand presst Katy die leere Ölkanne an sich, mit der anderen Hand hält sie ihr hoch flatterndes Kleidchen fest. Katy schreit gegen den Wind: „Hier rechts Monsieur. Hier links Monsieur. Verstehen Sie mich überhaupt?“ Katy wird klar, dass der Monsieur ganz andere Absichten hat. Verfluchte Kiste! Die Schule ist bereits hinter ihnen und der Monsieur gibt ordentlich Stoff. Er rast in einem Tempo, bei dem Katy nicht abspringen kann. Oh weh, was wird passieren schießt es Katy durch den Kopf. Ich werde viel zu spät nach Hause kommen. Wie komm’ ich bloß aus der Scheiße raus? / Sie sind am Arsch der Welt als der Monsieur endlich anhält. Kein Mensch weit und breit. Kein Schimmer, wo sie sind. Felder, Gebüsch, Weidezäune, die Lichter der Stadt hinter ihnen. Der Monsieur lässt Katy keinen Moment aus den Augen. Weil er das Moped so liebevoll abstellt, schöpft Katy Hoffnung, dass es vielleicht nicht so schlimm wird. Einer, der sich eine Lederjacke leistet, ein gemeiner Verbrecher? Da wird sie von zwei brutalen Händen gepackt und zu Boden gestoßen, wumm. Die Erde ist nass, fühlt sich kalt an. Der Typ wirft sich auf Katy, das Vieh. Sie spürt seinen harten Körper. Wie der Tod. Der macht ihr das Licht aus. Katy möchte schreien - nicht ein Ton kommt heraus. Beißen und kratzen - ihre Glieder rühren sich nicht. Als der Typ sein Knie zwischen ihre Schenkel presst, pisst sie sich vor Schreck in die Hose. Das bringt ihn für eine Sekunde durcheinander. Katy springt auf, rast los, da knallt ihr das Moped voll ins Kreuz. Au! Das tut weh, das tut echt weh. Das ist das Aus, das Aus. Der Mann begräbt sie mit seinem Körper. Katy weiß, wie es weiter geht, Brasil, la-la-lalalalala-la. Dieser Typ ist so schwer, wie ihre beiden Brüder zusammen. Tap, tap, tap. Während er ihre Unterhose herunter reißt, greift Katy im Halbdunklen um sich herum und kriegt einen Stein zu fassen. Ein ziemlich dickes Ding von einem Stein. Krach, ein satter Schlag auf seine Birne. Pah, pah, dir gebe ich es. Katy schlägt zu bis Blut über seine Augen fließt. „Du mieses Ding, kleine Nutte, Drecksstück!“ Und während der Typ versucht, sich das Blut aus den Augen zu reiben, kommt Katy frei und spurtet in einem Affenzahn los. Richtung Straße. Beim ersten sich nähernden Auto macht sie wild Zeichen: „Hilfe! Hilfe!“ Der Wagen verlangsamt seine Fahrt. Der Fahrer kurbelt sein Seitenfenster herunter. Das ist es dann aber auch. „Bitte, bitte nehmen Sie mich mit. Hier ist einer, der mir gewaltig Scherereien macht!“ Das interessiert den Autofahrer kein Stück. Die Kleine ist von oben bis unten dreckig. / Der Autostopp-Versuch wiederholt sich noch zweimal, dann gibt Katy auf. Sie muss zu Fuß zurück. Durch die Vorstadt mit den Wohntürmen, im Zickzack, immer hin und her. Und mit der Panik im Nacken der beschissene Monsieur kommt gleich um die Ecke und schnappt sie sich. Mist, die Ölkanne und der Schal der Mutter sind weg. Und als sie nach dem Geld sucht und nichts mehr findet, Scheiße, auch weg. Eine Tracht Prügel setzt es, kein Vertun. Ob alles weg ist oder nur ein Teil. Was willst du machen. /// Katy rafft mit ihren fast 12 Jahren ziemlich genau, dass ein Leben wie das ihre null Wert hat. Und selbst wenn sie wegen der Vergewaltigungen zu einer Sozialstation oder zur Polizei ginge - bringt das nichts. Überhaupt nichts. Und, man muss sich erst mal trauen, diese bösen Sachen zu erzählen. Und die komplette Familie verraten, niemals. Seine Bande haut man nicht in die Pfanne. Wie dürr sie in jenen Jahren ist, dürr und federleicht. Bei einer schulischen Reihenuntersuchung wird sie gefragt, ob sie genug zu essen bekommt. Katy, die selbst kocht, pah! Bei der Gelegenheit fallen ihre blauen Flecken an Rücken und Beinen auf und die lila schwarze Beule am Kopf. Katy tischt den Sozialtussen eine schöne Wahrheit auf: „Da läuft was ab, wenn man als einziges Mädchen mit nur Brüdern aufwächst! Da ist was los! Da geht die Post ab!“ Das kapieren sie, das geht in ihre Schädel, noch Fragen? Dass dahinter eine zweite Wahrheit steckt, das kommt irgendwie nicht hoch. Manchmal wäre Katy gerne tot. Aus die Maus.

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