Читать книгу Paul und das Geheimnis seiner Ehefrau - Iris Rösner - Страница 5
Prolog
ОглавлениеEr hörte nichts. Absolute Stille. Kein Vogelgezwitscher. Kein Rascheln im Gebüsch. Nicht einmal das knatternde Geräusch der Sumpfboote. Die Welt um ihn herum schwieg. Ein Hustenreiz breitete sich in der Kehle des älteren Mannes aus und führte zu einem heftigen Zusammenkrampfen der Bronchien. Paul atmete flach ein und aus, um den Schmerz in der Lunge erträglich zu gestalten. „Die Dosis war eindeutig zu hoch“, ging es ihm durch den Kopf, „aber hätte eine geringere Menge den gleichen Effekt erzielt?“
Der Geruch von verbranntem Holz wanderte in seine Nase. Den Steg in den Everglades hatte es zerrissen. Mehr als einen Alligator das Leben gekostet. Sein Plan war fehlgeschlagen. Die Mission zur Kamikazeaktion mutiert.
Es mangelte ihm an Übung.
Vor langer Zeit hatte er sich vom Verein verabschiedet.
Verborgene Einsätze passten nicht mehr in sein neues Leben. In ein Leben mit Claire.
Leider war eine Rückkehr zu alten Zeiten unumgänglich. Es ging um Leben und Tod. Um seine Liebe. Wie hätte er da nein sagen können? Vorsichtig öffnete Paul die Augen. Graue Rauchwolken hingen in der Luft und nahmen ihm die Sicht auf den Himmel. Es fiel ihm schwer, seinen Kopf zur Seite zu drehen. Augenblicklich bereute er diese Bewegung, da ein blitzartiger Schmerz durch seinen Schädel fuhr. Stöhnend wandte der ältere Mann den Kopf zurück. In seinen Ohren schwelte ein fiepender Ton an.
Wo war Claire? Konnte sie der Wucht der Explosion entkommen?
Paul hoffte, dass er seiner Frau den nötigen Vorsprung gelassen hatte. Dreißig Sekunden, um sich in Sicherheit zu bringen. Für Paul waren Zwanzig zu wenig.
Er hatte sich verkalkuliert. In seiner aktiven Phase wäre er auf einem Bein hüpfend in zehn Sekunden in geschützte Areale gesprungen. Dreißig Jahre später jedoch lag das Alter zwischen Paul und der Sicherheit.
Das Fiepen in den Ohren nahm ab. In der Ferne hörte Paul den markanten Brunftruf des Fischadlers. Die Rauchwolken verschwanden zögerlich. Am Himmel zeichnete sich ein strahlendes Blau ab. Es versprach ein sonniger Tag zu werden.
Pauls Beine gaben erste Lebenszeichen. Sie pochten. Als würde Jemand mit einem stumpfen Holzstock kräftig in die Seite seiner Waden und Oberschenkel stoßen. Schwerfällig drehte er den Kopf in die andere Richtung und erblickte den dunklen Haarschopf seiner Frau. Nur einen Meter von ihm entfernt lag der reglose Körper von Claire. Blut rann aus einer klaffenden Kopfwunde und suchte sich seinen Weg über Claires hübsches Gesicht. „Oh mein Gott“, flüsterte Paul und betete inständig, dass sie noch lebte. Er versuchte, nach der Hand seiner Frau zu greifen, streckte sich unter Schmerzen. Vergeblich. Unter Schmerzen robbte Paul einige Zentimeter auf Claire zu. Er bekam ihre Hand zu fassen. Doch Paul spürte nichts. Keine Wärme und kein Leben.
Panik stieg in ihm auf. Sein Herz klopfte aufgeregt.fing heftig an zu klopfen. Kalter Schweiß ergriff Besitz von seinem Körper. Er wollte um Hilfe schreien, aber kein Laut drang aus seinem Mund, während sein Lebenswille sich allmählich verabschiedete.