Читать книгу Traumprinz nicht gesucht und doch gefunden - Isabella Lovegood - Страница 8

3. Kapitel

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Mario lenkte Olivers dunkelblauen Toyota schwungvoll in die Einfahrt seines Elternhauses, als er erkannte, dass das Tor einladend offen stand. Er parkte hinter dem alten Transporter seines Vaters. Dabei fiel ihm auf, dass der Rostfleck an der Heckklappe schon wieder größer geworden war.

Es schien noch vor Kurzem geregnet zu haben, denn von dem großen Kirschbaum, in dem früher seine Schaukel befestigt gewesen war, prasselten Tropfen auf das Autodach, als ein Windstoß die Blätter bewegte.

Sobald er die Wagentür öffnete, stieg ihm ein köstlicher Duft in die Nase, der aus dem Küchenfenster drang. Es roch nach Wiener Schnitzel und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Mario schloss das Tor und schob sorgfältig den Riegel vor, der ein wenig klemmte. Er holte die Kuchenplatte aus dem Kofferraum und balancierte sie auf der linken Handfläche, während er mit dem Daumen der rechten Hand die Funkfernbedienung drückte, um das Auto zu versperren. Er tat das aus reiner Gewohnheit, denn hier im Hof wäre es nicht nötig gewesen. Die Haustür öffnete sich. Ein weißes, kniehohes Fellbündel schoss kläffend aus dem Haus und sprang an ihm hoch.

»Ist ja gut, ich freue mich auch, dich zu sehen, Schnuffi!«, begrüßte er den Hund, ohne sich hinunter zu beugen.

»Sag nicht immer Schnuffi zu ihr, wo sie doch einen so schönen Namen hat«, rügte ihn seine Mutter lächelnd, die soeben im Türrahmen erschien.

»Sie hört auf Schnuffi genauso wenig wie auf Schneewittchen. Hallo, Mama!« Mario beugte sich vor und küsste sie auf beide Wangen. Da er eine Stufe unter ihr stand, befanden sich ihre Köpfe auf derselben Höhe. »Wie geht es dir?« Er musterte sie forschend, während er gleichzeitig den Hundekopf kraulte. Die Krallen bohrten sich in seine Haut, weil sich das Tier an seinem Bein auf die Hinterpfoten gestellt hatte.

»Danke, mir geht es gut, alles bestens.« Sie lächelte, aber er glaubte, Müdigkeit hinter ihrer fröhlichen Miene zu erkennen. »Was hast du denn da mitgebracht?« Er übergab ihr die Kuchenplatte und schüttelte das Handgelenk aus, während seine Mutter die Abdeckung hob und einen anerkennenden Laut ausstieß.

»Das sind ja kleine Kunstwerke!«

Mario lachte. »Ja, da hast du recht, aber um sie nur anzusehen, schmecken sie zu gut. Liebe Grüße von Carolin.«

»Danke! Aber jetzt komm rein, das Essen ist fertig und Papa hungrig.«

»Ich auch! Es duftet herrlich«, erwiderte Mario und folgte ihr ins Innere des Hauses. Hier hatte sich in den letzten Jahren kaum etwas verändert, obwohl die Wände dringend einen neuen Anstrich vertragen hätten.

In der Wohnküche saß sein Vater bereits am Tisch und sah ihm lächelnd entgegen. »Hallo, alles okay?«

»Servus, Papa. Ja, bei dir auch?«, antwortete Mario, während er genau den Platz einnahm, auf dem er schon als Kind gesessen war. Schneewittchen tappte unter den Tisch und legte sich auf seine Füße.

»Es gibt Nudelsuppe und danach Schnitzel mit Kartoffelsalat.« Katrin tauchte den Schöpfer in den Topf und verteilte die dampfende Suppe auf drei Teller. »Nimm dir Schnittlauch, Michi.«

Mario schmunzelte, während er darauf wartete, bis sein Vater ihm das Schüsselchen weitergab. Dann streute er die Hälfte der verbliebenen, fein geschnittenen Röllchen auf seine Suppe und reichte den Rest seiner Mutter. Es waren diese kleinen Rituale, die ihm am stärksten das Gefühl vermittelten, zuhause zu sein.

Während sie vorsichtig anfingen, die heiße Suppe zu löffeln, sah ihn seine Mutter auffordernd an.

»Erzähl uns, wie es dir in der Klinik geht«, bat sie. »Gefällt es dir dort? Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?«

Mario lächelte. »Noch besser.« Dann erzählte er ihnen von dem Säugling, den er mit Atemstillstand in seinem Bettchen vorgefunden hatte. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für ein Gefühl war, als das Baby wieder angefangen hat zu atmen.«

»Ich bin so stolz auf dich!« Frau Fischer strahlte. »Du wirst bald ein hervorragender Arzt sein!«

»Ich hoffe es, Mama! Aber eigentlich habe ich nichts anderes gemacht, als man in jedem besseren Erste-Hilfe-Kurs lernt.«

»Das mag sein, aber du kannst dein Wissen abrufen und handelst, ohne zu zögern. Das ist der Unterschied. Und der Klinikbetrieb gefällt dir auch?«

Als Mario nickte, fragte sie weiter. »Wie ist das eigentlich? Sind die Babys nicht bei ihren Müttern? Ich dachte, es gibt jetzt nur noch Mutter-Kind-Zimmer.«

»Normalerweise schon. Das erklärte Ziel ist, dass die Kleinen in der Nähe ihrer Mütter sind. Aber wenn das nicht möglich ist, weil die wenigstens ein paar Stunden Ruhe und ungestörten Schlaf brauchen, um sich zu erholen, sind die gesunden Babys im Säuglingszimmer. Außerdem gibt es noch die Abteilung für die Frühgeborenen oder Säuglinge, die nicht gesund sind und intensiver betreut werden müssen.«

»Aber dieses Baby war eigentlich gesund, oder?«

Mario nickte. »Ja, warum es plötzlich zu atmen aufhörte, konnte man nicht feststellen. Jetzt sind wieder alle Werte normal.« Er sah seine Mutter forschend an. »Alles in Ordnung? Belastet dich das?«

»Passt schon. Ich bin wirklich froh, dass es dir so gut gefällt. Lange Zeit habe ich mir Gedanken gemacht, ob du aus den richtigen Gründen Arzt werden willst. Jetzt bekomme ich die Sicherheit, dass es tatsächlich das ist, wo du hingehörst.«

»Ja, auf jeden Fall, Mama. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen!«

»Dann ist es gut.« Sie lächelte ihn an. »Nicole hat ein Mädchen bekommen.«

Einen Moment war Mario verwirrt, dann wurde ihm klar, dass sie von der Tochter ihrer Nachbarn sprach, mit der er als Kind gemeinsam zur Schule gegangen war. »Im November feiern sie gleichzeitig die Taufe und die Hochzeit.«

Sein Vater hatte sich stumm seinem Essen gewidmet und nur hin und wieder ein zustimmendes Geräusch gemacht. Nun brachte auch er eine Neuigkeit ins Gespräch ein. »Der Anger Luis verkauft seine Kühe und macht einen Reitstall auf«, berichtete er von einem seiner ältesten Freunde. »Und das, obwohl er von Pferden keine Ahnung hat. Den Floh hat ihm seine neue Freundin ins Ohr gesetzt. Sie ist eine begeisterte Reiterin und kennt sich aus, aber falls die Beziehung in die Brüche geht, steht er mit den Gäulen da.«

»Das Risiko hat man ja leider immer. Vielleicht klappt es ja auf Dauer mit den beiden. So ein Reiterhof ist doch eine gute Idee, finde ich. Mit den Milchkühen ist ja ohnehin kaum noch etwas zu verdienen«, stellte Mario fest.

»Oliver und Carolin geht es aber gut miteinander, oder?«, fragte seine Mutter nach.

»Ja, die sind schwer verliebt.« Mario grinste unwillkürlich. »So habe ich ihn in den ganzen fünf Jahren noch nicht erlebt.«

»Das ist schön. Jeder Topf findet irgendwann seinen Deckel.« An ihrem neugierigen Blick erkannte er deutlich, dass sie nur zu gerne auch etwas über sein Liebesleben erfahren wollte. Leider gab es da nichts zu berichten. Einen winzigen Augenblick war er versucht, von den verwirrenden Gefühlen zu erzählen, die ihn in Sonjas Gegenwart überfielen. Da er jedoch die Befürchtung hatte, dass das bei ihr unerfüllbare Hoffnungen wecken würde, unterließ er es. Seine Mutter war eine Romantikerin, die sich für ihr Leben gerne in Liebesromane vertiefte.

Glücklicherweise fing sein Vater mit einem neuen Gesprächsthema an. »Es ist wirklich nett von Oliver, dass er dir sein Auto borgt. Was ist denn mit deinem? Kriegt sein Vater die alte Kiste noch mal hin?«

»Leider nicht. Er war ja ohnehin nicht mehr viel wert und der Unfall hat ihm den Rest gegeben.«

»So ein Mist! Hätte sich dieser Trottel nicht einen anderen Wagen aussuchen können, den er abschießen kann? Das bisschen Geld, das dir die Versicherung für den Totalschaden ausbezahlt, reicht nie und nimmer für einen anderen Wagen. Ich sag es ja immer, die Versicherungen sind echt für die Katz! Du zahlst und zahlst, aber wenn du was brauchst, kommt nichts Gescheites dabei raus«, wetterte sein Vater.

Mario und seine Mutter warfen sich einen halb belustigten, halb genervten Blick zu. Diese Leier kannten sie zur Genüge.

»Ihr könntet doch an einem der nächsten Wochenenden wieder zum Grillen kommen, was meinst du?«, schlug sie nun vor. »Das war so schön im vergangenen Jahr! Und nehmt die beiden Mädchen mit. Ich bin gespannt, sie kennenzulernen.«

Grundsätzlich fand er die Idee gut. Im letzten Sommer hatten sie mit ein paar Freunden eine kleine Party im Garten seiner Eltern gemacht, doch diese Freundschaften hatten sich aus verschiedenen Gründen gelockert oder aufgelöst. Einer war weggezogen, ein anderer hatte ein Baby bekommen und ging ganz in seiner Vaterrolle auf. Beim Dritten schoss seine neue Freundin quer. Sie sah es nicht gerne, wenn er etwas ohne sie unternahm, wollte aber auch nicht mitkommen. Trotzdem zögerte er. Carolin war kein Problem, doch dann versuchte er, sich Sonja hier in seinem Elternhaus vorzustellen. Das Foto schob sich vor sein inneres Auge, das er am Vormittag auf Facebook entdeckt hatte. Es zeigte die hübsche Blondine mit eleganter Hochsteckfrisur und einem schimmernden, extravaganten, dunkelroten Kleid inmitten von ebenso teuer gekleideten Menschen. Sie war atemberaubend schön und passte so gar nicht in die bestenfalls gutbürgerliche Kulisse seiner Familie.

Als er den beinahe sehnsüchtigen Blick seiner Mutter bemerkte, wurde ihm bewusst, dass sie sich freuen würde, ihn und seine Freunde hierzuhaben. Also nickte er zustimmend. »Ja, das wäre nett. Wir sollten den Sommer noch ein wenig genießen, bevor er wieder vorbei ist. Aber wir nehmen alles mit, Fleisch, Gemüse, Salate und das Dessert«, versprach er, ohne mit seinen Freunden erst darüber zu beraten. Er war sicher, dass sich alle eifrig beteiligen würden, wenn dafür ein angenehmer Tag im Grünen winkte. »Wir besprechen das und auf das Wetter müssen wir auch achten, bevor wir einen Termin fix machen. Ist dir das auch recht Papa?«, vergewisserte er sich dann.

»Aber sicher. Es ist bei uns schon sehr still jetzt.« Mario hatte den Verdacht, dass das vor allem seine Mutter bedrückte. Sein Papa war bedingt durch seine Arbeit als Dachdecker viel unterwegs. An Abwechslung mangelte es ihm also nicht.

Nach dem Essen zog sich sein Vater ins Wohnzimmer zurück und Mario war sicher, dass er während der Übertragung des Formel-1-Rennens sehr bald auf der Couch einschlafen würde. So war es immer gewesen: Entweder arbeitete sein Vater oder er schlief ein, sobald er länger ruhig saß oder gar lag.

»Ich bin richtig froh, dass es heute in der Früh geregnet hat«, stellte seine Mutter mit einem sorgenvollen Lächeln fest.

»Du meinst, damit er mal Ruhe gibt?«

Sie nickte. »Er arbeitet immer noch so wie mit vierzig, und will nicht zugeben, dass es ihm langsam zu viel wird.«

»Ihr wisst aber schon, dass ich mir auch einen Teilzeit-Job suchen kann?«

Seine Mutter drückte ihm beruhigend den Arm. »Dann würdest du aber mit dem Studium nicht mehr so weiterkommen wie bisher. Nein, du konzentrierst dich aufs Lernen und den Rest überlässt du uns. Wir bekommen das schon hin. Ich verdiene schließlich mit meinen Putz-Jobs auch ein klein wenig dazu.«

Das beruhigte Mario nicht wirklich. Sein Vater ging bereits hart auf die Sechzig zu. Die Mutter hatte vor Kurzem ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert, aber sie weigerte sich ebenso beharrlich wie ihr Mann, sich mehr Ruhe zu gönnen. »Hast du noch einmal versucht, wieder eine Stelle als Sekretärin zu bekommen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das hat keinen Sinn. Du weißt ja, hier gibt es nichts und wenn ich weiter weg was fände, bräuchte ich wieder ein eigenes Auto.« Zu ihren beiden Stellen, bei denen sie wöchentlich einige Stunden als Haushaltshilfe in der Umgebung des Ortes arbeitete, fuhr sie bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad. »Außerdem bin ich schon zu lange weg vom Büroalltag.« In ihrer Stimme lag ein wenig Resignation, auch wenn sie versuchte, diese mit einem aufmunternden Lächeln zu überdecken. »Hast du Lust mit mir und Schneewittchen spazieren zu gehen? Jetzt müsste es schon etwas abgetrocknet sein.«

»Ja, gerne. Ich habe mich schon auf die Luft und das Grün hier gefreut. Graz ist zwar schön, aber das Stadtleben ist trotzdem nichts für mich.«

»Da schau her, du bist aber flink«, lobte er Schneewittchen, die mit ihrer Leine im Maul angelaufen kam.

Katrin lachte und bückte sich, um den Karabiner der Leine an dem roten Hundehalsband zu befestigen. »Manchmal stellt sie sich ja taub, aber spazieren gehen versteht sie immer.«

Draußen sog er die vom Regen saubere und frische Luft tief in seine Lungen. »Herrlich ist das. So richtig zu schätzen weiß ich es allerdings auch erst, seit ich es nicht immer habe.«

Er nahm seiner Mutter die Leine ab und gemeinsam schlenderten sie durch den Ort. Es war kaum jemand unterwegs, aber das störte Mario nicht. Er unterhielt sich ohnehin lieber mit seiner Mutter. Er war schon immer ein Mama-Kind gewesen, was vielleicht daran lag, dass er mit seinem Vater wenig gemeinsam hatte. Fußball und Motorsport konnte er nie viel abgewinnen. Er war von klein auf eine Leseratte und die Besuche mit seiner Mama in der Bücherei der Pfarre bildeten die Highlights der Woche.

Als sie eine freie Wiese erreichten, löste sie das Halsband von der Leine. »Jetzt kannst du laufen, Schneewittchen. Los!«

Wie ein weißer Blitz sauste die kleine Hündin los, zog Kreise und Bögen und ihr zuzusehen, vermittelte Lebensfreude pur. Verstohlen betrachtete Mario das strahlende Gesicht seiner Mutter. Ihr den Hund zu schenken, war eine der besten Ideen gewesen, die er je gehabt hatte. Sie brauchte jemanden, den sie bemuttern konnte, und als er in die Stadt zog, wäre sie innerlich verdorrt, hätte sie nicht ein neues Baby gehabt. Ihr helles, fröhliches Lachen brachte sein eigenes Herz zum Singen. Sie hatten harte Zeiten durchlebt und er freute sich unendlich, sie so glücklich zu sehen. Irgendwo fand Schneewittchen einen Ast und schleppte ihn heran. Da er viel zu lang und schwer war, brach er ihn entzwei und warf ihn ein Stück weit weg. Eifrig brachte der kleine Hund ihn zurück, wollte ihn aber nicht mehr loslassen. Erst nachdem sie eine Weile spielerisch hin und her gezerrt hatten, durfte er ihn wieder werfen. Als sie sich genug ausgetobt hatte, kam sie angetrabt und legte sich zu ihren Füßen hin. Die kleine rosa Zunge hing ihr aus dem Maul.

»Sie sieht aus, als ob sie über das ganze Gesicht lachen würde.«

Seine Mutter hockte sich neben die Hündin und streichelte zärtlich über das weiche Fell, das am Bauch nass und nicht mehr so schneeweiß war wie am Anfang ihres Spaziergangs. »Da hat sie aber auch allen Grund dazu. Viel schöner kann so ein Hundeleben auch fast nicht sein, stimmt’s, meine Süße?« Dann hakte sie die Leine wieder fest. »Dann werden wir uns mal schön langsam auf den Rückweg machen. Ich freue mich schon auf den Kaffee und diese kleinen Kuchen. Eigentlich sind sie ja wirklich fast zu hübsch zum Essen.«

Mario lachte. »Ich werde es Sonja ausrichten.«

»Wieso Sonja? Ich dachte, Carolin hat sie gemacht?«

»Sie backt für ihr Leben gern, aber Sonja hat ihre Kreativität entdeckt und das Verzieren übernommen.« Er hoffte, dass ihrem geübten mütterlichen Blick die verräterische Röte entging, die ihm bei der bloßen Erwähnung ihres Namens ins Gesicht gestiegen war. Gleichzeitig ärgerte er sich über sich selbst. Warum ging ihm die hübsche Blondine bloß so unter die Haut, wo er doch ganz genau wusste, dass aus ihnen nichts werden konnte?

Während seine Mutter Kaffee kochte und den Tisch für die Jause deckte, begab sich Mario ins Wohnzimmer. Der Anblick entlockte ihm ein liebevolles Schmunzeln. Sein Vater schnarchte friedlich. Zu seinen Füßen hatte es sich Schneewittchen auf ihrer Decke gemütlich gemacht und ruhte sich von dem anstrengenden Spaziergang aus. Der Lärm der Sportübertragung störte offenbar keinen der beiden. Einen Augenblick überlegte er, seinen Papa schlafen zu lassen. Andererseits sahen sie sich ohnehin nur noch ein bis zwei Mal im Monat. Behutsam rüttelte er an seiner Schulter, doch er reagierte nicht. Erst als er den Fernseher ausschaltete, wurde sein Vater wach und sah ihn etwas verwirrt an.

»Der Kaffee ist fertig.« Er lächelte ihn an.

»Ah gut. Ich komme gleich.«

Mario entging nicht, dass sich sein Papa nur mit Mühe ein Stöhnen verkniff, als er sich aufrichtete.

»Wieder deine Hüfte?«, erkundigte er sich besorgt.

»Ja, in letzter Zeit macht sie mir zu schaffen. Hin und wieder versetzt es mir einen Stich, der mir bis in die Wirbelsäule und ins Bein fährt«, antwortet er leise. »Aber das muss Mama nicht wissen. Sie macht sich nur unnötige Sorgen.«

»Du musst das untersuchen lassen, Papa.« Mario unterdrückte ein Seufzen, als nur eine wegwerfende Handbewegung als Antwort kam.

»Im Winter dann, da habe ich ohnehin kaum Arbeit.«

Als sie sich an den Tisch setzten, stellte sein Vater fest: »Vor dem nächsten Frühling müssen wir den Kirschbaum zurückschneiden. Die Zweige schlagen schon ans Haus, wenn der Wind stärker weht. Hilfst du mir?«

»Sicher, Papa, und Oliver kommt bestimmt auch mit, wenn ich ihn darum bitte«, sagte Mario schnell, bevor sich seine Mama einmischen konnte.

»Super. Und sonst läuft alles?«

»Ja, Oliver ist jetzt viel nebenan bei Carolin. Dadurch habe ich die Wohnung für mich allein. Das ist zwar langweilig, aber gut fürs Lernen.«

»Ich würde in der Stadt eingehen«. Er gähnte herzhaft und hob schnell die Hand vor den Mund, als ihn ein mahnender Blick seiner Frau traf.

»Ich weiß, Papa. Ich wäre auch lieber im Grünen, zumindest am Stadtrand, aber wenigstens habe ich zur Uni nicht weit.«

»Genau, deshalb kommt ihr wenigstens bald mal zum Grillen«, ermahnte ihn seine Mutter. »Du, Oliver und die Mädels. Ein Glück, dass ihr so unkomplizierte Nachbarinnen bekommen habt und keinen alten Griesgram.« Sie kostete einen der mit Creme und Heidel- und Himbeeren verzierten Cupcakes und schloss verzückt die Augen. »Mhhh ... Sehr gut! Und backen können sie auch noch! Dachte gar nicht, dass es solche Mädchen noch gibt!« Er nickte zustimmend und hob seine Kaffeetasse an den Mund, um nicht antworten zu müssen. Ja, die Mädels waren in Ordnung. Und Sonja war mehr als das. Sie war einfach ... unbeschreiblich.

Traumprinz nicht gesucht und doch gefunden

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