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„Sei froh, dass du ihn los bist! Louis hat nie etwas getaugt. Ich muss es ja schließlich wissen.“

Die hellblonde Frau, die neben Chantal an dem runden Tisch des kleinen Straßencafés saß, unterstrich ihre Worte mit einer herrisch wirkenden Handbewegung.

Chantal antwortete nicht gleich, sondern starrte in die bereits wieder verdunstenden Wasserpfützen, die das leichte Morgengewitter hier und da auf den Steinplatten des Bürgersteiges hinterlassen hatte. Sie fand keinen Trost in Zoés sicherlich ernstgemeinter Behauptung. Beinahe wünschte sie sich, sie hätte die Scheidung mit keinem Wort erwähnt.

Schließlich war es Zoé gewesen, die schon damals — kurz vor der Hochzeit — eindringlich vor einer Heirat mit Louis gewarnt hatte. Ein Tyrann war er in ihren Augen und ein egoistischer Spießer, der nur an seinen eigenen Vorteil dachte.

„Und glaube nicht, dass mein sauberer Herr Bruder dir auch nur eine Träne nachweint, Chantal. Bestimmt hat er längst ein naives Dummchen gefunden, das seine Gelüste befriedigt und den Haushalt in Ordnung hält. So was versteht er glänzend.“

„Warum sagst du das, Zoé? Louis ist und bleibt dein Bruder“, warf Chantal betroffen ein.

Zoé nippte an ihrem Espresso, bevor sie antwortete. „Mag sein, doch auf so einen Bruder kann ich gut verzichten. Du weißt, dass wir uns noch nie leiden konnten. Und das hat gar nichts mit dir zu tun, Chantal.“

Das stimmte. Chantal wusste, dass das denkbar schlechte Verhältnis zwischen den beiden Geschwistern schon bestand, bevor sie Louis kennengelernt hatte. Deshalb nickte sie.

„Was hast du eigentlich gegen ihn, Zoé? Manchmal hat er doch auch seine guten Seiten.“

„Ja — manchmal!“ Zoé legte eine besondere Betonung auf dieses Manchmal. „Meistens ist er jedoch unausstehlich. Er besitzt eine besondere Neigung dazu, andere Menschen auszunutzen oder ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Das habe ich als Kind oft genug erfahren müssen. Und eigentlich ist das auch der Grund dafür, warum ich lieber in New York lebe. Ich wollte einfach weg aus seinem Einflussbereich. Sehr weit weg.“

„Ach ja, Amerika!“ Chantal stieß einen Seufzer aus. „Aber ob das für mich die Lösung ist? Wovon sollte ich dort drüben leben?“

„Von deinen Talenten.“ Zoé lächelte.

„Talente? Du hast gut reden. Ja, wenn ich so schreiben könnte wie du.“

„Hast du schon einen meiner Romane gelesen?“

„Ja, den von dem alternden Rennfahrer, der später ein junges Mädchen...“ Chantal errötete leicht.

„... erst vernascht und dann geheiratet hat“, führte Zoé den Satz für sie zu Ende. „Warum sprichst du es nicht ruhig aus?“

„Weil, weil...“ Chantal zögerte mit ihrer Antwort und fuhr dann fort: „Solche Dinge liegen mir einfach nicht. Ich rede nicht gern darüber.“

„Tust du wenigstens solche Dinge?“

„Aber nein!“ Empört wies Chantal die taktlose Frage ihrer Schwägerin zurück.

„Schade. Ich habe nämlich nicht vor, hier zu versauern. Im Gegenteil, ich möchte mich später an einige herrlich sündige Nächte in Paris erinnern können, die ich hier verbracht habe.“

Chantal kannte Zoés starkes Bedürfnis nach Erotik. Soviel sie von Louis gehört hatte, gab es kein Tabu, das ihre Schwägerin noch nicht gebrochen hatte. Aber das war bestimmt wieder einer seiner typischen Übertreibungen gewesen. Mit Sicherheit gab es gewisse Grenzen, die eine Frau nie überschreiten würde. Auch Zoé nicht, davon war sie überzeugt.

„Bist du nur deshalb nach Paris gekommen?“

„Warum sonst? Nein — im Ernst, ich hatte auch ein wenig Sehnsucht nach der Stadt. Immerhin bin ich vor fünf Jahren das letzte Mal hier gewesen. Hat sich viel verändert?“

„Nein. Alles beim alten.“ Chantal sah auf die Uhr. „Zoé, sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt in die Firma. Man verlangt nach mir.“

„Viel Freiheit scheinst du ja nicht zu genießen, auch wenn du Geschäftsführerin von dem Laden bist.“ Zoé verzog ihr Gesicht.

Chantal lachte. „Vergiss bitte nicht, dass der Laden Brimeu gehört. Und wenn der große Boss mich unbedingt sehen will, dann habe ich zu erscheinen. Allerdings wundert es mich, dass er die Besprechung so kurzfristig anberaumte. Das ist eigentlich nicht seine Art.“

„Weiß er, dass du geschieden bist?“

„Natürlich. Der weiß alles. Worauf willst du hinaus, Zoé?“ Chantal sah ihre Schwägerin erwartungsvoll an.

„Na, vielleicht hat er eindeutige Absichten.“

„Die hat er bestimmt. Aber ich werde schon dafür sorgen, dass es nur bei den Absichten bleibt, keine Angst.“

„Das glaube ich dir sogar.“ Zoé lächelte wissend und rief den Kellner herbei.


Zwanzig Minuten später bremste Chantal ihren Wagen vor der Firma Brimeu Automobile ab.

„Also Zoé, es bleibt dabei. Du fährst in meine Wohnung und richtest dich dort häuslich ein.“

„Soll ich nicht doch lieber ein Hotelzimmer...?“

„Kommt nicht in Frage. Du wohnst bei mir. Und warte nicht auf mich, falls die Besprechung länger dauern sollte. Geh aus und mache dir einen schönen Tag.“

„Süße, jetzt redest du wie ein altbackener Ehemann in Amerika“, scherzte Zoé. „Aber weil du so großzügig zu mir bist, will ich dir noch einmal verzeihen!“

„Das freut mich“, gab Chantal trocken zurück. „Wir sehen uns später.“

Sie ließ den Autoschlüssel stecken und stieg aus. Zoé rutschte auf den Fahrersitz hinüber, hupte noch einmal kurz und fuhr dann mit einem Bravourstart davon.

Chantal ging erst einmal in ihr Büro. Obwohl sie bereits ziemlich spät dran war, beeilte sie sich nicht besonders. Sie war doch nicht irgendein Laufbursche.

Wie üblich war ihr Vorzimmer leer. Ob die Lavallade wieder in der Lagerhalle war? Chantal verdrängte die aufkommenden Erinnerungen und warf einen Blick in den Spiegel. Haar und Make-up waren in Ordnung. Auch das geblümte Sommerkleid aus Baumwolle saß tadellos, der Ausschnitt war klein und züchtig. Probehalber öffnete Chantal einen weiteren Knopf. Wenn man genau hinsah, konnte man nun den Ansatz ihrer Brüste sehen. Ihr gefiel diese Offenherzigkeit und sie beließ es dabei.

Seit gestern hatte sich eben einiges geändert. Mit sich und der Welt zufrieden, trat Chantal schließlich den Weg in das Chefbüro an.

Die Räume von Dr. Brimeu eine Etage höher. Sie besaßen kein Vorzimmer. Trotzdem hütete sich jeder normale Sterbliche des Betriebes davor, unaufgefordert hier zu erscheinen. Der Chef fasste das meistens als einen Angriff auf seine Privatsphäre auf und reagierte dementsprechend sauer.

Nur Chantal bildete eine Ausnahme. Sie hatte jederzeit Zutritt. Ein Vorrecht, von dem sie aber nur sehr selten Gebrauch machte.

Nun, wenn der Kaiser rief, dann hatten die Vasallen zu folgen. Chantal klopfte zweimal kurz an und trat ein.

„Madame Trémoille! Ich grüße Siel“ Brimeu schoss hinter seinem riesigen Schreibtisch aus Teakholz in die Höhe.

„Bonjour, Monsieur Brimeu. Bitte bleiben Sie doch sitzen“, wehrte sie höflich ab. Vergebens. Ihr Chef kam um den Schreibtisch herum und schüttelte ihr enthusiastisch die Hand.

„Aber nein, Madame Trémoille, warum nehmen wir nicht gemeinsam dort drüben Platz? Das ist bequemer, und wir können uns viel besser unterhalten.“

Er wies auf eine schwere Polstergarnitur, die in der hinteren linken Ecke seines weitläufigen Büros aufgestellt war. Chantal wusste, dass die Möbel ein Vermögen gekostet hatten. Das kleine Schlafzimmer, das durch eine Verbindungstür zu erreichen war, sollte sogar noch kostbarer eingerichtet sein, falls man den Gerüchten trauen konnte. Chantal hatte es noch nicht gesehen, und, ehrlich gesagt, sie konnte auch gut darauf verzichten.

Jedenfalls besaß Brimeu hier oben eine schmucke, kleine Wohnung für alle Fälle. Besonders wenn die Fälle Lavallade hießen und superkurze Minis trugen.

„Bitte.“

„Merci.“

Chantal machte es sich auf der breiten Couch bequem. So ganz wohl fühlte sie sich nicht in ihrer Haut, als ihr Chef unaufgefordert neben ihr Platz nahm.

Darüber hinaus trug die Flasche Champagner, die umwickelt mit einem Handtuch vor ihr auf der Tischplatte stand, nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Unbekümmert nahm Brimeu die Flasche aus dem silbernen Kübel und goss die langstieligen Kristallgläser voll.

„Trinken wir auf Ihr Wohl, Madame Trémoille.“

Zögernd nahm Chantal ihr Glas. „Ich dachte, es handelt sich um eine wichtige Besprechung über geschäftliche Dinge. Wozu das alles?“

„Bitte, Madame Trémoille, das Leben besteht doch nicht nur aus Geschäften. Es gibt weiß Gott angenehmere Dinge. Ihre wiedergewonnene Freiheit zum Beispiel.“

Brimeu nahm einen Schluck aus seinem Glas. Aus purer Höflichkeit kostete Chantal ebenfalls. Der Champagner war erstklassig. Diese leichte, aufregende Prickeln auf der Zunge — gefährlich, gefährlich!

Erschrocken stellte Chantal plötzlich fest, dass sie ihr Glas in einem Zuge geleert hatte.

„Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen, Monsieur Brimeu.“

Chantal stellte ihr Glas auf den Tisch zurück. Ihr Chef füllte sofort nach.

„Womit, Madame Trémoille?“

„Sie sprachen von meiner wiedergewonnenen Freiheit, wenn ich mich recht erinnere.“

„Ach ja — Ihre Freiheit. Ich beneide Sie darum. Es muss ein wundervolles Gefühl sein.“ Brimeu lächelte wehmütig.

„Sie beneiden mich darum, dass mich mein Mann verlassen hat?“ erkundigte sich Chantal spöttisch.

„Aber nein, ich... äh...“

„Ich glaube, Sie haben eine völlig falsche Vorstellung von meiner Situation“, unterbrach sie ihn kühl. „Ich fühle mich keineswegs wundervoll.“

„Natürlich. Eine Scheidung ist niemals angenehm.“ Brimeu rückte näher und legte seine Hand auf ihren Arm. „Aber schauen Sie, bietet Ihnen die Trennung von Ihrem Mann nicht die Chance zu einem neuen Anfang?“

„Kaum.“ Chantal schüttelte energisch mit dem Kopf. „Ich sehe zwar keinen Grund, warum ich mit Ihnen über meine Gefühle plaudern sollte, aber eines kann ich Ihnen versichern: Ich liebe meinen Mann noch immer. Es gibt keinen neuen Anfang für mich, ohne ihn.“

„Ich verstehe. Sie rechnen damit, dass Ihr Mann irgendwann zu Ihnen zurückkehrt?“

„Vielleicht?!“

„Warum diese Quälerei? Wollen Sie etwa mit Gewalt unglücklich sein, Chantal? Sie sind sehr schön, wissen Sie das denn nicht? — Es wäre ein Verbrechen, sich vor der Wirklichkeit zu verschließen. Genießen Sie Ihr Leben, Chantal!“

Brimeus Stimme wurde weich, beinahe zärtlich. Gleichzeitig strich er wie zufällig mit den Fingerspitzen über Chantals linke Brust. Chantal wusste, dass sie das nicht gestatten durfte. Tat sie es doch, würden zweifellos weitere Intimitäten folgen. Und danach stand ihr weiß Gott nicht der Sinn.

„Ich weiß Ihr Mitgefühl zu schätzen, Monsieur Brimeu“, sagte sie spröde. „Doch das geht zu weit.“

Sie schob seine Hand fort. Zu ihrer Überraschung nahm Brimeu die erlittene Abfuhr gelassen hin. Wahrscheinlich hatte er nach allem Bisherigen kaum damit gerechnet, dass er bei Chantal ausgerechnet heute zum Zuge kam.

„Sie missverstehen mich, Madame Trémoille“, erklärte er kühl. „Ich wollte Ihnen lediglich meine Zuneigung beweisen.“

Sein Verzicht, Chantal weiterhin bei ihrem Vornamen zu nennen, deutete an, dass in puncto Annäherung wohl kaum mit einem weiteren Versuch seinerseits zu rechnen war. Trotzdem kam Chantal nicht umhin, ihren Spott zu zeigen.

„Ach wirklich?“, fragte sie, „Und ich dachte schon, Sie hielten mich für eines dieser naiven Häschen, die nach ein paar billigen Komplimenten nur zu bereitwillig umfallen.“

„Mein Kompliment, Sie haben eine scharfe Zunge, Madame Trémoille.“ Brimeu lächelte voller Ironie. „Hoffentlich geraten Sie nicht einmal in ernsthafte Schwierigkeiten dadurch.“

Irritiert durch seine unerklärliche Selbstsicherheit schenkte sich Chantal selbst noch etwas Champagner nach.

Brimeu redete unterdessen weiter. „Hier wird sich nämlich einiges ändern, denke ich. Man munkelt, die Amerikaner hätten ihre eigenen Methoden, um einen Betrieb so wirtschaftlich wie möglich zu führen.“

„Amerikaner?“ Chantal blickte ihn über den Rand ihres Glases ungläubig an.

„Ich werde verkaufen, Madame Trémoille.“

Für Chantal war diese Antwort wie ein Schlag ins Gesicht. Ohne einen Tropfen getrunken zu haben, stellte sie ihr Glas mit einem heftigen Ruck zurück auf die Tischplatte.

„Das ist doch unmöglich?! Das glaube ich einfach nicht!“

„Das werden Sie müssen“, grinste Brimeu hämisch, „Ich habe bereits ein konkretes Angebot.“

Er griff nach dem silbernen Zigarettenetui. „Fünf Millionen Euro, Madame Trémoille!“

„Mein Gott“, stammelte Chantal.

„Natürlich ist die Firma ein wenig mehr wert“, philosophierte er, „aber ich bin von Natur aus ein bescheidener Mensch.“

Chantal wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. So grotesk erschien ihr die Situation.

„Aber warum?“ fragte sie fassungslos. „Ich meine, Ihr Entschluss kommt so überraschend, so unerwartet. Der Betrieb läuft doch ausgezeichnet!“

„Sie wollen den Grund wissen? — Ganz einfach, ich will den Rest meines Lebens in Ruhe genießen. Vor allem will ich heraus aus der Stadt. An die Côte d’Azur, nach Cannes oder Nizza. Es gibt genug Orte auf der Welt, wo man gut leben kann.“ Brimeu nickte zu seinen eigenen Worten.

„Und was wird aus mir?“, erkundigte sich Chantal, die einigermaßen ihre Fassung zurückgewonnen hatte.

„Sie werden sich wohl arrangieren müssen“, sagte er kalt. „Das gilt natürlich auch für die anderen Betriebsangehörigen. Zwangsläufig wird es auch zu Entlassungen kommen. Wie ich bereits sagte, die Amerikaner haben vielleicht andere Vorstellungen.“

Chantal dachte nach, und sie kam zu keinem guten Ergebnis. Mit dem Verkauf der Firma wurde ihr Anstellungsvertrag hinfällig. Sie zweifelte nicht daran, dass sie von den amerikanischen Käufern einen neuen Vertrag erhalten würde. Dazu war sie zu sehr von ihren Fähigkeiten überzeugt. Aber man würde ihr die Geschäftsführung nehmen, dessen war sie sich absolut sicher. Und damit waren all ihre Arbeit, ihr Fleiß und ihre Zähigkeit umsonst gewesen. Ihre Ehe mit Louis, gescheitert für nichts!

Brimeu schien ihre Gedanken zu ahnen. „Wie es aussieht, werden Sie am meisten dabei verlieren“, sagte er, „aber es gibt da vielleicht noch eine winzige Chance. Was Sie daraus machen, liegt an Ihnen, Madame Trémoille.“

„Natürlich“, sagte Chantal herb. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, worin diese Chance bestand. Und sie war fest entschlossen, dankend darauf zu verzichten.

„Ich gebe heute Abend eine kleine Party bei mir.“

„Intime Beleuchtung, romantische Musik und nur wir zwei ganz allein“, unterbrach ihn Chantal sarkastisch. „Der Rest ergibt sich von selbst. Das wollten Sie doch vorschlagen, oder?“

Ihr Chef lachte auf. „Ihre blühende Phantasie möchte ich haben. Sie glauben doch wohl nicht, dass ich Sie zum Sex erpressen will?“

„Im Moment weiß ich überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll“, gab Chantal offen zu. „Zuerst die Scheidung, und jetzt auch noch das. Es geht einfach alles schief!“

„Das muss sich erst noch herausstellen. Ich schlage vor, Sie ziehen etwas Nettes an und kommen heute Abend. Wir haben nämlich eine Art Ehrengast. Und Ihre Aufgabe wird es sein, Madame Trémoille, sich seiner mit besonderer Aufmerksamkeit zu widmen. Sozusagen mit Leib und Seele.“ Brimeu grinste anzüglich.

Chantal begriff nur langsam, was er meinte. Dann aber schoss eine dunkle Röte in ihr Gesicht.

„Was reden Sie da? Halten Sie mich für ein Fittichen?“, stieß sie empört hervor.

„Ich will Ihnen helfen, das ist alles“, bekam sie lakonisch zur Antwort. „Ihnen eine Möglichkeit verschaffen, Ihre besonderen Fähigkeiten zu beweisen. Sie brauchen nur ein wenig nett zu sein. Lächeln Sie, seien Sie charmant. Zeigen Sie, was Sie können, und beweisen Sie dadurch, dass Sie für die Firma unentbehrlich sind.“

Brimeu blickte sie eindringlich an. „Unser spezieller Gast heißt William Jenkins.“

„Ein Ausländer?“, fragte Chantal bestürzt.

„Amerikaner“, nickte Brimeu. „Und dazu ist er der Vizepräsident von United Motors.“

„United Motors?! Ist das nicht dieser Riesenkonzern, der überall in der Welt...“

Chantal erstarrte in Ehrfurcht. „Und an den wollen Sie verkaufen, Monsieur Brimeu?“

„Sie haben es erraten. Verstehen Sie nun? Ich biete Ihnen eine einmalige Chance!“

Brimeu lehnte sich zufrieden zurück. Natürlich verstand Chantal. Schließlich war es eine ganz einfache Rechnung. Als Vizepräsident von United Motors war dieser William Jenkins sicherlich mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet. Wahrscheinlich würde er allein die Entscheidung treffen, wie die Zukunft von Brimeu Automobile aussah und damit auch ihre eigene. Hätte sie ihn erst auf ihrer Seite, dann...

„Ich weiß nicht“, sagte sie laut „Möglicherweise bin ich überhaupt nicht sein Typ. Und was dann?“

„Der liebe William hat ein Faible für Frauen mit roten Haaren“, erwiderte Brimeu, als wäre damit alles geklärt. „Das habe ich durch Zufall erfahren.“

„Trotzdem, ausgesprochen wohl ist mir nicht dabei.“

Chantal stand auf. Am Fenster stehenbleibend, massierte sie nachdenklich ihren Nacken. Dort draußen war ihr Reich, die kleine Welt, über die sie bestimmte. Selten hatte sie so intensiv empfunden, wie sehr sie mit der Firma verwachsen war. Sie blickte hinüber zu der Halle mit den Neuwagen. Wegen der vielen großen Glasscheiben glänzte das Gebäude wie ein geschliffener Juwel im Sonnenlicht. Im Freien direkt daneben, da wo die Gebrauchtfahrzeuge standen, herrschte Hochbetrieb.

Irgendjemand — Chantal konnte nicht genau erkennen, wer— winkte grüßend zu ihr herauf. Flüchtig hob sie ihre Hand.

„Seien Sie nicht albern“, hörte sie Brimeus Stimme hinter sich. „Kein Mensch verlangt von Ihnen, dass Sie das halten, was Sie im Eifer des Gefechts vielleicht versprechen. Betrachten Sie das Ganze als ein Spiel. Ein ungefährlicher, kleiner Flirt, mehr ist es auch in Wirklichkeit nicht.“

Chantal wandte sich zu ihm um. „Und was haben Sie davon, Monsieur Brimeu?“ fragte sie sanft. „Ich meine, Ihre Uneigennützigkeit überrascht mich ein wenig.“

„Ich wusste, dass Sie mich das fragen würden. Schließlich sind Sie eine intelligente Frau.“

Brimeu kam ebenfalls zum Fenster. „Ich will Ihnen nichts vormachen, mir geht es allein darum, die laufenden Verkaufsverhandlungen so rasch wie möglich abzuschließen.“

„Wieso? Gibt es denn da Probleme?“

„Aber nein. Wahrscheinlich will United Motors lediglich den Preis noch ein wenig drücken.“

„Ach so.“ Chantal hatte ihren Entschluss gefasst. „Also gut. Ich werde kommen“, sagte sie mit fester Stimme. Dann fiel ihr plötzlich Zoé ein. „Das heißt, unter einer Bedingung.“

„Und die wäre?“

„Ich bringe jemanden mit. Eine Schriftstellerin, die zurzeit in New York lebt, aber in Paris geboren ist. Im Augenblick ist sie bei mir zu Besuch.“

„Einverstanden.“

Brimeu wirkte sehr interessiert. Offenbar besann er sich wieder auf seinen zweifelhaften Ruf als Frauenheld. „Ich hoffe, Ihre Schriftstellerin sieht gut aus.“

„Lassen Sie sich überraschen.“ Chantal lächelte geheimnisvoll, wobei sie wohlweislich verschwieg, dass Zoé ihre Schwägerin war.

„Also dann, Monsieur Brimeu. Ich würde sagen, bis heute Abend.“

„Punkt zwanzig Uhr.“

„Zwanzig Uhr“, wiederholte Chantal. Sie reichte ihm die Hand und verließ wenig später sein Büro.

Sexuelle Befreiung vom Ehemann!

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