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I.
Alexei Petrowitsch an Maria Alexandrowna

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St. Petersburg, den 7. März 1840.

Liebe Maria Alexandrowna!

Wenn ich nicht irre, habe ich Ihnen noch niemals geschrieben, jetzt aber thue ich es . . . nicht wahr, ich habe einen seltsamen Zeitpunkt dazu gewählt? Was mich dazu veranlaßt, ist Folgendes: Mon cousin Théodore besuchte mich heute und, wie soll ich es ausdrücken. . . und theilte mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit mit (anders theilt er überhaupt Nichts mit) . . . daß er in die Tochter eines gewissen hiesigen Herren verliebt und dieses Mal durchaus entschlossen sei, zu heirathen; er habe auch schon den ersten Schritt dazu gethan und – sich erklärt. Natürlich beeilte ich mich, ihm zu einem so erfreulichen Ereigniß zu gratuliren. Man hat ihm schon lange eine solche Absicht angesehen; dennoch aber verwunderte ich mich im Stillen einigermaßen darüber, denn, obgleich ich wußte, daß zwischen Ihnen und ihm Alles zu Ende sei, schien es mir doch . . . mit einem Worte, ich verwunderte mich. Ich hatte mir vorgenommen, heute auszufahren, bin aber zu Hause geblieben, um mit Ihnen zu plaudern. Wenn Sie mich nicht anhören wollen, so werfen Sie diesen Brief,sogleich in’s Feuer. Ich verspreche, Ihnen aufrichtig zu sein, und obgleich ich fühle, daß Sie das volle Recht haben, mich für einen ziemlich zudringlichen Menschen zu halten, bitte ich Sie, wenigstens davon überzeugt zu sein, daß ich die Feder nicht zur Hand genommen haben würde, hätte ich nicht gewußt, daß Ihre Schwester nicht bei Ihnen ist. Sie wird, wie Theodore mir sagt, den ganzen Sommer bei Ihrer Tante, der Frau B. . . zubringen. Gott schenke ihr alles mögliche Glück!

Das also wäre das Ende vom Liede . . . Meinerseits aber will ich Sie nicht jetzt meiner Freundschaft versichern; überhaupt liebe ich keine hochtrabenden Redensarten und Gefühlsergüsse, und indem ich diesen Brief an Sie richte, folge ich einfach einer augenblicklichen Eingebung. Sollte unbewußt ein anderer Beweggrund in mir verborgen liegen, so mag er einstweilen in seinem Dunkel verbleiben.

Ich will Sie auch nicht zu trösten suchen. Die Menschen wollen größtentheils, indem sie Andere trösten, sich nur so schnell als möglich von dem unangenehmen Gefühle eines unfreiwilligen, selbstsüchtigen Mitleids befreien . . . Es giebt ohne Zweifel auch ein aufrichtiges, warmes Mitgefühl, aber dieses nimmt man nicht von einem Jeden entgegen. Es wäre mir lieb, wenn Sie mir zürnen würden, denn dann würden Sie mein Schreiben wahrscheinlich bis zu Ende lesen.

Doch welches Recht habe ich, Ihnen zu schreiben, von meinen Gefühlen, vom Troste zu reden? – Keines, gar keines, ich muß es bekennen, und kann daher nur auf Ihre Nachsicht bauen.

Wissen Sie, womit der Eingang meines Briefes zu vergleichen ist? Er ist, wie wenn ein Herr N. N. in den Salon einer Dame tritt, welche durchaus nicht ihn, möglicherweise aber einen Anderen erwartet hat; er merkt, daß er zu keiner gelegenen Zeit gekommen ist, doch es ist nun einmal nicht zu ändern . . . Er setzt sich, beginnt die Unterhaltung . . . Gott weiß, worüber, über die Poesie, die Schönheiten der Natur, die Vortheile einer guten Erziehung . . . mit einem Worte, er schwatzt den größten Unsinn. Inzwischen ist man über die ersten Minuten, hinweggekommen, er hat sich’s in seinem Stuhl bequem gemacht, – die Dame ergiebt sich in ihr Schicksal, und siehe da, Herr N. N. gewinnt seine Gemüthsruhe wieder, schöpft frischen Athem und beginnt zu reden, so wie er’s , eben versteht.

Mir ist indeß, ungeachtet aller dieser Raisonnements, nicht gerade wohl zu Muthe. Ich sehe vor mir Ihr bedenkliches, ja fast erzürntes Gesicht und fühle, daß es Ihnen fast unmöglich ist, in meinem Briefe nicht irgend welche verborgene Absicht zu vermuthen; daher hülle ich mich, wie ein Römer, der eine Dummheit begangen hat, majestätisch in meine Toga und erwarte schweigend Ihr allendliches Urtheil . . . und zwar insbesondere darüber, ob Sie mir gestatten wollen, daß ich fortfahre, Ihnen zu schreiben?

Ich verbleibe Ihr aufrichtiger und treuergebener

Alexei S . . .

Ein Briefwechsel

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