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5. Der Wunsch

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Es war einmal ein Regenbogen, geboren durch Blitze, Donner, Regen und Wärme. Er war noch klein, aber dadurch um so schöner für alle, die ihn sehen konnten. Mitten in der Wüste, unter den Wolken, tobte der Wind, während der farbenprächtige Regenbogen seine Flügel ausbreitete. Kein Mensch konnte ihn anfassen, der Regenbogen war unantastbar und deshalb auch so kostbar. „Ich wünschte ich wäre dieser Regenbogen“, dachte sich ein kleines Mädchen, das von der Welt genug hatte. Sie stand auf einem Sandhügel und blickte in die Höhe. Ihre Seele war rein, aber man strafte sie mit Arbeit und schimpfte sie aus. Sie war gepeinigt und verstand die Welt nicht. Wieso mussten gute Menschen leiden? Und sie meinte nicht sich selbst. Sie sah die alten Leute, die nicht mehr für ihre Nahrung arbeiten konnten und deshalb verhungerten. Auch sah sie böse Menschen, die andere nur bestohlen und logen, und die davon kamen ohne dass sie bestraft wurden. Was hatte das Leben für einen Sinn? Ein Regenbogen müsste man sein. Er trotzt den Gezeiten und wird immer wieder geboren. Der Regenbogen wiederum betrachtete sein Leben, das ihn langweilig erschien. Immer wurde er nur betrachtet, er hatte keine Freunde bis auf Blitze und Donner, die beschäftigt waren. Nur Wolken um ihn herum, unter denen er sich präsentieren konnte. „Mensch müsste man sein“, dachte sich der Regenbogen. Da ist man nicht allein, war seine Auffassung. Man kann andere unterstützen und ist nützlich.

So kam es eines Tages, dass ein Zauberer in die Wüste kam und das Mädchen kennen lernte. Sie bediente ihn in seinem Zelt und wollte wieder gehen, da hielt er sie fest. „Du hast einen großen Wunsch“, sagte er. „Ich werde ihn Dir erfüllen, denn Deine Seele ist rein“. Das Mädchen guckte zuerst ganz verdutzt, dann aber erhellte sich ihr Gesicht und sie brach in Tränen aus. Der Zauberer gab ihr ein Elixier und sagte: „Heute Nacht, wenn Du alleine bist, trinkst Du das. Und am Morgen ist Dein Wunsch erfüllt.“ Das Mädchen nahm den Trank an sich und bedankte sich.

Des Abends, als sie alleine war, trank sie dann das Fläschchen aus und schlief ein. Am nächsten Morgen war sie verschwunden. Kein Mensch machte sich Sorgen, waren sie alle doch böse und wollten das Mädchen eh nicht haben.

Im Himmel aber, da wurde gefeiert. Das Mädchen erwachte als ein wunderschöner kleiner Regenbogen neben dem anderen kleinen Regenbogen. Ihr Freund war ganz verdutzt, als sie plötzlich auftauchte. Er kannte sie ja noch nicht, doch die beiden hatten sich viel zu erzählen und das Mädchen erzählte ihm von den Menschen und dem, was sie beobachtet hatte. Dass sie böse sind und sie froh sei jetzt ein Regenbogen zu sein. Ihr Freund begrüßte sie herzlich. Jetzt war er nicht mehr allein, jetzt hatte er für alle Zeiten eine Freundin, mit der er immer reden konnte und er war auch froh nicht selbst zum Menschen geworden zu sein, wie er es sich gewünscht hatte. Er wusste ja jetzt wie sie waren und fand es schön das Mädchen bei sich zu haben, das letzte mit einer lieben reinen Seele. Und beide verbrachten ihre Zeit in trauter Zweisamkeit. Ende.

Das gesehene Mädchen und ihre tiefsten Gedanken

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