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Kapitel 1: Erkenntnisse

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Eiskaltes Wasser schlägt über Yaris Kopf zusammen. Egal wie sehr er kämpft, unerbittlich wird er von unzähligen Händen unter Wasser gedrückt …

Mit einem Schrei wacht Yari auf und zittert am ganzen Körper von der Kälte, die er immer noch zu spüren glaubt. Die Arme um seine Beine geschlungen sitzt er da und starrt blicklos in die Dunkelheit, während er verzweifelt versucht, die Panik wieder unter Kontrolle zu bringen, die ihn gerade wie eine Welle zu überrollen droht.

Von dem dumpfen Schrei Yaris aus dem Schlaf gerissen, wird Kai nun von dem übermächtigen Bedürfnis nach Yari zu sehen schier zerfressen. Zwei Nächte hatte er ihn an seiner Seite. Zwei Nächte, in denen Yari ohne Albträume schlafen konnte.

Eigentlich will Kai nicht rübergehen, hat Yari doch gesagt, dass er Zeit für sich brauche. Als er dann aber ein leises Schluchzen hört und die Verbindungstür dennoch geschlossen bleibt, schlägt er entschlossen die Bettdecke zurück und steht auf. Er kann einfach nicht mehr so tun, als würde er nichts bemerken, wenn sein Freund nachts leidet.

Barfuß tappt Kai durch das dunkle Zimmer zur Tür und drückt vorsichtig die Klinke nach unten. Anklopfen würde momentan ja sowieso nichts bringen. Yari bemerkt ihn gar nicht, hat das Gesicht zwischen den Knien verborgen und mit den Armen bedeckt. Der Anblick bricht Kai fast das Herz.

Auf seine Intuition hörend setzt er sich auf die Matratze und zieht den überraschten Yari in eine feste Umarmung. »Keine Angst ich bin es«, flüstert Kai, als sich Yaris Muskeln unter seinen Händen anspannen. »Ich bin für dich da«, sagt er leise und betont ruhig.

Beinahe hätte Yari um sich geschlagen, als er plötzlich die Arme um sich spürt, doch die Stimme Kais hält ihn im letzten Moment davon ab. Noch immer will sein Körper nicht aufhören zu zittern, genauso wenig wie er die Panik aus seinem Geist vertreiben kann.

Es dauert lange, bis das Zittern schließlich aufhört und er seine angespannten Muskeln dazu bewegen kann, ihm wieder zu gehorchen. Erschöpft sinkt er gegen den warmen Körper neben sich und legt seinen Kopf auf Kais Schulter, vergräbt sein Gesicht im weichen Stoff von dessen Nachthemd. Erst jetzt wird ihm bewusst, dass seine Wangen tränennass sind.

Als er spürt, wie sich der Griff um seine Schultern verstärkt, ergreift erneut Panik Besitz von ihm, doch er kämpft dagegen an, denn eigentlich weiß er ja, dass er Kai vertrauen kann und dass es schön ist, wenn dieser ihm zur Seite steht. Dieses Wissen hält ihn davon ab, seinen Kopf wieder von der starken Schulter zu nehmen. Er überwindet sich dazu, die Umarmung zu erwidern, und legt die Arme zögernd um Kai. Doch als er seine Hände auf Kais Rücken legt, zieht er ihn plötzlich fest an sich, sodass dieser überrascht aufstöhnt.

Kai weiß gar nicht wie ihm geschieht, als er plötzlich an die harte Brust vor sich gezogen wird, löst seinen Griff aber keine Sekunde lang. Die heftige Umklammerung, die ihm das Atmen schwer, macht zeigt ihm, dass Yari ihn gerade braucht.

Es dauert lange, bis Yari sich bewusst wird, wie fest er Kai umschlungen hält. Er lockert seinen Griff jedoch nur widerwillig, denn seine Seele schreit gerade danach, den anderen möglichst nah bei sich zu haben.

Langsam hebt er den Kopf von der sicheren Schulter, damit er in die kupferfarbenen Augen blicken kann, die ihn mit einer Wärme ansehen, die auch die letzten Reste der Kälte aus seiner Seele zu vertreiben scheint. Er bringt jedoch kein Wort über seine Lippen.

Kai ist sich überdeutlich bewusst, wie nah sich ihre Gesichter gerade sind, müsste er sich doch nur ein wenig nach vorn bewegen, damit er seine Lippen auf die von Yari legen könnte. Doch er erwidert nur bewegungslos den Blick aus den himmelblauen Tiefen. Deutlich kann er die unausgesprochene Frage in ihnen erkennen, weshalb er sanft anfängt zu lächeln.

»Na komm, lass und noch ein wenig schlafen, bevor wir endgültig aufstehen müssen.« Sanft aber bestimmt drückt er Yari in eine liegende Position, ehe auch er sich hinlegt und sie beide zudeckt.

Anders als sonst, dreht er seinem Freund aber nicht den Rücken zu, sondern legt sich mit dem Gesicht zu ihm: »Keine Sorge, ich lasse dich nicht allein. Es sei denn, du willst es.«

Während Yari ihn ansieht, fällt ihm eine seiner schwarzen Strähnen ins Gesicht, die ihm Kai sanft hinters Ohr streicht. Von dieser Zärtlichkeit überrumpelt hält Yari unwillkürlich die Luft an, erstarrt geradezu. Er entspannt sich jedoch langsam wieder, als Kai seine Hand zurückzieht.

»Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.«

Kai blickt ihn entschuldigend an, was Yari ein kleines Lächeln entlockt. »Ist schon gut, ich bin gerade ein wenig empfindlich.« Dass sein Herz nun deutlich schneller schlägt als zuvor, verwirrt ihn noch zusätzlich. Was ist nur mit ihm los?

Aber letztlich entspannt er sich trotz oder dank Kais Anwesenheit und obwohl er es nicht möchte, verliert er den Kampf gegen die Müdigkeit, die seine Augenlider wieder schwerer werden lässt, und schläft schließlich ein, bevor er sich noch weitere Gedanken darüber machen kann.

Lächelnd hat Kai Yaris Kampf gegen den Schlaf, beobachtet. Erst jetzt, als sein Freund friedlich neben ihm schläft, erlaubt er auch sich selbst, wieder in den Schlaf hinüberzugleiten.

***

Als die ersten Sonnenstrahlen den Himmel rot zu färben beginnen, wacht Yari sanft auf. Erstaunt bemerkt er, dass seine Hand auf Kais liegt, sie sich aber ansonsten kaum bewegt haben.

Vorsichtig, um Kai nicht zu wecken, steht Yari auf, was in dem schmalen Bett gar nicht so einfach ist, weil er direkt an der Wand gelegen hat und nun bis zum Fußende des Bettes rutschen muss. Auf Zehenspitzen schleicht er sich dann mit seinen Kleidern auf dem Arm aus dem Zimmer.

Im Bad stellt er sich unter die Dusche und genießt das heiße Wasser auf seinem Körper. Irgendwie klärt das auch seine Gedanken, was ihn dazu bringt, sich endlich einzugestehen, dass er in seinem momentanen Zustand die Nähe von Kai braucht, wenn er in der Nacht ruhig schlafen will.

Als er sich nach der Dusche im Spiegel ansieht, blickt ihm ein ernster junger Mann entgegen. »Weißt du, Jamon« – bewusst verwendet er diesen Namen, hofft er doch, dass er ihm hilft sich zu erinnern – »es ist irgendwie schon beinahe peinlich. Du bist ziemlich sicher um die fünfundzwanzig Jahre alt und kannst nicht mal alleine schlafen.«

Wegen seiner Selbstgespräche den Kopf schüttelnd öffnet Yari die verspiegelte Tür, damit er an seine Sachen kommt.

Als Kai aufwacht, blickt er sich verwirrt um, ist das Fenster doch an der falschen Stelle. Aber dann erinnert er sich an die Geschehnisse der letzten Nacht, was ihn sein Gesicht in dem nach Yari duftendem Kissen vergraben lässt. Dann stellt er fest, dass die Sonne schon aufgegangen ist und er nun ebenfalls aufstehen sollte, schließlich muss er heute den Laden wieder öffnen. Zuerst kuschelt er sich aber noch einmal ins Kissen und atmet ein letztes Mal tief Yaris Geruch ein. Er erinnert ihn an ein exotisches Gewürz, doch Kai kann beim besten Willen nicht sagen, wie es heißt. Nur eins weiß er: dass er diesen Geruch liebt.

Widerwillig steht er endlich auf und geht mit schlurfenden Schritten rüber in sein Zimmer, direkt weiter in den Flur und ins Badezimmer. Auf die Idee, frische Sachen mitzunehmen, kommt er gar nicht – das wäre für ihn schon zu viel Denkleistung am frühen Morgen. So kommt es, dass er später mal wieder nur mit einem Handtuch um seine Hüften durch den Flur zurückhuscht.

In der Zwischenzeit hat Yari die beiden Pferde gefüttert und auch schon die Pferdeäpfel aus den Boxen geholt. Nun sitzt er auf der Hintertreppe und sieht der Sonne zu, wie sie langsam über den Rand des Stalldaches steigt und den Hof in ihr goldenes Licht taucht.

Die Verzweiflung vom Vortag ist blanker Wut gewichen. Er ist wütend, dass man ihm sein Leben, seine Identität, eigentlich alles genommen hat. Wie würde sein Leben jetzt wohl aussehen, wenn er damals nicht diesen kriminellen Sklavenhändlern in die Hände gefallen wäre, die ihn gegen jedes geltende Gesetz versklavt haben? Theoretisch könnte er ja dagegen klagen, aber eben nur theoretisch, denn er kann es nicht beweisen und in der Praxis wird ein Sklave gar nicht erst angehört.

Frustriert schlägt er mit der Faust auf die Treppenstufe, was ein schmerzhaftes Pochen in seiner Hand verursacht.

Wenn er sich doch nur an mehr erinnern könnte. Was hat er schon? Seinen Namen und ein paar Sequenzen aus seiner Vergangenheit, die so viel und doch so wenig aussagen. Dass ihn der Anführer der Sklavenhändler damals bei seiner ersten Vergewaltigung Pharao genannt hat, hilft ihm auch nicht weiter, das kann schließlich alles Mögliche bedeuten. Außerdem ist er damals vor lauter Schmerzen beinahe bewusstlos gewesen, er könnte sich also genauso gut verhört haben.

Als die Sonnenstrahlen den Rand des Vordaches auf der anderen Seite des Hofes erreichen, steht Yari auf, denn um diese Zeit gibt es in der Regel Frühstück und er will weder zu früh noch zu spät in der Küche sein. Er hat nicht wirklich Lust morgens schon viel zu reden und das müsste er, wenn er zu früh reingehen würde.

Während sich Yari die Hände wäscht, hört er aus der Küche schon Stimmen. Offensichtlich ist Kai inzwischen aufgewacht und hat wohl auch schon seinen ersten Tee getrunken. Schmunzelnd denkt er daran, wie Kai normalerweise drauf ist, wenn er den nicht bekommt. So einen Morgenmuffel wie ihn findet man wirklich selten und je früher die Sonne aufgeht, desto schlimmer scheint es zu werden.

Undeutlich formt sich dann aber eine Frage in seinen Gedanken: Warum ist Kai nicht so, wenn er neben ihm aufwacht? Denn dann scheint er schon am frühen Morgen relativ gute Laune zu haben oder wenigstens ansprechbar zu sein. Kais Verhalten wirft in Yari immer mehr Fragen auf. Einige kann er mit ihrer größer werdenden Vertrautheit erklären, während gleichzeitig immer wieder neue dazukommen.

Den Kopf auf seiner Hand abstützend sitzt Kai am Tisch und wartet zusammen mit seinem Großvater darauf, dass Yari aus dem Stall kommt. »Am Freitag musst du wieder den Laden hüten. Ich gehe dann mit Yari neues Feuerholz holen.« Entschuldigend sieht er seinen Großvater an. »Ich habe nämlich ganz vergessen dir zu sagen, dass ich letzte Woche die Nachricht bekommen habe, dass unsere Jahresbestellung am Freitag zum Abholen bereitliegt.«

Ren nickt, während er gleichzeitig nach seiner Tasse greift. »Ist doch kein Problem, du hast es ja jetzt gesagt. Aber denk bitte daran, dass ich am Samstag Hemingway besuchen werde, du wirst also mit Yari allein sein. – Reißt mir bitte das Haus nicht ab.« Grinsend blickt er zu Yari, der still im Türrahmen steht und ihnen aufmerksam zuhört.

Das bringt Kai dazu sich umzudrehen. Sofort beginnen seine Augen eine unübersehbare Wärme auszustrahlen. »Guten Morgen, Yari. Na los, komm rein und steh nicht rum wie bestellt und nicht abgeholt.« Er lächelt ihn liebevoll an. »Dein Tee wird sonst noch kalt.«

Schmunzelnd beobachtet Ren, wie sich sein Enkel von einer Sekunde auf die andere komplett verändert. Wenn der Junge so weitermacht, wird er wohl schon bald viele Fragen beantworten dürfen. Vielleicht nicht von Yari, scheint der doch gar nicht zu bemerken, was in Kai vorgeht, aber bestimmt von seinen Freunden.

Das Lächeln zurückhaltend erwidernd setzt sich Yari zu ihnen und nimmt sich auch gleich seinen Tee und das Honigglas. »Guten Morgen, Kai, Ren.« Wie immer gibt er einen großzügigen Löffel Honig in seinen heißen Tee. »Keine Sorge«, wendet er sich an Ren, »ich werde schon aufpassen, dass Kai das Haus stehen lässt. Ich habe schließlich keine Lust, auf der Straße zu schlafen.« Todernst sieht er nun zu Kai, der schmollend die Arme verschränkt, weil sein Großvater anfängt laut loszulachen.

»Haha, sehr witzig, ihr beiden. Als ob ich so schlimm wäre.« Er freut sich aber insgeheim diebisch, dass Yari auf den Scherz eingegangen ist. Ein weiterer kleiner Schritt …

Yari, der bis eben wirklich todernst geguckt hat, kann sein Grinsen nun nicht mehr zurückhalten, da das Lachen von Ren einfach ansteckend ist.

»Na los, Jungs, lasst uns frühstücken.« Immer noch schmunzelnd greift Ren nach einem der Dinkelbrötchen, die er heute ausnahmsweise vom Bäcker geholt hat.

Während sie essen, sieht Kai immer wieder zu Yari, bis dieser schließlich den Kopf hebt. »Was ist?«

Dies bringt Kai in leichte Erklärungsnot, aber dann fällt ihm etwas ein: »Hast du auch mitbekommen, dass wir beide am Freitag neues Feuerholz beim Holzhof holen werden?« Er ist geradezu stolz, dass ihm das trotz der frühen Stunde eingefallen ist.

Yari schüttelt den Kopf. »Nein, ich habe es nicht mitbekommen.« Plötzlich unsicher blickt er dann abwechselnd von Ren zu Kai. »Was ich noch fragen wollte: Mir ist aufgefallen, dass wir kaum noch gespaltene Holzscheite haben. Soll ich die restlichen Holzblöcke noch hacken und auch gleich so aufstapeln, dass wir dann Platz für das neue Holz haben?« Nervös blickt er auf seinen Teller. Noch nie hat er eine komplett neue Arbeit von sich aus vorgeschlagen und er ist trotz aller positiven Erfahrungen unsicher, wie die beiden Mutsuos darauf reagieren werden, denn auch wenn sie ihn immer wie einen Gleichgestellten, ja sogar wie ein Familienmitglied behandeln, könnte es doch sein, dass sie es nicht gern sehen, wenn er sich selbstständig eine Aufgabe sucht.

Ernst blickt Kai zu seinem Großvater, der stumm nickt. Lächelnd überspielt Kai seine Trauer über das unsichere Verhalten seines Freundes: »Yari, wenn du das Holz hacken willst, kannst du das gern machen. Ich komme ja selbst kaum dazu und Großvater sollte es mit seinem Rücken auch nicht mehr unbedingt machen.«

Da Yari die Hände unter dem Tisch verborgen hält und immer noch nicht hochblickt, steht Kai auf und geht um den Tisch herum. Er kniet sich neben ihn, sodass er in Yaris Gesicht sehen kann. Gleichzeitig greift er nach dessen Hand, die so fest zur Faust geballt ist, dass die Knöchel weiß hervortreten. »Yari, wenn du siehst, dass etwas erledigt werden sollte und es tun willst, dann mach es einfach und gib uns dann einfach nur Bescheid.« Erleichtert spürt er, dass sich die Hand unter der seinen langsam entspannt.

Irgendwie ist es schon seltsam. Inzwischen benimmt sich Yari meistens sehr selbstbewusst oder zumindest soweit gelassen, dass man vergessen könnte, was er durchgemacht hat, dann wieder wirkt er so unsicher, ja beinahe ängstlich, als würde er jederzeit Schläge oder Schlimmeres erwarten. Darum entscheidet Kai sich dazu, noch etwas hinzuzufügen, obwohl es in seinen Augen eigentlich unnötig ist: »Yari, du bist ein vollwertiges Familienmitglied und du musst ganz sicher keine Angst haben, irgendetwas falsch zu machen.« Seine andere Hand legt er nun auf die Wange Yaris und zwingt ihn sanft dazu, ihn anzusehen. Als er ihm nun in die Augen sehen kann, wird ihm auf einmal klar, was das Problem ist und diese Erkenntnis zieht sein Herz schmerzhaft zusammen. »Jeder Mensch macht Fehler. So wie du mir gestern und vorgestern gesagt hast, dass ich ich selbst sein soll, sage ich dir nun das Gleiche.« Kurz hält er inne, um Yari die Zeit zu geben, seine Worte zu verarbeiten. »Yari, sei du selbst. Erlaube dir selbst, Fehler zu machen. Denn weder ich noch Großvater werden dich dafür bestrafen. Ich … will nur, dass du wirklich glücklich bist.« Beinahe wäre ihm rausgerutscht, dass er ihn liebt.

Lange sieht Yari in die warmen Augen von Kai, sucht instinktiv nach einer versteckten Falle oder Lüge, aber er kann nichts als Ehrlichkeit – und etwas, das er nicht deuten kann – in ihnen lesen. Schließlich nickt er zögernd. »Okay.« Und nach einem kurzen Innehalten: »Ich werde es versuchen.«

Aufmunternd nickt Kai und drückt kurz die Hand unter der seinen, ehe er aufsteht. »Mehr verlangen wir auch gar nicht. Sei einfach du selbst, mit all deinen Ecken und Kanten.«

Ren hat die Szene schweigend beobachtet. Auch wenn es ihm schwerfällt, sagt er nichts, spürt er doch instinktiv, dass er Yari damit nur überfordern würde. Irgendwas ist in dem jungen Mann am Brodeln, man könnte sogar beinahe meinen, dass in ihm gerade zwei komplett verschiedene Charaktere dabei sind wieder zusammenzuwachsen. Anders kann er sich dessen widersprüchliches Verhalten zumindest nicht erklären.

Schweigend beenden sie ihr Frühstück und halten Yari auch nicht zurück, als er einfach aufsteht und die Küche verlässt, ohne sein Geschirr abzuräumen.

»Weißt du, Kai. Du bist dabei, sein Herz zu erobern, allerdings wirst du noch sehr viel Geduld brauchen, bis er sich seiner soweit sicher ist, dass er noch weiter auf dich zugehen und deine Liebe vielleicht sogar erwidern kann.«

Besorgt mustert Ren seinen Enkel, der viel zu ruhig das Geschirr abtrocknet und wegräumt, ehe er sich mit einem Seufzen zu ihm umdreht.

»Meinst du wirklich, dass ich ihm eines Tages sagen kann, dass ich ihn liebe?«

Hoffnungsvoll sieht Kai seinen Großvater an, der an dem Blick nun deutlich erkennen kann, dass Kai eigentlich zum Heulen zumute ist, weshalb er ihn entschlossen in seine Arme zieht, was dessen mühsam aufrecht erhaltene Beherrschung endgültig zusammenbrechen lässt. Weinend klammert er sich an seinen Großvater, der ihm stumm immer wieder über den Rücken streichelt.

Erst als sich Kai wieder etwas beruhigt hat, sagt Ren ruhig: »Ja, das meine ich. Aber du musst dir auch bewusst sein, dass Yari erst sich selbst wiederfinden muss, bis er weiter auf dich zugehen kann. Dabei können wir ihm nicht helfen. Diesen Weg muss er alleine gehen und es kann noch sehr lange dauern, wenn nicht sogar ewig, bis er ihn bewältigt hat. Wir können ihn nur begleiten und versuchen, ihn aufzufangen, wenn er stolpert.« Die Worte sind hart, aber Ren will Kai keine falschen Hoffnungen machen, indem er ihn schont.

Einerseits trösten Kai die Worte seines Großvaters, aber andererseits machen sie ihn auch traurig. Was er allerdings am deutlichsten merkt ist, dass sie die Hoffnung in seinem Herzen wieder aufflackern lassen. »Dann werde ich weiterhin für ihn da sein, wenn er mich braucht.« Kai nickt mit einer Entschlossenheit, die ihn selbst überrascht. »Und selbst wenn er nie das Gleiche wie ich fühlen wird, werde ich für ihn immer ein Freund sein.«

Yari lehnt bewegungslos an der Wand neben der Tür und fixiert den Boden, ohne ihn wirklich zu sehen. Er hat jedes Wort gehört. Ein Sturm tobt in ihm und droht, ihn in die Tiefe zu reißen, das Vertrauen, das er in diese beiden Menschen hat, zu zerstören. Ein Teil von ihm schreit Verrat und dass Kai ihn nur auf eine andere Art und Weise als seine früheren Besitzer zum Sex zwingen will. Diese Stimme droht die andere immer mehr zu überlagern, die ihm ruhig und selbstbewusst zu sagen versucht, dass Kai und Ren ehrlich zu ihm sind und er ihnen vertrauen kann …

Sich an diese Stimme klammernd, reißt er sich los und rennt nach draußen.

Yaris Schritte führen ihn geradewegs in die Box von Rocky, in der er schwer atmend an der Holzwand neben dem leeren Heunetz nach unten rutscht, bis er im Stroh kauert. Neugierig wird er von Rocky beobachtet, der trotz der weit offenstehenden Tür nicht rausgeht, sondern seinen großen Kopf zu Yari nach unten beugt und ihm direkt ins Gesicht schnaubt. Immer wieder stupst er ihn vorsichtig an, als würde er fragen wollen, was denn los ist.

Endlich schlingt Yari seine Arme um den Hals des großen Pferdes und vergräbt sein Gesicht in dem weichen Fell, was Rocky geduldig zulässt, spürt er doch instinktiv, dass der kleine Mensch ihn braucht.

Yari weiß nicht, wie lange er sich an Rocky festhält und sich von dessen Stärke das nimmt, was er braucht: Einen sicheren Anker, der verhindert, dass ihn der Sturm in seinem Inneren verschlingt.

Irgendwann hat er sich so weit beruhigt, dass er sich wieder von Rocky lösen kann, nun blickt er ihm in die sanften braunen Augen: »Danke, mein Großer.« Liebevoll krault er ihn etwas hinter dem Ohr, bevor er sich aufrichtet und das Stroh von seinen Hosen klopft, wobei er tatkräftig von Rocky unterstützt wird, der immer wieder nach einzelnen Halmen schnappt.

»Ich mache euch dann mal euer zweites Frühstück, bevor du mir vor lauter Hunger noch die Hose wegfrisst.« Trotz allem muss Yari leicht grinsen, als Rocky anscheinend zustimmend schnaubt.

Bewaffnet mit den leeren Netzen geht er ins Heu- und Strohlager, das in den nächsten Wochen sicher auch aufgefüllt werden wird. Dort legt er die leeren Netze hin und greift nach den schon fertig gestopften, die er in die Boxen hängt.

Wieder im Heulager füllt er die leeren Netze schon mal auf, bevor er rüber zum Holzstapel geht. Auf dieser Seite gibt es ein großes Tor, welches er nun aufstößt, damit das Tageslicht besser in den Raum fallen kann. Draußen an der Wand liegen sorgfältig aufgestapelt und durch das Vordach geschützt die schon gespaltenen Holzscheite.

Mit Mühe schafft es Yari, den Spaltblock wegzurollen und ihn mit etwas Abstand zur Wand aufzustellen. Er holt die Axt aus der Sattelkammer und überprüft, ob sie noch schön scharf ist, ehe er sie auf den Block legt und die ersten großen Holzblöcke nach draußen trägt.

Zwar hat er noch nie selbst Holz gehackt, aber er hat mal einem anderen Sklaven dabei zugesehen und geholfen, die Scheite danach aufzuschichten, wenn er dazu in der Lage war. Sorgfältig stellt er das erste große Scheit auf den Spaltblock und holt mit der Axt aus. Er braucht mehrere Versuche, doch dann hat er den Bogen raus und ein Scheit nach dem anderen fällt gespalten auf den Boden.

Durch die steigende Sonne und die harte Arbeit wird Yari immer wärmer, sodass ihm schon bald das Shirt unter der Weste am Rücken klebt, was ihn dann so sehr stört, dass er es sich auszieht und nun nur noch mit der Weste, die er vorne mit den versteckten Lederbändern schließt, weiterarbeitet – ganz ohne Oberteil möchte er nämlich nicht draußen rumstehen, seit er das Gespräch von Kai und Ren belauscht hat; auch nicht mehr vor Kai. Wie konnte er im Onsen nur so unvorsichtig sein!

Das Holzhacken lässt ihn ruhiger werden und auch seine Gedanken kreisen nicht mehr wild umher, als ihm das dumpfe Läuten der Kirchenglocke sagt, dass er langsam zum Mittagessen reingehen sollte. Aber zuerst gibt er Blacky und Rocky noch mal Futter und füllt ihre Wassertröge neu auf. Erst danach geht er ins Haus, wo er sich als Erstes die schmerzenden Hände mit dem wohltuenden kühlen Wasser wäscht.

Als er in die Küche kommt, ist Kai schon dabei, den Tisch zu decken, während Ren die Reispfanne mit Würstchen noch einmal umrührt. Wortlos greift Yari nach der Karaffe und füllt sie mit Wasser, um ihnen allen etwas zu trinken einzuschenken. Deutlich spürt er die Blicke von Kai auf sich, doch er ignoriert ihn und versteckt seine Gefühle hinter einer perfekt sitzenden Maske.

Nur mit Mühe kann sich Kai zurückhalten, will er ihn doch fragen, was auf einmal los ist. Doch die ganze Körperhaltung Yaris spricht eine eindeutige Sprache, nämlich dass er nicht reden, sondern in Ruhe gelassen werden will. Hilflos blickt Kai zu seinem Großvater, der ihn jedoch nur schulterzuckend anzieht.

Nach dem Essen verschwindet Yari gleich wieder nach draußen.

»Kai, bleib hier!« Zur Sicherheit greift Ren nach dem Arm seines Enkels, der ihn verzweifelt ansieht.

»Aber Großvater, ich …«

»Nein, Kai. Du hast doch gesehen, dass Yari seine Ruhe möchte und das solltest du respektieren. Hilf mir lieber, die Küche aufzuräumen, und geh dann in den Laden. Yari wird schon auf dich zukommen, wenn er reden will.« Beschwörend sieht er Kai an, der nach einer Weile ergeben nickt und nach dem Geschirrtuch greift.

Den ganzen Nachmittag über ist Yari mit Holzhacken beschäftigt, das er nur unterbricht, um etwas zu trinken. So hat er am Abend einen Großteil des Holzes fertig gehackt.

Inzwischen ist er so verschwitzt, dass er früher als sonst die Boxen ausmistet und dann ins Haus geht, damit er vor dem Abendessen noch duschen und frische Sachen anziehen kann.

Im Bad schließt er das erste Mal seit Wochen wieder die Tür ab. Zu unsicher ist er im Moment, was er von den Mutsuos halten soll.

Als das heiße Wasser über seine schmerzenden Muskeln rinnt, schließt Yari die Augen und versucht verzweifelt, in seinem Geist eine Antwort zu finden. Was soll er nur tun? Wie soll er sich in Zukunft verhalten?

Ein Klopfen an der Tür lässt ihn zusammenfahren.

»Yari? Kommst du? Das Essen ist fertig«, hört er Kais Stimme durch die Tür.

Kurz wartet er ab, ob versucht wird, die Tür zu öffnen, doch nichts passiert.

»Yari? Ist alles in Ordnung?« Nun hört sich Kai deutlich besorgt an.

Yari holt tief Luft, als er das Wasser abdreht. »Ja, alles in Ordnung. Ich komme gleich.« Nichts ist in Ordnung, aber das wird er Kai auf keinen Fall sagen.

»Ist gut, wir warten auf dich.«

Im Spiegel sieht sich Yari an und erschrickt, als er plötzlich das Gefühl hat, dass ihn da eine ganz andere Person mit vorwurfsvollem Blick ansieht, doch der Eindruck verschwindet beinahe sofort wieder.

Da er die anderen nicht noch länger warten lassen will, schiebt er das Erlebnis entschlossen zur Seite, trocknet sich schnell ab und zieht sich an.

Als Yari in die Küche kommt, sieht ihn Kai besorgt an. Yari murmelt eine Entschuldigung und setzt sich, wobei er jeglichen Blickkontakt vermeidet, was die Stimmung am Tisch noch bedrückter werden lässt.

Nach dem Essen will Yari gleich wieder verschwinden, doch diesmal hält ihn Ren zurück: »Du bleibst hier und räumst mit mir die Küche auf!« Ernst blickt er den jungen Mann an, der in der Bewegung erstarrt, die Hände immer noch auf dem Tisch abstützend.

»Kai, lass uns bitte allein. Und schließe die Tür hinter dir!« Auffordernd deutet er zur Tür und wartet ab, bis Kai wirklich gegangen ist und die Tür hinter sich geschlossen hat. Erst dann sieht er wieder zu Yari, der sich noch keinen Millimeter bewegt hat. »Setz dich hin, Junge, und dann will ich wissen, was mir dir los ist!« Seine Stimme lässt keine Widerworte zu.

Wie eine Marionette gehorcht Yari mit gesenktem Blick. Jetzt zeigt der alte Mann also sein wahres Gesicht, denkt er. Angespannt wartet er darauf, was nun kommen wird.

Ernst blickt Ren den in sich zusammengesunkenen Yari an. Wie soll er nur mit ihm umgehen? »Also, Yari, nun reden wir mal ganz offen miteinander und ich erwarte, dass du mir ehrlich antwortest.« Mit verschränkten Armen sitzt Ren da und wartet auf eine Reaktion.

Mit gesenktem Kopf nickt Yari zögernd. Alles in ihm ist gerade zum Zerreißen angespannt. »Ja«, sagt er leise.

»Gut, dann will ich jetzt wissen, was los ist. Die letzten Tage warst du ganz entspannt. Heute Morgen auch. Du hast sogar mit mir zusammen Kai veralbert. Was ist passiert, dass du dich wieder in dein Schneckenhaus zurückziehst?«

Die Hände unter dem Tisch zu Fäusten geballt, schweigt Yari.

»Junger Mann, ich erwarte eine ehrliche Antwort.« So langsam fühlt sich Ren in die Zeit zurückversetzt, als Kai ein Teenager gewesen ist und wirklich jede Grenze ausgetestet hat. »Verdammt, Yari, ich bin für solche Spielchen wirklich zu alt. Raus mit der Sprache!« Deutlich ist nun zu hören, dass Ren wütend ist.

»Ich …«, beginnt Yari zögernd, »ich … habe heute Morgen euer Gespräch gehört«, bringt er mühsam hervor, während er einen Brotkrümel auf dem Tisch betrachtet, als wäre dieser etwas Besonderes.

Dadurch kann er nicht sehen, wie Ren die Augen schließt und sich die Nasenwurzel reibt. Niemals hätte Yari in seinem labilen Zustand auf diese Art und Weise erfahren dürfen, dass Kai mehr als nur freundschaftliche Gefühle für ihn hat.

»Yari, ich nehme jetzt einfach mal an, dass du wegen dem Gehörten das Schlimmste von uns erwartest. Nick einfach oder schüttle den Kopf, wenn du nichts sagen willst.«

Zögernd nickt Yari.

»Okay, dann lass mich dir mal eine Geschichte erzählen, und zwar die, warum Kai und ich eine andere Einstellung zu Sklaven haben, als die meisten anderen. Bitte hör mir einfach zu und am Ende kannst du dann Fragen stellen.«

Wieder nickt Yari stumm.

Sich in seinem Stuhl zurücklehnend versetzt sich Ren nun mental in die Zeit zurück, als Kais Vater gestorben ist. »Wir hatten vor zwanzig Jahren einen Sklaven, da war Kai gerade mal fünf Jahre alt. Er hat uns immer treu gedient und wir haben ihn gut behandelt. So, wie man halt einen Sklaven behandelt, der gut arbeitet. Aber wir haben in ihm nie etwas anderes als einen Sklaven gesehen.« Ren hält kurz inne. »Kai kann sich nicht an den Tag, an dem sein Vater gestorben ist, erinnern. Er weiß nur das, was seine Mutter und ich ihm erzählt haben. Also sprich bitte mit ihm nicht über das, was ich dir jetzt gleich erzählen werde.« Beschwörend sieht er Yari an, der den Blick zu spüren scheint, denn er nickt langsam, obwohl er noch immer den Tisch fixiert. »Gut. An dem Tag waren Kai, sein Vater Kazuki und der Sklave bei den Takeshis zu Besuch. Sie sind nach Atami geritten. Warum? Das weiß ich nicht mehr. Kai und der Sklave auf dem einen Pferd, Kazuki auf dem anderen. Auf dem Rückweg sind sie von einer Räuberbande überfallen worden. Sie haben die Pferde gestohlen und Kazuki vor Kais Augen umgebracht, weil er sich weigerte, ihnen alles zu geben, was sie dabeihatten. Der Sklave war auch schwer verletzt, aber er hat es irgendwie geschafft, Kai in einem unbeobachteten Moment zu packen und mit ihm in den nahen Fluss zu springen. Die Strömung hat sie bis vor die Tore von Izusan getrieben. Mit letzter Kraft hat er es geschafft, Kai bis hierher zu bringen, dann ist er zusammengebrochen. Er war einen ganzen Tag lang bewusstlos und Kai stand so unter Schock, dass er für drei Jahre kein Wort gesprochen und diesen Tag vollkommen aus seinem Gedächtnis gestrichen hat. Der Sklave hat überlebt und konnte uns erzählen, was passiert ist.« Mit sich ringend schweigt Ren mehrere Minuten lang. »Mir und meiner Tochter ist erst da klar geworden, was da eigentlich passiert war und was sich jeden Tag mehr oder weniger vor unseren Augen abspielt, denn die Räuber hätten Kai so wie dich versklavt und irgendwohin verschleppt. Wir haben dem Sklaven dann die Freiheit geschenkt und er ist noch für mehrere Jahre als Mitarbeiter und einziger Vertrauter von Kai bei uns geblieben, bis er dann gegangen ist, um die Welt zu bereisen. Ich weiß nicht, was er alles erlebt hat, aber ich weiß, dass er inzwischen in Edo lebt. Er ist für mich ein Held, denn ohne ihn wäre Kai nun in der gleichen Situation, in der du dich befunden hast, bevor du zu uns kamst.« Mit weicher Stimme fährt Ren fort: »Kai, ich und seine Freunde, Aja und Yu, haben damals gelernt, dass Sklaven Menschen sind und keine willenlosen Subjekte, wie es uns die Regierung und die Gesetze weismachen wollen. Niemals würden wir dich so behandeln, wie es deine früheren Besitzer getan haben. Ja, Kai hegt tiefere Gefühle für dich, aber er würde niemals etwas von dir verlangen, was du nicht willst. Im Gegenteil: Solange du ihm nicht deutlich zeigst, dass du mehr als Freundschaft von ihm willst, wird er sich dir gegenüber nicht anders verhalten als bisher. Also überlege dir gut, ob du wirklich eure Freundschaft aufgeben willst, nur weil du etwas gehört hast, das du zum jetzigen Zeitpunkt und auf diese Art und Weise nicht hättest erfahren sollen.«

Ren steht auf und beginnt den Tisch abzuräumen.

Schweigen breitet sich in der Küche aus, während Yari versucht, zu verstehen, was ihm Ren gerade erzählt hat. Er bemerkt gar nicht, wie Ren die Küche aufräumt und ihn dann alleine lässt. Immer wieder hört er die Geschichte in seinem Geist widerhallen. Kai wäre also das Gleiche wie ihm passiert, wäre da nicht ein mutiger Sklave gewesen, der ihn gerettet hat.

Irgendwann bemerkt Yari, dass es schon dunkel ist. Mit vom Holzhacken schmerzenden Muskeln steht er auf und geht nach oben. Im Wohnzimmer sieht er Licht brennen und hört leise Stimmen, trotzdem geht er direkt in sein Zimmer und schließt die Tür hinter sich.

Erstaunt bemerkt er, dass auf seinem Tisch eine Öllampe brennt und ein Schlüssel mit einem kleinen Zettel daneben im Lichtschein schimmert. Neugierig nimmt er ihn zur Hand, aber erst als er die Zeilen liest, wird ihm klar, was er zu bedeuten hat:

Yari,

ich weiß nicht, was los ist, und Großvater will mir nicht sagen, worüber ihr geredet habt. Ich weiß also nicht, warum du plötzlich Angst vor mir zu haben scheinst. Darum gebe ich dir nun den Schlüssel zu deiner Zimmertür, damit du selbst entscheiden kannst, ob du sie abschließen willst oder nicht.

Ich werde nicht fragen, was los ist oder was ich falsch gemacht habe, aber ich hoffe, dass du mir irgendwann wieder soweit vertrauen kannst, dass du mit mir redest.

Kai

PS: Ich habe dir mal angeboten, dass du zu Yu oder Aja gehen kannst, wenn du willst. Das Angebot steht noch, du musst es mir nur sagen, dann lasse ich dich gehen.

Nachdenklich lässt Yari den Brief sinken und sieht lange den Schlüssel an, bevor er zur Tür geht und ihn ins Schloss steckt. Probeweise dreht er ihn und tatsächlich lässt sich die Tür ohne Probleme abschließen.

Nach einigem Zögern, schließt er sie wieder auf, zieht sich den Schlafanzug an und kuschelt sich dann mit seinem Kuscheltier Osis im Arm unter die Decke.

Der Wüstensklave

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