Читать книгу Der Wüstensklave - J. D. Möckli - Страница 5
Kapitel 2: Viele Shorts!
ОглавлениеSeufzend greift Ren zu dem Stock, den er mittlerweile in die Waschküche mitgebracht hat. Nicht nur, dass er seit über einer Woche Ohrstöpsel benutzen muss, wenn er vom Liebesleben seiner Enkel nicht allzu viel mitbekommen will, nein, jetzt findet er auch noch immer öfter klebrige Shorts in der Wäsche. Was treiben die beiden da nur?
Gerade als er die letzte Shorts mit dem Stock in die Waschmaschine befördert hat, kommt Yari mit der Bettwäsche rein.
»Bitte sag mir, dass eure Laken nicht fleckig sind«, brummt Ren genervt.
Stirnrunzelnd erwidert Yari den Blick, während er zu der Waschmaschine geht, um die Bettwäsche hineinzustopfen. Als ihm klar wird, was Ren meint, wird er knallrot. »Nein … äh … auf dem Laken sind keine Flecken«, presst er zwischen den Zähnen hervor und beeilt sich noch mehr, die Maschine zu füllen.
»Junge, das ist kein Grund so rot zu werden. Es war nur eine normale Frage«, meint Ren beschwichtigend, als ihm klar wird, in welche Verlegenheit er Yari gebracht hat. Er setzt sich mit einem unterdrückten Stöhnen auf die Bank an der Wand und reibt sich den schmerzenden Rücken.
Yari beginnt derweil kommentarlos, das Fass der Waschmaschine gleichmäßig zu drehen.
»Weißt du, ich freue mich, dass Kai und du inzwischen so weit gekommen seid. Nur wäre es vielleicht von Vorteil, wenn ihr statt der Shorts ein Tuch benutzen würdet, das kann ich beim Wäschesortieren leichter erkennen. Das würde mir einiges ersparen.«
Er glaubt, zu erkennen, dass Yari noch roter wird.
Tatsächlich verdreht dieser die Augen, sagt aber lieber nichts dazu, um endlose Erklärungen und Diskussionen zu vermeiden. Doch dann erinnert er sich an die letzte Nacht, als er das erste Mal unter Kai lag – und das ohne Panik! Wie er es sogar nach einer Weile genossen hat, sich einfach fallen und seinem Sharik die Kontrolle zu überlassen. Vielleicht bedeutet das ja, dass er ihre Zärtlichkeiten schon bald auch ohne den schützenden Stoff zwischen ihnen genießen kann? Bis dahin würde er ihre fleckige Wäsche einfach selber waschen. Er schämte sich ein wenig, dass er nicht gleich darauf gekommen war und sich vor Ren diese Blamage erlaubt hat. Dass Kai über so etwas nicht nachdachte, war ja klar, aber er selbst sollte es besser wissen.
Kai ist im Laden damit beschäftigt, seine neuesten Stoffe zuzuschneiden, was sich besonders bei den fein gewebten Stoffen von den Ainu als ziemlich schwierig herausstellt. »Na, da wird sich Aja aber freuen, wenn sie diese Stoffe zu einem Kleid verarbeiten darf. Die sind ja beinahe so schlimm wie Seide.« Vor sich hinmurmelnd faltet er die nächste Stoffbahn zu einem kleinen Ballen zusammen und legt diese zu den anderen in den Korb neben dem Verkaufstresen.
»Kann ich dir irgendwie helfen, Sharik?« Schmunzelnd lehnt Yari mit verschränkten Armen im Türrahmen.
Kai zuckt zusammen und stöhnt: »Yari! Musst du mich so erschrecken? Was hättest du gemacht, wenn jetzt ein Kunde gekommen wäre?«
Über den geschockten Gesichtsausdruck seines Shariks leise lachend, stößt sich Yari ab und kommt auf ihn zu, bis er direkt vor ihm steht und sich mit einem Blitzen in den Augen etwas runterbeugt. »Dann wäre ich wie der perfekte Sklave reingekommen und du siehst ja, dass ich ganz brav das Sklavenhalsband trage.« Für einen Wimpernschlag vereint er ihre Lippen, bevor er sich wieder aufrichtet. »Großvater schickt mich. Er braucht mich in der Waschküche nicht mehr und die Pferde sind soweit versorgt, dass sie eine Weile ohne mich klarkommen. Also, soll ich dir jetzt helfen?« Obwohl er fragt, stellt sich Yari schon neben den Stoffballen und beginnt, diesen vorsichtig abzurollen. »Der Stoff ist ja wirklich fast so weich wie Seide.« Erstaunt lässt er seine Hände über den Ballen gleiten, ehe er von Kai das Ende entgegennimmt und es vorsichtig auf die Markierung legt. Weil er jedoch merkt, dass es schwierig ist, eine gerade Kante abzuschneiden und Kai offensichtlich nicht reißen möchte, hält er für ihn den Stoff auf Spannung. So, wie sie es sonst immer bei der Seide machen. »Also, soll ich wieder in den Stall gehen? Oder dir hier weiter helfen?« Schelmisch grinsend sieht er Kai an, der sofort den Kopf nach oben reißt und ihn anfunkelt. »Wehe, du gehst jetzt wieder in den Stall. Der Stoff hat mich vorhin den letzten Nerv gekostet!«
Als Yari das Funkeln in Kais Augen bemerkt, stellt er sich kerzengerade hin und salutiert todernst. »Wie Sie wünschen, Sharik!«
Gackernd wie die Hühner, fahren sie mit dem Zuschneiden fort.
Auf einmal taucht Yari blitzschnell hinter dem Tresen ab. Er hat durchs Fenster gesehen, dass sich ein Kunde auf die Tür zubewegt und will nicht riskieren, dass dieser ihn lachen sieht. Auf die Idee, dass er einfach aus dem Laden gehen könnte, kommt er erst, als sich die Tür schon öffnet.
Verwirrt blickt Kai auf seinen Liebsten, als auch schon die kleine Glocke über der Tür bimmelt. Sofort richtet er seine Aufmerksamkeit auf den eintretenden Kunden und würde am liebsten laut losfluchen, doch stattdessen setzt er ein professionelles Lächeln auf und geht um den Tresen herum. »Herr Hong, was verschafft mir die Ehre?«
Breit grinsend schüttelt Hong die Hand des jungen Stoffhändlers. »Herr Mutsuo, ich musste unbedingt vorbeikommen und Ihnen von den neuesten Ereignissen in Edo berichten. Außerdem brauche ich dringend einen schwarzen Samtstoff und Sie verkaufen den besten in der ganzen Präfektur.«
Erleichtert, dass er seine Hand wieder heil zurückbekommen hat, führt Kai den rothaarigen Mann zu dem Regal, in dem er die wenigen Samtstoffe, die er um diese Jahreszeit im Laden verkauft, aufbewahrt. »Natürlich, Herr Hong. Hier, dieser schwarze Samt ist wie für Sie gemacht.« Vorsichtig nimmt er einen der Ballen heraus und trägt ihn zum Verkaufstresen. Den anderen Stoff schiebt er zur Seite, sodass er den Samt darauf ausbreiten kann. »Wie Sie sehen können, ist dieser Samt von ausgezeichneter Qualität, und das zu einem Preis von nur vierzig Silbermünzen.« Unauffällig stellt er sich so hin, dass Hong auf keinen Fall Yari sehen kann, der immer noch grinsend auf dem Boden kauert.
Der findet es gerade saukomisch, dass er sich dort unten vor dieser männlichen Tratschtante versteckt und würde am liebsten so richtig kindisch hochspringen und laut Buh! rufen.
Penibel prüft Hong den Samt, ehe er zufrieden nickt. »Ja, der ist wirklich von guter Qualität. Allerdings werde ich sicher nicht diesen Preis bezahlen. Ich biete Ihnen … fünfundzwanzig Silbermünzen.« Die Arme verschränkend, blickt Hong direkt in die Augen seines Gegenübers.
Immer noch lächelnd schüttelt Kai den Kopf. »Das geht auf keinen Fall, Herr Hong. Wenn Sie einen so billigen Stoff wollen, dann müssen Sie zur Konkurrenz gehen.«
Vor sich hin murrend unterbricht Hong den Blickkontakt, indem er wieder auf den edlen Samt hinuntersieht. »Na gut, dann halt dreißig Silbermünzen.« Dann beginnt er plötzlich breit zu grinsen. »Jetzt aber mal etwas anderes: Sie waren doch auch in Edo. Haben Sie da vielleicht von dem Skandal gehört? Die Tochter von Yamato Kato hat doch tatsächlich versucht, den alten Sklaven ihres Vaters für sage und schreibe einhundert Goldmünzen zu kaufen. Stellen Sie sich das mal vor! Dabei hat das damals schon einen riesen Skandal gegeben, weil sie sich angeblich von dem hat nehmen lassen! Und jetzt kommt der Hammer!« Hong legt eine dramatische Pause ein. »Es wird erzählt, dass sie von dem Sklaven sogar schwanger gewesen ist, das Kind aber verloren hat! Können Sie sich das vorstellen, Herr Mutsuo? Das wäre der Skandal des Jahrzehnts gewesen! Ganz Edo hat sich damals das Maul über sie zerrissen!«
Geschockt hört Kai zu. »Ähm, das ist ja alles sehr interessant, aber warum erzählen Sie mir das? Ich meine …«
»Herr Mutsuo! Der Besitzer des Sklaven hat das Angebot abgelehnt! Stellen Sie sich das vor! Einhundert Goldmünzen! Und der lehnt ab! Zu schade, dass ich nicht weiß, wem der Sklave gehört. Ich würde dem Herrn so gern ein paar Fragen stellen.« Bedauernd fährt Hong mit der Hand über den Samt. »Also … ich biete Ihnen fünfunddreißig Silbermünzen. Was meinen Sie, Herr Mutsuo?« Erwartungsvoll hebt er den Blick.
Nur mit Mühe kann sich Kai zurückhalten, nicht loszuschreien. »Ja … einverstanden. Ich packe Ihnen den Stoff gleich ein.«
Während er den Samt vorsichtig in das Leinen wickelt, schielt er kurz zu Yari, der stocksteif und mit zu Fäusten geballten Händen dasitzt. Leider kann er nichts tun, außer Hong schnell loszuwerden.
Gegen seine Wut ankämpfend, sitzt Yari da und kann sich nur mit Mühe beherrschen. Am liebsten würde er Hong in Grund und Boden brüllen. Nur der Gedanke, dass Kai und Großvater darunter zu leiden hätten, lässt ihn die Fassung bewahren.
Verblüfft über die schnelle Einigung zählt Hong die Münzen ab und wartet dann darauf, dass der Stoffballen seinem Sklaven übergeben wird. »Ich würde ja wirklich noch gern ein wenig mit Ihnen plaudern, Herr Mutsuo, aber die gute Frau Aino wartet auf mich, da ich ihr versprochen habe, sie mit den neuesten Neuigkeiten aus Edo zu versorgen. Wer bietet denn schon einhundert Goldmünzen für einen Sklaven, der weit jenseits der Zwanzig ist? Das ist doch für einen Lustsklaven uralt. Und dann schlägt der Besitzer das Angebot auch noch aus. So einen guten Preis wird der für den Sklaven doch nie mehr bekommen, oder was meinen Sie, Herr Mutsuo?« Gespannt sieht er sein Gegenüber an.
Zu seiner Enttäuschung erwidert dieser den Blick nicht, sondern konzentriert sich darauf, den Ballen dem Sklaven zu übergeben.
»Also ich hätte das Angebot sicher nicht ausgeschlagen. Schließlich ist ja jeder Sklave durch ein besseres Exemplar ersetzbar«, versucht Hong noch einmal die Aufmerksamkeit Kais zu bekommen.
Auffordernd streckt Kai die Hand aus. »Sind das die fünfunddreißig Silbermünzen?«
Weil er weiß, dass Hong darauf besteht, dass die Münzen vor dessen Augen abgezählt werden, legt Kai sie einzeln in die Kasse. Dann schließt er den Deckel und sieht seinen Kunden auffordernd an. »Wie immer genau abgezählt. Ich bin sicher, Frau Aino wird sich über Ihren Besuch freuen.« Mit steifen Bewegungen begleitet er den Mann zur Tür. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Herr Hong, und grüßen Sie Frau Aino von mir.«
»Natürlich werde ich das, Herr Mutsuo. Sie sind ja schließlich unser liebster Stoffhändler. Die anderen kann man nämlich nicht gebrauchen, die wollen einem ja immer nur das Schlechteste zum teuersten Preis verkaufen. So, ich muss los. Auf Wiedersehen.« Ohne auf seinen Sklaven zu achten, eilt Hong aus dem Laden und dann die Straße hinunter.
Erleichtert, dass er Hong endlich losgeworden ist, schließt Kai die Tür und dreht auch gleich den Schlüssel um. Bis zum Mittagessen will er keine Kunden mehr sehen. Nachdem auch das Schild richtig hängt, geht er zu Yari, der immer noch mit zu Fäusten geballten Händen auf dem Boden sitzt. »Yari …« Vorsichtig geht er vor ihm in die Knie, um ihn nicht zu erschrecken.
»Als ihr Vater damals ins Zimmer geplatzt ist, war sie schon seit zwei Monaten schwanger«, sagt Yari leise. »Allerdings hat sie es ihrem Vater nicht gesagt und das Kind heimlich abgetrieben. Schließlich geht es ja nicht, dass sie, als Tochter eines Katos, den Balg eines Sklaven austrägt. Kurz darauf bin ich dann verkauft worden, weil Kato befürchtete, dass seine Tochter irgendwann von mir schwanger werden könnte und sich die Gerüchte bestätigen würden. Was für eine Ironie.« Yari weiß nicht mehr, ob er damals deswegen wütend oder erleichtert war, aber die Erinnerung daran schmerzt.
Mit einem unterdrückten Aufschluchzen schmiegt er sich an seinen Sharik, der ihn tröstend umarmt. Immer wieder sieht er sich an der Tür zum Wohnzimmer stehen, in dem Veronika und ihre Freundin sich damals unterhalten haben, wodurch er erfahren hat, dass sie von ihm schwanger war. Schon damals hatte es ihn geschockt, denn auch wenn er wusste, dass diese Frau ihn benutzt hatte, so war ihm bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar gewesen, wie sie mit ihm geschlafen hatte.
»Ach, Yari …« Sanft streichelt Kai über den bebenden Rücken seines Liebsten. Nur schwer kann er sich vorstellen, wie es in Yari jetzt aussehen muss. Nicht zum ersten Mal wünscht er sich, dass er es diesen Mistkerlen heimzahlen könnte, die Yari so gequält haben.
Ren wundert sich, wo die beiden Jungs bleiben, schließlich ist es schon längst Zeit fürs Mittagessen, daher geht er in den Laden, um nachzusehen.
»Was ist passiert?«, fragt er besorgt, als er die beiden am Boden kauern sieht. Mit knackenden Kniegelenken geht er neben Yari in die Hocke, der sein Gesicht jedoch in Kais Oberteil vergraben hält.
Ohne seinen Griff zu lockern, hebt Kai den Blick. »Hong war hier und hat erzählt, dass wir in Edo wohl Gesprächsthema Nummer eins sind, weil bekannt geworden ist, dass jemand einhundert Goldmünzen für einen Sklaven ausgeschlagen hat. Dabei hat er auch noch etwas weiter ausgeholt und davon erzählt, dass dieses Miststück von Yari schwanger war, das Kind jedoch verloren hat.« Weil sich Yari nun noch mehr an ihn drückt, hält Kai den Mund.
Geschockt stützt sich Ren am stabilen Holz des Tresens ab. Es dauert ziemlich lange, bis er sich zumindest so weit gefangen hat, dass ihm seine Stimme wieder gehorcht. »Ich … muss gestehen, dass ich sprachlos bin.« Mit einem leisen Ächzen steht er auf und legt seine Hand beruhigend auf Kais Schulter. »Ich gehe mal den Pferden ihr Heu in die Boxen hängen und koche uns dann Kakao. Nach dem Schock können wir den sicher gebrauchen.« Mit einem leichten Lächeln, das seinen Enkel ein wenig aufmuntern soll, zieht er die Hand wieder zurück und geht zur Tür. »Wenn ihr soweit seid, dann kommt in die Küche.«
Nachdem er im Stall war, setzt sich Ren in der Küche an den Tisch und stützt den Kopf in die Hände. »Das Schicksal ist wirklich brutal zu dem Jungen. Aber vielleicht ist es ja ganz gut, dass das Kind nicht geboren wurde …«
Seufzend steht er wieder auf, schließlich kocht sich der Kakao nicht von allein.
Die Milch ist gerade heiß geworden, als Kai mit dem kalkweißen Yari hereinkommt, der sich schon beinahe krampfhaft an dessen Hand festhält und diese auch nicht loslässt, als er sich an den Tisch setzt.
Ohne ein Wort zu sagen, stellt Ren für seinen Enkel einen Stuhl neben Yaris.
»Danke.« Kai setzt sich und nimmt den Kakao mit einem dankbaren Nicken entgegen. Auch ihn hat die Sache geschockt, weshalb er froh ist, dass er seine Nerven mit dem heißen Getränk wenigstens ein bisschen beruhigen kann.
Yari scheint wie betäubt. Mechanisch leert er seine Tasse und löffelt die gute Gemüsesuppe, die schon seit dem frühen Morgen vor sich hin geköchelt hat.
Voller Sorge mustert ihn Ren, der schließlich aufsteht und ins Bad geht, um die Baldriantinktur zu holen. Anders wird der Junge diesmal wohl nicht aus seinem Tief herausfinden. Er gibt ihm diese Medizin nur ungern, könnte es von ihm doch so aufgefasst werden, dass er ihn, wie seine Vorbesitzer, unter Drogen setzen möchte.
Wieder in der Küche blickt Ren prüfend zu Yari und entscheidet sich dann schweren Herzens, ihm gleich die doppelte Menge zu geben, damit dieser auch wirklich ein wenig schlafen kann. Er tropft die Tinktur in einen Suppenlöffel und hält ihn Yari vor den Mund. »Es schmeckt schrecklich, aber es hilft«, sagt er. Zu seiner Überraschung wird die bittere Medizin ohne zu murren geschluckt. »So, und jetzt gehst du dich hinlegen. Kai übernimmt heute den Stall für dich und ich stelle mich in den Laden.«
Er rechnet mit schwachem Widerspruch, denn so schnell lässt sich Yari die Pferde in der Regel nicht wegnehmen, doch Yari steht wie an Fäden gezogen auf und verlässt die Küche.
»Es muss ihm wirklich schlecht gehen, wenn er ohne etwas zu sagen einfach auf dich hört.« Kai sieht seinen Großvater betrübt an.
»Ja, das tut es. Weißt du, bis jetzt war es ihm wohl bewusst, dass damals sein ungeborenes Kind umgebracht wurde, aber erst jetzt ist es ihm auch emotional klar geworden und das, in Kombination mit den ganzen Umständen …«
Seufzend reibt sich Kai die Schläfen. »Obwohl es schlimm ist, ist es vielleicht besser so. Wer weiß, was sonst aus dem Kind geworden wäre.« Weil er etwas tun muss, steht Kai auf und beginnt die Teller wegzuräumen.
Oben im Zimmer liegt Yari unter der Decke und kuschelt mit seinem Osis. Dabei spürt er, wie er sich langsam beruhigt und seine Augenlider immer schwerer werden. Noch kämpft er dagegen an, will er doch nicht riskieren, wieder Albträume zu bekommen. Besonders, weil dann immer wieder die Ereignisse von damals hochkommen.
Schließlich fällt er in einen unruhigen Schlaf, aus dem er auch nicht aufwacht, als am Abend Kai ins Zimmer kommt.
Mit einem traurigen Lächeln fährt Kai seinem unruhig schlafenden Liebsten sanft über die Wange. »Ach, Yari …«
Seufzend legt er sich nach einer Weile auf den Rücken und blickt mit hinter dem Kopf verschränkten Armen an die Decke, bis er auf einmal neben sich eine Bewegung wahrnimmt. Immer noch schlafend kuschelt sich Yari mit dem roten Drachen im Arm an seine Seite, was Kai trotz allem schmunzeln lässt. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, legt er den Arm um die Schultern seines Liebsten und haucht ihm einen Kuss auf die Stirn. »Schlaf gut. Morgen wird die Welt hoffentlich wieder ein wenig besser aussehen.«
Zu seiner Erleichterung wird Yaris Schlaf langsam aber sicher deutlich ruhiger, weshalb Kai schließlich auch die Augen schließt und in einen traumlosen Schlaf hinübergleitet.