Читать книгу Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich Metal ? - Jackson Steel - Страница 5
GESCHICHTE
ОглавлениеEnde 1960er – Anfang 1980er
Die Vorläufer des Metal liegen vor allem im Bluesrock und Psychedelic Rock, hier werden oft Bands genannt wie Blue Cheer, Iron Butterfly, MC5 oder Steppenwolf. Aus diesen Strömungen heraus werden als erste richtige Metal-Bands Deep Purple, Led Zeppelin und Black Sabbath angeführt, die ab dem Ende der sechziger Jahre agierten.
Led Zeppelin blieben dabei dem Bluesrock nahe und zeichneten sich besonders aus durch den massiven Einsatz von Lautstärke und der Verquickung eines starken Schlagzeugs, der virtuosen Gitarre Jimmy Pages und der hohen und kraftvollen Stimme von Robert Plant. Black Sabbath hingegen versuchten in ihrem Stil klassische Blues-Elemente eher zu verdrängen. Sie entwarfen aus Einflüssen des Bluesrock und des Jazz eine riff-betontere Art der Musik, wie sie für den Metal charakteristisch wurde, zugleich behandelten sie in ihren Texten konsequent negative und (in der damaligen Pop- und Rock-Musik verbreitete) okkulte Themen. Am 19. November 2013 verlieh die Coventry University Tony Iommi, dem Bandleader von Black Sabbath, einen Ehrendoktor der Künste für die Erfindung des Heavy Metal.
Vor allem junge britische Bands wie Iron Maiden, Judas Priest, Saxon oder Samson prägten um 1980 eine Generation von Bands, die sich von den zu dieser Zeit dominierenden Punk-Bands abheben wollten. Dazu bedienten sie sich eines Stils, der zum einen das hohe Tempo des Punk beinhaltete, zum anderen aber auch die Härte, Dynamik und Filigranität des Hard Rock von Bands wie Deep Purple in den 1970ern aufgriff. Einzelne Hard-Rock-Bands passten sich dem neuen Stil an und entwickelten sich zu Metal-Bands (in der Musikpresse als New Wave of British Heavy Metal (NWoBHM) bezeichnet), daher kommt auch das Verwechslungspotential der Stile. In dieser Zeit kann von einem eigenständigen Genre namens „Heavy Metal“ gesprochen werden.
1980er
Etwa ab Mitte der 1980er teilte sich der Heavy Metal in einzelne Substile auf, die alle unter dem Begriff Metal zusammengefasst wurden. Heavy Metal bezeichnet seither nur noch die ursprüngliche Form dieser Musik.
Die Band Motörhead um das einzige konstante Mitglied Lemmy Kilmister, die auf Punk-, Hard-Rock-, Blues-Rock- und Rock-’n’-Roll-Einflüsse zurückgreift, und die Band Venom mit der für damalige Maßstäbe hohen Aggressivität ihrer stark punk-beeinflussten Musik und ihrem plakativen satanistischen Image erweckten die Aufmerksamkeit der Szene und wurden Vorreiter stilistisch extremer Metal-Strömungen; während Venoms Debütalbum Welcome to Hell einerseits „die Suche nach mehr Brutalität richtig ins Rollen“ brachte und ihr zweites Album Black Metal einer gleichnamigen Strömung ihren Namen gab, wurde die Musik der Band gleichzeitig auch in Teilen der Szene als Lärm untalentierter Musiker empfunden.
1982 veröffentlichte die dänische Band Mercyful Fate ihre gleichnamige erste EP; die Band verarbeitete Einflüsse aus dem Progressive Rock, dem epischen Hard Rock der 1970er Jahre und dem traditionellen Heavy Metal und sorgte durch ihr „gehobenes Tempo, eine aggressive Leadgitarre, packende Harmonien, rhythmisch variables Songwriting und diese düstere Atmosphäre, die Demon und Witchfinder General blass aussehen ließ“, mit ihrer EP „nach nur einem Jahr gemeinsamer semi-professioneller Demoaufnahmen für Furore“. Während Diamond seine satanischen Texte später „auf ein wesentlich höheres sprachliches Niveau bringen“ sollte, war Nuns Have No Fun „nicht weniger explizit als der frühe Venom-Stoff“. Mercyful Fates Sänger King Diamond wurde darüber hinaus für seinen Gesang im Falsett und die Verwendung einer frühen Form des Corpsepaint bekannt. Die Band setzte Bühneneffekte wie die „explodierende Nonne“ am Ende von Auftritten oder das brennende Kreuz bei einem Auftritt in Amsterdam um 1983 ein; bei einem Auftritt hielt die Band auf der Bühne eine Schwarze Messe ab, für die sie das Blut ihres Managers Ole Bang nutzte.
Den ursprünglichen Heavy Metal an Geschwindigkeit und Aggressivität übertreffend, entwickelten sich in den USA der vom Hardcore Punk und Bands wie Venom und Motörhead beeinflusste Thrash Metal und der Speed Metal mit Bands wie Megadeth, Slayer, Metallica, Exodus oder Anthrax. Als erstes Speed- und Thrash-Metal-Album gilt Kill ’Em All von Metallica. Mit ihren folgenden Alben stiegen ihre Popularität und ihr Ansehen, gleichzeitig entfernte die Band sich aber ab dem dritten Album Master of Puppets vom Thrash Metal. Ihr fünftes Album Metallica und vor allem die darauf enthaltene Ballade Nothing Else Matters verschaffte der Band außerhalb der Szene eine enorme Popularität. Metallica gelten mit ihrem ausgesprochen großen Erfolg in der öffentlichen Wahrnehmung oft als der Inbegriff des Metal selbst, obwohl sie Mitte der neunziger Jahre durch die Veröffentlichung zweier dem Alternative-Genre zuzuordnender Alben viele bisherige Fans aus der Metal-Szene verloren. Einen weiteren Klassiker des aggressiven Thrash Metal schufen Slayer mit Reign in Blood, das als einer der Höhepunkte des Genres gilt. Durch ihr Kokettieren mit Okkultismus und teilweise auch Nazisymbolen erhöhten sie auch die Messlatte für Provokationen deutlich.
In Europa entwickelte sich in den 1980er Jahren vor allem in Deutschland eine relativ umfangreiche Szene, wobei sich Hamburg und das Ruhrgebiet als kulturelle Zentren etablieren konnten. Kreator, Destruction und Sodom sind beispielsweise die bekanntesten Vertreter des deutschen Thrash Metal, welcher zunächst unabhängig vom US-amerikanischen entstand und sich gegenüber dem meist glatter produzierten Metal aus Amerika durch seine größere Rauheit auszeichnete. Auf der anderen Seite begründeten Helloween, Blind Guardian und Gamma Ray den europäischen Power Metal. Ebenfalls melodiöser klingt der vom britischen Progressive Rock beeinflusste Progressive Metal, begründet von den US-amerikanischen Bands WatchTower, Fates Warning und Queensrÿche. Aufgrund ihrer wegweisenden Alben To mega therion (1985) und Into the Pandemonium (1987) werden die Schweizer Celtic Frost – deren stilistische Entwicklung von einer Thrash-Metal-Grundlage ausging – im Rückblick mitunter als erste „Avantgarde-Metal“-Band betrachtet, inspirierten mit ihren Experimenten jedoch – neben vielen anderen Bands – insbesondere auch die schwedischen Symphonic-Metal-Vorreiter Therion.
Parallel zum aggressiven Thrash Metal und Speed Metal etablierte sich in den 1980ern von den USA aus der Glam Metal (auch abwertend Hair Metal, Poser Metal oder Cock Rock genannt). Er übernahm musikalische Elemente des Metal und verknüpfte sie mit dem Auftreten und Image des Glam Rock. Die bekanntesten Vertreter dieser Richtung sind Alice Cooper, Poison, Mötley Crüe sowie Bon Jovi. Die Musikrichtung dominierte die Mainstream-Charts bis zum Aufkommen des Grunge Anfang der 1990er, unter dessen Popularität auch die des Metal allgemein litt.
Aus dem Thrash Metal entwickelte sich wenig später der Death Metal mit Bands wie Paul Speckmanns Bands Master und Death Strike, Possessed, die Band Death des als „Godfather of Death Metal“ geltenden Chuck Schuldiner, Morbid Angel, Deicide und Autopsy, deren Musik noch aggressivere Züge trug. Florida wurde sehr bald als „Mekka“ des Death Metal weltweit bekannt. Ab Ende der 1980er veröffentlichten dort ansässige Bands wie Morbid Angel, Deicide, Death und Obituary stilprägende Alben. Besonders Deicide und Morbid Angel bauten sich ein Image als satanistische Bands auf. In New York formierten sich Cannibal Corpse, die einige Jahre später nach Florida auswanderten und ähnlich wie Autopsy mit brutalen Artworks und Splatter-Texten aufwarteten und Suffocation, die eine starke Gewichtung auf technischen Death Metal legten. Europäischer Death Metal wurde vor allem aus Schweden und England bekannt.
Ende der 1980er vermischte die Szene, die den Thrash Metal bis auf wenige Bands wie Slayer verdrängte, sich mit der aus dem Punk entstandenen Grindcore-Szene, als Musiker aus Metal-Bands Mitglieder von Grindcore-Bands wurden bzw. selber Grindcore-Bands gründeten und so ihre musikalischen Einflüsse aus dieser Musikrichtung einbrachten, und bestehende Grindcore-Bands Elemente aus anderen Stilen in ihre Musik einbrachten und umgekehrt die von ihnen behandelten gesellschaftsbezogenen Themen in den Death Metal, der sich mit ursprünglich todesbezogenen Themen beschäftigte.
In Lateinamerika wurden Bands wie Sepultura, Sarcófago, Vulcano oder Krisiun aus Brasilien bedeutende Vertreter des extremen Metal. In Osteuropa entstand noch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs eine Metal-Szene mit den Schwerpunkten Thrash Metal (Kat, Kruiz, Shah), Death-/Thrash Metal (Vader, Krabathor) und Black Metal (Root, Törr, Master’s Hammer, früher Behemoth).
Ab 1990
Als zu Anfang der 1990er die Ära des Hairspray Metal im Zuge der Grunge-Welle schnell endete, hatten auch die anderen Metal-Stile den Zenit ihres Erfolges überschritten. Angesichts des Rückzuges des Metal in den Untergrund titelte das Rock-Hard-Magazin sogar: „Ist der Metal tot?“. Der Mainstream wurde von nun an von Pop, Techno, Contemporary R&B und Hip-Hop dominiert. Im Untergrund setzte jedoch gleichzeitig eine Stilexplosion ein, wobei sich die skandinavische Metal-Szene als dominierend erwies.
Als Gegenbewegung zum populär werdenden Death Metal und in Anlehnung an ältere Bands wie Celtic Frost und Bathory bildete sich ab den späten 1980er Jahren eine internationale Untergrund-Szene. Aufmerksamkeit erregte dabei insbesondere die Black-Metal-Szene Norwegens, die sich ab 1991, nach dem Suizid des Mayhem-Sängers Per Yngve „Dead“ Ohlin, um Mayhems Gitarristen Øystein „Euronymous“ Aarseth und dessen Schallplattenladen Helvete formierte. Der theistische Satanist Euronymous prägte das Gedankengut des Black Metal entscheidend und gilt daher als „Vater“ der Bewegung, mit Bands wie Darkthrone, Immortal, Emperor und Burzum, und Initiator der sogenannten „zweiten Welle des Black Metal“. Anfang bis Mitte der 1990er erlangte diese Szene öffentliche Aufmerksamkeit vor allem aufgrund von Kirchenbrandstiftungen, mit denen Varg Vikernes von Burzum gegenüber der Zeitung Bergens Tidende prahlte, und extremen Interview-Aussagen. Als Ende der damaligen Szene wird die Ermordung Euronymous’ durch Vikernes angesehen, der sich vom Satanismus ab- und einer rechtsextremen Auslegung des Neuheidentums zuwandte. Im Mainstream erlangte von den norwegischen Black-Metal-Bands trotz der Kommerzialisierung ihrer bekanntesten Vertreter ab Mitte der 1990er Jahre nur Dimmu Borgir eine gewisse Bekanntheit – wie auch Cradle of Filth aus England wird sie vom Untergrund jedoch als „untrue“ angesehen, da sie sich dabei stilistisch und ideologisch vom traditionellen Black Metal entfernte. Diese Bands werden daher dem Dark Metal zugeordnet.
Weitere durch die Black-Metal-Bewegung hervorgegangene Strömungen sind der Pagan Metal und der Viking Metal. Den Grundstein dafür legte die schwedische Band Bathory mit ihren Alben Blood Fire Death, Hammerheart und Twilight of the Gods, auf denen sie Elemente klassischer Musik und skandinavischer Folklore in ihre Musik integrierte. Vor allem die Frühwerke der bedeutenderen Bands dieser Strömungen sind oft „rauer, primitiver und schnörkelloser“ als ihre späteren Aufnahmen und damit den Black-Metal-Wurzeln näher, wohingegen ein anderer Teil sich stärker am Folk Metal orientiert. Die ersten Pagan-/Viking- und Folk-Metal-Alben entstanden jedoch unabhängig voneinander, weshalb Fenriz von Darkthrone Bathorys Alben explizit vom Folk Metal abgrenzt. Das erste Folk-Metal-Album war The Wayward Sons of Mother Earth, das 1991 veröffentlichte Debütalbum von Skyclad aus Newcastle, das Thrash Metal mit Einflüssen von Bands wie New Model Army oder Thin Lizzy kombinierte und erstmals im Metal die Fiddle als Leadinstrument einsetzte. Beide Stile gewannen – zusammen mit dem vom Folk Metal nur schwer abgrenzbaren Mittelalter-Rock – seit Mitte der 1990er immer mehr an Popularität. Die vermutlich bekanntesten Vertreter sind neben den genannten Bands Cruachan, Finntroll, Korpiklaani, Elvenking, Eluveitie, In Extremo und Subway To Sally.
Anfang der 1990er nahm in Schweden die New Wave of Swedish Death Metal ihren Anfang. Während Dismember oder Entombed eine betont raue Variante des Death Metal popularisierten, verwendeten Hypocrisy vermehrt melodischere Passagen. In Göteborg entstand ausgelöst von At the Gates die sogenannte Göteborger Schule, der Melodic Death Metal, der die Brutalität des Death Metal mit den melodischen Elementen der NWoBHM verband. Bands wie In Flames und Dark Tranquillity verhalfen diesem Stil zum europaweiten Durchbruch.
Durch die Vermischung von Thrash Metal, Industrial Metal und Hardcore Punk mit den elektronischen Musikrichtungen Noise, Gabber und Drum and Bass entwickelte Atari Teenage Riot mitte der 1990er die Musikrichtung Digital Hardcore, die mit linksradikalen Texten für Furore (nicht nur) in der Metalszene sorgte.
Die Gothic-Kultur hatte in den 1990ern eine große Relevanz für diese gesamte Subkultur entwickelt. Einige Bands wie beispielsweise Paradise Lost übernahmen Merkmale des Gothic Rock in den Metal und führten so den Gothic Metal neu in die Szene ein.
Wichtig war ab den 1990er Jahren für die deutsche Metal-Szene das Plattenlabel Nuclear Blast, das trotz aller „Ausverkaufs“-Vorwürfe einerseits viele bereits erfolgreiche Bands der europäischen Szene unter Vertrag nahm, andererseits aber auch ein glückliches Händchen bei der „Entdeckung“ erfolgversprechender neuer Bands wie Children of Bodom bewies.
1993 initiierte die Band Earth mit ihrem Album Earth 2: Special Low-Frequency Version die Entstehung des Drone Doom. Die bekanntesten Vertreter dieser Stilrichtung sind heute die 1998 gegründeten, amerikanischen Sunn O))).
In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre entstand auch der Symphonic Metal, der orchestrale Elemente einsetzt, mit Bands wie Nightwish, deren ehemalige Sängerin Tarja Turunen ausgebildete Sopranistin ist und diesem Gesangsstil zum Erfolg in der Metal-Szene verhalf, und Within Temptation.
Während der Metal in Europa – Deutschland stellt mit dem Wacken Open Air das wichtigste Festival der Szene – lebendig blieb, sah sich die nordamerikanische Szene mit einer Stagnation konfrontiert, auch wenn Bands wie Manowar, Megadeth oder Slayer eine unverändert große weltweite Popularität genossen.
Das sollte neben verschiedenen als Crossover betitelten Bands wie den sehr erfolgreichen Faith No More der Grundstein für den Nu Metal sein. Jene Musikrichtung, ausgehend von den USA, gestaltete sich zu einem prägenden Trend der ausgehenden 1990er. Hauptsächlich losgetreten von Bands wie Korn, Deftones und Limp Bizkit und später durch Slipknot und Linkin Park weitergeführt, konnte man sich gegenüber der dominierenden Black Music sogar in den Charts behaupten. In der – von nun als „klassisch“ oder „traditionell“ wahrgenommen – bisherigen Metal-Szene beäugte man den Erfolg dieser Musik allerdings tendenziell skeptisch, da sie kaum Bezüge zur alten Metal-Szene hatte, ihre Einflüsse eher vom Hardcore und Hip-Hop stammten und sie ein deutlich kommerzielles Potential aufwies.
Ab 2002 ließen die Verkaufszahlen der meisten Nu-Metal-Bands dann stark nach, während in einem Prozess, der an den Cock-Rock-/Grunge-Umschwung zehn Jahre zuvor erinnerte, ausgehend von der Hardcore-Szene der Metalcore an Bedeutung gewann. Diese New Wave of American Heavy Metal, angeführt von Bands wie zum Beispiel Killswitch Engage oder Chimaira, vermengte Einflüsse des Hardcore mit klassischem Metal, besonders dem aggressiven Thrash Metal der Marke Slayer oder dem schwedischen Melodic Death Metal.