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REZEPTION

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Innere Rezeption

In den Augen der Fans zeichnet sich die Musik vor allem durch ihre Intensität und Authentizität aus. Erstere Eigenschaft lässt sich vor allem mit ihrer Lautstärke, ihrem straffen Rhythmus, der oft hohen Geschwindigkeit, ihrem Spiel von Dissonanz und Konsonanz sowie ggf. anderen Elementen wie Komplexität und Virtuosität begründen. Der Hang zum Authentischen zieht sich durch die gesamte Subkultur und drückt sich unter anderem in dem Anspruch an die Musiker aus, dass sie ihre Musik selber schreiben und sich nicht durch kurzlebige Trends beeinflussen lassen. Zwischen den Bands und Fans bestehen trotz klarer Grenzen enge Verbindungen, was auch als Merkmal der Folk-Musik gilt, weshalb auch die Existenz eines folkloristischen Ideals im Metal oder sogar die Einordnung des Metal als Folk-Musik (über den Folk Metal hinaus) diskutiert werden. Im Gegensatz zum kurzlebigen Pop, in dem den jeweils neuesten Liedern gegenüber älteren Priorität eingeräumt wird, zeigt sich im Metal ein starkes musikalisches Traditionsbewusstsein sowohl im Aufgreifen von Folk- und klassischer Musik als auch hinsichtlich der Klassiker der jeweiligen Subgenres. Fällt eine Band unter Verdacht, „kommerziell“ zu sein (wofür insbesondere bei extremeren Substilen häufig bereits geringer kommerzieller Erfolg ausreicht), so betrachten das oft nicht wenige Metal-Fans als „Verrat“ am Metal.

Verhältnis zu anderen Subkulturen

In den Anfangstagen des Metals wurde das Genre selbst innerhalb der noch deutlich weniger als heute ausdifferenzierten Rockkultur als geringwertig angesehen. Noch bis in die 1990er Jahre charakterisierte das in Deutschland einflussreiche „Rock-Lexikon“ von Barry Graves und Siegfried Schmidt-Joos (Heavy) Metal als „extrem verstärkten, bombastischen Rocksound, der vor allen Dingen weiße, junge Männer aus niederen Bildungsschichten mit Sexualängsten anzog“ und attestierte dem Genre einen „ohnehin limitierten musikalischen Gehalt.“

In der Szene ist häufig eine Abneigung gegenüber „nicht handgemachter“ Musik verbreitet. So halten Hip-Hopper in der Metal-Szene häufig als Feindbild her, ihre musikalischen Vorlieben werden als niveaulos oder oberflächlich angesehen. Die teilweise vorgenommene Stereotypisierung der Hip-Hopper zu aggressiven, wenig intelligenten Proleten wird von vielen Webseiten auf satirische Art und Weise bis ins Extrem geführt, von vielen Metal-Anhängern aber als intolerant abgelehnt. Andererseits kommt es immer wieder auch zu Kollaborationen mit Musikern aus anderen Bereichen, wie z. B. aus dem Hip-Hop, besonders im Crossover (Anthrax) oder im Nu Metal (Korn, Limp Bizkit).

Aufgrund sich teilweise überschneidender Hörgewohnheiten treten Metal-Fans beispielsweise auf Festivals und Konzerten häufig in Kontakt zu Goths, Punks, Rockern, Fans härterer elektronischer Musik, Hardcore-Fans oder anderen Vertretern des alternativen Spektrums der Musik. Zu musikorientierten Subkulturen außerhalb des alternativen Spektrums existieren grundsätzlich keine besonders gefärbten Kontakte.

Verhältnis zur Öffentlichkeit

Während einige Bands aus dem Metal-Bereich und – abhängig von Trends und dem jeweiligen Zeitgeist – auch ganze Sparten in der Öffentlichkeit Gehör finden und ihre Musik von einem breiten Publikum konsumiert wird, wird der Metal auch mit vielen Vorurteilen verbunden.

Kritische Blicke von Außenstehenden werden durch vielerlei Faktoren ausgelöst. Ein gewisses Unwissen zeigt sich beispielsweise darin, dass manche Menschen einen Metaller nicht von einem Punk oder Goth unterscheiden können. Die oftmals langen Haare wurden als feminin und bei Männern als obskur aufgefasst, da in Europa moderne Männer grundsätzlich Kurzhaarfrisuren trügen. Die Toleranz ist allerdings seit den 1960ern generell größer geworden.

Ähnlich wie gewaltthematisierende Filme, Comics oder Computerspiele wird auch Metal manchmal als jugendgefährdend eingestuft. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Metal mit seiner Tendenz zur Thematisierung von konfliktreichen Aspekten des Lebens negative Auswirkungen auf die Psyche von Jugendlichen haben kann. Das geht teilweise soweit, dass Metal für Suizide oder Amokläufe von Jugendlichen verantwortlich gemacht wird. Mehrfach standen so schon Bands wie Marilyn Manson oder Slipknot am Pranger.

Besonders in den 1960ern tendierte man dazu, Rockmusik generell als verdummenden, primitiven Krach zu bezeichnen, welcher sich schädigend auf die Moral der Hörer auswirken würde. Während diese Einstellung aus dem Alltag weitestgehend verschwunden ist, lebt sie als übertriebenes Klischee weiterhin fort, beispielsweise in den Zeichentrickfiguren Beavis and Butt-Head.

Ein populärer Mythos sind die sogenannten Rückwärtsbotschaften. Angeblich wurden in Metal-Titeln rückwärts aufgenommene Tonbotschaften versteckt, die den Hörer unterbewusst beeinflussen würden. Die Existenz solcher versteckter Botschaften wurde jedoch bis heute nicht nachgewiesen, die Wirkung als Methode mentaler Beeinflussung sogar durch wissenschaftliche Studien widerlegt. Allerdings machen sich einige Bands diesen Mythos zu eigen und platzieren absichtlich rückwärts gesprochene Nachrichten auf ihren Alben.

Weiterhin existent ist die Vorstellung, in der Metal-Szene bestehe ein Hang zum Satanismus. Dieser oder andere Formen des Okkultismus spielen in den meisten Sparten keine ernsthafte Rolle, sie dienen in der Regel allenfalls zur bewussten Provokation und Rebellion und der Betonung der eigenen Freiheit wenngleich viele Metal-Fans tendenziell eher kirchenkritisch eingestellt sind bzw. Religion ablehnen. Eine ernsthafte Beschäftigung mit dem philosophischen sowie religiösen Satanismus ist beinahe ausschließlich im Black Metal auffindbar, bei dem ein religiöser Hintergrund als allgemein gegeben anzusehen ist.

Ein in sehr weite Bereiche der Populärkultur eingegangener Teil der Metal-Kultur ist die im deutschen Sprachraum meist Pommesgabel oder Frittenstecher genannte Mano cornuta. Dieser Handgruß wurde durch Konzerte von Ronnie James Dio populär und wurde auch in anderen Bereichen der Rockmusik bekannt. Laut einiger Quellen stelle die Pommesgabel den Kopf des Satans dar. Bei Konzerten wird sie im Takt gezeigt. Oft ist das mit Headbangen verbunden.

Einige Metal-Bands können sich über Jahre hinweg eines hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrades erfreuen. Beispiele dafür sind Black Sabbath, Iron Maiden, Metallica, Megadeth, Judas Priest, Slayer oder Manowar. Allgemein hat die Bedeutung des Metal im kommerziellen Mainstream aber im Laufe der Zeit geschwankt. Während in den 1970ern die New Wave of British Heavy Metal kommerzielle Erfolge hatte, war in den 1980ern vor allem der so genannte Glam Metal ein extrem dominanter Bestandteil der Musikcharts. Obwohl dieser von Teilen der Szene als kommerziell abgelehnt wurde, prägte er seinerzeit dennoch das Bild des Metal als einen auf sexuellen Exzentrismus fokussierten, oberflächlichen Musikstil. Nachdem dieser seine Massenpopularität verloren hatte, spielte im Mainstream der Metal nur noch eine sehr geringe Rolle. Kommerziell erfolgreich wurde Metal auf breiterer Basis erst wieder Mitte der 1990er durch die Vertreter des Nu Metal.

In Norwegen ist der Black Metal mit seiner Kultur und seinen Akteuren sogar ein fester Begriff und findet breites Interesse in den Medien. Die meisten Menschen dort kennen Bands wie Darkthrone oder Emperor zumindest vom Namen her, das Osloer Inferno Metal Festival Norway wurde im Fernsehen übertragen.

Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich Metal ?

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