Читать книгу Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich Metal ? - Jackson Steel - Страница 6
MUSIKALISCHE MERKMALE
ОглавлениеMetal kann als Austreibung des Blues aus dem Rock definiert werden. Musikalisch zeigt der Metal sowohl Einflüsse aus der klassischen als auch der Unterhaltungsmusik, wobei deren Anteile in den einzelnen Subgenres variieren und der Metal bis auf eine kurze erfolgreiche Phase um das Jahr 1987 nicht als populäre Musik definierbar ist. Neben der Musik geben viele Künstler aber auch ihren Albencovern und ihren Shows ein Augenmerk, so dass den Metal auch eine visuelle Komponente prägt.
Instrumentierung
Metal wird nur selten von Einzelkünstlern, sondern primär von Bands vorgetragen. Die Standardbesetzung bilden hier Schlagzeug (oft mit Doublebassdrum), E-Bass, Rhythmusgitarre (auf welche teilweise verzichtet wird), Leadgitarre und Gesang, welcher manchmal auch von einem der Instrumentalisten übernommen wird. In einigen Subgenres werden außerdem beispielsweise Keyboards bzw. Synthesizer und Sampler, vereinzelt auch Turntables eingesetzt, allerdings selten als Lead-Instrument. Auch andere Instrumente werden häufig eingesetzt, so sind zum Beispiel Flöten oder Geige bzw. Fiddle oft das Lead-Instrument im Folk Metal. Selten werden auch die einzelnen Besetzungen in der Band vervielfacht, zum Beispiel 3 Sänger mit jeweils verschiedenen Gesangsstilen oder 2 Drummer die jeweils verschiedene Rhythmen spielen.
Die E-Gitarren spielen im Metal eine Schlüsselrolle. Hohe Verstärkung, Verzerrung, ein Equalizer, der die Höhen sowie die tieferen Bässe betont, und auch einige andere elektronische Effekte gelten als obligatorisch, und schaffen eine insgesamt druckvolle Klangfarbe. Für den druckvollen Klang besitzen die Gitarren i.d.R. Humbucker. Vereinzelt verwenden Bands siebensaitige Gitarren, darunter Morbid Angel, Dream Theater und Korn. Es kommen aber auch Bands vor, welche auf Gitarren verzichten und stattdessen verzerrte Bässe wie eine Gitarre verwenden, eine Band ist die griechische Black-Metal-Band Necromantia, die u. a. einen achtsaitigen Bass benutzt. Gitarrensoli sind in den meisten Substilen des Metal ebenfalls eine Selbstverständlichkeit. Oft verwendete Techniken sind hier Sweep Picking und Tapping, und im Allgemeinen spielt Virtuosität in Form hoher Spielgeschwindigkeit eine wichtige Rolle.
Der Gesang reicht in den einzelnen Metal-Stilen von klarem Gesang in den traditionelleren Metal-Stilen über Sprechgesang (größtenteils im Nu Metal) bis hin zu verzerrtem Gekrächze und gutturalem Gesang (Growling, Shouting und Screaming) im Black oder Death Metal. Vor allem bei letzteren Stilen ist es oft schwer, die Texte zu verstehen. Der cleane, d. h. saubere, Gesang ist nicht selten sehr hoch (vor allem beim Power Metal) bis teilweise sogar zum Falsett.
Melodik und Harmonik
Ein Merkmal des traditionellen Metal, der das Genre von anderen der Rockmusik entstammenden Musikstilen unterscheidet, sind modale Skalen, auch bekannt als Kirchentonleitern – beispielsweise verwenden Metallica sehr häufig den phrygischen Modus. Insbesondere der Äolische Modus und andere Molltonarten dominieren viele Lieder. Konkret zeigt sich das in Chordprogression wie I-VI –VII, I VII-(VI) oder I-VI –IV- VII oder manchmal I- minor V-I, z. B. Judas Priest – Breaking the Law (Haupt-Riff: I- VI-VII), Iron Maiden – Hallowed Be Thy Name (Hauptrhythmusmuster: I- VI-VII), Accept – Princess of the Dawn (Haupt-Riff: I- VI-VII)
Neben modalen Skalen fließen oft auch andere Tonleitern in die Soli und Melodien ein. So spielen viele klassisch inspirierte Gitarristen in Harmonisch Moll (beispielsweise Yngwie Malmsteen oder Uli Jon Roth). Ebenfalls sehr beliebt sind die Pentatonik und auch die Bluestonleiter. Einige Gitarristen benutzen die Tonleitern in melodischen Licks über modalen Akkorden, z. B. Tony Iommi, Ritchie Blackmore, K. K. Downing, Glenn Tipton und Wolf Hoffmann. Obwohl ein sehr simples System, setzen Gitarristen wie Zakk Wylde und Angus Young die Pentatonik in vielfältiger Weise ein. Es ist erwähnenswert, dass Metal vom Hard Rock insbesondere dadurch unterschieden wird, anstelle der Blues-Skala besagte andere Tonleitern zu verwenden.
Ein harmonisches Markenzeichen vieler Metal-Stile ist der Gebrauch spannungsreicher Tonbeziehungen, wie z. B. der Chromatik oder – wie viele Musiker und Experten herausgestellt haben – des Tritonus. Letzteres dissonante Intervall wurde in der mittelalterlichen Musik strikt vermieden. Es wurde von Mönchen als Diabolus in musica (lat. ‚Teufel in der Musik‘) bezeichnet, da es dem Hörer im Allgemeinen einen „bedrückenden“, „erschreckenden“ oder „bösen“ Klang suggeriert, weswegen Künstler es in Riffs und Soli ausgiebig nutzen.
Metal benutzt extensiv den Orgelpunkt als harmonische Basis. Ein Orgelpunkt ist eine anhaltende oder rhythmisch wiederholte Note, typischerweise im tieferen Tonbereich, über welcher in einem anderen Tonbereich eine oder mehrere freie Harmonien gespielt wird. Metal-Riffs bauen häufig auf einer persistent wiederholten Note auf, die auf den unteren Saiten der Gitarre oder des Basses gespielt wird (meistens E-, A-, oder D-Saiten). Anders ausgedrückt: Eine bestimmte Bassnote wird andauernd wiederholt, während einige unterschiedliche Akkorde gespielt werden, die diese Bassnote normalerweise nicht enthalten würden. Z. B. das Eröffnungsriff von Judas Priests You’ve Got Another Thing Comin' – hier spielt eine Gitarre den Orgelpunkt in F#, während die andere die Akkorde spielt. Im Black Metal wird der Orgelpunkt vorzugsweise vom Bass, seltener von der Gitarre selbst gespielt.
Ein harmonisches Genremerkmal bilden Powerchords. Sie bestehen aus einer Basisnote und einer reinen Quinte, zuzüglich der Basisnote eine Oktave höher. Manchmal werden auch andere Powerchords mit einem anderen Intervall statt der traditionellen reinen Quinte verwendet, z. B. mit der reinen Quarte, der kleinen oder großen Terz, der verminderten Quinte oder der kleinen Sexte.
Rhythmus und Tempo
Im Metal wird hauptsächlich der 4/4-Takt verwendet, andere Taktarten sind aber keinesfalls ausgeschlossen. So wechselt der Takt in Metallicas Lied One (siehe Noten und *Speaker Icon.svg) mehrere Male. Metal-Balladen stehen mitunter im 6/8-Takt, nicht zuletzt weil dieser Takt sich gut für Akkordzerlegung (Arpeggi) eignet (siehe Nothing Else Matters von Metallica).
Je nach Genre werden unkonventionelle Rhythmen als wichtiges Stilelement angesehen. Insbesondere im Progressive Metal sowie im Teilen des Death Metal werden häufig Tempo und Taktart gewechselt. Auf diese Weise wirken die Lieder manchmal (gewollt) uneingängig. In einigen Genres wie Mathcore sind komplexe Taktschemata neben Dissonanz stilprägend.
Ein bestimmendes Merkmal des Metal sind Staccatorhythmen, häufig durch Palm Muting (das teilweise Abdämpfen der Saiten mit der Schlaghand) realisiert. Die rhythmischen Figuren des Metal sind typischerweise relativ lang.
Die Länge und der Aufbau eines Metal-Stücks kann stark variieren und hängt von Genre ab; Grindcore-beeinflusste Bands schreiben eher kürzere Titel, die mitunter kürzer sind als eine Minute, die Band Napalm Death hält mit dem knapp über eine Sekunde langen Lied You Suffer den Rekord des kürzesten Lieds der Welt. Im Bereich von Progressive Metal, Doom Metal, Post Metal, Black Metal und Pagan Metal sind Lieder anzutreffen, welche über eine halbe Stunde andauern und aus sich langsam aufbauenden Passagen bestehen. Ein Beispiel dafür ist das Album Viides Luku – Hävitetty der Band Moonsorrow, welches zwei etwa halbstündige Stücke beinhaltet. Die Alben der japanischen Doom-Band Corrupted enthalten regelmässig über 30 Minuten lange, gelegentlich auch nur einen einzigen, über 70 Minuten langen Titel. Weitere Bands mit über 20 Minuten langen Liedern sind die Progressive-Metal-Band Dream Theater sowie die Ein-Mann-Band Paysage D’Hiver, das extremen Metal mit langen Ambient-Passagen verbindet.