Читать книгу Parcours d`amour - Jacques Varicourt - Страница 4
Der Besuch
ОглавлениеIch (Jürgen S.) hatte kein gutes Gefühl, als ich auf dem Weg zu dieser ominösen Einladung war, aber der Anlass hatte durchaus seinen Reiz, seine eigene Dimension. Neugier ist eben auch menschlich, wenn nicht sogar alles im Leben. Am Telefon hatte mir der Journalist „Bert Teufel“ - (der Name wurde von mir aus vielerlei Gründen, und in Absprache mit der betreffenden Person geändert) gesagt: „Komm` einfach locker und relaxed in die Eppendorfer (Land)straße (Nummer...?), sag` die Wahrheit, und du wirst sehen - dann geht schon alles gut.“ Dennoch, mir war natürlich bewusst, auf was ich mich da eingelassen hatte. Die Tragweite meines Wissens könnte meinen eigenen beruflichen, so wie auch meinen privaten Niedergang bedeuten. Ich meine, wenn Teufel es an die völlig falschen Leute ausquatschen- oder es an die ganz große Glocke hängen würde, was ich zu sagen hatte. Namen sind damit gemeint – Persönlichkeiten... Das Thema „Homosexualität“ war doch eigentlich für sämtliche Medien längst abgegriffen? Aber in meinem Fall meinte Teufel vorab, gäbe es eine interessante neue Variante, die man mit besonderem Interesse beleuchten sollte. „Na, gut,“ sagte ich mir also, „let’s go. Wird schon werden.“ Teufel kannte mich von früher, durch diverse Radiosendungen (Satire), und er war mir irgendwie auf die Schliche gekommen, dass ich ein zwielichtiger Typ bin. Er hatte auf Umwegen Kontakt zu mir aufgenommen, und mich dann eingeladen, um sich so einen Eindruck meiner Person zu vermitteln. Ich war nämlich vor langer Zeit in die deutsche Showbranche eingeschlichen und hatte auf schwul gemacht - obwohl ich es nicht bin. Teufel ertappte mich dabei, beim Lügen, beim Falschspielen - mit den Medien. Niemanden war das aufgefallen, nur ihm. Und nun wollte er aus meiner Geschichte eine neue Geschichte schreiben, ohne wenn und aber. Vielleicht würde er auch im Fernsehen darüber berichten (mit anderen Namen, die nicht so bekannt sind), deswegen hatte er mich zu sich eingeladen. Es ist (in diesem Zusammenhang betrachtet) heutzutage wirklich Tatsache, dass man schon gute Ideen haben muss, um im Leben weiterzukommen. Unsere Politik, egal welche Scheiß-Partei auch gemeint ist, macht nämlich all das kaputt, was Generationen aufgebaut haben. Und da die Showbranche, wie auch die politische Branche, extrem angewärmt ist, bis hin zur Perversion, geht es nicht anders, als auf diesem Wege (durch Lügen) Fuß zu fassen, wenn man es so will in diesem speziellen Bereich. Oder so. Oder andersrum... oder doch so... Gott steh` mir bei. Nun stand ich also vor dem Anwesen von Bert Teufel. Ein kleiner Garten, ein paar Porzellan Figuren im Gras, sowie ein Bäumchen, und dahinter ein vierstöckiges Haus aus einer Zeit, wo Reichtum und der damit verbundene Fleiß sich nicht gegenseitig korrumpierten. Das Haus - ganz in weiß, unschuldig, etwas spießig, etwas langweilig, na ja nun...
Ich klingelte und war sehr gespannt. Ein letzter Blick meinerseits in den blauen Himmel, doch es wurde recht schnell geöffnet, Bert Teufel-himself erschien, eine freundliche Begrüßung, „Ich wurde bereits erwartet,“ sagte er zu mir. Bert Teufel lud mich, meine Hand schüttelnd, sowie mit eindeutig, zweideutigen Komplimenten, bezüglich meines guten (wider erwartenden) Aussehens ins Wohnzimmer ein, wir hatten bisher, also in der letzten Zeit, ja nur telefonischen Kontakt gehabt.
Teufel hatte gerade geduscht und bohrte mit einem zusammengerollten Taschentuch in seinen Ohren herum, um sich von einigen lästigen Schaumresten zu befreien. Der seidene Bademantel den er sehr offen trug, wirkte ziemlich teuer, leicht parfümiert und eine Spur zu schwul für meinen Geschmack. Seine Haare hingen ihm klitschnass ins Gesicht, er strich sie mehrfach zurück, aber er war in bester Laune. „Komm ich ungelegen, oder zu früh?“ Fragte ich. „Nein, nein,“ sagte er, „wir haben nur ein wenig Sport getrieben, ich und mein Freund Stephan. Außerdem sind wir doch verabredet, wir beide? Du bist genau im richtigen Moment gekommen.“ Teufel lächelte. „Okay, alles klar,“ sagte ich, und bekam einen großen Wodka mit Orangensaft von Bert Teufel eingegossen. Ich setzte mich. Schon kam der Freund (Stephan), nur mit einem Handtuch um die Hüften herum bekleidet ins Zimmer. Er begrüßte mich freundlich, und suchte in irgendeinem Schrank nach Zigaretten, sowie nach dem dazugehörigen Feuerzeug. Stephan war mittelgroß, sehr blond, sehr schlank (höchstens 20 Jahre alt), er war Teufels... Boy... der Geliebte, sein ein und sein alles. Eine moderne Homobeziehung mit allen Facetten. Für mich war so etwas neu. Wirklich neu. Als Nicht-Schwuler ist man immer etwas unsicher im Umgang mit Homo/Bisexuellen. Obwohl ich zwangsläufig Leute kannte, die diese Form von Sexualität auslebten. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass Bert Teufel das Wort „getrieben“ (sportlich gesehen) unnachahmlich in die Länge gezogen hatte. Es ergötzte ihn, sich mir als Macho-Homo zu präsentieren. Sein durchtrainierter, leicht gebräunter Körper, machte ihm sichtlich Spaß. Aber angesichts seiner grauen Schläfen, konnte er sein wahres Alter trotzdem nicht verbergen. Er war nach eigenen Angaben 51 Jahre alt. Und das war realistisch, ja es traf tatsächlich zu. Ich meine, wenn jemand wie er, der alle Drogen, alle alkoholischen Getränke, sowie sämtliche Strichjungs vom Hamburger Hauptbahnhof fast durch hatte, wenn man das summierte, dann hatte er sich wirklich noch gut gehalten. Sein tuntiges Gehabe jedoch wirkte auf mich ein wenig abschreckend. Es war so klischeebehaftet, so film- und bühnenreif. Man muss wissen: Teufel war und ist einer der bekanntesten deutschen Fernsehjournalisten überhaupt. Er ist allseits beliebt. Ein bekennender Bisexueller im weitesten Sinne und das seit Jahren. Er hatte sich geoutet, weil er keine Schwierigkeiten mehr ertragen konnte, keine Sticheleien seiner Berufskollegen, speziell der regionalen Presse. Teufel wollte unerpressbar sein. Sein ausschweifendes Leben, das er fernab jeder Zeitung und jeder Kamera führte, war genau das Gegenteil von dem, was man (die Öffentlichkeit ist gemeint), von ihm erwartete. Eine gewisse, unbestimmte Parallele zu Walter Sedlmeyer war in der Tat gegeben. Auch ich war überrascht gewesen, dass ausgerechnet er (Teufel) bi/schwul war. Aber die Branche die er vertrat ist wohl so? Daran wird sich wahrscheinlich niemals etwas ändern, weder heute noch morgen? Seine Kinder lebten, allen Erwartungen zum Trotz, sehr gut mit einem warmen, prominenten Papi. Auch seine, mittlerweile geschiedene Frau, war wieder glücklich und zu haben. Obwohl sie „das“ lange Zeit, kurz nach Teufels Outing, „nicht“ war, - nicht glücklich. Sie hatte gesoffen und Tabletten geschmissen, für die Ewigkeit - also täglich, sie war aber wieder clean, man könnte sagen: Fast genesen durch ärztliche Hilfe. Ja, in der einen oder auch anderen Region unseres Landes, und in der bereits erwähnten „Branche“ war das natürlich bekannt, nur die „Yellow Press Leser“ ließ man damals im Ungewissen. Depressionen wurden bei Entgleisungen häufig für alles Mögliche verantwortlich gemacht. Besser gesagt „vorgeschickt“. So bediente man sich auch bei „Marion Teufel,“ dieser sicherlich nicht gerade problemlosen, anderen Krankheit. Aber Depressionen klingt halt besser - als Alkohol und/oder Tablettenprobleme, eventuell sogar Drogen, je nach dem. Doch zurück zu dem Journalisten Bert Teufel. Ich möchte nicht zu sehr in die Zukunft greifen, denn es könnte an dieser Stelle unpassend sein, und auch so empfunden werden, es dreht sich im Grunde genommen ja um „meine“ Geschichte, und nicht um die von Bert Teufel oder dessen Ex-Frau... Marion. - Outing, rein sexuell gesehen, war irgendwann einmal sehr angesagt gewesen. Darin erkannte Teufel natürlich seine Chance und er nutzte die Gunst der Stunde. Er gesellte sich zu denen, die eine Art Berufs-Schwul-Dasein führten, und damit erstaunliche finanzielle Erfolge verbuchten. „Stört es dich eigentlich, dass ich „bi“ bin, dass ich offen damit umgehe, und aus meinen sexuellen Vorlieben keinen Hehl mache?“ Fragte er mich, und fasste mich dabei scharf ins Auge. Mein Unbehagen bezüglich dieser Frage nahm sichtlich zu, aber ich ließ mir nichts anmerken, mein Wodkaglas wurde zu meiner Stütze. Das Spiel um Teufels Lippen herum war eigenartig. Es störte mich. Dauernd leckte er seinen Mund feucht, und schnalzte anschließend mit der Zunge. Es wirkte auf mich eher peinlich und primitiv, als freundlich oder sonst irgendetwas, einfach nur peinlich. Ich wäre am liebsten wieder gegangen. Jedoch sein jüngerer Freund und Lebensgefährte (Stephan), nach wie vor - nur mit einem Handtuch bekleidet, goss uns einen weiteren Wodka mit O-Saft ins (bereits erwähnte) Glas ein. „Jeder lebt so wie er es für richtig hält,“ war meine simple Antwort auf seine Frage. „So?“ Sagte er. „So einfach siehst du das?“ Ich bestätigte, mit einem einmaligen Nicken meines Kopfes. Teufel nahm mich daraufhin mit seinen, leicht anzüglich blickenden Augen wiederholt ins Visier. Nein, er glaubte mir nicht so richtig. Er bemerkte meine Unverfrorenheit, meine Meinung, die er im tiefsten Inneren nicht mochte. Der Medienprofi Bert Teufel hatte sich etwas anderes erhofft. Und irgendwie war die Luft aus unserem Interview bereits raus, bevor es begonnen hatte interessant zu werden. Teufel war allem Anschein nach, anfangs zumindest, geil auf mich gewesen, er wollte mich wohl vernaschen, aber ich wies seine lüsternen Blicke deutlich zurück. Ein wenig missgelaunt wandte er sich an seinen Freund. Er machte so eine eigenartige Geste mit der rechten Hand. Doch Stephan stand, etwas weiter weg von ihm, irgendwie verlassen, mit einer Zigarette im Mundwinkel, im Zimmer herum. Offensichtlich langweilte er sich zu Tode. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Aber urplötzlich, durchstrichen seine Blicke, sehr langsam, und sehr gleichmäßig das Zimmer hinüber zu Teufel. Teufel war erfreut. Er zog Stephan amüsiert zu sich heran, dabei küsste er ihn lange und intensiv... auf Zunge... und klapste ihm grinsend auf den strammen Po. Sichtlich beglückt bewunderte er seinen femininen, unbehaarten, vom Duschen noch glänzenden Körper. Teufel griff, Ziel bewusst und offenbar „erneut erregt“, mit der Hand zwischen Stephans Beine, er schob diese dann, gierig, jedoch vorsichtig, unter das Handtuch Richtung Po. Er massierte Stephan die Pobacken und das alles vor meinen Augen. Stephan genoss es mit Wohlbehagen. Teufel lobte nochmals, anerkennend die letzte Nacht, die wohl gerade erst vorbei gewesen war. Dabei blickten beide, mit sich selbst, und mit der Welt, zufrieden zu mir herüber. Teufel gab mit seinem jungen Freund aufs Widerlichste an, er hielt sich für den „größten“ überhaupt. Kurz, bevor ich geklingelt hatte, war es allem Anschein nach, zwischen Teufel und Stephan hoch her gegangen, das war mein nachhaltiger Eindruck. Ich verzog staunend, sowie etwas skeptisch mein Gesicht... Aber deswegen, wegen der Beziehung der beiden, war ich auch nicht hier. Ich behielt jeglichen Kommentar also für mich. Schließlich hatte auch ich etwas zu verlieren. Denn Teufel wusste, dass ich ein Betrüger und ein Lügner war. Außerdem war und bin ich weder bi noch homosexuell, sondern ein überzeugter Hetero. Ich registrierte, dass Teufel das störte. Aber so allmählich, im Laufe des Gesprächs mit ihm, akzeptierte er mich und meine „Veranlagung“. Während sich Stephan, nach jenen, eben erwähnten, spontanen Zärtlichkeiten seitens Teufel, wie auch immer das gemeint war, nun in ein anderes Zimmer verzog und Musik einschaltete, hatte Teufel es geschafft, sich (endlich!) vollständig anzukleiden. Und das war mir auch lieber so...
„Ich habe da einige Fragen vorbereitet,“ meinte Teufel. „Gut, fangen wir am besten gleich an,“ sagte ich so locker wie es mir nur eben möglich war. Also fragte mich Teufel erst einmal wie alt ich bin. „Ende dreißig,“ war meine Antwort. „Ah, ja,“ sagte er. „Gut, sehr schön,“ fügte er hinzu. Dann bat er mich „doch einfach mal,“ so frei von der Leber weg – los zulegen, wie das alles anfing. Wie ich in der sogenannten warmen Branche derartig weit gekommen war, ohne Blessuren, sowie ohne Besetzungscouch. Ich holte daraufhin tief Luft, und begann mit meinen Schilderungen, meinen Erfahrungen, meinen glücklichen Momenten die ich selbstverständlich auch hatte, rein finanziell gesehen. Ich redete, was das Zeug hielt und er notierte direkt in den Laptop hinein. Doch auf einmal hörte Teufel auf zu tippen. Stephan, wurde, plötzlich und unerwartet, von ihm (Bert Teufel) gerufen, und dann zum Einkaufen geschickt. „Bisschen Schampus und `nen Döschen Kaviar fehlt hier?“ Hatte Teufel ihm gesagt. Stephan gehorchte brav, und ließ, nachdem er seine Schuhe übergezogen hatte, die Eingangstür hinter seinem Rücken, krachend ins Schloss fallen. „Der kommt erst in einer Stunde wieder,“ sagte Teufel, „wir haben also genug Zeit, um alles Interessante herauszufiltern, was du zu sagen hast,“ fügte er grinsend hinzu. „So, so,“... war meine zur „Kenntnisnahme“ seiner Äußerung. Ich begann also vorsichtig, wohlüberlegt, und mit einer vom Wodka gelösten Zunge meiner eigentlichen Geschichte. „Es war im Sommer 1994 als ich mit meiner Arbeitskollegin Cordula im Steakhaus zu Abend saß. Wir waren sehr beschwingt, sehr ausgelassen und sprachen über die Zukunft. Doch da wir beide kurz davor standen arbeitslos zu werden, drückte das Thema Jobverlust, und die damit verbundene Angst, ein bisschen die freudig erregte Stimmung. Aber es gab nichts desto Trotz eine Grundidee, bezüglich des bevorstehenden Nerven und Kapitalzusammenbruchs wie man damit fertig werden könnte, mit der verdammten Berufslosigkeit - hätte man das entscheidende und notwendige know how. Aber, - hatten wir es? Hatten wir es nicht? Was hatten wir? Nicht viel zu bieten hatten wir! Sex, in der einen oder anderen Form sollte zum Gegenstand unserer Diskussion werden. Ich muss hier an dieser Stelle nicht alle Vorzüge der Sexualität aufzählen, um Spaß und Finanzielles in Worten deutlich zu trennen, deshalb begnüge ich mich, in meiner Erzählung, lediglich auf den roten Faden...
Cordulas Schwester Vera, die im Rotlichtmilieu als Tänzerin fungierte, sollte zum Auslöser einer ganzen Reihe von Ereignissen werden, die mein Leben in ungeahnte Bahnen steuerten. Vera war mit einem der bekanntesten deutschen Travestiekünstler eng befreundet. Er - der Name ist im Moment unbedeutsam, war an Aids erkrankt. Und auch in seinem Fall, hatte sein Management die Krankheit geschickt verborgen, alles unter dem Eindruck einer eventuellen möglichen Genesung. Andere, plausiblere Ursachen wurden als Schicksalsschlag gedeutet, wenn nicht sogar bewusst fehlinterpretiert, von der einen oder der anderen Person in seinem direkten Umfeld. Doch dem war, bekanntermaßen, nicht so, denn seine Vorgeschichte, ebenso die seines Partners, war zu offensichtlich, zu eindeutig, zu schwul gewesen. Sein Verlangen nach jungen, hübschen, willigen Männern, war für ihn zu einer Sucht geworden, die er sich aufgrund seiner großen Bekanntheit selbstverständlich finanzieren und auch erlauben (Erlauben im Sinne von: „Hab` ich es mir doch gedacht!“) konnte. Die Gesellschaft, die Medien, die Bekannten und Freunde um ihn herum, erwarteten außerdem nichts anderes von ihm - als „grenzenlose Gier und Maßlosigkeit“. Er war zum Opfer seiner Zügellosigkeit geworden, und das unwiderruflich und unheilbar. Vera weinte bittere Tränen, vor, sowie nach seinem Tod, um ihn. Eines Tages rief sie mich unerwartet an. Sie sagte etwas von: „Es ist so verdammt endgültig, ich werde ihn niemals wiedersehen,“ - in Bezug auf seine Kunst und sein Ableben. So verstand sie das also - künstlerisch wie auch rein menschlich? Doch als die ersten Tränen getrocknet waren, verabredeten wir drei, ich, Cordula und Vera uns, in unserem heißgeliebten Steakhaus, um nach vorn zu sehen, in eine neue Wirklichkeit, in ein neues Morgen, welches für uns drei realisierbar erschien, gerade, weil es so dicht vor uns, und so greifbar war. Es war die Perversität, die Lust an der Lust, sowie die Geilheit auf etwas Neues, das den erlösenden Kick brachte, für die, die im Rampenlicht standen. Outing, war bei denen, bei den Stars und Sternchen, längst salonfähig geworden. Jeder mit jedem, und kreuz und quer durch alle Betten war angesagt, aber bitte mit dem richtigen Gummi - lautete die Devise. Und „normal“ zu sein, galt schon fast als „unnormal“. Das, und vieles mehr, fanden wir an diesem ganz bestimmten Abend gemeinsam heraus. Ja,... auf dieser Basis wollten wir unsere gemeinsamen Geschäftsinteressen errichten. Ursprünglich, und als Einstieg, beschloss ich, in Absprache mit Vera und Cordula, Vera in verschiedenen Stellungen vor laufender Videokamera heftigst, ohne langes Vorspiel zu bumsen, durchzuficken, es ihr richtig zu besorgen. Ich wollte sie mit äußerster Brutalität rannehmen,... oral, vaginal und anal. Gestöhne und Geschreie von beiden Seiten der Darsteller inklusive. Cordula würde alles filmen. Sie würde filmen, wie zwei heiß erregte Körper miteinander um die totale Befriedigung kämpfen. Wie er (also ich) in sie eindringt, um ihr und sich, im Schmerz der Liebe, die vollkommene Lust zu verschaffen nach der sich beide so leidenschaftlich sehnten. Alle Register müssten gezogen werden. Vera würde zu einer Liebessklavin mutieren, die den Sex mehr als alles andere auf der Welt braucht, und die den Sex gierig, blind, unkontrolliert, für sich allein in Anspruch nimmt. Alles nur für das liebe Geld. Später innerhalb des Films, sollte Cordula vielleicht auch selber mitmachen, aktiv wie passiv - denn sie stand gelegentlich auf so etwas, auf so etwas Versautes. Cordula liebte das Zuschauen, und später dann das Mitagieren, auch mit der eigenen Schwester. - Es tat ihr gut. Sie war extrem pervers, es war ihr Leben. Sie war eine alte Sau, aber unentbehrlich. Die sogenannten Heimvideos sollten dann im großen Stil vertrieben werden. Eigentlich war alles abgemacht gewesen, alles schien wie verabredet zu laufen, doch so allmählich kam für mich heraus, dass beide Schwestern einen verstärkten Hang zum gleichen Geschlecht hatten. Vera war lesbisch mit Leib und Seele, nur ihre Gedanken waren bisweilen auf heterosexuelle Spielchen ausgerichtet. Aber, letzten Endes, und leider, war alles nur ein schöner Traum, eine simple Idee, um an das große Geld zu kommen, mit ihr, eventuell sogar mit „beiden“ Schwestern. Ich versuchte, insbesondere Vera, zwar umzustimmen, das Tier, die Sexsucht in ihr dauerhaft zu aktivieren, aber es war aussichtslos. Also gab ich, nach einigen Versuchen, erschöpft und genervt, auf. Cordula, eher bisexuell gelagert, und sexuell weitaus bizarrer veranlagt, hatte sich damals, in einen homosexuellen, ehemaligen Arbeitskollegen verliebt, der allerdings mittlerweile in Berlin lebte, weit ab von Hamburg. Und natürlich weit ab von Cordulas seltsamen sexuellen Phantasien und Wünschen, die sie immer und überall mit sich herumtrug. Leder, Lack sowie Metallketten gaben ihrer Sexualität, ihrer Vorstellung von abenteuerlichen Sexpraktiken, den letzten entscheidenden Schliff. Sie liebte die harte Gangart, aber sie verschmähte den eigentlichen sexuellen Geschlechtsverkehr mit einem Mann. Sie genoss Schläge auf den Intimbereich ihres Körpers, auf den Rücken, auf den wohlgeformten Allerwertesten, und sie fesselte gerne eine willige Gespielin, die sie irgendwo in der Gosse aufgegabelt hatte, das machte sie erst so richtig wild und hemmungslos. Sie war vom Schmerz derartig fasziniert, dass mir schlicht und ergreifend die (im Vorwort erwähnte) Spucke wegblieb. Die von ihr gefesselten armen Geschöpfe, mussten dann, wenn es mit ihr durchging, all das Leid ertragen, welches Cordula in ihrer Kindheit erlebt hatte. Dieses Leid, das Verursachen und das Miterleben des Leid selbst, war ihr eigentlicher Sex, ihre eigentliche, für sie überschaubare Befriedigung. Aber eben nur phasenweise, zu selten war sie so drauf. Also begnügte sie sich, wenn überhaupt, nach ihren eigenen Erzählungen, mit sehr viel jüngeren, gestrandeten Mädchen, wobei sie stets die dominante Rolle spielte, und das dann auch über alle Maßen genoss, und auch gut bezahlte. Ausgelebt, mit Gefallen, mit einem gesunden Spaß an der Sache, dem Sex - im eigentlichen Sinne, hatte sie ihre animalische Triebhaftigkeit nie. Aber ihre Augen, sowie ihre sonstigen Wahrnehmungen, saugten alles Extreme in ihrer Umgebung spontan auf und speicherten es langfristig in ihr ab. Gregor, ihr ständiger Vertrauter musste es als erstes geahnt haben, dass da etwas Beängstigendes in Cordula war und nach wie vor ist, etwas Verworrenes, etwas Teuflisches, als er sich auf eine normale Freundschaft mit ihr einließ, bei der es dann auch blieb; einer, sozusagen, seltsamen, aber durchaus auch normalen Freundschaft, zwischen Frau und Mann, wie sie nicht weiter ungewöhnlich ist. Cordula besuchte Gregor regelmäßig, sie versuchte alles, um ihn umzubiegen, um ihn doch noch zu knacken. Doch Gregor, der sich offen zum Homosex bekannte, war zu sehr auf schmächtige, schüchterne Männer fixiert, die er in einschlägigen Berliner Kneipen sowie Bars aufsuchte und sie dann mit nach Hause nahm. Frauen spielten in seinem Leben generell überhaupt gar keine Rolle. Er glaubte, dass Männerliebe etwas Besseres, etwas Erwählteres sei, welches besonders ihn, ganz persönlich privilegierte und dann erhöhte über andere, die im Gegensatz zu ihm heterosexuell veranlagt waren. Seine Homosexualität war gleichzeitig seine Visitenkarte um überall hineinzukommen, in die dementsprechenden Kreise, die er aus vielerlei Gründen bevorzugte. Er war prominent in dieser/seiner Welt, die er sich in rosaroten Farben geschaffen hatte, und dabei voll und ganz erlebte. Gregor sowie Cordula liebten sich auf eine Art, die ich wirklich nur als platonisch einstufen würde, als eine Art von Dialog im alltäglichen Leben. Außerdem war Cordula nicht die Schönheit schlechthin. Gregor war von Cordula weniger angetan als sie von ihm. Sie war, ebenso wie Vera (ihre Schwester) nur Durchschnitt - beide wussten das. Aber sie hatten im Laufe der vielen Jahre ein Selbstbewusstsein entwickelt, das ihnen durchaus entsprach, so dass sie sich auch an andere, attraktivere Männer herantrauten. Erfolgsgarantie gab es allerdings trotzdem nicht, aufgrund solcher Erkenntnisse bzw. Erfahrungen.“ „Das klingt ja alles ganz schön nach: Es lebe die Freiheit, aller sexuellen Ausrichtungen, bumst, solange ihr könnt?“ Sagte Bert Teufel, freudig grinsend zu mir. „Wie kam es aber seinerzeit zu dem Eintritt in die heißumkämpfte, gut zahlende Showbranche? Wie kam es zu dieser neuen, sogenannten verlogenen Variante?“ Fragte Teufel mich etwas erhitzt. „Sie müssen verstehen,“ sagte ich, „die Eintrittskarte, nicht die von mir erwähnte Visitenkarte, ist nichts weiter als die „Lüge“, dass man „wer“ ist - obwohl man „nichts“ ist, (man ist der - den eigentlich gar keiner kennt), und der wird von einem selbst präsentiert, dargestellt. Um es noch mal zu wiederholen „von sich selbst“. Weil der „Promi“, für den man sich ausgibt, doch in keiner Weise existiert, es ihn nie gegeben hat. Sicherlich ist das nichts „richtig Neues“, aber es bewährt sich immer wieder. Das sieht man ja an mir. Neu, in dem Sinne, war nur mein Auftreten, meine etwas hanseatische Art und Weise den Dingen auf den Grund zu gehen, denn ich kann ja etwas - schreiben und komponieren. Aber davon einmal ganz ab, ich gebe Ihnen ein paar einleuchtende, aufklärende Beispiele... Man ist zum Beispiel der Sohn eines bekannten britischen Filmproduzenten, der Name spielt dabei kaum eine Rolle. Oder man ist der Millionenerbe aus Amerika, vielleicht der heimliche Herrscher über Bits und Bytes, alles ist denkbar. Jeder glaubt das. Jeder braucht den Glamour, der dann, von einem selbst ausgeht, der andere zwangsläufig mit anstrahlt, damit die Idioten dann an den Abenden, auf den Bällen und Veranstaltungen, gesehen werden. Man überstrahlt natürlich gelegentlich die eigentlichen Stars, weil ein Bankkonto immer noch die größte Macht besitzt. Auch wenn das Bankkonto, in seiner scheinbar, unendlichen Dimension, nur in der Phantasie von irgendwelchen karrieregeilen Hühnern herumspukt. Ich meine Hühner, die ihre Beine dauernd und überall breit machen um Erfolg zu haben. Diese sind ausnahmslos geldgeil, bereits geliftet, zu stark geschminkt und alles andere als schön, wenn sie morgens neben einem aufwachen, und als erstes zu irgendwelchen hochprozentigen Getränken greifen. Und Journalisten, um das auch mal zu sagen, die sich zu wichtig nehmen, vergessen immer häufiger, dass es noch eine Welt jenseits der Partys und der Oberflächlichkeit gibt. Journalisten im Allgemeinen, in ihrem Können betrachtet, ich spreche aus eigener Erfahrung, schreiben gerne - und dabei viel zu viel ab. Dabei verirren sie sich immer öfters im Meer der belanglosen Worte, die nichts bedeuten, wenn sie sich zu sehr mit ihrer Arbeit, ihrer „Wichtigkeit“ identifizieren. Bei dem schwulen Nachwuchs war es das gleiche. Nur dort verschweigt die Mehrheit der Aktiven und der Passiven, was wirklich Sache ist - worum es sich dreht. Denn das Bild in der Öffentlichkeit muss um jeden Preis aufrechterhalten werden. Das hat übrigens rein gar nichts mit Outing zu tun. Die einen leben von ihrem - sich selbst outen, weil es schick und so angesagt ist, die anderen leben dahinter, und verdienen genauso gut, vielleicht sogar noch besser. Wenn man diese Zusammenhänge erkennt, sie versteht, sich mit ihnen auseinandersetzt, sich mit einfügt, mitheult, aber dennoch für sich, sexuell gesehen, von den Schwanzlutschern in Ruhe gelassen wird, dann macht Erfolg Spaß. Denn man tut ja nur so, als ob man dazu gehören würde. Auch das wieder, im rein sexuellen Sinne. Doch es geht noch ein Stück weiter... Denn, wenn man aus Gründen der Perfektion im Team auftritt, nach Absprache, dann ist die eigentliche Illusion, in der Tat perfekt gelungen. Und natürlich lässt man, wenn man gefragt und angesagt ist, alle Türen für jeden offen, für jeden der wichtig ist, der Verträge entstehen lassen kann, oder Ähnliches, was einem ein dauerhaftes Einkommen sichert. Bekannt, also richtig bekannt, wenn man es will, wird man erst, wenn man felsenfest behauptet, dass man „der“ oder „derjenige“ ohne den geringsten Zweifel ist. Verstanden??? - Also... abgerundet, vollendet wird die Sache, die Aktion, wenn eine gekaufte oder ausgeliehene, vertrauenswürdige Person, die eigenen Behauptungen ohne Einschränkungen bestätigt. Erst dann erinnern sich die Leute plötzlich wieder und sagen: „Ach ja, da war doch mal irgendetwas, Sie kommen mir so bekannt vor.“ Und das, obwohl es nichts zu erinnern gibt. Denn mich gibt es ja eigentlich nicht, ich bin eine Erfindung von mir selbst, zumindest gewesen, wie ich bereits erwähnte. Deshalb ist es so ungeheuer wichtig, dass die Realität sich mit Ähnlichkeiten, mit tatsächlichen Begebenheiten vermischen muss, denn dann kann man sich seines Erfolges auf Dauer sicher sein. Ich bin kein Hochstapler, will es auch nicht unbedingt sein, ich bin nur ein erfolgloser Komponist und Kurzgeschichtenschreiber gewesen der an sich glaubte. Aber mir fehlten die lohnenden, die alles entscheidenden Verbindungen. Und diese ganz bestimmten Verbindungen, enden oder beginnen, meistens im Bett eines Gönners, beziehungsweise einer Gönnerin – und das im schlimmsten Fall. Man reißt sich nicht um einen Bums... Leider, egal wie es auch kommt, oder in meinem Fall kam, ich hatte immer nur ältere Frauen am Hals, die mich für sich haben wollten. Natürlich kamen auch Männer direkt auf mich zu, übrigens alles bekannte Gesichter aus Film, Funk und Fernsehen. Doch ich ließ einen nach dem anderen höflich, aber unmissverständlich, abblitzen. Der finanzielle Erfolg stand im Vordergrund, darum habe ich nur so getan als „ob“ ich von beiden Seiten befahrbar wäre. Ich habe die Leute bewusst gegeneinander ausgespielt, ohne dass sie es merkten, und habe mich dann, wenn es zum Äußersten ging, durch einen anderen ersetzt, ersetzen lassen, gekauft - Callboys (als Stichwort) sind damit gemeint. So bin ich zwar weit gekommen, ohne den Arsch hinhalten zu müssen, aber ich lebe natürlich mit einem Makel. Doch da die gesamte Unterhaltungsbranche ein schwul/lesbisches, ständiges Happening ist, in der sich jeder austoben kann, soviel er will, wenn er/sie es geschafft hat, so werde auch ich bald in Vergessenheit geraten. Das ist meine Meinung.“ „In Vergessenheit?“ Sagte Teufel lachend. „So schnell kommen Sie,... äh du... mir nicht davon,“ fügte er voller Hohn, und etwas sehr autoritär hinzu. „Ich habe dich ertappt, weil „du“ zu dick aufgetragen hast, vergessen Sie das nicht, mein lieber Jürgen? Diese unselige Party, bei unserem aller Radiosender, ich meine bei der damaligen Geburtstagsfeier. Sie, äh, ich meine... du verstehst?“ - Ja, ich verstand diesen Schwachkopf von Bert Teufel! Ich verstand, dass ich Bert Teufel die Wahrheit sagen musste. Es gab für mich kein Schlupfloch, keine Verbalflucht in eine andere Richtung des Zeitgeschehens, das ich einst, in betrügerischer Absicht, mitbestimmt hatte. Darum begann ich weiterhin in der Vergangenheit meiner eigenen Geschichte herumzuwühlen und nach nennenswerten, interessanten Ereignissen zu forschen, um Teufel, sowie dessen Laptop, bei Laune zu halten. Auch wenn er mich jetzt ab und zu Mal siezte. Bert Teufel war so ein bisschen in Rage geraten, seine anfängliche Freundlichkeit hatte sich in rein journalistische Arbeit umgewandelt. Doch das hatte auch etwas Gutes für sich, denn er bezweifelte nicht mehr meine kleinen Erlebnisse in der Showbranche. Teufel glaubte mir, er hasste mich allerdings in einem gesunden Mindestmaß, denn ich wusste zu viele pikante Einzelheiten, auch über ihn, doch dazu später mehr. Ich wollte den Spieß nämlich nicht sofort umdrehen, sondern erst einmal abwarten, was Teufel gegen mich unternehmen könnte, sollte er zu sehr in „meiner“ ehemaligen Arbeitsweise, sowie in „meiner“ Vergangenheit herumstochern. So kamen wir mit einmal, völlig unspektakulär, aufs Essen zu sprechen. Vielleicht lag es an seinem Lebensgefährten Stephan, der immer noch mit Schampus, Kaviar und Baguette auf sich warten ließ. Der Einkauf hatte sich widererwartender Weise erheblich ausgedehnt. Mein Magen knurrte. Ich schlug daraufhin vor eine Pizza zu bestellen, doch Teufel wehrte ab, er wollte noch ein bisschen auf Stephan warten. „Der kommt schon,“ sagte er etwas verärgert und offensichtlich ebenfalls hungrig - von allzu vielen eisgekühlten Wodkas mit O-Saft. Kaum hatte ich den Gedanken an eine heiße Hähnchenbrustfilet-Pizza verworfen, da klingelte Teufel sein Handy. Es war Stephan. Er kündigte sein Kommen auf etwas später an, weil er noch ein wenig „shoppen“ wollte. „Geld genug hat er dabei,“ ließ Teufel „mich“ wissen, obwohl es „mich“ nicht im Geringsten interessierte wie viel Geld sein Freund dabei hatte. „Was soll diese blöde Angeberei?“ Fragte ich mich, - „Puuhh.“ Doch wir kamen relativ schnell wieder zurück aufs Essen zu sprechen, obwohl mein Magen nach wie vor knurrte... ein anderes Thema wäre mir durchaus lieber gewesen, denn wer schon einmal Hunger hatte, der weiß wie es ist, ausgerechnet dann, wenn man fast am Verhungern ist, vom Essen zu sprechen. Der Gedanke an eine heiße Pizza ließ mich trotzdem nicht mehr los. Teufel stellte daraufhin, weil er meinen Heiß-Hunger offensichtlich bemerkt hatte, eine Tüte Chips auf den Tisch. Kaum dass er die Tüte abgesetzt hatte, riss ich die Tüte betont langsam und sehr lässig auf, und bediente mich äußerst großzügig, um nicht zu sagen - unverschämt, an den Paprika-Chips. Mein Appetit war nicht zu bremsen. Immer wieder griff ich in die prall gefüllte Tüte Chips hinein. Aus Eigennutz ließ ich die Öffnung der Tüte permanent in meine Richtung zeigen, um so besser, und vor allem reichhaltiger, hineingreifen zu können. Als Teufel meine Gier auf Chips zur Kenntnis nahm, und ich ihm, nach einer Weile, als vorerst gesättigt erschien, setzte er das Gespräch mit einem erstaunten Gesicht, wahrscheinlich aufgrund meines Essverhaltens, in gewohnter Weise fort. „Sie waren doch mal vor gar nicht allzu langer Zeit, in „DER“ deutschen Kochsendung,“ stellte Bert Teufel einerseits fragend, andererseits natürlich längst wissend fest. Die Anspielung, auf meine momentane Fresslust, in Bezug auf die zur Neige gehenden Chips, war mir natürlich nicht entgangen. Ich kaute also erst einmal kräftig weiter, und bat um einen Augenblick des Verschnaufens. Teufel redete einfach weiter. „Jedenfalls habe ich Sie mit Herrn... ich meine mit... unserem... ähhm... Weinfachmann und bekennenden Männerfreund dort gesehen. Erzähl doch mal, was da so hinter den Kulissen ablief. Von der Einladung in die Sendung, bis zum eigentlichen Schlemmen und Trinken vor den Kameras im Studio, des ehemaligen Rechtsanwalts.“ „Nun ja,“ sagte ich, immer noch Chips kauend, „es ist dort in Köln vor allem sehr „aufschlussreich“ und weniger „aufwendig“ als ich dachte. Es werden mehrere Sendungen an einem Tag aufgezeichnet. Manche sind gut, andere sind so lahm und so entsetzlich nervig, dass sie nicht zur Ausstrahlung kommen. Es liegt hierbei an den Gästen. Einige, und das sind relativ „viele“, sind unfähig auch nur einen Rührstab im Mindesten zu bedienen, also einzuschalten, geschweige denn überhaupt zu kochen. Saufen können sie alle, aber kochen eben nicht. Gekocht wird, wenn gekocht wird, allerdings sowieso immer nur das gleiche. Pastagerichte, kurzgebratenes Fleisch, Salate und irgendwelche selbst-entwickelten Kreationen, die im Grunde genommen niemanden wirklich schmecken. Selbst das Team zieht es häufig vor, von dem gekochten Kram der Gäste, in weiser Voraussicht, die Finger zu lassen. Denn auch beim Essen zählt eine gewisse Optik, jeder Imbiss-Junkie wird das bestätigen. Doch diese „Mindestoptik“ - wird leider häufig bis ins Erbärmlichste vernachlässigt. Und obwohl der Fernsehkoch ständig am Rumwischen ist, fehlt ein ganz bestimmter Kick im Eigentlichen, gerade bei klassischen, deutschen Wildgerichten. Gesoffen, richtig hineingeschüttet, wird übrigens mehr, als so mancher trinkfeste Kneipeneddel verträgt. Der Gast, egal wie blöd er sich beim Brutzeln auch anstellt, wird allerdings wie ein König behandelt. Das ist einer der Gründe, warum, immer, so vieles Essbare, schon vorbereitet ist. Ich vermute außerdem, es liegt auch an der Menge Alkohol, die der Gastgeber selbst zu sich genommen hat, während- und vor der Sendung. Der Sender will wahrscheinlich vermeiden, dass die Kochsendung zu einem Saufgelage umfunktioniert wird, oder verkommt. Der viel gelobte Wein ist ohne jeden Überschwang, von außerordentlicher, exzellenter Qualität, alle Achtung. Ein dreifaches Hoch auf den deutschen Wein. Ja, ja - das war wirklich überraschend für mich. Da ich teure Rot und Weißweine ungemein zu schätzen weiß, im Gegensatz zu dem, was ich zurzeit so trinke. Und dieselben, die Teuren, waren in ungeahnten Mengen, gut gekühlt, bei unserem moderierenden Küchenmeister vorhanden. Alles, sehr schöne Einzelweine, kein Discount-Fusel. Man könnte das auch als so eine Art von Visitenkarte der Privatwinzer betrachten, die im kleineren Rahmen, speziell für den Fernsehkoch der Nation - Weine abfüllen. Der Fernsehkoch weiß in der Tat, was gut für ihn und gut für andere ist. Aber, er bekommt, auch wenn man es nicht glauben mag, kein Geld für die Werbung der erlesenen Weine - erstaunlicherweise. Ich hatte anderes erwartet und auch diesbezüglich vorab gehört. Er ist, wie so viele seiner Fernsehkollegen, stockschwul, vom lichten Haupthaar seines bebrillten Kopfes, bis hin zur Sohle seiner italienischen Schuhe, ja das ist richtig. Aber er (besonders er) geht damit un-aufdringlicher um als andere, ich meine mit seinem Schwulsein, nicht mit den Schuhen. Er ist wirklich in erster Linie Koch und Moderator, er gehört nicht zu den Berufshomosexuellen, die man, beizeiten, eigentlich nur noch als unerträglich empfindet, weil sie nur geil sind. Soviel dazu, mehr fällt mir im Moment nicht ein. Außerdem habe ich immer noch Hunger.“ „Du nervst mich mit deinem Hunger,“ sagte Teufel, „wenn Stephan in zehn Minuten nicht erschienen ist, werden wir etwas zu essen bestellen, damit du nicht vom Sessel rutscht. O.K.?“ „O.K.!“ - Teufel tippte und tippte, und Stephan ließ uns auch weiterhin warten. Während Teufel mit verkrampftem Gesicht die Buchstaben zu sinnvollen Sätzen zusammenfügte, sah ich mich in der Wohnung ein wenig um. Jede Wand war mit mindestens einem Bild verschönert. Die Bilder stellten in erster Linie homoerotische Szenen dar. Und als ich mir die Gesichter der Darsteller etwas genauer betrachtete, fiel mir auf, dass so manches Gesicht eine verblüffende Ähnlichkeit mit lebenden, und mir durchaus bekannten Promis hatte. Egal welcher Maler hier auch Hand angelegt hatte, er musste über eine große Genauigkeit zum Detail verfügt haben. Denn, relativ viele besonders ausdrucksstarke Liebesszenen, und auch Strandszenen, sowie einige Saunaszenen und mehrere sehr aufschlussreiche Bettszenen, waren von fast unglaublicher Intensivität geprägt - als wäre „er“, der Pinsel schwingende Maler selbst mit dabei gewesen. Es sah sehr nach Auftragsmalerei aus. Freie Phantasieprodukte waren diese Bilder nicht. Der Maler, X - mit Namen, war laut Teufel: Ein ganz bekannter Schauspieler, der in den letzten zehn Jahren, mit einer von den sogenannten „Müttern der Nation“, außerordentliche Fernseherfolge gefeiert hatte. Allerdings lebte auch er, unter dem rosa Mantel der wärmenden Strahlen. „Was?“ „Das Scheinwerferlicht sei damit gemeint,“ bemerkte Teufel, als ich ihn entgeistert ansah. Es war interessant zu hören, dass Teufel selbst, von sich aus Auskunft gab, wer „wie“ in der Showbranche sein zweites Leben verschleierte- und nicht nur in sexueller Hinsicht. Teufel erzählte mir zum Beispiel so ganz beiläufig, dass einer der Showdinosaurier zu kurze Arme hätte, ein Geburtsfehler. Er war nicht nur diesbezüglich gehandicapt, sein Erfolg, also sein permanenter Misserfolg - besser gesagt, war es der ihm zu schaffen machte. Was das nun mit zu kurzen Armen zu tun hatte, wagte ich nicht zu fragen. Erst als Teufel sagte: „Der kann nicht mehr die Sterne greifen, der Mann ist ne` Null. Er geht dem Publikum eigentlich nur noch auf den Geist. Leider hat er es selbst noch nicht gemerkt, dass er mit seinen Shows nur noch Mitleid erregt und Gähnkrämpfe auslöst. Ebenso steht es um seinen einst dauergrinsenden Nachfolger. Die haben sich selbst auf das Abstellgleis der Greisenhaftigkeit geschoben. Keiner würde die beiden wirklich vermissen, wenn sie freiwillig ihren Hut nehmen. Die täglichen Fernsehzuschauer konsumieren im Moment nur noch, denen fehlt jegliche Beurteilung der Situation. Der Zuschauer müsste als erstes, durch Abstimmung entscheiden, wer den Samstagabend dirigieren sollte. Doch Selbstgefälligkeit und Desinteresse bilden neuerdings die Kulisse für die allzu langen und nervenden Samstagabendshows.“ „Ja, aber so ist das doch nun einmal,“ sagte ich, „wer will schon wissen, was dem Publikum gefällt?“ Teufel schwieg. Er tippte einfach weiter und schnalzte, speichelspritzend, schon wieder, mit der Zunge. Aber Gott sei Dank nur kurz, denn jemand schloss die Haustür auf - es war Stephan. „Ciao,“ sagte er, und marschierte Richtung Wohnzimmer, wo „wir“ uns befanden. „So, alles wieder da,“ sagte er. Dann stellte er eine große, gelbe Tasche auf den Tisch. Drei Baguettestangen, Kaviar, Lachs, Käse, Salami, Gänseleberpastete, Lambrusco und zwei große Champagnerflaschen kamen zum Vorschein. Stephan überließ es mir die erwähnten Flaschen zu öffnen. „Endlich,“ dachte ich, endlich, nun endlich gibt es etwas Schönes zu essen und zu trinken, obwohl meine Geschmacksnerven eigentlich auf eine heiße Pizza eingestellt waren, aber ich wollte nicht undankbar sein. „Man isst, was auf den Tisch kommt,“ heißt es doch immer. Ich wurde sichtlich ruhiger und freute mich, der Wodka war nicht mehr notwendig, ich mag sowieso keinen Wodka in zu großer Menge. Ein zufriedenes Lächeln überflog in Sekundenschnelle meine angespannten Gesichtsmuskeln. Wasser sammelte sich in meinem Mund an, welcher noch ganz im Sinne der Paprikachips, voll von allerlei Gewürzen war, die nun von dem eben „Aufgezählten“ neutralisiert und überdeckt wurden. Und während „ich“ schon mal kräftig zugriff, legte Stephan mir, sich selbst, sowie Teufel einen Teller, und jeweils ein silbernes, verziertes Messer hin. Dann ging es für „alle“ los. Ich belegte ein gebuttertes Stück Baguette mit ausreichend Lachs, dann noch eins mit Käse und anschließend goss ich mir, von dem guten und leicht gekühlten Lambrusco etwas ins Glas ein, also fast ganz voll - „Wenn schon denn schon“. Schweigend genossen wir drei das wohlschmeckende, französische Mahl. Ein absoluter Genuss, sehr empfehlenswert. Zehn Minuten lang herrschte absolute Funkstille. „Zufrieden?“ Fragte mich Teufel nach einer Weile. „Ohhhh jaaa...,“ sagte ich. Und nach ein paar Augenblicken war ich vollends gesättigt. Teufel ließ, ganz nach meinem Geschmack, nicht gleich abräumen, sondern er spendierte noch eine Eistüte. Irgendetwas Überdimensionales, mit Schokolade und Nusssplittern, wurde mir gereicht, eine „Rieseneistüte“, auch sehr lecker. Ach ja... Das Frage und Antwortspiel ging, nach all diesen Köstlichkeiten und Getränken, entspannt und locker weiter. Während Stephan, nun doch, die Wodkagläser und Papierabfälle abräumte, und sich dann wieder in ein Zimmer im ersten Stock verkroch, stellte mir Teufel die nächste Frage. „Was war eigentlich so in Sachen Arbeitslosigkeit bei dir (wir duzten uns endlich wieder, - wie schön!) und bei anderen Promis?“ Fragte mich Teufel recht ernst, und auch ungewohnt nachdenklich. „Oh, da gab es die eine oder andere Überraschung,“ sagte ich, „denn ich habe ja selbst einmal auf dem Arbeitsamt Hamburg gearbeitet...“ „So, so?“ Sagte Teufel, sehr betont und sehr erwartungsvoll daher. Sein Interesse bekam eine Steigerung. Ich wiederum reagierte eher gleichgültig, aus Verantwortungsgefühl. Denn so manche Akte, hinter der sich ein Promi verbarg, war mir natürlich noch in guter Erinnerung. Aber die Namen der armen Würmer, zu denen auch ich mehrmals schon gehörte, leider Gottes, behielt ich, selbstverständlich für mich. Tabus müssen nicht in jedem Fall gebrochen werden, das ist meine Meinung, auch wenn Bert Teufel sich das vielleicht so vorgestellt hatte. Ich musste trotz allem vorsichtig sein, denn mir war immer noch nicht klar, was Teufel im Grunde genommen bezweckte. „Ich glaube und ich weiß...,“ begann ich meinen Satz, „Arbeitslosigkeit wird künstlich erzeugt. Korrupte Politiker die ihre Unfähigkeit in den Dienst einer Partei stellen, weil sie in der freien Wirtschaft gänzlich versagt haben, sind die Hauptverursacher von Armut und Pleiten. Der Beweis sind die all monatlichen geschönten Zahlen, die niemand mehr hören, geschweige denn sehen will. Armut passt nicht in unsere deutsche Demokratie. Wenn Armut allerdings doch auftaucht, wird gelogen, verbogen, falsch informiert und der Schuldige ist der Arbeitslose selbst - unabhängig von der Branche. Ganze Talkshows wurden auf Arbeitslosigkeit aufgebaut. RTL und SAT 1 sind hier marktführend und federführend. Betroffene Leute wurden eingekauft, und mussten Text auswendig lernen, den sie dann auf Stichwort herunterrappelten. Hans, Bärbel, Johannes und all die anderen sind so, auf diese Art und Weise, reich geworden. Durch gezielte Lügen, durch die dümmste, aber bewehrteste Volksverhetzung die es gibt, durch Gemeinheiten aller Art. Und sie schämen sich nicht einmal für das, was sie den Armen damit antun und antaten. Sie sind die Helfer sowie Helfershelfer, die Wegbereiter für das allmächtige Extrem - Faschismus oder Kommunismus. Die überparteiliche Bildzeitung ist zu einer Bibel für Menschenhasser und Rufmörder geworden. Immer mehr glauben das, was dort steht, weil es ihnen selbst doch gut geht. Es ist nun mal „un-schick“ arm zu sein, oder das Problem, innerhalb einer Fernsehshow, mit Betroffenen zu erörtern. Selbst hochrangige Politiker lehnten es ab, mit dem Ganzen (mit der Armut, mit den Armen) konfrontiert zu werden. Arroganz, Feigheit, Großkotzigkeit und vieles Schlechte mehr, trafen auf Ehrlichkeit, Anstand, Aufrichtigkeit und Hoffnung. Doch die, die noch hofften, auf bessere Zeiten, waren längst abgeschrieben. Sie waren nur noch Ballast auf dem sinkenden Schiff das „Deutschland“ heißt. Selbst die sogenannten kritischen Sänger und Künstler wechselten die Seiten. „Wer arbeiten will findet welche“ lautete die Scheißhausparole, die einst in der Redaktion eines Bildzeitungsjournalisten das Licht der Welt erblickt hatte. Man wollte es einfach nicht akzeptieren, dass es keine Arbeit gab, von der man leben konnte. Augen zu, - und das in alle Richtungen, so sieht die Wirklichkeit aus. Nur wer wirklich schwul war, in den warmen Regionen der Republik, brauchte keine Angst zu haben. Er wurde gedeckt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.“ „So siehst du das also?“ Sagte Teufel. „Du meinst die Schwulen und die Lesben geben den Ton an, und das in allen Bereichen?“ „Wenn man es genau betrachtet, ist es doch so?“ Entgegnete ich etwas säuerlich. Teufel senkte seinen Blick. Er war erschrocken. Hatte ich etwa recht? Gab er mir recht? Ich war nicht auf Konfrontationskurs, aber es machte mir Vergnügen, Bert Teufel an den Rand seiner rosaroten Wolke zu zerren, um ihm die Wahrheit „da unten“ zu zeigen. Wortlos tippte er weiter in seinen Laptop. Er suchte allem Anschein nach - „entschärften Erklärungen,“ die er dann in seinem Buch unterbringen wollte. „Ja, ja - die Wirklichkeit ist nicht jedermanns Sache. Und in einem Deutschland, wo Kampfhunde mehr Rechte haben, als eine Trümmerfrau, die das zerstörte Deutschland wieder mit aufgebaut hat, sind zu viele soziale Unterschiede. Diese Unterschiede werden leider nur von den Betroffenen wahrgenommen, alle anderen verstecken sich hinter Dummheit und Klugscheißerei. Die Wirklichkeit in unserem Land ist aber auch, dass es nicht einmal eine Mindestrente gibt, und zwar so eine, von der ein Mensch, menschlich leben kann. Oder auch einen Mindestlohn, der einem das Überleben in diesem Scheißland ermöglicht, ist in weiter Ferne. Sogenannte Nebenjobs werden angerechnet, die Hälfte des Geldes fällt weg, bei alt und jung. Nimmt man trotzdem als Arbeitsloser einen Zweistunden Job an, wirkt sich das wiederum negativ bis katastrophal auf die Rente aus. Man kann machen, was man will, es bleibt zum Kotzen. Und so etwas schimpft sich soziale Demokratie - Die Zeit ist wieder reif.“ „Reif? ... Für was reif?“ Fragte mich Teufel. „Na, für den radikalen Wechsel. In die eine oder in die andere Richtung. Die Leute haben die Schnauze gestrichen voll. Seit Oktober 1982 (Regierungswechsel in Bonn - Willkommen Herr Bundeskanzler Kohl) bis zum heutigen Tage, geht es mit diesem Land bergab. Wir sollen den Gürtel jedes Jahr ein bisschen enger schnallen. Aber es geht nicht mehr... nein verdammt! - Der Schwachsinn ist ja auch, dass bei Millionen von Arbeitslosen in unserem Land, noch zusätzlich Menschen im Ausland angeworben werden, um in diesem Scheißland zu arbeiten. Außerdem haben wir jeden Monat den Zuzug von 5000 bis 10 000 Asylanten, die alle, ausnahmslos, in ihrer Heimat politisch verfolgt werden. Hier in unserem Rechtsstaat werden dann 80 Prozent dieser Asylanten straffällig. Irgendetwas stimmt da nicht mehr. Aber, wenn man so argumentiert, so wie ich, dann wird man zum „ewig gestrigen Nazi“ abgestempelt.“ „Bist du ein Rechter oder gar ein Nazi?“ Fragte mich Teufel abwertend. Denn er fühlte sich bei dieser Frage so überlegen, so weltgewandt, so als wollte er mich mit dieser Frage dumm machen. Aber ich blieb dennoch gelassen. Also antwortete ich brav. „Wenn ich (so wie viele andere auch) für etwas mehr Recht und Ordnung bin/sind, und außerdem bei „Mord“ die Todesstrafe wieder einführen würde(n),... ja! - Ja, dann bin ich wohl ein Rechter. Aber nicht rechter als ein Texaner oder ein konservativer Bayer, wenn du verstehst, was ich meine? Denn ich sehe hier in Deutschland keine Juden oder Amerikaner, die mich mit Kampfhunden, Waffen, sowie meine Kinder mit Heroin bedrohen - bzw. abhängig machen. Andere sehe ich, und solche die das tolerieren, weil sie mitverdienen am Schicksal, das ich schlicht und ergreifend „Verbrechen“ nenne. Das kriminelle Geschehen ist eine Abmachung zwischen deutschen Politikern, Polizisten, Richtern, Anwälten und kriminellen Ausländern, egal welcher heiligen Auffassung jene angeblich „politisch Verfolgten“ auch angehören. Man tut sich nichts, und politisch, um es noch mal zu verdeutlichen, tut man sich schon einmal gar nichts, das weiß das Ausland, und es nimmt es wohlwollend zur Kenntnis. Nur die Alten in der SPD, der CDU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und auch die Alten in der FDP ahnen etwas, fernab aller Schönrederei ihrer jüngeren Parteigenossen, aber sie halten die Augen trotzdem zu und warten ab, „wem“ sie eines Tages in den Arsch kriechen müssen, um ihre Pension regelmäßig zu erhalten. Bei radikalen Veränderungen ist ja, und das ist geschichtlich eindeutig bewiesen – „Arschkriecherei“, häufig von Nutzen gewesen. Gerade bei den Wendehälsen aus jüngster Vergangenheit, nicht wahr? Warum aber trotzdem in unseren Zeiten, von unserer Berufslinken, gegen Amerika und Israel permanent gehetzt wird, ist mir ein Rätsel. Die Amerikaner sind nicht nur „gut“, das ist richtig, und die Israelis haben eine durchaus sehr merkwürdige Art und Weise, Grund und Boden aufzuteilen - sie gehen über Leichen, ebenso die Palästinenser, aber wer macht denn hier in Deutschland den Stress? Woher kommt die radikale Stimmung? Gegen wen ist sie vorrangig gerichtet? Die Antwort ist leichter als man denkt. Man braucht nur aus dem Fenster zu sehen oder ins Fernsehen zu schauen. Die Stimmung ist gegen diese derzeitigen Politiker und gegen unsere zu laschen Gesetze gerichtet. Sowie gegen die Ausländer die das (unser) Gastrecht mit den Füßen treten, die sich aggressiv, intolerant, primitiv, gewalttätig und zum Kotzen aufführen, weil sie uns und unseren christlichen Glauben nicht achten. Von uns wird allerdings grenzenlose Toleranz erwartet, immer mit dem Hinweis auf „die“ deutsche Vergangenheit, obwohl die schon längst hinter uns liegt. Sie beanspruchen alles für sich. Sie benutzen und sie nutzen nach ihren Wertmaßstäben aus. Und der Staat sieht wie immer schweigend, korrupt, vom Größenwahn benebelt, zu. Der Deutsche wurde zum ewigen Nationalsozialisten abgestempelt, da gibt es auch leider gar keine Gegen-Diskussionen, es ist unser aller Erkennungszeichen. Jede Generation macht diese Erfahrung wieder und wieder. Und jede dieser Generationen verliert ein bisschen mehr an Achtung vor sich selber. Man schätzt sich immer geringer ein, es ist eine Wertminderung im weitesten Sinne. Während andere prassen und den Luxus genießen, schweigt der Deutsche und hasst im stillen Kämmerlein, bis das Fass, endlich, mit Getöse sowie Knallerei, überläuft. Und wo so etwas endet - das weiß jeder. Doch dann ist es zu spät. Ich glaube die nächste Katastrophe wird heftiger verlaufen als die Vergangenen. Die ersten Anzeichen sprechen eine deutlichere Sprache, als die alten, nicht mehr aktuellen, Parolen. Man kann (und sollte eigentlich) heute über Gesetze vieles zum Guten kehren, und das Ausland in seiner Ängstlichkeit milde stimmen, aber es braucht die richtige Partei um hier verständlich und vorsichtig zu handeln. Doch die Partei, die ich meine, ist die Mehrheit im Volk, das Volk also selbst. Doch das Volk sucht an den falschen Stellen nach Ordnung, um es im Parteijargon zu sagen: „Der Trog ist immer der gleiche, nur die Schweine wechseln sich ab. Ein weiteres Hauptproblem ist „Man verzeiht zu oft“. Der intellektuelle Kopf des Volkes hat sich, und alle anderen, die immer nur an das Gute glaubten, durch die ewigen Selbstvorwürfe, in Bezug auf nationale Erhebungen, weich geklopft. Positive Aspekte gibt es in diesem Zusammenhang nicht mehr. Man hat nur noch die Möglichkeit zwischen Pest und Cholera zu wählen.“ „Wen sollte man deiner Meinung nach wählen, um dem Extrem, welches niemand will, aus dem Wege zu gehen?“ Fragte mich Teufel leichtfüßig. Denn auch er hatte aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit, in der jüngsten Vergangenheit, selbst schon mal nach Lösungen gesucht - auf Talkshow Ebene. Gefunden hatten, er und seine damaligen Gesprächspartner, allerdings nichts als nur neue, ungeklärte Fragen. „Eine Patentlösung habe ich auch nicht, aber Volksentscheide, generell, halte ich für die derzeit beste und demokratischste Lösung, denn es muss ja so vieles geändert werden. Im Grunde genommen möchte ich Demokratie erhalten sehen, aber das, was wir jetzt haben ist der Anfang vom Ende. Und das sehen nicht nur irgendwelche Auguren und Scharlatane so, denn es ist in erster Linie das fehlende Verantwortungsgefühl der politischen Kräfte in diesem, unseren, Deutschen Land, welches zerstörend auf alle Bereiche einwirkt. Die Geldbörsen werden immer leerer, der Umsatz schwindet, der Lohn/das Gehalt sinkt, und der politisch Verantwortliche, vom Volk gewählte Minister, lügt dass sich die Balken biegen. Ende der Neunziger hatte der damalige Finanzminister Theo Waigl, bezüglich des Einkommens in Bayern, eine Umfrage gemacht. Dabei kam, laut Waigl heraus, dass das Durchschnittseinkommen in Bayern 3800 DM Netto sei...??? Wer es glaubt wird selig, oder ihm wird ein Denkmal gesetzt. Tja, solche Leute führen dieses Land. Und das ist in jeder sogenannten „Partei“ das gleiche. Das sind die geschönten, verträumten Zahlen eines Politikers, der offensichtlich nicht mehr im Stande ist die Wirklichkeit zu sehen. Er ist zu reich, zu satt, zu desinteressiert. Wir werden, in diesem Zusammenhang, alle nur verarscht. Ich hoffe, dass sich das bald ändert. Ich hoffe, dass das Volk endlich aufsteht. Ich hoffe, ja ich hoffe vielleicht zu viel, aber ich werde recht behalten.“ „Wer recht hat stellt sich immer erst hinterher heraus?“ Meinte Teufel. „Aber es ist lobenswert, dass du eine politische Meinung vertrittst. Ich hatte dich mehr als so eine Art Edelgauner eingestuft.“ „Beide müssen trotzdem leben,“ sagte ich. „Aha, du bist also gar nicht so weit vom großen Kuchen entfernt?“ Sagte Teufel. Ich machte daraufhin so eine „LMAA“ Geste. Ich kann doch alleine nichts ändern. Ich kann höchstens überzeugen, wenn ich verbal, rhetorisch, energisch und einwandfrei bin, aber das wollte ich Teufel nicht antun - solche Erkenntnisse. Ich war der Meinung, er hatte ohnehin schon mehr als genug an der Tatsache zu knappern, dass ich nicht so der einfache Bescheißertypus war. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit einem kleinen Gauner, der ihm, ohne wenn und aber, die Meinung geigte. Denn er selber war ja auch ein politischer Mensch, nicht nur aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit, nein, er war vielmehr mit einigen Politikern vertraut aufgrund ihrer Sexualität. „Im Bundestag wimmelt es nur so von Schwulen,“ lautete eine seiner kurzen aber wirkungsvollen Bemerkungen. Teufel nannte mir sogar sehr bekannte, klangvolle Namen, die mich zum wiederholten Male in Erstaunen versetzten. „Ja,“ sagte Teufel, „da sind z. B. zwei Brüder, einer ist stockschwul, der andere ist verheiratet, aber nichts desto Trotz, auch er ist am männlichen Geschlecht interessiert. Ein sogenannter Bi-Mähn. Der stockschwule Bruder war übrigens Ministerpräsident. Dabei ist er selbstverliebt, zufrieden, selbstverständlich „korrupt“ und hinter jedem Strichjungen her, der ihm vor die Flinte kommt. Ein gieriger Onkeltyp, der seine Position ausnutzte, sowie seine Diäten ausschließlich für seine Jungs ausgab.“ „Hört, hört,“ sagte ich zu Teufel. Ich hatte wieder etwas dazu gelernt. Denn das mit den beiden Brüdern war mir neu - man kann halt nicht alles wissen. Und im Nachhinein betrachtet, frage ich mich manchmal: „Wer hat eigentlich wen interviewt?“ Teufel erzählte viel Vertrauliches aus dem Promileben, das war untypisch für einen Journalisten von seinem Format. Mein Argwohn war schlagartig geweckt. Aber andererseits dachte ich mir: „Der will dich testen, der will noch mehr Informationen aus dir herauskitzeln,“ anfüttern nennt man so etwas. Und bis zu einem gewissen Grade spielte ich mit. Er wusste eigentlich genauso viel wie ich, nur die ganz einzelnen Sachverhalte, interessierten und faszinierten ihn ein wenig mehr noch als mich, oder dem enttäuschten Wähler, der vieles ahnt, aber nicht aussprechen mag. Deshalb, also bei Teufel, diese merkwürdigen Kommentare von ihm, wenn ich mit der Beantwortung einer seiner Fragen geendet hatte. „Wirklich clever,“ sagte ich zu mir, aber ich behielt natürlich, das ein, oder auch das andere Ass, vorläufig, noch im Ärmel. Nachdem wir das Politische abgehakt hatten, kamen wir auf Drogen, Suff, Exzesse und sonstige Vorlieben der prominenten Gesellschaft zu sprechen. Teufel erzählte von „seinen“ Drogenerfahrungen, seinem krankhaften Hang zu Schmerzmitteln, Morphinen, welche er sich anfangs schwarz, später ganz offiziell bei einem prominenten Hamburger Arzt besorgte. „Der hat schon so viele Süchtige mit Stoff versorgt, ohne ihn geht es manchmal gar nicht mehr,“ ließ Teufel verlauten. Aber er wies auch daraufhin, dass er endlich (nach Jahren) wieder clean sei. Stephan zu Liebe hatte er seine Süchte reduziert, das heißt, nur noch Alkohol war im Hause Teufel angesagt. „Joints?“ „Die nur ab und zu.“ „Aha,“ meinte ich, und machte eine gedankliche Pause. Teufel sah mich an. Er hatte langsam aber sicher zu tippen aufgehört. „Ist irgendetwas?“ „Nein,“ sagte ich, „ich bin nur abgespannt.“ „Ein Päuschen?“ - Ich schwieg und rieb mir die Augen. Das, - dieses „fast“ zu fragen, war so Teufels Art, er warf ein paar Selbsterfahrungen, Drogenerfahrungen in den Raum und beobachtete mich, wie ich reagieren würde. Wie ich aus dem Nähkästchen plaudern würde. Es war so eine Art Zeichen jetzt bist du dran, erzähl du jetzt etwas Spannendes. Ach ja, ich hatte natürlich wieder verstanden. Also sammelte ich meine Gedanken. Ich wollte keinen Fehler machen, ich war misstrauisch. Ich fragte mich: „Wo fangen Drogen an, und wo hören sie auf?“ Jede Regelmäßigkeit meinerseits, Zigarette am Morgen, Kaffee oder Tee mit Schuss, ein gelegentlicher Joint, der doppelte Scotch am Abend, all das könnte er (Teufel) in seinem Laptop anders, verschärft, hinein interpretieren. Also sagte ich: „Ja, eine kleine Pause wäre ganz angenehm.“ Teufel holte daraufhin zwei Bier aus dem Kühlschrank und stellte sie vor meine Nase auf den Tisch. Er ging mit den Worten: „Ich will mal sehen, was Stephan da oben so treibt, ich bin in zehn Minuten wieder da.“ Ich hingegen ließ das kühle, schaumige Bier durch meine trockene Kehle laufen. Ein herrliches Gefühl. Ich kam wieder zu Kräften. Die Uhr im Wohnzimmer zeigte 15:22 Uhr an. So gegen halb fünf wollte ich gehen. Für heute war mir das Frage und Antwortspiel genug, aber es sollte anderes als erwartet kommen, denn plötzlich klingelte es an der Tür. Teufel öffnete und zum Vorschein kam einer der wohl bekanntesten deutschen Comedy-Stars überhaupt. Auch er war ein bekennender Schwuler. Teufel und (Ich nenne „ihn“/den Comedian, „Stürmer“, weil ich Ärger vermeiden möchte, wenn ich seinen wahren Namen nenne) Stürmer begrüßten sich voller Leidenschaft. Sie lagen sich eine Minute in den Armen und konnten nicht voneinander lassen. Teufel bat ihn ins Wohnzimmer und bot sofort einen Wodka mit O-Saft an. Stürmer nippte lächelnd an seinem Glas, dann wandte er sich an mich. „Na, wen haben wir denn da Hübsches?“ Sagte er voller Verzückung, und sah dabei erst mich an, dann ging sein Blick Richtung Teufel. Teufel stellte mich daraufhin kurz und knapp vor. „Ich bleib` sowieso nicht lange, ich will auch nicht stören,“ sagte Stürmer, „ich muss noch zum Visagisten. Ist ja gleich gegenüber. Wir zeichnen nämlich heute Abend unter freiem Himmel auf. Is` so ne` Scheißidee von diesem blöden Regisseur aus München. Denn seitdem er nicht mehr mit mir schläft, weil ich ihm zu alt bin, schikaniert er mich bei den Dreharbeiten gerne.“ Während Stürmer noch von seinen Problemchen mit dem blöden Regisseur, seinem Ex-Lover erzählte, legte ich mir einige Antworten auf eventuelle Fragen seitens Teufel zurecht. Was würde er nur in Bezug auf Drogen aus mir herausquetschen? Welche Taktik hatte er sich zurechtgelegt? Ich war höchst verwundert, dass ich etwas über Drogen erzählen sollte. „Er“ war doch der ehemalige Süchtige, der nur noch bei besonderen Anlässen soff und sich gelegentlich einen Joint gönnte. Eine Frage/Antwort Falle? Ich wusste damals nicht, dass Teufel konzeptlos an die Sache herangegangen war. Teufel war irgendwie nicht mehr ganz dicht im Oberstübchen, seine Lebensweise, zumindest die in der Vergangenheit, suchte nach Gleichgesinnten. Teufel wollte sich austauschen, er wollte etwas aufarbeiten mit diesen speziellen Fragen, aber ich konnte ihm weitaus weniger erzählen als er vermutete, denn „Wer“ in der Branche voll drauf war, war allein schon durch die Berichterstattung der Bildzeitung bekannt. Und als Stürmer sich genauso leidenschaftlich verabschiedete, wie Minuten zuvor, als er aufgetaucht war, da erschien Stephan, er war high, er kicherte. Seine Stimme war dünn und sehr schwer verständlich. Stephan fragte Teufel: „Ob ich denn überhaupt noch da sei?“ Anscheinend blickte er durch mich hindurch, für ihn war ich wohl gänzlich unsichtbar, als ich auf der Couch saß und mein Bier trank. Vielleicht war er aber auch nur stark kurzsichtig, wer weiß das schon in so einem Moment genau? Ich musste einen Lachanfall meinerseits unterdrücken. Der Anblick von Teufel, sowie der Anblick von Stephan, waren an der Grenze der Albernheit; erbärmlich, hilflos und es hatte etwas von einem schlechten Sketch. Teufel war die Situation unerträglich peinlich, er fing den wankenden Stephan am Treppenende auf und trug ihn zurück nach oben. Ich hörte noch ein wenig Geflüster, doch dann, erstaunlich schnell, erschien Teufel in alter Frische zurück. Er kam sofort wieder auf das Thema Drogen zu sprechen. Ich sah mich daraufhin gezwungen ihm reinen Wein einzuschenken. Nur Namen plauderte ich nicht direkt aus. Teufel drängelte zwar, aber ich hielt trotzdem durch. Mein Eindruck war, er wollte nur bestätigt haben, was er schon längst wusste, beziehungsweise selbst herausgefunden hatte, deswegen ließ er nicht locker, aber er verrannte sich bei mir...