Читать книгу Kinder und Jugendliche im Internet - Jan Michael Gerlach - Страница 11

Оглавление

KAPITEL II

Fakten

Für die Analyse von Risiken und Gefahren im Internet spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Grundlegend ist die Frage des Zugangs zum Internet und der Zugangsbedingungen, die Häufigkeit und Intensität der Internetnutzung und der Zugangsort. Relevant in Bezug auf die Internetnutzung und den Umgang mit Risiken und Gefahren ist mithin der Bildungsstand. Bedeutsam ist auch das Zugangsmedium. Immer mehr Kinder und Jugendliche besitzen selbst ein Mobiltelefon und können damit jederzeit und ohne elterliche Kontrolle online gehen. Nicht weniger relevant ist, was Kinder und Jugendliche tatsächlich online machen.

Internetzugang

Wie oben erwähnt, ist gemäss der JAMES-Studie 2010 in 99 % der Haushalte, in welchen Kinder und Jugendliche aufwachsen, ein Computer und in 95 % der Haushalte ein Zugang zum Internet vorhanden.81 Drei Viertel der Kinder und Jugendlichen haben nach dieser Studie gar einen eigenen Computer mit Internetzugang.82 Damit ist, bei wohl weiter steigender Tendenz, bald von einer fast allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Internet in Haushalten, in denen Kinder und Jugendliche aufwachsen, auszugehen.83 Laut der KIM-Studie 2009 ist die Verfügbarkeit des Internets auch in deutschen Haushalten, in denen Kinder aufwachsen, in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen.84 Die JIM-Studie 2011 besagt, dass Computer (100 %) und Internet (99 %) in allen deutschen Haushalten, in denen 12- bis 19-Jährige aufwachsen, vorhanden sind.85 Eine zunehmend wichtige, allerdings noch wenig erforschte Rolle spielt der mobile Zugang zum Internet via Handys (dazu sogleich mehr), aber etwa auch via WiFifähige iPods und Tablets, wobei namentlich die Zugangsbedingungen (z.B WiFi versus Datenplan) noch kaum untersucht sind.

Internetnutzung

Laut dem Schweizer Bundesamt für Statistik nutzten im März 2011 95,4 % der 14- bis 19-Jährigen das Internet.86 Die JAMES-Studie 2010 geht von 99 % der 12- bis 19-Jährigen aus, wobei 89 % täglich oder mehrmals pro Woche online sind.87 Ähnliche Daten sind auch über Kinder und Jugendliche in Deutschland vorhanden. Nach Angaben der KIM-Studie 2010 nutzen insgesamt 57 % der Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren das Internet zumindest selten.88 Zu den Nutzerinnen und Nutzern des Internets zählen laut JIM-Studie 2011 99 % der 12- bis 19-Jährigen.89

Nutzungshäufigkeit

Gemäss der JAMES-Studie 2010 sind 89 % der befragten Kinder und Jugendlichen in der Schweiz mehrmals pro Woche oder täglich online.90 Die Verweildauer im Internet wird im Schnitt mit 2 Stunden und 5 Minuten (an Wochentagen) bzw. mit 3 Stunden und 1 Minute (an freien Tagen) angegeben.91 In Deutschland sind ebenfalls 89 % der Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren mehrmals pro Woche online. 65 % der Befragten geben an, täglich im Internet zu sein. Die durchschnittliche tägliche Internetnutzung liegt nach eigenen Angaben der Kinder und Jugendlichen bei 2 Stunden und 14 Minuten (134 Minuten) pro Tag.92 Der Bericht »Generation M2« der Henry J. Kaiser Family Foundation kommt zu einem ganz ähnlichen Schluss. Jugendliche in den USA verbringen täglich 129 Minuten an einem Computer/online.93 Grundsätzlich darf aber nicht davon ausgegangen werden, dass eine häufigere Nutzung automatisch und für alle Kategorien mehr Risiken mit sich bringt; Kinder und Jugendliche, die häufiger das Internet nutzen, lernen u. U. manche Risiken frühzeitig zu erkennen (z. B. Kontaktanbahnung/Fremdkontakt) oder verstehen es, sich davon (z. B. mit technischen Massnahmen) abzuschirmen. Vieles hängt (auch hier) von der konkreten Nutzungsweise ab.

Zugangsort

Laut der deutschen JIM-Studie 2011 findet die Internetnutzung der 12- bis 19-Jährigen wie in früheren Jahren in erster Linie zu Hause statt. Drei Viertel (73 %) gehen regelmässig vom eigenen Zimmer aus online, 43 % nutzen einen anderen Zugang im Haushalt. 11 % surfen bei Freundinnen und Freunden. In der Schule oder bei der Arbeit gehen nur 16 % regelmässig online. Mobiles Internet spielt momentan zwar ebenfalls noch eine untergeordnete Rolle, ist aber zweifelsfrei im Wachstum begriffen und seit der letzten Befragung um 11 Prozentpunkte auf 13 % angestiegen.94 In der Schweiz variiert der Zugriff auf das Internet in der Schule je nach Alter stark. Gemäss der JAMES-Studie 2010 werden Computer und Internet von knapp einem Drittel der 18- bis 19-Jährigen täglich oder mehrmals pro Woche genutzt, bei den 12- bis 13-Jährigen allerdings nur von 10 % der Befragten.95

Bildungsstand

Nach Angaben des schweizerischen Bundesamtes für Statistik variiert die Internetnutzung je nach Bildungsstand. Verglichen mit Jugendlichen mit einem obligatorischen Schulabschluss (57 % sind Internetnutzerinnen und -nutzer) und Jugendlichen mit einem Abschluss auf der Sekundarstufe II (76 % sind Internetnutzerinnen und -nutzer), benutzen Gymnasiasten und Hochschulabsolventinnen das Internet am häufigsten (94 %). Das Bundesamt für Statistik stellt weiter fest, dass sich die Lücke in der Internetnutzung zwischen Menschen mit unterschiedlichem Bildungsgrad nur langsam einebnet.96 Die JIM-Studie 2011 hat zudem ergeben, dass der Bildungsgrad auch einen Einfluss auf die Nutzungszeiten hat: Jugendliche mit tieferem Bildungsstand verweilen länger im Internet als solche mit höherer Bildung.97

Medium

Gemäss der JIM-Studie 2011 ist das Mobiltelefon das am meisten verbreitete eigene Medium der 12- bis 19-Jährigen. Allen 12- bis 19-Jährigen steht im Haushalt ein Mobiltelefon zur Verfügung. 96 % der Jugendlichen besitzen bereits ein eigenes Mobiltelefon, unter den Mädchen sind es sogar 98 %.98 Dabei überprüfen 83 % der Eltern die Inhalte nicht, die ihre Kinder auf ihren Mobiltelefonen gespeichert haben.99 Die weite Verbreitung von Mobiltelefonen ist auch in der Schweiz zu beobachten, wo 98 % der in der JAMES-Studie 2010 befragten 12- bis 19-Jährigen ein eigenes Handy besitzen, wovon ca. ein knappes Drittel Smartphones.100 In 43 % der deutschen Haushalte sind Smartphones, also Mobiltelefone mit mobilem Internetzugang, vorhanden. 25 % der Jugendlichen haben ein eigenes Smartphone, was einer Zunahme von 11 Prozentpunkten seit Durchführung der JIM-Studie 2010 entspricht.101 Bei den Mobiltelefonen handelt es sich vielfach um neuere Modelle mit erweiterten Funktionen: Fast alle Mobiltelefone (95 %) der 12- bis 19-Jährigen verfügen über eine eigene integrierte Kamera.102 Die meisten Mobiltelefone sind laut Angaben der Kinder und Jugendlichen zudem in der Lage, auf das Internet zuzugreifen (81 %).103

92 % der Jugendlichen in der JAMES-Studie 2010 benutzen das Mobiltelefon täglich oder zumindest mehrmals pro Woche.104 In der Rangliste der liebsten Freizeitaktivität (medial und non-medial) steht das Nutzen des Mobiltelefones zuoberst.105 Der Bericht »Generation M2« der Henry J. Kaiser Family Foundation besagt, dass 12- bis 15-Jährige in den USA 90 Minuten täglich damit verbringen, SMS zu versenden.106 In der Schweiz verschicken 86 % der befragten Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche SMS-Nachrichten.107 Allerdings dürfte SMS mit zunehmender Verbreitung von Smartphones durch Anwendungen verdrängt werden, die es erlauben, Kurznachrichten via Internet zu versenden.

Gemäss der in Deutschland durchgeführten JIM-Studie 2011 haben bereits alle 12- bis 19-Jährigen einen Computer oder Laptop im Haushalt. 79 % besitzen einen eigenen Computer oder Laptop.108 In der Schweiz haben gemäss der JAMES-Studie 2010 99 % der Haushalte mit Kindern und Jugendlichen einen Computer,109 wobei drei Viertel der Kinder und Jugendlichen gar einen eigenen Computer mit Internetzugang besitzen.110

Tätigkeiten online

Nach Angaben der KIM-Studie 2010 ist das Benutzen von Suchmaschinen für 6- bis 13-jährige Kinder die häufigste Tätigkeit online (mind. einmal pro Woche: 68 %); es folgen der Besuch von Websites für Kinder und das Ansehen von Filmen und Videos online (je 46 %). Ähnlich häufig (44 %) surfen 6- bis 13-Jährige einfach so drauf los oder besuchen eine Social Network Site (43 %; in der Studie »Community« genannt). Die Kommunikation übers Internet, sei es via E-Mail (38 %), beim Chatten (34 %) und oder durch Austausch per Instant Messenger (30 %), spielt anders als bei Jugendlichen (siehe JIM-Studie 2011) bei der Internetnutzung von 6- bis 13-Jährigen eine weniger prominente Rolle.111 Allerdings haben kommunikative Aspekte des Internets auch für 6- bis 13-Jährige seit der letzten Erhebung der KIM-Studie 2008 an Bedeutung gewonnen: Instant Messenger (19 %) oder Communities wie SchülerVZ (16 %) waren 2008, wenn überhaupt, nur für die älteren Kinder interessant.112

Nach Angaben der JIM-Studie benutzen 12- bis 19-Jährige das Internet vor allem als Kommunikationsmedium. Etwa die Hälfte der Befragten kommuniziert regelmässig per E-Mail; dieser Wert ist seit 2009 ziemlich stabil. Jedoch haben sich andere Gewohnheiten innerhalb kurzer Zeit stark verändert: Während 2010 noch 63 % täglich oder mehrmals pro Woche einen Instant Messenger benutzten, waren es 2011 nur noch 49 %. An die Stelle der Instant Messenger sind Social Networks getreten. Während 60 % der 12- und 13-Jährigen solche sozialen Netzwerke wie Facebook nutzen, sind es bei den 14- bis 19-Jährigen 80 % oder mehr.113 Auch die ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 kommt zu ähnlichen Resultaten. Der Studie zufolge nutzen 63 % der 14- bis 19-Jährigen täglich ein Social Network, weitere 30 % wöchentlich.114

In der Schweiz sind 84 % der in der JAMES-Studie 2010 befragten Jugendlichen bei mindestens einem Social Network registriert. 73 % dieser registrierten Nutzerinnen und Nutzer sind bei Facebook angemeldet. Insgesamt nutzten im November 2011 549 100 Personen im Alter von 14 bis 19 Jahren Facebook. Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer wächst wohl weiterhin, waren doch zu Beginn 2011 erst 508 360 davon bei diesem hierzulande erfolgreichsten Social Network registriert.115 Im Durchschnitt verbringt ein Schweizer knapp vier Stunden pro Monat auf einer Social Network Seite.116 Die JAMES-Studie 2010 zeigt, dass Jugendliche in der Schweiz Social Networks auch bei der Suche nach Information im Internet nutzen (67 % täglich oder mehrmals pro Woche), und zwar sogar intensiver als Suchmaschinen (66 %).117

Gemäss JIM-Studie 2011 wird von Jugendlichen neben der Kommunikation am meisten Zeit online zu Zwecken der Unterhaltung verbracht (24 %). 16 % der Internetnutzung dienen dem Online-Gaming, zwei Prozentpunkte mehr als im Jahr 2009. Nach Angaben der JAMES-Studie 2010 spielen 25 % häufig alleine Online-Spiele, 20 % gemeinsam mit anderenen Internetnutzerinnen und -nutzern (Freunden oder unbekannten Personen).118 Im Vergleich zu Deutschland (16 % bzw. 17 %) liegen diese Werte etwas höher.119 Es besteht dabei ein grosser Unterschied zwischen Mädchen und Jungen: Während nur 6 % der Mädchen zwischen 12 und 19 Jahren in der Schweiz mit anderen online spielen, sind es bei den Knaben 33 %.120 Die JIM-Studie 2011 zeigt, dass die männlichen Jugendlichen auch wesentlich mehr Zeit mit Spielen verbringen als die weiblichen: Mit 58 Minuten wochentags und 116 Minuten am Wochenende spielen Erstere mehr als doppelt so lange wie Letztere (35 Minuten bzw. 42 Minuten).121 Gemäss der JAMES-Studie 2010 haben 70 % aller 12- bis 19-Jährigen in der Schweiz Zugang zu einer festen Spielkonsole (TV/PC).122

Das Internet wird durchaus auch für kreativere Tätigkeiten verwendet. 48 % der in der JAMES-Studie 2010 befragten 12- bis 19-Jährigen geben an, täglich oder mehrmals pro Woche zum Web 2.0 beizutragen. 19 % laden regelmässig Fotos oder Videos ins Netz. 11 % laden Musik hoch. 10 % verfassen täglich oder mehrmals pro Woche Blogeinträge (28 % monatlich oder seltener).123 Es erstaunt dabei nicht, dass die auch im Offline-Leben gestalterisch aktiven Nutzerinnen und Nutzer solche interaktiven Internetanwendungen häufiger nutzen als ihre gestalterisch passiven Peers, wie die JAMESfocus-Studie 2011 belegt.124 In Deutschland ist gemäss der ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 das Interesse zu aktiver Nutzung in den vergangenen Jahren – mit Ausnahme von 2010, wo ein Rückgang festgestellt wurde – stabil geblieben.125

Kinder und Jugendliche im Internet

Подняться наверх