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Mut zur Liebe

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Wie ein nicht verbauter Bauklotz lag die Imbissstube »Bei Krücke« auf dem viel zu groß geratenen Gelände der Hennigser Tankstelle. Und obwohl die Bundesstraße, die das Dorf in zwei gleichgroße Hälften teilte, direkt an ihm vorbeiführte, verirrten sich nur selten Gäste in den quadratischen Glaswürfel. Es mochte daran liegen, dass der Schriftzug »Bei Krücke« zunehmend verblasste, vielleicht auch daran, dass die verrußten Scheiben keinen Blick mehr in die Räumlichkeiten zuließen. In ganz besonderem Maße lag es aber daran, dass jeder Neuankömmling wenig einladend begrüßt wurde. Auf dem Tankstellenparkplatz roch es nach ausgelaufenem Benzin und an heißen Tagen steuerte das aufgewärmte Dreckwasser aus der Waschanlage eine empfindlich duftende Geruchsnote bei. Potenzielle Imbissgäste schwenkten häufig mit einer gekonnt unauffälligen Körperdrehung in Richtung des Tankstellenshops um oder gaben vor, sich zunächst einen Überblick über die angebotenen Speisen verschaffen zu wollen. In diesem spätesten aller Momente konnte sich ein hungriger Fahrer zumeist glaubhaft versichern, doch keinen Appetit auf Currywurst mit oder ohne Pommes oder Pommes ohne Currywurst mit oder ohne Ketchup oder Mayo, Hamburger mit oder ohne Käse, Doppel-Cheese, zweiter 250-Gramm-Bulette oder mit Chicken mit oder ohne Pommes oder Kartoffelecken, als Veggie-Variante oder einen Feta-Salat zu haben (um nur einen Auszug aus der Speisekarte zu nennen).

Es bedurfte Menschen ganz besonderen Schlags, die die ländlich duftende Jauchekomposition mit der Muttermilch aufgesogen hatten und die sich von all den widrigen Umständen auf dem Tankstellengelände nicht abschrecken ließen. Es bedurfte jemanden wie Kunibert Eder, der an einem Mittwochabend mit seinem stark beachteten Zweirad zielgenau Richtung Imbiss steuerte. Und da kam er auch schon. Es hätte ein schöner Mittwochabend werden können, dachte Kunibert, während er sein Fahrrad an seiner Stammlaterne anlehnte und einige Zahlen am Schloss an die vorgesehenen Plätze schob. Die ganze Welt bestand aus Zahlen. Preise, Freunde, Körperfett, alles ließ sich mit ihnen ausdrücken. Ob man alleine war oder zu zweit, wie betrunken und wann ein Geschäft zu schließen hatte, fuhr er in Gedanken fort, als im Supermarkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Lichter erloschen. Manni, und damit war sein Chef gemeint, machte pünktlich Feierabend. Kunibert überprüfte noch einmal sein Schloss und ließ seine bessere Hälfte zahlenmäßig abgesichert an der Laterne zurück.

Ein schöner Mittwochabend, dachte Kunibert, als er den schwarzen 3er BMW von Sandro vor dem Imbiss entdeckte. Er stellte sich vor, wie sein bester Freund wie üblich gerade vom Training der ersten Mannschaft des MTV gekommen war. Wie er frisch geduscht, das kräftige, schwarze Haar gescheitelt, in einen Anzug gekleidet, ein eng anliegendes weißes, blaues oder manchmal rosafarbenes Hemd tragend, die erfolgreichen Kundentermine eines Tages am Tresen ausbreitete.

Kunibert betrat den Imbiss. Die Stimmen seiner besten Freunde empfingen ihn. Ein schöner Mittwochabend hätte es werden können, dachte Kunibert.

»Balu hört auf?« Krücke, der seinen Namen seit einer verlorenen Fußballschlacht trug, stand an seinem angestammten Platz hinter dem Tresen und schüttelte den Kopf. »Das glaub ich nicht …«

»Doch«, antwortete Sandro, der sich auf einem der Barhocker sitzend auf die Theke lehnte. »Wenn ich es dir doch sage!«

Kunibert näherte sich dem breiten Rücken seines Freundes, dessen blaues Hemd heute über der Anzugshose hing.

Die drei Stehtische im Imbiss ragten verlassen aus dem Boden, etwas Fett brutzelte wenig erwartungsvoll in der Fritteuse und der Kühlschrank murrte traurig vor sich hin.

»Du kannst gar nicht wissen, was ich glaube.« Krücke verschränkte seine Arme vor der Brust.

»Was glaubst du denn?«, fragte Sandro.

»Dass Balu nicht aufhört.«

»Aber Balu hört auf.«

»Das glaub ich nicht.«

»Du glaubst mir also nicht?«

»Das habe ich so nicht gesagt. Ich glaube nur nicht, dass Balu aufhören wird.«

»Doch, macht er! Deswegen war er grad beim Training und hat mit der Sparte gesprochen.«

Mit der Sparte war die Spartenleitung beim Fußball gemeint. Mit der sprach man dann, wenn es um Fußballangelegenheiten im Männerturnverein von Hennigsen ging.

»Das glaub ich, aber ich glaube nicht, dass er aufhören wird.« Krücke schüttelte wieder den Kopf, Sandro nickte umso stärker.

»Ist aber so!«

»Vielleicht hat er das nur so gesagt, es steht nicht einmal im SocialNett

»Ich weiß doch, was ich gehört habe. Balu hört auf«, sagte Sandro. »Dafür brauche ich kein SocialNett oder wie das Ding da heißt!«

»Die Oper ist erst aus, wenn die dicke Frau nicht mehr singt«, erwiderte Krücke.

Kunibert ließ sich neben Sandro auf einen der Barhocker fallen.

»Oh! Noch ein Gast!« Ein mattes Lächeln kroch auf Krückes fahles Gesicht. Ansonsten war seine Blässe kein Umstand mehr, der irgendjemand zu einer Nachfrage bewogen hätte. »Der Himmel schickt dich.«

»Kuno!« Sandro gab Kunibert einen Klaps auf den Rükken. »Wie geht es dir? Du hast auch von Balu gehört, oder?«

»Ja.« Kunibert nickte schwach. »Er will nach der Saison aufhören und mit dem Wohnwagen durch Deutschland fahren. Die Ärzte wissen einfach nicht, was er hat.«

»Da hörst du’s«, triumphierte Sandro.

»Der Herr sei mit ihm.« Krücke seufzte. »Vielleicht muss Balu auch nur zur Ruhe kommen. Dann steht er wieder auf.« Krücke klemmte sich seine langen Haare hinters Ohr, dorthin wo er sich auch sämtliche Knigge-Anweisungen und die zehn Gebote geklemmt hatte. »Vielleicht geht es ihm wie Lazarus.«

»Lazarus?«, fragte Sandro. »Wo hat der nochmal gespielt?«

»Griechenland.« Krücke verdrehte die Augen.

»Ach, beim Rehhagel!«

Krücke schmunzelte in seinen wuchernden Vollbart und stolzierte zum Kühlschrank.

Ein schöner Mittwochabend, dachte Kunibert, wie gerade eine einzelne Kondensträne an der Scheibe hinuntertrullerte und der alte Röhrenfernseher auf seinem Schwenkarm beschämt in den Laden hineinlugte. SV Willerse, zweite Liga, Platz zehn, verkündete er grün auf schwarz von Videotexttafel 283.

An einem anderen Mittwochabend hätte Sandro mit austauschbaren Redensarten wie »Willst du starke Arme, musst du deine Beine trainieren« geglänzt, sie hätten das Bier verköstigt – Kuniberts Opa väterlicherseits, der verträumte Gustav, sagte das so, »verköstigt« – und nicht nur hinuntergekippt. Und schließlich wäre es an der Zeit gewesen, Sandro von der Augenweide zu berichten, wie sie Annabelle eine war. Kurz hüpfte Kunibert bei dem Gedanken an sie sogar das Herz, aber das sagte man nur so, dachte er. Stattdessen kam ihm Balu in den Sinn, mit dessen Geschichte man die Stille für einige Zeit zurückgedrängt, aber nur neue Stille heraufbeschworen hatte. Denn Stille konnte nur durch Stille besiegt werden. Krücke stellte drei Flaschen Bier auf den Tresen.

»Auf Balu!«, sagte er, und die Freunde stießen an.

»Komme ich nicht drauf klar! Komme ich einfach nicht drauf klar!« Sandro stürzte den Inhalt seiner Flasche hinunter. »Warum bestraft Gott jemanden wie Balu, der sein ganzes Leben zu seinem Verein gehalten hat? Am Ende wird man nur verarscht!«

»Glaubst du?«, fragte Krücke. »Du bist doch auch von der Zweiten von Willerse zurück nach Hennigsen gekommen. Das ist sicher auch eine Frage des Herzens gewesen.«

»Des Herzens? Geld!«, rief Sandro aus. »Geld, das ist alles! Davon, dass die Erste von Willerse früher Bundesliga gespielt hat, kann ich mir nichts kaufen. Das ist wie mit Krummfuß. Der hat Willerse damals hochgeschossen, aber wenn der ein Angebot von oben bekommt, ist der weg. Es dankt dir keiner. Auch nicht dein komischer Gott!«

»Wer im Kleinen treu ist«, betete Krücke herunter, »ist es auch im Großen.«

»Wer sagt das?«, fragte Sandro. »Pippi Langstrumpf?«

»Nein.« Krücke zögerte. »Jesus, ich glaube, es war Jesus.«

»Dann muss es ja stimmen!«

Kunibert dachte an Thomas Schaaf, den langjährigen Trainer des SV Werder Bremen. Uli Hoeneß oder Michael Preetz, Manager bei Bayern München und Hertha BSC. Es gab andere Gründe als Geld, um bei einem Verein zu bleiben.

»Man fühlt sich verbunden«, murmelte Kunibert und dachte an Annabelle. »Das geht manchmal schnell.«

»Verbunden?«, fragte Sandro.

»Die Wege des Herrn sind unergründlich.« Krücke hob seinen Zeigefinger.

»Der Herr hat freundlich zu sein! Vor allem zu Balu!«, polterte Sandro und provozierte so eine Gesprächspause, die er nur mit einer weiteren Getränkeorder, die Krücke pflichtbewusst und ebenso kommentar- wie geräuschlos ausführte, zu unterbrechen wusste.

»Wer weiß, wofür es gut ist. Treue zahlt sich aus.« Krücke reichte das Bier über den Tresen und notierte einen weiteren Strich auf Sandros gut bekritzelten Deckel. »Mit dem Wohnwagen durch Deutschland ist doch schön. Ist alles eine Frage der Perspektive.«

»Der Perspektive?« Sandro redete sich direkt wieder in Rage, und Kunibert fragte sich, warum sein bester Freund so ungehalten war. »Was soll das für eine Perspektive sein, wenn Balu aufhören muss? Du bist mir so ein Schönredner! Dein Imbiss hier ist wahrscheinlich auch eine Frage der Perspektive!«

»Und ob!«, meinte Krücke. »Er entwickelt sich.«

»Das seh ich! Kenne sonst niemanden, der es seit Wochen nicht gebacken bekommt, sein Türschloss zu reparieren und stattdessen abends den Kühlschrank vor die Tür schiebt!«

Krücke zog seine Stirn in Falten, Kunibert wollte beschwichtigen, aber er kam einfach nicht dazwischen.

»Dein Imbiss fügt sich nahtlos ein ins Dorfbild«, ergänzte Sandro, und da fragte sich Kunibert, wie Annabelle sich hier ins Dorfbild einfügte und warum er sie zuvor nie gesehen hatte.

»Nur weil du in Willerse wohnst, brauchst du dir darauf nichts einzubilden.« Krücke beugte sich über den Tresen. »Bald werde ich richtig investieren. Schreibe gerade auch an einem Buch, um neue Einnahmequellen anzuzapfen. Um Zahlen und um Glauben geht es darin. Das trifft den Nerv der Zeit.«

»Jaja.« Sandro winkte ab. »Wie deine Studie, in welchem Abstand zueinander die Schafe einer Herde ihr Gras fressen. Das war auch ein Riesenerfolg!«

»Da gibt es tatsächlich Gründe für.«

»In der Theorie ist praktisch alles denkbar.« Sandro flößte sich den nächsten Schluck Bier ein.

Krücke schaute in Richtung der Decke und seine Lippen formten halblaut die Worte nach, die Sandro ihm gerade über den Tresen gereicht hatte. »In der Theorie praktisch alles denkbar … Kluger Satz. Wer hat das gesagt?«

»Was weiß ich, keine Ahnung. Ich sag dir jedenfalls, es dankt dir keiner. Kunibert ist auch so. Der denkt auch immer, alles kommt von allein. Der glaubt noch an den Weihnachtsmann. Oder Kuno? Ist doch so?«

»Ja, also …«, sagte Kunibert. »An den Weihnachtsmann jetzt nicht.«

»Genau. Man muss sich schon selbst um seine Wünsche kümmern«, meinte Sandro. »Hab da auch erst wieder so ’nen fetten Auftrag an der Angel. Meint ihr, das hätte geklappt, wenn ich mit so ’nem Kittel wie Krücke rumlaufen würde?«

Krücke vergrub seine Hände in seinem langen weißen Gewand. Das hatte er neuerdings als Dienstkleidung hinter dem Tresen auserkoren und sah damit eher aus, wie ein in die Arbeitslosigkeit entlassener Chirurg oder der dreizehnte Jünger Jesu.

»Mein Imbiss ist halt ehrlich.«

»Ehrlich?« Das Bier gluckste in Sandros Rachen.

»Ehrlich ist attraktiv«, murmelte Kunibert in einem weiteren Anflug, sich in das Gespräch einklinken zu wollen.

»Bei den ganzen Fast-Food-Ketten kaufen wir nur die Vorstellung von tollen Burgern«, meinte Krücke. »In Wirklichkeit ist das alles dreckig. Viel dreckiger als bei mir!«

»So ein Quatsch! Natürlich geht es um die Vorstellung und sehr wohl darum, äußerlich etwas herzumachen.«

Kunibert nippte an seinem Bier. Annabelle machte äußerlich auch so einiges her. Wie ihr langes Haar davon geweht war, das hätte gut für das Werbeversprechen eines Shampoos getaugt.

»Versicherungen sind auch alle gleich, ich verkaufe nur eine bessere Vorstellung davon. Und die Leute glauben mir. Wenn ich mit zerlumpten Klamotten irgendwo hinter ’nem Tresen stehe, kauft mir auch keiner was ab.«

»Von zerlumpten Klamotten kann nicht die Rede sein.« Krücke blieb ruhig, denn er war ein sehr besonnener Mensch. Man müsse sich da halt treu bleiben und ehrlich zu sich selbst sein, orakelte er weiter. Es sei alles ein Prozess, wusste er aus seiner Zeit als Steuerfachangestellter zu berichten. »Das letzte Hemd hat keine Taschen. Wenn ich irgendwann an die Himmelstür klopfen werde, wird mich niemand fragen, wie viele Flaschen Bier ich verkauft habe.«

»Mich schon«, sagte Sandro.

»Mich nicht«, meinte Krücke. »Deshalb bin ich unlängst zu einem Minimalisten geworden.«

»Dass dir immer ein noch größerer Blödsinn einfällt!« Sandro stöhnte. »Interessiert aber auch niemanden! Stimmt’s, Kuno?«

»Irgendwie schon«, murmelte Kunibert und sah die Chance, das Thema in eine neue Richtung zu lenken. Um Annabelle sollte es gehen.

»Irgendwie schon?«, fragte Sandro. »Also, ja oder nein?«

»Ja, also nein«, meinte Kunibert. Wie sollte er da jetzt den richtigen Anfang finden? Sandros Fragerei überforderte ihn.

»Ja oder nein, Kuno? Ist doch eine ganz einfache Frage! Ich sag’ euch, um wen es heute gehen sollte: Um Balu!« Sandro donnerte seine Flasche auf den Tresen und blickte Krücke mit hypnotisierender Überzeugung an. »Der Verein ist ihm was schuldig! Dieses Jahr steigt ihr mit der Zweiten auf! Verstanden?«

»Wir? Mit der Zweiten? Aufsteigen?«, fragte Krücke.

»Ja, ihr! Mit der Zweiten!«

»Wie soll ich, ich meine, wie sollen … wie sollen … wir das schaffen?«, stotterte Krücke. »Die Brauberger wollen auch hoch. Und wenn die was wollen, das wissen wir alle, dann bekommen die das.«

»Ist doch egal, was die Brauberger wollen!« Sandro drückte sein Kreuz durch. »Ihr steigt auf!«

»Und, was sagt dir der Name Egon Matychek?« Krücke spielte auf das als Brauberger Elfmeterschießen in die Kreisklassen-Annalen eingegangene Saisonfinale von vor zwei Jahren an.

»Egon Matychek?«, fragte Sandro. »Der Schiri damals im letzten Spiel von denen?«

»Fünf Elfmeter! In den letzten zwanzig Minuten! Zwei davon haben sie sogar reingemacht.«

»Stinkbesoffen war der, der Matychek«, entgegnete Sandro. »Das wissen wir doch alle. Sowas passiert einmal in hundert Jahren.«

»Und der Bomber macht wieder Ernst.« Krücke wurde hinter dem Tresen immer kleiner. »Den haben sie für die Saison extra zurückgeholt.«

»Der Bomber? Haha!« Sandro lachte überheblich. »Der ist doch froh, dass er sein Leben hat.«

»Siebenundreißig Tore in neunzehn Spielen«, ergänzte Krücke. »Die Zeitung hat sogar ein Interview mit ihm gemacht.«

»Die Zeitung?«, rief Sandro aus. »Du meinst wohl das Brauberger Käseblatt.«

»Ist doch ’ne Zeitung.«

»Das ist doch keine Zeitung!«

»Doch!«

»Nein!«

»Doch!«

»Nein!«

Kunibert verlor seine beiden streitenden Freunde aus den Ohren. Sein Schnurrbart kitzelte ihm bis in die Nase. Wo nur der ganze Staub herkam, fragte er sich und versuchte in einem bewusst herbeigeführten Hyperventilier-Vorgang den aufkommenden Nieser zu verdrängen. Viel Luft einatmen, ganz viel Luft auf einmal, so konnte er dem Kitzeln in der Nase ein Schnippchen schlagen.

»Nein«, rief Sandro.

»Doch«, hielt Krücke dagegen. »Das ist eine Zeitung!«

Siebenunddreißig Tore in neunzehn Spielen, schoss es Kunibert durch den Kopf. Da stimmte was nicht, dachte er, das war sein Fall, und den würde er lösen! Und schon schnaufte er wie ein Hunde-Mops, der einmal um den Häuserblock gelaufen war. Oder wie der Bomber, der schnaufte sicher auch so, wenn er sich für ein paar Meter in Bewegung setzte. Gerrit Gülle hieß der mit amtlichen Namen, und der war so unsportlich wie Kunibert selbst. Wie konnte der so viele Tore schießen? In so wenigen Spielen? Kunibert schnaufte heftiger.

»Nein!«

»Doch!«

»Nein!«, »Doch!«, riefen Sandro und Krücke.

»Haaaaaaatschiiiii!«, blies Kunibert in den Raum hinein.

Auf einmal saß er im Mittelpunkt. Er merkte die plötzliche Stille um sich herum und wie die Blicke seiner Freunde auf ihm ruhten.

»Kuno?« Sandro schaute ihn erschrocken an. »Was war da los?«

»Was meint ihr?« Kunibert war um Orientierung bemüht.

»Du hast so komisch geschnauft«, meinte Krücke. »So ganz komisch. Als wenn du es nicht mehr lange halten kannst.«

»Ja, also …«, begann Kunibert.

»Das sah gar nicht gut aus«, sagte Sandro. »So mal aus unserer Perspektive gesprochen jetzt.«

»Hast du uns etwas mitzuteilen?« Krücke sprach ganz leise und lehnte sich zu Kunibert über den Tresen.

»Ähh, ja, ähm, also …« Kunibert strich sich seinen Schnurrbart mit Zeigefinger und Daumen seiner rechten Hand zusammen. »Mut zur Liebe.«

»Mut zur Liebe?«, fragten Sandro und Krücke gleichzeitig.

»Ja, Mut zur Liebe. Das war’s, was ich die ganze Zeit sagen wollte. Dass man mutig ist, wenn sich die Liebe nähert. Und man treu bleibt und auf die Liebe vertraut.«

»Jetzt hör dir den hier an!« Endlich lachte Sandro vergnügt und gab Kunibert einen kräftigen Schlag auf den Rücken. »Wenn die Stimmung am Boden ist, haut er so einen raus! Das ist unser Kuno!«

»Na ja«, gab Kunibert zurück. »Ist eine lange Geschichte.«

»Lange Geschichte?«, fragte Sandro. »Dann lass uns zu dir gehen. Da gibt’s sicher noch das eine oder andere Bier für mich. Bei Krücke bin ich nämlich nicht mehr erwünscht heute.«

»Doch!«, rief Krücke von hinter dem Tresen.

»Nein«, meinte Sandro. »Zahle auch bald den Deckel, keine Sorge.«

»Das passt so!«

»Nein!«

»Doch!«

»Nein!«

»Doch!«

Und da hatte sich Kunibert bereits von seinem Stuhl erhoben und war in Richtung Tür gegangen.

Der Bomber (Kunibert Eder löst keinen Fall auf jeden Fall 1)

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