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Vorwort des Übersetzers

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Immer wenn ich ein Buch ins Deutsche übersetzt habe, mussten zwei Grundvoraussetzungen erfüllt sein: das Buch musste mich fasziniert haben und es durfte im Deutschen nicht erschienen sein. Dieses Buch ist eineAusnahme – es gibt schon drei Übersetzungen. Doch die zwei die ich kennenlernen durfte – die dritte war nicht aufzutreiben – haben den Namen Übersetzung nicht verdient. Es sind oberlehrerhafte Nacherzählungen, die nichts, wirklich gar nichts vom Charme und der Spannung des Originals herüberbringen.

Alle drei waren ohnehin nur in der DDR erschienen, eine hat durch den Diogenes-Verlag Zürich nach der Wiedervereinigung wenigstens den Weg auch in denwestdeutschen Buchhandel gefunden, allerdings so erfolglos, dass Diogenes den Vertrieb bald eingestellt hat. Daher ist keine der einmal erschienenen Ausgaben heute noch lieferbar – das kommt dem nicht erschienen irgendwie gleich.

Dabei ist Stephen Crane durchaus kein Unbekannter, fast alle seiner kürzeren Erzählungen sind zu haben, nur sein eigentliches Meisterwerk, das als erster moderner Roman der Literaturgeschichte gezählt wird, hat den Sprung nicht geschafft. Das liegt sicher auch daran, dass in der sich gerade wieder bewaffnenden BRD niemand Interesse an einem Antikriegsroman hatte. Als ich dann Jahrzehnte später meine Übersetzung fertig hatte, die sich an Rhythmus, Melodie und Ausdrucksweise des Autors orientiert, hatte der Buchhandel sowohl mit den neuen Medien als auch mit der großen Krise zu kämpfen, und zeigte keinerlei Interesse an einem Buch, das sicher kein Bestseller werden wird, sondern vor allem literarisch Interessierte ansprechen kann. Dabei ist es ein Klassiker der Weltliteratur und vor allem, damit sind wir wieder am Anfang, es hat mich von der ersten bis zur letzten Zeile gefesselt und begeistert.

Besonders erstaunlich ist dabei, und nicht nur für mich sondern für alle, die sich mit dem Roman beschäftigt haben, dass Crane, der den Wahnsinn des Krieges so krass und klar zu schildern weiß, nie gedient hat, nie gekämpft hat, allerdings einen Teil seiner Schulzeit in einer Art Kadettenschule war, wo er gewiss den einen oder anderen Soldaten und seine Geschichten kennen gelernt hat, und später war er als Kriegsberichterstatter unterwegs, zuerst wohl im Spanisch-Amerikanischen Krieg.

Tod, Schmerz, Angst und Zweifel beschäftigten ihn mehr als stilles Glück und Selbstvertrauen. Besonders einfach hat er es nie gehabt. Wer möchte schon das achte überlebende Kind einer Methodistenfamilie sein. „Mami, warum haben wir so viele Kreuze im Garten?“ So jemand kann unmöglich alt werden. Und vor 130 Jahren schon gar nicht. Als er zwei war, haben sich die Eltern erstmals sehr um ihn gesorgt, und die sorgten sich nicht wegen ein bisschen Schnupfen, die kannten sich ja aus. Er war wohl eher klein und zerbrechlich, aber zäh muss er gewesen sein, ehrgeizig und willensstark. Mit vier hatte er sich das Lesen beigebracht, und mit 16 diverse Artikel veröffentlicht. „The red badge of courage“ war 1895, da war er 23, sein zweiter Roman und hat ihm Weltruhm eingebracht. Er zählt auch heute noch zu den großen amerikanischen Büchern und wurde mehrfach verfilmt, u.a. von John Houston. Das ist es wohl, was man den modernen Roman nennt, dass beim Lesen ein Film abläuft. Seine drastischen Dialoge in Dialekt und Slang tragen das ihre dazu bei. Und dann ist der „Film“ auch noch gut geschnitten. Deswegen hat mir das Buch ja so sehr gefallen. Und weil es ein Poet geschrieben hat, dessen Bilder des Schreckens voller Schönheit sind. „Die Granaten sahen aus wie seltsame Blumen des Krieges, die gewaltsam aufblühten.“

Von Crane haben fast alle Schreiber des 20. Jahrhunderts gelernt. Aber allzuviel Großartiges hat er danach nicht mehr zustande bekommen, „The open boat“ ist sicher noch erwähnenswert, das auf einer selbst erlebten Geschichte basiert. Und dann ist er mit 28 in Badenweiler an Turbekulose gestorben. Doch ein oder zwei Romane und etliche kürzere Geschichten machen ihn zu recht unsterblich. Er hat wohl auch alles andere als ein langweiliges Leben gehabt, seine Biographie klingt manchmal so wie Bukowski sie sich gewünscht hätte. Es ist erstaunlich, was man in 28 Jahren alles machen kann. Vor allem, wenn man schon mit Vier anfängt. Andere fangen erst mit 30 an. Die haben dann mit 60 nicht mal die Hälfte erlebt. Crane´s Biographie ist spannend und kurios, kann man bei wiki.com sehr ausführlich nachlesen (wenn man Englisch oder google-Deutsch versteht).

Hier dagegen kommen wir nun zum Thema, und Cranes großer Roman beginnt.

Stephen Crane, Die rote Tapferkeitsauszeichnung.

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