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Hinz und Kunz im Treppenhaus

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Wenige Tage später, als Herr Hinz von der Arbeit heimkehrte, begegnete er Herrn Thomas im Treppenhaus. Endlich bot sich ihm die Gelegenheit, nachzuforschen, wer denn diese Familie sei, auf die er nun schon mehrmals im Flur, vor oder hinterm Haus gestoßen war und die anscheinend im dritten Stock lebte. Frau Kunz gesellte sich zu ihnen. Sie hatte gerade ihren Müll zu den Tonnen in den Hof gebracht.

„Ganz reizende Leute, wirklich reizend, vor allem das Kind“, schwärmte sie.

„Wenn man selbst keins hat“, murrte Hinz.

Sie warf ihm einen tödlichen Blick zu. Bevor sie antworten konnte oder ihn möglicherweise tatsächlich getötet hätte – was unwahrscheinlich gewesen wäre, denn Herr Hinz hatte sich an böse, weibliche Blicke längst gewöhnt –, fuhr Herr Thomas dazwischen: „Is‘ ja nur für vorübergehend.“

„Schade eigentlich… Ich finde, die Familie passt sehr gut hierher…“

„Zwei Männer, eine Frau und ein Kind – komische Familie“, brummte Hinz.

„Sie sind wirklich super drauf“, fauchte sie.

„Bin ich immer.“

„Ich liebe Konversationen mit Ihnen. Die sind stets so wortreich, so intensiv, so unglaublich bereichernd! Ich spüre förmlich, wie es geradezu aus Ihnen herausbricht! Diese Leidenschaft! Unfassbar!“

„So platonisch kannte ich Sie bisher gar nicht…“

Ihre Ironie schwand: „Die Wohnung steht ohnehin leer. Ich weiß überhaupt nicht, was Sie für ein Problem haben…“

„Ich hab‘ nichts von einem Problem gesagt.“

„Aber ich spüre es doch!“

Hinter den dicken Gläsern sausten Herrn Thomas‘ Augen von links nach rechts, von rechts nach links und wieder zurück.

„Keine Ahnung, was Sie spüren. Vielleicht sind Sie mit den Gedanken noch bei letzter Nacht“, grantelte Hinz.

„Das ist unerhört! Herr Thomas, muss ich mir das bieten lassen? Sagen Sie doch auch mal was“, sie stemmte die Arme in die Hüften.

Herrn Thomas war die Situation sichtlich unangenehm, mochte er es sich ja mit keinem der beiden verscherzen. Nüchtern bemerkte er deshalb: „Ein Teil meiner Aussage würde Sie zu sehr verunsichern, Frau Kunz.“

Sie blinzelte ihn verdattert an: „Was war das denn für eine Antwort? Jedenfalls finde ich, hat Frau Mutti richtig gehandelt, moralisch einwandfrei! Sie hat ein großes Herz bewiesen.“

„Wünschte, dass täte sie ihren Mietern gegenüber auch mal“, brummte Hinz.

„Herr Hinz! Das sind Menschen in Not und es zeugt von Größe, ihnen zu helfen“, empörte sich Kunz.

„Wenn Sie so weitergackern, legen Sie gleich ein Ei.“

„Unerhört“, stampfte sie auf, durchbohrte, weil er offensichtlich nicht willens war, ihr beizustehen, mit zornigen Blicken Herrn Thomas und stob die Stufen hinauf zu ihrer Wohnung. Vereinzelt hallte ein „unerhört!“ wider, bis ihre Tür knallte.

„Frauen“, kommentierte Hinz trockenst.

„Frauen“, bestätigte der Hausmeister.

Sie drehten sich um und gingen in ihre Wohnungen.

Das bunte Haus

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