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Kapitel 2

Ihre Gebete geben Kraft zum Singen

Seit meinem ersten, schon lange Jahre zurückliegenden Besuch in Indien ist Pastor Samuel ein guter Freund von mir. Sein Team wird von Open Doors unterstützt (auf welche Art das geschieht, darf ich aus Sicherheitsgründen nicht offenlegen), und er leitet sein Team mit viel Engagement. Er ist bescheiden, glaubt leidenschaftlich an Jesus und verbreitet mutig das Evangelium. Sein großes Herz hat mich nachhaltig beeindruckt. Ich könnte ihm stundenlang zuhören und möchte Ihnen die Worte, mit denen er die Zustände in Indien beschreibt, direkt wiedergeben. Er erklärt, was dort geschieht, was er zu tun versucht, warum unsere Hilfe so bitter nötig ist und um welchen Einsatz es geht. Dabei macht er sich auch Gedanken zu Habakuks Gebet: „Herr, wie lange?“

Doch dies soll als Einleitung reichen. Doch lassen wir Pastor Samuel selbst berichten: „Ich befand mich in einem kleinen Krankenzimmer eines Hospitals, zusammen mit einer trauernden Familie. Im Bett lag ein junger Teenager. Sie war missbraucht worden, weil sie und ihre Eltern Christen sind. Meine Gedanken kreisten wild durcheinander. Ich wollte sagen, dass alles besser werden würde, dass sie das überstehen würden und dass Gott ein liebender Gott sei … Aber jedes Wort, das ich sagte, schien einfach im Nichts zu verhallen.

‚Sie spricht nicht mehr‘, erklärte ihre Mutter. ‚Dabei hat sie so eine schöne Stimme. Sie hat immer so gerne gesungen.‘

‚Kannst du für uns singen? Für Jesus vielleicht?‘, bat ich das Mädchen. Doch es wandte seinen Kopf ab.

Heute früh erhielt ich drei Textnachrichten. Eine davon berichtete von drei Christen, die wegen ihres Glaubens brutal zusammengeschlagen wurden. In der nächsten ging es um zwei Pastoren, die ins Krankenhaus gebracht werden mussten, nachdem sie von hinduistischen Fundamentalisten gefoltert worden waren. Einer von ihnen befand sich in kritischem Zustand. Die dritte Textnachricht handelte von einem körperlich eingeschränkten Pastor, der von einem über hundert Personen starken Mob angegriffen wurde.

Fast täglich stelle ich mir die Frage: ‚Herr, wie lange? Wie lange wirst du diese Gewalt gegen deine Leute noch zulassen?‘

Das Wunderbare an der Bibel ist, dass dort in Gottes Wort schon fast alle unsere Gebete aufgezeichnet wurden. So wie ich betete der Prophet Habakuk: ‚Wie lange wird die Ungerechtigkeit noch herrschen?‘ Ich kann Habakuks Seelenqual nachfühlen. Es ist meine eigene Pein und sicher auch die Ihre.“

Pastor Samuel berichtet weiter: „Wenn ich davon erzähle, kann ich Ihre Frage förmlich hören: Was ist denn eigentlich in Indien genau los?

Kurz zusammengefasst: Hinduistische Nationalisten versuchen Indien in ein ‚Hindustan‘ zu verwandeln, in dem es keinen Platz für Christen, Muslime oder anderweitig religiöse Menschen gibt. Das geschieht über staatliche und bundesstaatliche Regelungen, Willkommensveranstaltungen (bei denen Nicht-Hindus durch hinduistische Rituale im hinduistischen Glauben ‚willkommen geheißen‘ werden) sowie Druck und Gewalt an der Basis. So versuchen sie, einen idealen Staat zu schaffen: Wenn jemand Inder ist, dann muss er auch ein Hindu sein. Wenn jemand kein Hindu ist, dann ist er auch kein Inder. So sehen das die hinduistischen Nationalisten.

Wir, die indischen Christen, lieben unser Land. Wir beten jeden Tag für unser Land. Das Christentum ist keine fremde Religion – es ist seit 2.000 Jahren Teil unseres Landes. Wir sind Christen und wir sind Inder.

Wir beten darum, dass mehr Menschen uns akzeptieren. Vor Kurzem habe ich den Bericht eines Christen gehört, der von Leuten aus seinem Dorf zusammengeschlagen wurde, nachdem sie ihn bereits fünf Jahre lang unter Druck gesetzt hatten. Jedes Mal hatte er geantwortet, dass er Jesus mit Freuden nachfolgt. Nach fünf Jahren der verbalen Attacken wurden sie dann wirklich handgreiflich.

Wir hören aus immer mehr Orten in Indien, dass so etwas geschieht. Bevor die Christen körperlich attackiert werden, werden sie beschimpft, bedroht, geächtet und manchmal sogar aus dem Dorf gejagt. Dieses Schicksal erwartet jeden Hindu, der sich zum christlichen Glauben bekehrt.

Und es gibt keinen Ort, an dem man sich verstecken kann. Die Menschen bemerken es, wenn jemand die Götterdarstellungen aus seinem Haus und Garten entfernt, aufhört den Tempel zu besuchen und den hinduistischen Ritualen fernbleibt. Dann werfen sie demjenigen vor, dass er die Dorfgötter verärgert. Sie sind davon überzeugt, dass sie etwas dagegen unternehmen müssten. Und wer erst einmal die meisten Dorfbewohner gegen sich aufgebracht hat, kann kaum auf Unterstützung von der Polizei hoffen.

So war es auch bei Jitendra. Die Dorfbewohner legten einen Entwässerungskanal direkt vor seinem Haus an und warfen ihren ganzen Müll dort hinein. ‚Sie haben unser Zuhause in eine Kloake verwandelt‘, erzählte er. Als er trotzdem nicht wieder zum Hinduismus konvertierte, schlugen ihn die Dorfbewohner und drückten seinen Kopf dabei in den Kanal. ‚Mir blieb nichts als zu beten: Herr, nur du kannst mir helfen!‘

Jenes Gebet ist wie ein Echo von Habakuks Flehen: ‚Wie lange?‘

In Habakuk 1 finden wir Gottes Antwort: ‚Seht euch einmal unter den Völkern um! Ja, schaut genau hin, und ihr werdet aus dem Staunen nicht mehr herauskommen! Was ich noch zu euren Lebzeiten geschehen lasse, würdet ihr nicht für möglich halten, wenn andere es euch erzählten.‘ Und in Habakuk 2: ‚Der Herr dagegen wohnt in seinem heiligen Tempel. Seid still vor ihm, ihr Menschen auf der ganzen Welt!‘

Das ändert alles. Gott ist gegenwärtig. Er handelt. Er lenkt alles. Er ist der Höchste. Und deswegen können wir gemeinsam mit Habakuk beten: ‚Noch trägt der Feigenbaum keine Blüten, und der Weinstock bringt keinen Ertrag, noch kann man keine Oliven ernten, und auf unseren Feldern wächst kein Getreide; noch fehlen Schafe und Ziegen auf den Weiden, und auch die Viehställe stehen leer. Und doch will ich jubeln, weil Gott mich rettet, der Herr selbst ist der Grund meiner Freude! Ja, Gott, der Herr, macht mich stark; er beflügelt meine Schritte, wie ein Hirsch kann ich über die Berge springen.‘

Mit anderen Worten: Selbst wenn das Schlimmste geschieht, können wir uns in Gott freuen und in ihm Kraft finden.

Kraft finden wir also im Herrn. Unser Vater im Himmel handelt durch unsere Mitmenschen. Er hat es uns ans Herz gelegt, uns mit unseren fremden Brüdern und Schwestern zu verbinden und zusammenzuarbeiten, um etwas zu bewirken. Wir sind nicht gegen Indien und auch nicht gegen Hindus. Sondern wir sind für Jesus und wir wollen Indien seine allumfassende Liebe zeigen.

Mithilfe von Open Doors haben wir daher die Kampagne Impact India ins Leben gerufen, und Sie, liebe Leser, können in Indien tatsächlich etwas bewirken. Wir wünschen uns Folgendes:

Christen weltweit vereinen sich mit den indischen Christen, um unsere Anstrengungen (also die gemeinsamen Anstrengungen von Open Doors mit den Kirchen vor Ort) angesichts der wachsenden Flut extremistischer Verfolgung in den kommenden zwei Jahren zu verdoppeln.

Was das konkret heißt? Es bedeutet, dass wir (die indischen Christen) Sie (die Christen weltweit) bitten, uns angesichts des zunehmend extremistischen Hinduismus’ zur Seite zu stehen. Durch Ihre Gebete und Spenden können wir Menschen helfen, indem wir Bibeln, Kinderbibeln und Materialien für Sonntagsschulen verteilen.

Außerdem können wir Pastoren, Kirchenmitarbeiter, Frauen, Jugendliche, Kinder und Familien ganzheitliche Seminare anbieten, um sie darauf vorzubereiten, mit der Verfolgung umzugehen; wir können sie durch Notfallhilfe, Alphabetisierung und Projekte zum Lebensunterhalt unterstützen. Gemeinsam können wir den Christen beistehen, die in Indien von Verfolgung bedroht und betroffen sind.

Und nicht nur das – wir wollen unsere Hilfe sogar verdoppeln! Das heißt, wir wollen einerseits noch mehr Menschen erreichen (aus Sicherheitsgründen können wir keine genauen Zahlen nennen), aber wir wollen auch die Menschen, die wir bereits erreicht haben, noch stärker unterstützen. All das kann nur gelingen, wenn Sie uns beistehen.

Ich bitte Sie inständig, uns dabei zu helfen! Indem Sie dieses Buch lesen, machen Sie deutlich, dass Sie uns zur Seite stehen. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass es einen großen Unterschied macht, ob wir bei unseren Aufgaben Unterstützung erhalten und die Gebete von Tausenden von Brüdern und Schwestern uns begleiten oder ob wir alleine sind.

Wissen Sie, was in diesem kleinen Krankenhauszimmer geschah, von dem ich anfangs erzählte? Das Mädchen hatte das Gesicht immer noch zur Wand gedreht. Ich wollte gerade aufstehen, mich von der Familie verabschieden und gehen, als ich auf einmal eine zarte Stimme hörte. Das Mädchen sang. Ihr Gesang richtete sich nicht an ihre Familie. Nicht an mich. Sondern an Jesus.

Sie sang:

Jesus, lass mein Leben weiterhin ein Lobpreis deines Namens sein,

mein Leben soll dir gut gefallen.

Niemand kommt dir gleich,

mein Leben soll ein Zeugnis von dir sein.

Mein Leben lang will ich dein Loblied singen.

Sie hatten sie geschlagen und missbraucht. Sie hatten ihr die Unschuld und Unversehrtheit geraubt. Aber ihr Glaube war ungebrochen. Sie blieb bei ihrer Entscheidung, Jesus nachzufolgen – und Sie als Leser hatten einen großen Anteil daran, auch wenn es Ihnen noch nicht bewusst war. Ich hoffe, dass Sie dies nie vergessen werden:

Ich bin in dieses Krankenhaus gegangen, um Ihre Spenden zu übergeben, aber es waren Ihre Gebete, die dem Mädchen die Kraft zum Singen gaben.“

Zum Weiterdenken

Elia war ein Mensch wie wir. Er betete inständig, es möge nicht regnen, und tatsächlich fiel dreieinhalb Jahre kein Wassertropfen auf das Land. Jakobus 5,17

1. Was berührt Sie in Pastor Samuels Geschichte über das junge Mädchen besonders?

2. Glauben Sie, dass ein Gebet Kraft schenken kann? Welche (persönlichen) Erfahrungen haben Sie damit? Kennen Sie auch in der Bibel Beispiele dafür?

3. Als Jesus auf der Erde gelebt hat, betonte er immer wieder, wie wichtig Zusammenhalt ist – aber die meisten verfolgten Christen leben weit von uns entfernt. Wie können wir ihnen Zusammenhalt bieten?

4. Der Prophet Elia erlebte eine der erstaunlichsten Gebetserhörungen: Auf sein Gebet hin regnete es dreieinhalb Jahre lang nicht. Selbst die Baalspriester konnten ihren Gott nicht dazu bringen, Feuer auf ihrem Altar zu entfachen. Elias Gott aber schickte Feuer vom Himmel. Und doch schreibt Jakobus, dass Elia ein Mensch wie wir war. Was bedeutet das?

5. Wenn wir doch zu dem selben allmächtigen Gott beten können wie Elia, wieso beten wir dann nicht immer voller Zuversicht?

6. Open Doors-Gründer Bruder Andrew sagte einmal, dass die Länge unserer Gebete beim Abendessen ein Zeichen dafür ist, wie es um das Beten in unserem Leben insgesamt bestellt ist. „Wenn Sie zum Abendessen ein langes Gebet sprechen müssen, dann haben Sie den Tag über nicht genug gebetet.“ Sehen Sie das genauso? Wie sieht es mit Ihrem Gebetsleben aus?

7. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie dem Beten in Ihrem Leben einen neuen Stellenwert einräumen müssen, wie sähe dann ein Plan aus, um diese Idee erst einmal sieben Tage auszuprobieren?

Von Menschen verstoßen – bei Jesus geborgen

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