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Kapitel 3 In Ihnen können andere Jesus sehen

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Die Verfolgung der Christen in Indien gleicht dem Bengalischen Tiger, der im hohen Gras auf seine Beute lauert: Er ist oft viel näher, als dem möglichen Opfer bewusst ist. Genauso wie das indische Nationaltier schleichen sich die hinduistischen Extremisten leise und lautlos an ihre Beute an – jederzeit dazu bereit, über Christen herzufallen und ihnen Schlimmes anzutun. Über Meena (Mitte 30) und Sunita Das (Mitte 20) brach die Verfolgung mit solcher Macht herein, dass sie daran fast zerbrachen.

Meena und Sunita sind zwei Schwestern aus Odisha, einem Bundesstaat in Ostindien – besser bekannt unter seinem alten Namen „Orissa“. Im Jahr 2008 griffen extremistische Hindus die Christen in Orissa brutal an. Sie warfen ihnen vor, sie hätten einen hinduistischen Heiligen ermordet. Bei dem Massaker verloren an die hundert Christen ihr Leben und mindestens hunderttausend Menschen wurden vertrieben. Es war das schrecklichste Ereignis religiöser Gewalt seit Indiens Unabhängigkeit im Jahr 1947! Die internationale Gemeinschaft kritisierte Indien daraufhin aufs Schärfste, doch bis heute sind Menschen wie Meena und Sunita immer noch genauso gefährdet wie im Jahr 2008.

Die in Blau gekleidete Meena ist die ältere der Schwestern – und das ist in meinem Gespräch mit den beiden auch zu merken. Mit dem Anflug eines Lächelns erzählt sie mir von der Verfolgung, die sie bisher erlebt haben. Ihre Schwester Sunita trägt ein orangefarbenes Kleid und sitzt auf dem Bett. Während sie ihrer Schwester zuhört, hat sie die Hände im Schoß gefaltet und schaut auf den Boden. Sie ist zart, wirkt zerbrechlicher, und ich frage mich, ob sie überhaupt in der Lage dazu ist, ihren Teil der Geschichte zu erzählen.

Ich beginne mein Gespräch mit der Frage, ob es überraschend für sie war, verfolgt zu werden. „Nein, wir wussten darüber Bescheid, weil in der Bibel davon berichtet wird“, verneint Meena. „Als es dann so weit war, dankten wir Gott dafür.“

Dann erzählt sie, wie sie und ihre Schwester durch einen christlichen Radiosender zum Glauben gefunden hatten. In den ersten Jahren gelang es ihnen, ihren Glauben zu verbergen.

„Radio zu hören war unser Gottesdienst“, sagt Meena. „Wir hatten zunächst Angst wegen des feindlichen Umfelds. Aber 2006 ließen wir uns taufen und begannen den Gottesdienst in der Kirche zu besuchen. Mein Glaube war stärker geworden und ich dachte mir: ‚Wenn ich sterbe, werde ich wieder auferstehen.‘“

Den „Sturm der Verfolgung“ spürten sie ungefähr ein Jahr später zum ersten Mal, als die Bewohner ihres Dorfes ein Treffen einberiefen: „Sie beschlossen einmütig, dass Christen im Dorf nicht toleriert werden dürften. Meinen Vater ließen sie antreten und setzten ihn unter Druck, bis er nachgab: ‚Ich werde ihnen ihr Zimmer lassen, aber ich werde ihnen kein Essen und keine Kleidung geben.‘ Und so kam es auch: Er sperrte uns nicht ein, aber wir mussten uns in jeder Hinsicht selbst versorgen. Das ganze Dorf lehnte uns ab – und dennoch fühlten wir uns von Gott gesegnet!“

Bevor ich fragen kann, ob Gott sie denn in dieser Zeit der Prüfung begleitet hat, ist Meena mit ihrer Geschichte schon einen Riesenschritt weiter. Sie will über die Verfolgung berichten, die sie vor ein paar Monaten erlebte. Es begann damit, dass einige Hindus ihnen den Weg verstellten und ein paar Eimer mit Beeren raubten. „Christen dürfen keine Beeren pflücken“, erklärten sie drohend. „Ihr dürft auch kein Wasser von der Wasserstelle holen oder die Straße durchs Dorf benutzen.“

Meena, Sunita und zwei weitere Christinnen schafften es zu fliehen und sich bis Mitternacht auf einem Hügel versteckt zu halten. Fast acht Stunden lang konnten sie hören, wie die Extremisten herumschrien: „Wo sind sie? Verbrennt sie! Verbrennt sie!“

Als sie sich endlich etwas sicherer fühlten, machten sich die Christinnen auf den Weg in ein anderes Dorf. Dort angekommen, fanden sie bei anderen Gläubigen Unterschlupf für die Nacht. Am nächsten Tag suchten sie sofort die dortige Polizeistation auf. Ängstlich berichteten sie, was passiert war, und die dortigen Beamten nahmen Kontakt mit den Bewohnern aus Meenas und Sunitas Dorf auf. Sie vereinbarten, dass die Frauen ein paar Tage später zu „Friedensgesprächen“ zurückkehren konnten.

Von Menschen verstoßen – bei Jesus geborgen

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