Читать книгу Treacherous Love - Jana Reeds - Страница 7
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Dylan
Okay, Marli in einem Sommerkleid sah verdammt sexy aus. Wie schon das T-Shirt, das sie heute Nachmittag getragen hatte, so schmiegte sich auch dieses Kleid verführerisch an ihre Kurven. Noch schlimmer aber waren ihre Beine. Der Saum vom Rock endete ein gutes Stück über den Knien und so hatte man eine sensationelle Sicht auf lange, schlanke, leicht gebräunte …
Ich riss meinen Blick von Marli weg, bevor ich noch poetischer wurde und jeder merkte, wie ich die beste Freundin meiner Schwester anstarrte. Die beiden waren für einen kurzen Augenblick im Eingang zum Salon stehen geblieben. Ja, Salon. So nannte Tylers Mutter den Raum, den wir mittlerweile als Esszimmer benutzten. Die Crew war so sehr angewachsen, dass Tylers Köche jeden Abend ein Büfett hier aufstellten. Und das hatte es wirklich in sich. Wenn ich nicht jeden Tag tauchen gehen und mich im Fitnessraum austoben würde, hätte ich wahrscheinlich längst eine fette Wampe bei all den Delikatessen, die hier aufgetischt wurden. Eines musste man Tyler lassen, er ließ es an nichts fehlen.
Der Bastard war großzügig.
Und äußerst gut gelaunt.
Zumindest sah er so aus, als er auf Lou und Marli zuging und meiner Schwester einen Kuss direkt auf den Mund gab.
Verdammt, ich schaute schon wieder hinüber. Ich drehte mich um und ließ meinen Blick über das heiße Büfett schweifen. Es verging keine Sekunde, da tanzte Lou an mir vorbei, wie immer auf direktem Weg zum Salatbüfett, dicht gefolgt von Marli.
„Hi, Bruderherz“, sagte Lou im Vorbeigehen.
„Hallo, Dylan.“ Der knappe Gruß kam von Marli.
„Hallo, Marli, wie geht’s dir? Gefällt es dir an Bord?“ Immerhin, zwei Sätze. Wow. Ich war von mir selbst beeindruckt. Marli offenbar nicht, denn sie ließ sich nur zu einem kurzen „Ja, danke“ hinreißen. Die zwei Worte waren mit ungefähr so viel Wärme gesprochen, als müsse sie dem Kellner mitteilen, gerade eine Kakerlake im Salat gefunden zu haben.
„Freut mich“, murmelte ich, aber Marli hörte mich schon nicht mehr, so eilig hatte sie es, von mir wegzukommen. Also vertiefte ich mich in den Anblick der Speisen, als sei ich tatsächlich interessiert an dem, was die Köche sich für heute Abend hatten einfallen lassen. Natürlich nahm ich weder so richtig wahr, was es gab, noch hatte ich Hunger. Der Appetit war mir mit einem Schlag vergangen.
„Kein Wunder, dass du jetzt was Heißes brauchst“, ließ sich Juans Stimme vernehmen. Der Spanier stellte sich mit einem Teller in der Hand neben mich und knuffte mich mit seinem Ellbogen gutmütig in die Seite. „Bei der begeisterten Antwort sind dir garantiert die Eier eingefroren.“
„Fick dich, Alvarez.“
„Hey, hey. Wer wird denn so schlecht gelaunt sein?“
Normalerweise mochte ich Juan. Wir hatten bereits einige gemeinsame Tauchgänge hinter uns, und ich wusste, dass ich mich auf ihn hundertprozentig verlassen konnte. Das war wichtig, denn in den Tiefen, in denen wir tauchten, konnte leicht mal was schiefgehen. Juan wusste genau, was er tat. Er war umsichtig, zuverlässig und erfahren. Im Prinzip das Gegenteil von seinem Charakter, wenn er sich über Wasser befand. Denn da war er stets zu Späßen aufgelegt, entspannt und vor allem dafür bekannt, dass er zu jeder Teambesprechung zuverlässig zu spät kam.
Normalerweise mochte ich seine Art, im Moment ging er mir allerdings ziemlich auf die Nerven, denn er hatte genau meinen wunden Punkt getroffen.
„Was ging da zwischen dir und Marli?“, hakte er auch prompt nach.
„Nichts. Und jetzt kümmer dich um deinen eigenen Scheiß.“
„Nichts? Hm? Na, dafür hat sie dich ja eben eiskalt abblitzen lassen. Wenn du mich fragst, tut das eine Frau nur dann, wenn sie wütend ist.“
„Ich frage dich aber nicht, Alvarez. Schon bemerkt?“
Juan zuckte mit den Schultern.
„Also, da war nichts?“
„Nein, da war nichts.“
„Dann stört es dich bestimmt nicht, wenn ich mich mal an die süße, verführerische Marli ranmache. Sechs Monate ohne Sex können ziemlich lang sein, und ich wette, die Frau ist eine Granate im Bett.“
Bevor ich richtig nachdenken konnte, hatte ich Juan schon an die Wand gerammt. „Lass deine Finger von ihr, du kleiner Drecksack“, zischte ich.
„Hey, immer mit der Ruhe.“
„Noch ein Wort und ich prügel dir dein Grinsen aus dem Gesicht.“
Juan hatte offensichtlich einen Todeswunsch, denn er grinste jetzt bloß breiter. Keine Ahnung, wie er das schaffte.
„Chill, Amigo. Kein Grund, zum Hulk zu werden. Du bist voll reingetappt, Mann.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich wollte nur mal sehen, wie du reagierst. Und so, wie du gerade ausgerastet bist, war da wohl doch was.“
„Du bist ein Idiot.“ Ich trat einen Schritt zurück. Der kleine Mistkerl hatte mich tatsächlich drangekriegt.
„Kann sein, aber ein kluger Idiot.“ Juan richtete sich auf und blickte in die Runde. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir interessierte Zuschauer hatten. „Alles in Ordnung. Dylan hier hat nur seine Tage“, verkündete er.
„Du mich auch, Juan“, knurrte ich, dann drehte ich mich um, schnappte mir einen Teller und häufte mir irgendwelche Speisen drauf.
Ich wollte mich gerade mit meinem Essen an den Tisch verkrümeln an dem Logan, unser Security-Mann, bereits saß – er hatte eine abgelegene Ecke gewählt, die wirklich einladend aussah –, als Lous Stimme durch meine Gedanken drang. Die drehten sich gerade darum, wie ich Juan eine verpasste. Die Vorstellung war so ziemlich das Einzige, was meine Laune etwas hob. Lou zu hören, die „Dylan“, rief, sorgte dafür, dass der ganze Effekt zum Teufel ging.
Lou hüpfte auf ihrem Stuhl auf und ab und winkte mir zu, als sei ich blind oder doof. Oder beides.
Natürlich wollte sie, dass ich mit ihr, Marli und Tyler zu Abend aß, als ob dieser Teil des Tages noch irgendwie schlimmer werden könnte. Ich rang mir eine Grimasse ab, von der ich hoffte, dass sie als Lächeln durchgehen würde, und steuerte den runden Vierertisch an. Natürlich. Der einzige Platz, der noch frei war, befand sich an Marlis Seite. Rechts von ihr saß Lou, daneben Tyler.
Scheiße. Sollte ich jetzt etwa ein halbes Jahr lang jede Mahlzeit damit verbringen, neben Marli zu sitzen? Dazu die Besprechungen, die Tatsache, dass diese Jacht verdammt klein war und man sich ständig über den Weg lief. So schlimm hätte ich mir das nicht mal in einem Albtraum ausmalen können.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Lou. Wie immer hatte meine Schwester einen untrüglichen Riecher für meine Gefühlslage, oder vielleicht lag es auch an meiner Mimik.
„Nichts, was soll sein?“, brummelte ich und fügte ein: „Juan hat nur mal wieder genervt“, hinzu. In der Hoffnung, sie würde mit dieser Information zufrieden sein.
„Was hat er denn gesagt?“
Klar.
Ich hätte es besser wissen müssen. Welche Frau ließ sich schon mit einem Satz abspeisen?
„Er hat …“ Ich brach ab. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Mit der Wahrheit würde ich jedenfalls nicht herausrücken, so viel war klar. „Nur seine üblichen blöden Sprüche“, schloss ich lahm. Ich wusste schon jetzt, damit würde ich nicht davonkommen. Und richtig, Lou öffnete gerade den Mund, um mich so richtig in die Mangel zu nehmen, als mir Tyler zu Hilfe kam.
„Marli, ich hoffe, an Bord ist alles zu deiner Zufriedenheit“, sagte er.
„Ja, vielen Dank, Tyler. Meine Kabine ist ein Traum. Ich bin so froh, hier zu sein“, plapperte Marli drauflos. Ich schaute sie erstaunt an. Das war ja schon fast ein Gefühlsausbruch von der sonst so zurückhaltenden Freundin meiner Schwester. „Ich kann es nicht erwarten, morgen mit der Arbeit anzufangen. Danke, noch einmal, dass du mich für dieses Projekt engagiert hast. Es ist der Traum eines jeden Archäologen, bei so etwas dabei sein zu dürfen.“
„Deine Referenzen sind hervorragend. Ich denke, wir hätten kaum eine bessere Person für diesen Job bekommen können“, sagte Tyler.
Ich warf ihm einen giftigen Blick zu. Der Kerl hoffte wohl auf Bonuspunkte bei Lou, wenn er nett zu ihrer Freundin war. Nicht, dass er sie brauchte. Das verliebte Geturtel der beiden jeden Tag mitzubekommen, reichte vollkommen aus, um … Okay, Zeit aus diesem Loch wieder rauszukommen. Meine wütenden Gedanken gingen mir schon selbst auf die Nerven. Ich führte mich auf wie ein verwöhnter Fünfjähriger, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte.
Ich setzte mich aufrecht hin, zwang mich zu einem Lächeln und wandte mich an die Frau, die für die meisten dieser Gedanken verantwortlich war.
„Ich hoffe, du hast dich gut eingelebt“, sagte ich zu ihr.
Marli sah mich erstaunt an. Ja, ich klang wie der Kapitän vom Traumschiff. Steif, formell und so, als hätte ich einen Stock im Arsch.
„Nun ja, allzu lange bin ich noch nicht hier. Aber ja, ich fühle mich sehr wohl“, antwortete Marli höflich. Der Unterton in ihrer Stimme sagte allerdings etwas anderes. Etwas, das wie: „Du Idiot, ich bin gerade mal seit ein paar Stunden hier, wie soll ich mich da schon eingelebt haben?“, klang.
„Gut, das ist gut.“
Und das war’s dann mit der Unterhaltung. Mir fiel nichts mehr ein, was ich noch sagen könnte, was sicherlich ein Segen für alle Beteiligten war. Gott sei Dank fing Lou damit an, Marli mit Storys über das Leben an Bord zu bombardieren. Ich widmete mich meinem Essen. Nur um festzustellen, dass ich direkt neben die Spaghetti Vongole auch noch Mousse au Chocolat auf meinen Teller gehäuft hatte.