Читать книгу Treacherous Love - Jana Reeds - Страница 8

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Marli

Ein schrilles Geräusch riss mich aus einem wunderschönen Traum. Wecker kapierte mein Verstand, während mein Körper im gleichen Moment schrie: Weiterschlafen!

Es dauerte etwas, bis ich in der Lage war, mich auf die Seite zu drehen, nach meinem Handy auf dem Nachttisch zu angeln und dieses nervtötende Geräusch auszustellen. Ich war selbst unter besten Gegebenheiten alles andere als ein Morgenmensch, doch nun, mit dem Jetlag des gestrigen Langstreckenfluges, schien es mir unmöglich, meine Augen zu öffnen – und sie vor allem auch geöffnet zu lassen. Im Geiste überschlug ich die Zeitverschiebung. Zu Hause war es gerade erst zwei Uhr in der Nacht – keine Uhrzeit, um sich aus dem Bett zu bewegen. Doch es nützte nichts, ich musste aufstehen, die Arbeit wartete.

Trotz der Müdigkeit überkam mich die Vorfreude auf das, was mich erwartete. Ich hatte nicht umsonst Archäologie studiert – schon als Kind war es mein Traum gewesen, bei Ausgrabungen dabei zu sein, auf alte Schätze zu stoßen und Relikte aus vergangener Zeit zu entdecken. Ich wollte herausfinden, wer einen alten Kerzenleuchter vielleicht einmal angezündet hatte, wem die Brosche gehörte, die gefunden wurde, oder woher ein zerfleddertes Stück Stoff stammte. Wenn man auf den Florida Keys aufwuchs, gehörten die Schiffswracks, die vor der Küste lagen, von klein auf zum Leben dazu. So ziemlich jeder war bereits runtergetaucht, und obwohl ich längst nicht so erfahren wie Lou und Dylan war, hatte auch ich schon als Teenie die Unterwasserwelt kennengelernt. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich mich auch hier in Spanien trauen würde, so tief zu tauchen. Ein vollkommen fremdes Gewässer barg Gefahren, die ich nicht gut genug einschätzen konnte. Andererseits tauchte niemand allein, ich hätte also immer einen erfahrenen Taucher an meiner Seite, der mich unterstützen würde. Trotzdem war ich nicht wirklich scharf darauf und hoffte, meine Arbeit vom Schiff aus erledigen zu können.

Spanien … Während ich mit geschlossenen Augen unter der heißen Dusche stand und den prasselnden Wasserstrahl genoss, ließ ich die letzten zwei Wochen Revue passieren. Es war so viel geschehen, dass ich mir noch immer vorkam, als wäre ich in einem merkwürdigen Film gefangen. Einem Film, der auf Schnelllauf stand.

Ich erinnerte mich genau an den Tag, als Lous Anruf mich früh um halb sechs aus dem Schlaf riss.

„Marli, pack deine Koffer, wir brauchen dich hier!“ Ich war noch nicht einmal richtig wach, als dieser Satz an meine Ohren drang, und es dauerte einige lange Sekunden, bis er in meinem Verstand angekommen war.

„Was? Lou, weißt du, wie spät es ist? Ich schlafe noch und habe keine Ahnung, wovon du eigentlich sprichst.“

Als Nächstes ging eine Kaskade aus aufgeregt geplapperten Sätzen auf mich nieder, sodass ich Lou unterbrechen musste, um überhaupt irgendetwas zu verstehen.

„Lou, langsam! Bitte, gib meinem Hirn die Chance, dir zu folgen.“

Ich rollte mich umständlich aus dem Bett und schlurfte zur Kaffeemaschine. Jetzt half nur noch Koffein. Reichlich Koffein!

Nach zwei Bechern Kaffee und drei weiteren Versuchen, Lou dazu zu bringen, mir in Ruhe zu erklären, was eigentlich los war, hatte ich es begriffen. Oder auch nicht. Denn das, was bei mir angekommen war, hörte sich einfach zu unglaublich an, um es zu fassen.

Lou, Dylan und Tyler waren tatsächlich erfolgreich gewesen und hatten einige Relikte auf dem Meeresgrund gefunden, die eindeutig auf diese gesunkene Galeone hinwiesen, nach der sie suchten. Nun brauchten sie einen Archäologen, der die Bergung und die weitere Suche begleitete. Denn Tyler wollte auf keinen Fall, dass diese Schätze in irgendeiner Form Schaden nahmen. Ich rechnete ihm dieses Vorgehen sehr hoch an, die wenigsten Schatzsucher legten auf so etwas Wert. Den meisten ging es nur um den Profit, die Schätze wurden ausgebuddelt und hochgeholt, und wenn dabei etwas kaputt ging, war es zwar ärgerlich, weil es dadurch weniger Geld einbrachte, aber letztlich für die Schatzsucher nicht dramatisch.

Tyler war anders. In vielerlei Hinsicht, wenn ich meiner besten Freundin glauben durfte, die seit ein paar Wochen mit ihm zusammen war. Das vermeintlich reiche, verwöhnte Söhnchen, der Weiberheld, hatte sich als ihr absoluter Traummann herausgestellt, und nach dem, was Lou mir erzählt hatte, trug Tyler sie auf Händen.

Ein wenig neidisch war ich schon – auch wenn ich es Lou von Herzen gönnte. Wer, wenn nicht sie, hatte es verdient, derart geliebt zu werden. Nach ihrer schweren Vergangenheit durfte sie nun endlich ankommen, sich fallen lassen und wissen, dass sie aufgefangen wurde. Genau das wünschte ich mir auch. Mit … Nein – nicht daran denken!

Schnell drehte ich die Dusche ab und griff nach meinem Handtuch. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, schlüpfte ich in kurze Jeansshorts und ein schlichtes weißes Tanktop, dann setzte ich mich an den Schminktisch und bürstete mir die nassen Haare, bevor ich sie föhnte und zu einem langen Zopf flocht.

Danach lehnte ich mich in dem kleinen Sessel zurück und schaute mich im Spiegel an. Meine Augenringe sprachen Bände, doch das war nun mal nicht zu ändern. Schließlich hatte ich seit diesem frühmorgendlichen Anruf einiges zu tun gehabt. Natürlich hatte ich keinen Moment gezögert, als Lou mich bat, als begleitende Archäologin an Bord zu kommen. Doch bis es so weit war, musste ich unglaublich viel organisieren. Am schwierigsten war es, eine Vertretung für meinen Job im Büchercafé zu finden. Denn dort gehörte es nicht nur zu meinen Aufgaben, Bücher zu verkaufen und Kaffee auszuschenken. Das Fairytale war bekannt für seine fantastischen Kuchen und Torten – und die backte ich. Ich hatte nur zwei Wochen, um jemanden zu finden, der meinen Job übernahm und in der Lage war, zu backen. Ich hatte es geschafft und jetzt … war ich hier. Auf der Seawind, gebeutelt vom Jetlag, der mich im Minutentakt gähnen ließ. Es wurde höchste Zeit für Kaffee, beschloss ich und machte mich auf den Weg ins Esszimmer.

Dort angekommen, ließ ich das Frühstücksbüfett mit seinen verführerisch aussehenden Speisen links liegen und steuerte direkt die Kaffeemaschine an, bei der verschiedene Heißgetränke auf Knopfdruck zur Auswahl standen. Ich entschied mich für einen Cappuccino, der würde mir hoffentlich helfen. Während die Maschine arbeitete, lehnte ich mich mit der Schulter daneben an die Wand und konnte ein weiteres herzhaftes Gähnen nicht unterdrücken. Noch immer fiel es mir schwer, die Augen offen zu halten.

„Hey, Marli. Na, wie war die erste Nacht? Ich hoffe, das Schaukeln hat dich nicht wach gehalten.“

In diesem Zustand zu sprechen, war beinahe ebenso schwer wie wach zu bleiben. Ich brauchte einige Sekunden, in denen ich Tyler nur anstarrte, bis mein Kopf in der Lage war, einen anständigen Satz zu formulieren.

„Hm … Nein, alles gut.“ Okay, Satz war vielleicht ein wenig übertrieben. Ich griff nach meinem fertigen Cappuccino, nippte vorsichtig daran und spürte, wie meine Lebensgeister erwachten. Neuer Versuch …

„Danke, ich habe sehr gut geschlafen. Das Schiff hat mich in den Schlaf gewiegt.“ Das klang doch schon viel besser. Tyler lächelte und in seinen Augen blitzte der Schalk.

„Du siehst aus, als wolltest du im Stehen wieder einschlafen.“

Ich zog eine Grimasse und zuckte mit den Schultern. „Ja, das trifft es ziemlich gut.“

„Keine Sorge, du hast erst mal nicht viel zu tun und kannst in aller Ruhe ankommen – und deinen Jetlag pflegen. Nur eins … Setz dich doch im Laufe des Vormittags mit Dylan zusammen, damit ihr das weitere Vorgehen besprechen könnt. Was es bei den Tauchgängen zu beachten gibt, wie die Bergung der einzelnen Teile vonstattengehen soll. All so was halt.“

Mist! Da war ja was. Der Haken an diesem Job war, mit Dylan zusammenarbeiten zu müssen. Ich hatte im Stillen gehofft, ihm aus dem Weg gehen zu können, doch jetzt …

„Ich dachte, Lou ist die Chefin des Tauchteams?“ Ein zugegeben lahmer Versuch, das Ruder noch herumzureißen und einer Zusammenarbeit mit Dylan zu entkommen.

„Ja, das stimmt. Allerdings hat sie mit der Organisation der Tauchgänge und dem Einteilen der Taucher mehr als genug zu tun. Daher wird Dylan den Ausgrabungsteil übernehmen. Ich denke, das wird er hinbekommen. Hoffe ich zumindest …“

Bei Tylers letztem Satz fiel mir wieder ein, was Lou mir über das Verhältnis zwischen Tyler und Dylan erzählt hatte. Die beiden verband eine Art Hassfreundschaft. Einerseits respektierten sie einander und vertrauten sich, verstanden sich zeitweise sogar ziemlich gut, doch gleichzeitig waren sie Konkurrenten darin, Lou zu beschützen. Der große Bruder und der Partner – anscheinend keine gute Kombination.

Ich grinste. „Ich werde ihm ordentlich auf die Finger schauen, schließlich möchte ich ja, dass alles, was wir finden, heil ankommt und vernünftig katalogisiert wird. Immerhin sind da unten Relikte aus einer anderen Welt. Das sind Dinge von unschätzbarem Wert.“

Ich spürte, wie die Begeisterung mich ergriff. Meine Müdigkeit rückte in den Hintergrund und allmählich bekam ich Hunger.

„Du wirst das schon hinbekommen, da bin ich mir ganz sicher! Lou hat nicht umsonst darauf bestanden, dich zu engagieren. Ich werde dir nachher noch einen Laptop bringen lassen, auf dem du arbeiten kannst. Dort findest du auch alle Unterlagen, die wir gesammelt haben. In den nächsten Tagen kannst du dich erst einmal einlesen, okay?“

„Ja, das ist super! Vielen Dank.“

„Gut, dann werde ich dich mal weiter wach werden lassen.“ Tyler zwinkerte mir zu. „Wir sehen uns später.“

Damit verließ er das Esszimmer. Während unseres Gesprächs hatte ich nebenbei meinen Cappuccino ausgetrunken, daher drückte ich erneut das Knöpfchen an der Kaffeemaschine, bevor ich mich auf den Weg machte, meinen mittlerweile knurrenden Magen zu besänftigen und das Büfett zu plündern.

Treacherous Love

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