Читать книгу Precious Love - Jana Reeds - Страница 13
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Tyler
Die letzten Tage waren der absolute Stress. Wer hätte gedacht, dass Arbeiten so anstrengend war? Ich verbrachte die Zeit damit, weitere Dokumente anzusehen, in alten Wälzern zu stöbern und die restliche Crew zusammenzustellen. Ich hatte noch nicht alle Leute, die ich für die Suche brauchen würde, beisammen, aber allmählich gab es kaum mehr freie Stellen.
Heute Nachmittag würde Lou bei mir vorbeikommen, um die Einzelheiten ihres Vertrages mit mir zu besprechen. Die kleine, attraktive Blondine war mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Am liebsten hätte ich mein Jobversprechen wieder zurückgezogen, nur, um sie ins Bett zu bekommen. Allerdings bezweifelte ich, dass ich dann noch eine Chance hätte. Wenn sie erst mal für mich arbeitete, wäre das Thema ohnehin erledigt. Am besten schlug ich mir die Frau gleich wieder aus dem Kopf und sah mich nach einer anderen um. Blöderweise war ich in den letzten Tagen nicht einmal dazu gekommen. Mir fehlte nicht nur weibliche Gesellschaft, sondern auch Sex.
Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um mit einer Frau zu sprechen, die ich ohnehin schon verdammt heiß fand. Was einer der Gründe war, weshalb ich sie nach Fisher Island ins Haus meiner Eltern kommen ließ. Die Anwesenheit meiner Mutter war eine Garantie dafür, dass keinerlei sexuelle Erregung aufkommen würde. Außerdem hatte ich in meinem Penthouse kein Büro. Wozu auch? Mein Heim bestand aus einem riesigen Wohnzimmer mit Blick aufs Meer, einem Kino, Gaming Room, einer Küche, ein paar Badezimmern und natürlich einem großen Schlafzimmer. Deshalb verbrachte ich immer mehr Zeit hier. Allmählich gewöhnte ich mich sogar daran. Meine ursprüngliche Abneigung, in mein Elternhaus zurückzukehren, war fast komplett verschwunden. An dem Projekt zu arbeiten, das meinem Vater so am Herzen gelegen hatte, gab mir das Gefühl, mit ihm verbunden zu sein.
Zum gefühlt hundertsten Mal schaute ich auf meine Armbanduhr. Der Zeiger bewegte sich extrem langsam auf fünfzehn Uhr zu. Noch langsamer und er würde rückwärtslaufen.
Verdammt!
Ich fuhr mir mit einer Hand durch die Haare und versuchte mich auf die Details der Seawind zu konzentrieren. Die Jacht gehörte meinen Eltern und war ideal für die Atlantiküberquerung von Miami nach Cadiz. Sie war groß, luxuriös und opulent ausgestattet. Genau das richtige Spielzeug für einen reichen Playboy, der in Spanien ein bisschen Spaß haben wollte. Garantiert würde niemand vermuten, dass ich vorhatte, nach einem versunkenen Schiff zu suchen. In einer Werft in Portugal wurde bereits ein Fischerboot nach meinen Spezifikationen umgebaut. Während diese Arbeiten erledigt wurden, konnte Lou schon die ersten Tauchgänge absolvieren. Das ging von Bord der Seawind genauso gut wie von dem Fischerkutter. Letzteren brauchte ich, um den Schatz zu heben und falls ein Tauchroboter oder andere Ausrüstung nötig wurden.
Endlich hörte ich Autoreifen, die über die kiesbestreute Auffahrt fuhren. Kurz darauf hielt der Wagen, eine Autotür knallte zu, die Klingel ertönte und die Haustür wurde geöffnet. Es dauerte nicht lange, und Schritte waren zu hören, die sich auf das Büro zubewegten. Dann öffnete sich die Tür und meine Mutter kam herein.
„Tyler, Louisa ist hier, um dich zu sprechen.“ Die Worte begleitete sie mit einem verschwörerischen Zwinkern. War ja klar. Meine Mutter hatte Lou sofort als potenzielle Heiratskandidatin eingestuft. Ein Grund mehr, weshalb ich Lou gegenüber cool bleiben musste. Allein der Gedanke, mich für den Rest meines Lebens zu binden, ließ mir den kalten Schweiß ausbrechen. Nein, ich würde Lou nicht mal mit einer Kneifzange anpacken.
Lou trat an meiner Mutter vorbei ins Büro und schloss die Tür hinter sich. Etwas verlegen blieb sie stehen. Bei ihrem Anblick entschied mein Schwanz, dass ihm meine Mutter vollkommen egal war, und ging in Habtachtstellung. Kein Wunder. Lous lange, blonde Haare strömten über ihren Rücken, ein paar Strähnen lagen über ihrer Schulter und streichelten ihren Busen. Als wäre das nicht genug, trug sie auch noch ein luftiges Sommerkleid, das oben eng anlag und in einem weiten Rock mündete. Der dünne Stoff des Kleides schmiegte sich verheißungsvoll um ihre Kurven. Sie trug offene Sandalen, nicht mal High Heels, und verströmte trotzdem so viel Sexappeal, dass mir für einen Moment fast schwindlig wurde, was wahrscheinlich an der Blutleere in meinem Gehirn lag.
„Setz dich doch“, sagte ich, deutete auf den Sessel, in dem sonst ich immer gesessen hatte, und versuchte, sie nicht wie ein sabbernder Idiot anzustarren. Wie war ich nur auf die hirnverbrannte Idee gekommen, sie anzustellen?
„Danke.“ Sie kam zögerlich auf mich zu und ließ sich nieder. Das Sommerkleid rutschte ein wenig ihre Schenkel hinauf. Prima. Mein Schwanz wurde noch härter. Nach dem Treffen hatte ich garantiert blaue Eier.
Lou schaute sich um. „Ganz schön edel“, murmelte sie dann.
„Danke. Das ist das Büro meines Vaters. Er hat alle Unterlagen, die die Expedition betreffen, hier, und da dachte ich, es sei eine gute Idee, unser Treffen hier abzuhalten.“ Ich schob ihr den Vertrag hin, froh, mich um trockene, rechtliche Belange kümmern zu können. Vielleicht würde das meine Gedanken von der Tatsache ablenken, dass Lou nur etwa anderthalb Meter von mir entfernt war. Zwischen uns ein Schreibtisch, der bestimmt hervorragend dazu geeignet wäre … Ich riss mich aus meiner Fantasie und konzentrierte mich darauf, ihr einen möglichst langweiligen Vortrag zu halten: „Hier ist dein Arbeitsvertrag. Du kannst ihn dir zu Hause in Ruhe ansehen. Ich gebe dir schon mal die wichtigsten Eckpunkte. Du fängst am 1. August als Taucherin bei Norman Inc. an und stehst uns für mindestens ein halbes Jahr zur Verfügung. Wir haben die Option, den Vertrag auf ein ganzes Jahr zu verlängern. Pro Monat zahlen wir dir ein Gehalt von achttausend Dollar. Du verpflichtest dich, in der Zeit, in der du für uns arbeitest, für keinen anderen Arbeitgeber tätig zu werden, und bist außerdem bereit, zu reisen und im Ausland zu arbeiten.“ Ich sah sie an. „Das wäre erst mal das Wichtigste.“
„Wow!“ Sie atmete tief ein, ihr Busen hob und senkte sich mit der Bewegung. Mein Schwanz … Nein, ich würde nicht mal dran denken. „Ich hatte nicht mit so viel Gehalt gerechnet, das ist ja Wahnsinn.“
„Mir ist daran gelegen, loyale Mitarbeiter zu haben, auf die ich mich verlassen kann. Ach ja, eine Verschwiegenheitsklausel ist natürlich auch Teil des Vertrags.“
„Das ist kein Problem. Selbstverständlich. Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Nichts.“ Ich lächelte sie an. „Unterschreibe ihn einfach und du bist Teil des Teams.“
„Es gibt da nur noch eine Sache, die wir besprechen müssen.“ Sie zögerte, und ich wusste sofort, dass jetzt etwas kam, was mir nicht gefallen würde.
„Also ich kann nur dann den Job annehmen, wenn … es … Also es geht nur, wenn Dylan mitkommen kann. Als zweiter Taucher.“
„Wie bitte?“
„Ich kann den Vertrag nur dann unterschreiben, wenn du meinen Bruder ebenfalls anheuerst.“
„Warum sollte ich das tun? Ich lasse mir nicht vorschreiben, wen ich einstelle und wen nicht. Außerdem bist du der bessere Taucher, das sagt selbst dein Bruder.“
„Wie viele Taucher sollen an der Expedition teilnehmen?“
„Bis jetzt nur du. Ich kann, wenn es nötig ist, auch runtergehen. Ich besitze ausreichend Erfahrung.“
„Das mag sein, aber ich gehe davon aus, dass du möglichst schnell Ergebnisse sehen willst. Sobald wir in tiefer als dreißig Meter gehen – und ich nehme an, dass wir das tun, sonst würdest du mich nicht brauchen –, ist die Tauchzeit am Tag stark eingeschränkt. Selbst wenn du auch runtergehst, bedeutet das, dass wir am Tag nicht unbegrenzt arbeiten können. Mit Dylan könnten wir das erheblich ausbauen. Außerdem musst du wahrscheinlich noch eine Menge andere Dinge erledigen, was dich vom Tauchen abhalten könnte.“
„Stimmt. Aber Dylan ist eine verdammte Nervensäge.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe noch jemanden im Visier. Einen Navy Seal. Ich glaube nicht, dass Dylan dem das Wasser reichen kann.“
„Okay.“ Sie stand auf und legte den Vertrag auf den Tisch. „Dann kann ich leider nicht dabei sein.“ Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und stolzierte zur Tür.
„Augenblick. Du willst einfach so absagen?“
Sie wandte sich noch einmal um. „Ja, natürlich.“ Und dann schlug auch schon die Tür hinter ihr zu.
Die kalte Luft der Klimaanlage strömte mir entgegen, als ich die Tür zum Pepe, einer der vielen Kneipen am Ocean Drive, öffnete. Ich war mit Logan verabredet, dem Navy Seal, von dem ich Lou bereits erzählt hatte. Noch immer lag mir ihr Abgang schwer im Magen. Was dachte sich die Frau eigentlich? Erst wollte sie mich dazu zwingen, ihre Nervensäge von Bruder einzustellen. Und dann, als ich mich weigerte, schmiss sie mir einfach den Vertrag hin?
Sie hatte sich geschnitten, wenn sie dachte, sie könne mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen hatte. In Miami wimmelte es nur so von Tauchern, ich brauchte bloß den geeigneten zu finden. Und Logan war bestimmt der richtige Mann für den Job.
Ich betrat den Innenraum und wurde sofort von einem Rock-Klassiker der Achtziger empfangen. „I was made for loving you“ von Kiss ertönte und erinnerte mich an Lou und an ihre Lippen und an …
Egal. Die Sache war abgehakt. Ich würde jetzt diesen Logan anheuern, und dann konnte ich darangehen, die Reise nach Cadiz zu planen, und vor allem, in See zu stechen. Mittlerweile konnte ich es kaum noch erwarten, endlich mit der Suche anzufangen. Das ganze Drumherum dauerte mir schon deutlich zu lange. Außerdem hatte ich meine Nase in so viele verstaubte Dokumente gesteckt, dass ich mir vorkam wie einer dieser verschrobenen Historiker. Es wurde höchste Zeit, dass etwas geschah, was Schwung in die Sache brachte. Und dieser Zeitpunkt war nicht mehr fern, ich brauchte nur noch Logan anzuwerben und dann wäre die Crew komplett.
Am Tresen stand niemand, der so aussah wie der Navy Seal, also winkte ich den Barkeeper zu mir und bestellte mir ein Bier. Gerade als ich den ersten Schluck nehmen wollte, legte jemand seine Hand auf meine Schulter.
„Tyler Norman?“, fragte eine tiefe Stimme. Ich drehte mich um.
„Ja. Der bin ich. Logan Hard?“
„Jep, genau der. Freut mich.“ Er hielt mir seine Hand hin. Eigentlich war es keine Hand, sondern eine Pranke. Der Kerl war riesig und hatte Muskeln, die denen von Dwayne Johnson um nichts nachstanden. Was aß der Kerl zum Frühstück? Stahl?
Wenigstens gehörte er nicht zu den Typen, die meinten, sie müssten einem beim Händedruck die Hand zerquetschen. Trotzdem zog ich meine schnell wieder zurück. Ich wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen.
„Also, du suchst einen Taucher mit Tiefseeerfahrung?“, begann Logan das Gespräch.
„Ja, ich habe gehört, du wärst ein Experte und warst einige Jahre bei den Seals.“
Er nickte. „Das stimmt, ist aber schon eine Weile her. Was Tiefseetauchen angeht, bin ich dein Mann. Ich wurde quasi im Meer geboren, und du weißt ja, wie die Ausbildung bei den Seals ist. Wer nicht schwimmen und tauchen kann wie ein Fisch, hat bei denen keine Chance.“
„Wann hast du bei den Seals aufgehört?“
„Vor fünfzehn Jahren. Mein Knie hat nicht mehr mitgemacht.“
„Muss hart gewesen sein, wenn der Körper einen im Stich lässt.“
„Das war es, Mann. Das war es. Ein Seal zu sein, war mein Leben.“
„Was machst du jetzt?“
„Meistens jobbe ich als Bodyguard oder als Security auf Großevents. In den nächsten Monaten bin ich kaum gebucht. Ich kann einen Ersatz besorgen, falls ich für dich arbeite.“
„Wann warst du das letzte Mal tauchen?“
„Ich bin regelmäßig unten, Mann. Das Meer ist meine Heimat.“
„Okay.“ Ich musterte Logan. Der Typ war ein einziges Muskelgebirge, keine Chance, dass er das ohne pharmazeutische Hilfe geschafft hatte. „Du weißt schon, dass Steroide den Blutfettanteil erhöhen, oder?“
„Meine Blutwerte sind absolut in Ordnung.“
„Wann warst du das letzte Mal bei einer Tauglichkeitsuntersuchung?“
„Vor zwei Jahren.“
„Das ist schon ziemlich lange her.“
„Ja, aber mein Tauglichkeitsattest ist noch gültig.“
„Kann sein, aber ich brauche trotzdem einen Bluttest von dir. Ich sag dir was, du gehst zu meinem Taucharzt, machst noch mal den Test, lässt dir Blut abnehmen, und wenn alles in Ordnung ist, können wir über eine Anstellung reden.“ Ich kritzelte ihm den Namen und die Telefonnummer auf eine Serviette und schob sie ihm hin. „Hier, bis Ende der Woche sollte alles erledigt sein. Ruf mich an, wenn du die Ergebnisse hast.“
„Mach ich.“ Logan steckte den Zettel in seine Hosentasche. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, aber er sah bei Weitem nicht so zuversichtlich aus wie zu Beginn unseres Gesprächs.