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10. Schwejk als Offiziersdiener heim Feldkuraten I

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Schwejks Odyssee begann von neuem unter der ehrenvollen Begleitung zweier Soldaten mit »Bajonett auf«, die ihn zum Feldkuraten bringen sollten.

Seine Begleiter waren Männer, die einander gegenseitig ergänzten. War der eine von ihnen lang und hager, so war der andere klein und dick. Der Lange hinkte auf dem rechten Fuß, der kleine Soldat auf dem linken. Beide dienten im Hinterlande, weil sie früher, bis zum Krieg, vom Militärdienst vollständig befreit gewesen waren.

Sie gingen ernsthaft auf der Fahrbahn und blickten von Zeit zu Zeit von der Seite auf Schwejk, der in der Mitte schritt und jedem zweiten salutierte. Seine Zivilkleider waren im Magazin des Garnisonsarrestes verlorengegangen, samt seiner Militärkappe, mit der er zur Assentierung gegangen war. Bevor man ihn entließ, hatte man ihm eine alte militärische Montur gegeben, die einem Dickwanst gehört haben musste, der um einen Kopf größer war als Schwejk.

In die Hosen, die er trug, wären noch drei Schwejks hineingegangen. Endlose Falten von den Füßen bis über die Brust, wohin die Hosen reichten, erweckten unwillkürlich die Verwunderung der Schaulustigen. Eine ungeheure Bluse mit Flicklappen auf den Ellbogen, voller Fettflecke und schmutzig, schlotterte an Schwejk wie ein Rock an einer Vogelscheuche. Die Hosen hingen an ihm hinunter wie ein Kostüm an einem Zirkusclown. Die Militärkappe, die man ihm gleichfalls im Garnisonsarrest ausgetauscht hatte, reichte ihm bis über die Ohren. Auf das Gelächter der Vorübergehenden antwortete Schwejk mit einem weichen, warmen Lächeln und der Sanftmut seiner gutmütigen Augen.

Und so marschierten sie nach Karolinental, zur Wohnung des Feldkuraten.

Als erster wurde Schwejk von dem kleinen Dicken angesprochen. Sie schritten gerade auf der Kleinseite unter dem Laubengang.

»Woher bist du?« fragte der kleine Dicke.

»Aus Prag.«

»Und wirst du uns nicht weglaufen?«

Der Lange mischte sich ins Gespräch. Es ist eine überaus merkwürdige Erscheinung, dass die kleinen Dicken größtenteils gutmütige Optimisten zu sein pflegen, während die hageren Langen im Gegenteil Skeptiker sind.

Und deshalb sagte der Lange zu dem Kleinen:

»Wenn er könnt, möcht er weglaufen.«

»Und warum möcht er weglaufen«, ließ sich der kleine Dickwanst vernehmen, »er ist so gut wie frei, ausm Garnisonsarrest heraus. Hier trag ichs im Paket.«

»Und was is dort in dem Paket fürn Feldkuraten?« fragte der Lange.

»Das weiß ich nicht.«

»Also siehst du, weißt nicht und redst.«

Sie gingen in tiefem Schweigen über die Karlsbrücke. In der Karlsgasse sagte abermals der kleine Dicke zu Schwejk:

»Weißt du nicht, warum wir dich zum Feldkuraten führen?«

»Zur Beichte«, warf Schwejk gleichmütig hin, »morgen wer ich aufgehängt. Das macht man immer so und nennt es geistlichen Trost.«

»Und warum wird man dich, wie man sagt ...«, fragte vorsichtig der Lange, während der Dicke Schwejk teilnahmsvoll betrachtete.

Beide waren Handwerker vom Land, Familienväter.

»Ich weiß nicht«, antwortete Schwejk, gutmütig lächelnd, »ich weiß von nichts. Vielleicht is es Bestimmung.«

»Wahrscheinlich bist du auf einem unglücklichen Planeten geboren«, bemerkte der Kleine mitfühlend mit Kennermiene, »bei uns in Jasena bei Josefstadt, noch während des Preußenkrieges, hat man auch einen gehängt. Sie ham ihn geholt, ham ihm nichts gesagt und in Josefstadt ham sie ihn gehängt.«

»Ich glaub«, sagte der Lange skeptisch, »dass man einen Menschen nicht um nichts und wieder nichts hängt, es muß immer eine Ursache dazu sein, damit mans begründen kann.«

»Wenn kein Krieg is«, bemerkte Schwejk, »so muß mans begründen, aber im Krieg nimmt man auf einen Menschen nicht Rücksicht. Soll er an die Front, oder zu Haus gehängt wern. Gehupft wie gesprungen.«

»Hör einmal, bist du nicht am Ende politisch?« fragte die Hopfenstange. Dem Ton dieser Frage merkte man an, dass der Lange anfing, Schwejk geneigt zu sein.

»Politisch bin ich bis zuviel«, lachte Schwejk.

»Bist du nicht Nationalsozialist?« Jetzt fing der kleine Dicke an, vorsichtig zu sein. Er mischte sich ins Gespräch. »Was geht uns das an«, sagte er, »überall is voll von Menschen, und man beobachtet uns. Wenn wir wenigstens in einem Hausflur die Bajonette abnehmen könnten, damits nicht so ausschaut. Wirst du uns nicht weglaufen? Wir hätten draus Unannehmlichkeiten. Hab ich nicht recht, Toni?« wandte er sich an den Langen, der leise sagte:

»Die Bajonette könnten wir abnehmen. Er ist doch einer von den Unsern.«

Er hörte auf, Skeptiker zu sein, und seine Seele war von Mitleid mit Schwejk erfüllt. Sie suchten also einen geeigneten Hausflur, wo sie die Bajonette hinunternahmen, und der Dicke erlaubte Schwejk, neben ihm zu gehen.

»Du möchtest rauchen, was?« sagte er, »ob sie dich wohl rauchen lassen werden, bevor sie dich aufhängen«, aber er vollendete den Satz nicht, denn er fühlte, dass es eine Taktlosigkeit gewesen wäre.

Sie rauchten alle, und die Begleiter Schwejks fingen an, ihm von ihren Familien im Königgrätzer Kreis zu erzählen, von ihren Frauen, Kindern, von einem Stückchen Feld, von einer Kuh. –

»Ich hab Durst«, sagte Schwejk.

Der Lange und der Kleine blickten einander an.

»Auf ein Bier möchten wir auch gehn«, sagte der Kleine, die Zustimmung des Langen herausfühlend, »aber irgendwohin, wos nicht auffallend wär.«

»Gehn wir zum ›Kuklik‹«, schlug Schwejk vor, »die Bajonette stellt ihr in die Küche, der Wirt Serabona is Sokol, vor dem müßt ihr euch nicht fürchten.«

»Man spielt dort Geige und Harmonika«, fuhr Schwejk fort, »und es gehn Straßenmädel hin und verschiedene andere feine Leute, die nicht ins Repräsentationshaus Ein bekanntes Prager Restaurant. dürfen.«

Der Lange und der Kleine schauten einander nochmals an, und dann sagte der Lange: »Also gehn wir hin, nach Karolinental is noch weit.«

Unterwegs erzählte ihnen Schwejk verschiedene Anekdoten, und sie traten gutgelaunt bei »Kuklik« ein und taten so, wie Schwejk ihnen geraten hatte. Die Gewehre deponierten sie in der Küche und betraten das Lokal, wo Geige und Harmonika den Raum mit Klängen des beliebten Liedes erfüllten: »Ja in Pankrác, auf den kleinen Hügel, führt ein hübscher kühler Weg ...«

Irgendein Fräulein, das einem abgelebten Jüngling mit glattfrisiertem Scheitel auf dem Schoß saß, sang mit heiserer Stimme: »Hab ein Mädel aufgegabelt, und ein anderer geht mit ihr.«

Bei einem Tisch schlief ein betrunkener Sardinenverkäufer, von Zeit zu Zeit wachte er auf, schlug mit der Faust auf den Tisch, murmelte: »Es geht nicht«, und schlief wieder weiter. Hinter dem Billard unter dem Spiegel saßen drei andere Damen und riefen einem Kondukteur von der Eisenbahn zu: »Junger Herr, spendierens uns a Wermut.« Bei der Musik stritten zwei darüber, ob eine gewisse Marie gestern von der Patrouille erwischt worden sei. Einer hatte es mit eigenen Augen gesehen, und der zweite behauptete, Marie sei sich mit einem Soldaten zu »Walsch« ins Hotel ausschlafen gegangen. In der Nähe der Tür saß ein Soldat mit einigen Zivilisten und erzählte ihnen von seiner Verwundung in Serbien. Eine Hand hatte er verbunden und seine Taschen waren voller Zigaretten, die er von den Leuten bekommen hatte. Er sagte, dass er nicht mehr trinken könne, und einer von der Gesellschaft, ein glatzköpfiger Greis, forderte ihn unaufhörlich auf: »Trinken Sie nur, mein Lieber, wer weiß, ob wir noch mal zusammenkommen. Soll ich Ihnen was aufspieln lassen? Hören Sie gern ›Das Waisenkind‹?«

Das war nämlich das Lieblingslied des glatzköpfigen Greises, und wirklich kreischten bald darauf Geige und Harmonika auf, während dem Greis Tränen in die Augen schossen und er mit zitternder Stimme sang: »Als es Sprach erlangte, nach der Mutter bangte, nach der Mutter bangte.«

Vom Nebentisch her ertönte es: »Lassen Sie sich das. Lassen Sie sich ausstopfen. Hängen Sie sich auf einen Nagel. Verduften Sie mit Ihrem Waisenkind.«

Und gleichsam als letzten Trumpf begann der feindliche Tisch zu singen: »Scheiden, ach Scheidens Schmerz, mir bricht dabei das Herz ...«

»Franto!« rief man dem verwundeten Soldaten zu, als man »Das Waisenkind«, alles übertäubend, zu Ende gesungen hatte, »laß sie schon sein und setz dich zu uns. Pfeif auf sie und schick Zigaretten herüber! Wirst sie doch nicht unterhalten, die Schlappschwänze.«

Schwejk und seine Begleiter betrachteten das alles mit Interesse.

Schwejk versenkte sich in Erinnerungen. Wie oft war er hier vor dem Krieg gesessen. Häufig war Polizeikommissär Draschner zu einer Razzia hergekommen, die Prostituierten, die sich vor ihm fürchteten, hatten ein Lied mit einem Spottext auf ihn verfaßt. Einmal sangen sie im Chor:

»Als mal Herr Draschner kam,

hub ein großes Breigel an,

Maňa, die war besoffen,

hats mit Draschner gut getroffen.«

Im nämlichen Augenblicke war Draschner mit seinen Leuten eingetreten, fürchterlich und unerbittlich. Es war, wie wenn man mitten unter Rebhühner schießt. Zivilpolizisten trieben alles zu einem Haufen zusammen. Auch er, Schwejk, kam damals in diesen Haufen, denn bei seinem Pech hatte er Kommissär Draschner gesagt, als ihn dieser aufforderte, sich zu legitimieren: »Haben Sie dazu eine Bewilligung von der Polizeidirektion?« Schwejk erinnerte sich auch eines Dichters, der hier unter dem Spiegel zu sitzen pflegte und in dem allgemeinen Lärm bei Gesang und Harmonikaklängen seine Gedichte schrieb und sie den Prostituierten vorlas.

Schwejks Begleiter hingegen hatten keinerlei ähnliche Reminiszenzen. Es war für sie etwas vollkommen Neues. Sie fingen an, Gefallen daran zu finden. Der erste von ihnen, der hier volle Befriedigung fand, war der kleine Dicke, denn solche Menschen besitzen außer ihrem Optimismus eine große Neigung zum Epikureismus. Der Lange kämpfte eine Weile mit sich selbst. Und als er bereits seine Skepsis verloren hatte, verlor er allmählich auch seine Gemessenheit und den Rest von Überlegung.

»Ich wer bißl tanzen«, sagte er nach dem fünften Bier, als er die Paare »Schlapak« tanzen sah.

Der Kleine gab sich völlig dem Genusse hin. Neben ihm saß ein Fräulein, das schlüpfrige Dinge sprach. Seine Augen funkelten nur so.

Schwejk trank. Der Lange beendete den Tanz und kam mit seiner Tänzerin zum Tisch zurück. Dann sangen sie, tanzten, tranken ununterbrochen, tätschelten ihre Nachbarinnen. In dieser Atmosphäre von käuflicher Liebe, Nikotin und Alkohol, kreiste unauffällig der alte Wahlspruch: »Nach uns die Sintflut!«

Nachmittags setzte sich ein Soldat zu ihnen und machte sich erbötig, ihnen für einen Fünfer eine Phlegmone und eine Blutvergiftung zu besorgen. Er habe die Injektionsspritze mit und werde ihnen ins Bein oder in die Hand Petroleum spritzen. Ein ziemlich bewährtes Mittel, ins Spital zu kommen. Allein der Geruch des Petroleums, der in der Schwellung bleibt, wirkt verräterisch. Benzin ist besser, weil es früher verraucht. Später hat man Äther mit Benzin eingespritzt und noch später andere Vervollkommnungen erreicht. Anm. des Verfassers. Er erklärte, sie würden damit wenigstens zwei Monate zubringen und, wenn sie die Wunde mit Speichel behandelten, eventuell ein Jahr, und man werde sie zum Schluß gänzlich vom Militärdienst befreien müssen.

Der Lange, der bereits sein seelisches Gleichgewicht verloren hatte, ließ sich auf dem Abort von dem Soldaten Petroleum unter die Haut am Bein spritzen.

Als sich bereits der Abend herabsenkte, schlug Schwejk vor, den Weg zum Feldkuraten anzutreten. Der kleine Dicke, der schon zu lallen anfing, redete Schwejk zu, noch zu warten. Der Lange war auch der Ansicht, der Feldkurat könne warten. Schwejk gefiel es aber nicht mehr bei »Kuklik«; und deshalb drohte er ihnen, allein zu gehen.

Sie gingen also, aber er musste ihnen versprechen, dass sie alle noch irgendwo einkehren würden.

Sie kehrten auf dem Florenz in einem kleinen Kaffeehaus ein, wo der Dicke seine silberne Uhr verkaufte, um sich noch weiter vergnügen zu können.

Aus diesem Lokal führte sie Schwejk bereits unterm Arm. Das war eine schreckliche Arbeit. Ununterbrochen knickten ihnen die Knie ein, ununterbrochen wollten sie noch irgendwo einkehren. Der kleine Dicke hätte beinahe das Paket für den Feldkuraten verloren, weshalb Schwejk gezwungen war, das Paket selbst zu tragen.

Schwejk musste sie unausgesetzt auf die Offiziere aufmerksam machen, die ihnen entgegenkamen. Nach übermenschlicher Anstrengung und Mühewaltung gelang es ihm schließlich, sie zu dem Haus in der Königstraße zu schleppen, wo der Feldkurat wohnte.

Schwejk selbst steckte ihnen die Bajonette auf die Gewehre und zwang sie durch Rippenstöße, ihn zu führen, statt sich von ihm führen zu lassen.

Im ersten Stock, wo sich an der Wohnungstür die Visitenkarte »Otto Katz, Feldkurat« befand, öffnete ihnen ein Soldat. Aus dem Zimmer ertönten Stimmen und das Klirren von Gläsern und Flaschen.

»Wir – melden – gehorsamst – Herr – Feldkurat«, sagte der Lange mühsam, indem er dem Soldaten salutierte, »ein – Paket – und ein Mann gebracht.«

»Kommt herein«, sagte der Soldat, »wo habt ihr euch denn so zugerichtet? Der Herr Feldkurat is hier ...« Der Soldat spuckte aus.

Er verschwand mit dem Paket. Sie warteten lange im Vorzimmer. Dann öffnete sich die Türe, und der Feldkurat kam ins Vorzimmer, nicht geschritten, sondern geflogen. Er war nur in Hemdärmeln und hielt in der Hand eine Zigarre. »Also Sie sind schon da«, sagte er zu Schwejk, »man hat Sie also hergebracht. Eh – haben Sie keine Streichhölzer?«

»Nein, melde gehorsamst, Herr Feldkurat.«

»Eh – und warum haben Sie keine Streichhölzer? Jeder Soldat soll Streichhölzer haben, damit er Feuer geben kann. Ein Soldat, der keine Streichhölzer hat, ist ... Was ist er?«

»Er is, melde gehorsamst, ohne Streichhölzer«, antwortete Schwejk.

»Sehr gut, er ist ohne Streichhölzer und kann niemandem Feuer geben. So, also das wäre eins, und jetzt das zweite. Stinken Ihnen nicht die Füße, Schwejk?«

»Melde gehorsamst, dass nicht.«

»So, das wäre das zweite. Und jetzt das dritte. Trinken Sie Schnaps?«

»Melde gehorsamst, dass ich nicht Schnaps trink, nur Rum.«

»Gut, schaun Sie sich hier diesen Soldaten an. Den hab ich mir für heut vom Oberleutnant Feldhuber ausgeborgt, er ist sein Putzfleck. Und der trinkt nichts, er ist Ab-ab-ab-stinenzler und wird deshalb mit der Marschkompanie abgehen. W-weil ich so einen Menschen nicht brauchen kann. Das ist kein Putzfleck, das ist eine Kuh. Die trinkt nur Wasser und die buht wie ein Ochs.«

»Du bist Abstinenzler«, wandte er sich an den Soldaten, »dass du dich nicht schämst, Trottl. Du verdienst paar Watschen.«

Der Feldkurat kehrte seine Aufmerksamkeit den beiden Helden zu, die mit Schwejk gekommen waren und in dem Bestreben geradezustehen hin und her wankten, wobei sie sich vergeblich auf ihre Gewehre stützten.

»Ihr habt euch be-betrunken«, sagte der Feldkurat, »habt euch im Dienst betrunken und dafür laß ich euch ein-einsperren. Schwejk, Sie nehmen ihnen die Gewehre ab und führen sie in die Küche und werden sie bewachen, bis die Patrouille kommt, um sie abzuführen. Ich werde gleich in die Kaserne telefonie-nie-nie-nie-nieren.«

Und so fanden Napoleons Worte: »Im Kriege verändert sich die Situation jeden Augenblick«, auch hier ihre volle Bestätigung.

Am Morgen hatten ihn die beiden »Bajonett auf« geführt, in der Angst, er könne ihnen weglaufen, dann hatte er selbst sie hergebracht, und zum Schluß musste er sie selbst bewachen.

Anfangs waren sie sich dieser Veränderung nicht gut bewußt, erst als sie in der Küche saßen und Schwejk mit Gewehr und Bajonett bei der Tür stehen sahen, ging ihnen ein Licht auf.

»Ich möcht was trinken«, seufzte der kleine Optimist, während der Lange wieder einen Anfall von Skeptizismus bekam und sagte, dass das alles ein elender Verrat sei. Er fing an, Schwejk laut zu beschuldigen, weil er sie in eine solche Lage gebracht habe, und warf ihm vor, dass er ihnen versprochen habe, er werde morgen gehängt werden; jetzt stelle sich heraus, dass alles nur ein Jux gewesen sei, die Beichte und das Hängen.

Schwejk schwieg und ging vor der Tür auf und ab.

»Ochsen waren wir!« schrie der Lange.

Zum Schluß, nachdem er die beiden Beschuldigten angehört hatte, verkündete Schwejk:

»Jetzt seht ihr wenigstens, dass das Militär kein Honiglecken is. Ich tu meine Pflicht. Ich bin grad so hineingefallen wie ihr, aber wie man in der Volkssprache sagt, mir war das Glück hold.«

»Ich möcht was trinken«, wiederholte verzweifelt der Optimist.

Der Lange stand auf und ging schwankenden Schritts zur Tür.

»Laß uns nach Haus«, sagte er zu Schwejk.

»Fahr ab«, entgegnete Schwejk, »ich muß euch bewachen. Jetzt kennen wir uns nicht.«

In der Tür zeigte sich der Feldkurat: »Ich – ich kann nicht und nicht eine Verbindung mit der Kaserne bekommen, also gehts nach Haus und me-merkt euch, dass man im Dienst nicht sau-saufen darf. Marsch!«

Zur Ehre des Herrn Feldkuraten sei gesagt, dass er nicht in die Kaserne telefoniert hatte, weil er gar kein Telefon besaß, sondern in eine Stehlampe gesprochen hatte.

Der brave Soldat Schwejk

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