Читать книгу Der brave Soldat Schwejk - Jaroslav Hašek, Jaroslav Hasek - Страница 18
IV
ОглавлениеIn diese Tage fällt auch der Besuch Schwejks in seiner Wohnung bei seiner alten Bedienerin Frau Müller. Schwejk fand dort eine Kusine von Frau Müller vor, die ihm weinend mitteilte, letztere sei noch an dem nämlichen Abend, an dem sie Schwejk zur Assentierung gefahren hatte, verhaftet worden. Man hätte die alte Frau vor das Kriegsgericht gestellt, und weil man ihr nichts nachweisen konnte, halte man sie im Konzentrationslager in Steinhof gefangen. Es war bereits eine Karte von ihr eingetroffen.
Schwejk ergriff diese häusliche Reliquie und las:
»Liebe Aninka! Wir haben uns hier sehr gut, alle sind wir gesund. Die Nachbarin neben mir im Bett hat Fleck ■ und auch schwarze ■ gibts hier. Sonst ist alles in Ordnung.
Essen haben wir genug und klauben Erdäpfel ■ auf Suppe. Ich hab gehört, dass Herr Schwejk schon ■ is, also krieg das irgendwie heraus, wo er liegt, damit wir ihm nach dem Krieg das Grab bepflanzen lassen können. Ich hab vergessen Dir zu sagen, dass am Boden in dem dunklen Winkel in dem Kistel ein kleines Hunterl is, ein Rattler, ein Junges. Aber das is schon viele Wochen, was er nichts zu fressen gekriegt hat seit der Zeit, wo sie wegen ■ um mich gekommen sind. So denk ich, dass schon zu spät is und dass das Hunterl auch schon in Gottes ■ ruht.«
Und über den ganzen Brief die rosa Stampiglie: Zensuriert k.u.k. Konzentrationslager Steinhof.
»Und wirklich war das Hunterl schon tot«, schluchzte die Kusine der Frau Müller, »und auch Ihre Wohnung möchten Sie nicht mehr erkennen. Ich hab dort Näherinnen auf Quartier. Und die ham sich draus einen Damensalon gemacht. Überall sind Modebilder auf den Wänden und Blumen in den Fenstern.«
Die Kusine der Frau Müller war nicht zu beruhigen.
Unter unaufhörlichem Schluchzen und Wehklagen äußerte sie zu guter Letzt die Befürchtung, Schwejk sei desertiert und wolle auch noch sie ruinieren und ins Unglück stürzen.
Zum Schluß redete sie mit ihm wie mit einem verkommenen Abenteurer.
»Das is sehr spaßig«, sagte Schwejk, »das gefällt mir ausgezeichnet. Also dass Sies wissen, Frau Kejr, Sie ham ganz recht, ich bin freigekommen. Aber erst hab ich fünfzehn Wachtmeister und Feldwebel erschlagen müssn. Aber sagen Sies niemandem ...«
Und Schwejk verließ sein Heim, das ihn nicht aufnahm, mit den Worten:
»Frau Kejr, in der Wäscherei hab ich ein paar Kragerln und Vorhemden, also beheben Sies mir, damit ich mich, bis ich vom Militär zurückkomm, im Zivil in was anzuziehn hab. Geben Sie auch acht, dass mir im Schrank nicht Motten in die Kleider kommen. Und die Fräuleins, was in meinem Bett schlafen, laß ich grüßen ...«
Dann ging Schwejk in den »Kelch«. Als Frau Palivec ihn erblickte, erklärte sie, sie werde ihm nichts einschenken, er sei wohl desertiert.
»Mein Mann«, begann sie die alte Geschichte aufzuwärmen, »war so vorsichtig und is dort, der Arme sitzt für nichts und wieder nichts. Und solche Leute gehn in der Welt herum und laufen vom Militär fort. Man hat Sie hier schon wieder vorige Woche gesucht.«
»Wir sind vorsichtiger als Sie«, schloß sie ihre Rede, »und sind im Unglück. Jeder hat nicht das Glück wie Sie.«
Diesem Gespräch wohnte ein älterer Herr bei, ein Schlosser aus Smíchov, der auf Schwejk zukam und ihm sagte:
»Ich bitt Sie, warten Sie draußen auf mich, ich muß mit Ihnen sprechen.«
Auf der Straße verständigte er sich mit Schwejk, den er nach der Empfehlung der Wirtin Palivec für einen Deserteur hielt.
Er teilte ihm mit, dass er einen Sohn habe, der auch desertiert sei und sich bei der Großmutter in Jasena bei Josefstadt befinde.
Ohne der Versicherung Schwejks, er sei kein Deserteur, zu achten, drückte er ihm einen Zehner in die Hand.
»Das is die erste Hilfe«, sagte er, »ich versteh Sie, vor mir müssen Sie sich nicht fürchten.«
Schwejk kehrte spät in der Nacht zum Feldkuraten zurück, der noch nicht zu Hause war.
Er kam erst gegen früh, weckte Schwejk und sagte: »Morgen fahren wir eine Feldmesse zelebrieren. Kochen Sie schwarzen Kaffee mit Rum. Oder noch besser, kochen Sie Grog.«