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21. Die Hornissen und die Bienen

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Am Werk erkennt den Meister man.

Ein Honigzellchen war einst herrenlos; Hornissen

Hatten es an sich gerissen,

Bienen machten Anspruch dran.

Vor eine Wespe kam der Streit, die sollt' ihn schlichten;

Allein es ward ihr schwer, nach Fug und Recht zu richten.

Die Zeugen sagten, daß sie um die Zelle her

Geflügeltes Getier, das braun und länglich wär'

Und summte, oft bemerkt. Das sprach wohl für die Bienen;

Allein was half's, da die Kennzeichen ungefähr

Auch den Hornissen günstig schienen?

Die Wespe wußte nun erst recht nicht hin und her,

Und sie beschloß, aufs Neu' die Sache aufzuklären,

'ne Schar Ameisen noch zu hören.

Umsonst! Denn alles blieb, wie's war.

»Auf diese Art wird's nimmer klar!«

Sprach eine Biene, eine weise

»Sechs Monde schleppt sich schon der Streit im alten Gleise,

Und wir sind weiter um kein Haar.

Will sich der Richter nicht beeilen –

's ist höchste Zeit! – verdirbt der Honig uns einstweilen;

Am Ende frißt der Bär ihn gar!

Erproben drum wir jetzt, ohn' Advokatenpfiffe

Und Krimskrams der Juristenkniffe,

Nur durch die Arbeit unsre Kraft!

Dann wird sich's zeigen, wer von uns den süßen Saft

In schöne Zellen weiß zu legen.«

Durch der Hornissen Weig'rung war

Gar bald ihr Unrecht sonnenklar;

Der Bienen Schar gewann den Streit von Rechtes wegen.

O würde jeder Streit doch nur auf diese Art

Entschieden und, wie man im Morgenlande richtet,

Nach dem Buchstaben nicht, nein, nach Vernunft geschlichtet!

Was würd' an Kosten dann gespart,

Statt daß mit endlosen Prozessen

Man jetzt uns zur Verzweiflung treibt!

Wozu? Die Auster wird vom Richter aufgegessen,

Indes für uns die Schale bleibt.

La Fontaines Fabeln

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