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Kapitel 6

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Marc Solliecs Maschine von Quimper nach Paris würde in sechs Stunden gehen. In Paris hatte er den Weiterflug auf die Réunion. Er würde wieder für zwei Monate das Kommando auf seinem Schiff übernehmen.

Marc hatte sich über seine Mutter geärgert, sie hatte ihn bei seinem Hochzeitstermin nicht unterstützt. Loana hatte er noch zweimal besucht und sich vor zwei Tagen von ihr verabschiedet. Loana war distanzierter gewesen. Er schob es auf den kleinen Disput über den Hochzeitstermin und die entsprechenden Feierlichkeiten, denen er keine große Bedeutung beimaß, die aber für Loana wichtig zu sein schienen.

Simone würde sich während seiner Abwesenheit wie immer um sein Haus kümmern. Den Garten hinterließ er in perfektem Zustand. Der Rasen war gemäht, die zahlreichen Hecken geschnitten, und das Heidekraut rund um seinen kleinen See begann zu blühen. Sein See war ein wahrer Roz L´och, Heidebucht und Rosenteich. Marc hatte in den letzten Wochen noch verschiedene edle Rosen rund um den See gepflanzt.

Bevor Marc sich auf den Weg zum Flughafen machte, verabschiedete er sich noch von seiner Mutter. Er verstaute sein Gepäck in den Wagen, verschloss das Haus und fuhr nach Trégunc.

Seine Mutter erwartete ihn bereits. Sie hatte ihm ein zweites Frühstück vorbereitet, und Marc ließ es sich schmecken.

„Hast du noch einmal mit Loana gesprochen?“, fragte Simone ihren Sohn.

„Wegen der Hochzeit?“

„Natürlich wegen der Hochzeit. Loana ist eine nette Frau, du musst ein bisschen auf ihre Wünsche eingehen, du brauchst einen Menschen an deiner Seite“, insistierte Simone.

„Ich habe doch dich, Mutter“, erwiderte Marc und genoss sein Stück Baguette.

„Ich werde nicht ewig leben, ich bin beinahe 70 Jahre alt!“

„Papperlapapp, du bist gesund wie ein Fisch im Wasser, Mutter“, meinte Marc und nahm einen kräftigen Schluck von dem Rotwein, den seine Mutter auf den Tisch gestellt hatte.

Marc hatte bis jetzt immer Glück gehabt, er war nie in eine Kontrolle der Gendarmerie geraten. Sein Alkoholspiegel hätte bestimmt oft deutlich über den erlaubten 0,5 ‰ gelegen. Er verbrachte noch eine Stunde bei seiner Mutter, erzählte ihr von seiner bevorstehenden Arbeit im Indischen Ozean, und machte sich dann auf den Weg zum Flughafen nach Quimper.

Der Flughafen lag auf dem Gebiet der Gemeinde Pluguffan, südwestlich der Stadt Quimper, direkt an der voie express nach Pont-l´Abbé. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hatte er den Langzeitparkplatz des Flughafens erreicht. Er stellte seinen Wagen ab und checkte ein. Er gab sein Gepäck auf, kaufte eine Tageszeitung und setzte sich in die Lounge. Die Überschrift im Ouest-France stach ihm sofort in die Augen.

Mysteriöser Fund in Fouesnant

Personalausweis des verschwundenen Mädchens gefunden! Ein Verbrechen wahrscheinlich?

Marc hatte die Berichte über die verschwundene Familie in den letzten Wochen genau verfolgt. Eine ganze Familie war verschwunden, einfach so untergetaucht. Für Marc stand fest, dass die Familie ausgewandert war. Bestimmt hatten sie sich heimlich auf den Weg nach Australien oder Neuseeland gemacht. Vielleicht waren sie total überschuldet und wollten ihren Gläubigern entkommen, wahrscheinlich drehte es sich um Geld. Geld und Ansehen waren ja auch wichtig im Leben, wenigstens für Marc Solliec. Er las den Artikel aufmerksam. Ein Spaziergänger hatte den Ausweis des Mädchens beim Manoir Le Stang, in der Nähe von Forêt-Fouesnant, gefunden, sowie ein altes Schulheft des Vaters. Die Polizei, so stand in dem Bericht, wusste noch nicht, ob es sich um ein Verbrechen handelte.

„In Fouesnant? wie kommt der Ausweis nach Fouesnant“, murmelte Marc vor sich hin. Der Fund in Fouesnant passte nicht zu seinen Vorurteilen. Eine Flucht aus Frankreich läuft sicher nicht über Fouesnant. Pluguffan, das hätte er sich noch vorstellen können. Wenn jemand aus dem Land verschwinden will, dann wählt er vielleicht den Flughafen. Aber Fouesnant? Dort gab es weder einen Flughafen noch ein Hafen, der groß genug für entsprechende Passagierschiffe war, nicht einmal einen Bahnhof gab es dort. Warum also Fouesnant? Er würde im Flugzeug darüber nachdenken können. Marc faltete die Zeitung zusammen und steckte sie in seine Bordtasche. Sein Boarding begann.


Das kalte Herz von Concarneau

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