Читать книгу Die Stadt der lauernden Bestien - Jeanny O'Malley - Страница 7

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Kapitel 3: die neue Schule

Da standen wir drei Mädchen nun vor diesem unbekannten Ort. Wir waren alleine und auf uns gestellt. Jessie nahm ihre Koffer in die Hand und fragte: „Na, was ist, ihr beiden? Wollt ihr hier Wurzeln schlagen, oder wollt ihr wieder nach Hause?“ „Natürlich kommen wir mit. Ich bin nur beeindruckt von diesem Gebäude.“ meine Mary staunend. Sie hatte recht. Unsere neue Schule sah wirklich unglaublich aus. Ein riesiger Komplex mit vielen Fenstern. Das Haus war aus alten Steinen gebaut, wie fast alles in dieser Stadt. Die Treppe zum Haupteingang hatte breite flache Stufen, auf denen man einfach laufen konnte. Unterhalb der Treppe kam einer der Rollwege aus dem Gebäude. Das Schulgebäude hatte, wie man von außen sehen konnte, fünf Stockwerke.

Jessie war schon im Haupteingang verschwunden, als Mary und ich uns noch von der Treppe aus umschauten. Mary zupfte ihre Haare zurecht, sah mich an und erklärte: „Falls hier nette Jungs rumlaufen.“ Ich lachte, gab ihr einen Stups und nahm dann meine Koffer in die Hände.

In der Eingangshalle des Schulgebäudes sahen wir uns dort ein wenig um. In der Mitte der Halle gab es einen Pförtner, der uns merkwürdig anstarrte. Mary fragte leise: „Sieht man uns an, dass wir aus einem langweiligen Dorf kommen?“ Jessie antwortete flüsternd: „Wahrscheinlich werden alle neuen Mädchen von ihm so beäugt.“ „Vielleicht ist ihm dieser Blick angeboren und er kann nicht anders.“ flüsterte ich, um so die Sache zu entschärfen. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass ich diesen Blick unsympathisch fand.

„Seid ihr drei von den Mädchen, die sich für das neue Schuljahr hier angemeldet haben?“ fragte der Pförtner langsam und prüfend mit krächzender Stimme. Als Erste von uns ging Jessie auf ihn zu und sagte: „Das ist richtig. Können sie uns den Schlüssel für unser Zimmer geben? Mein Name ist Jessie Higgins und das ist meine Schwester Mary.“ Ich kam auch an dem Tresen an und sagte ihm, dass ich Melissa Thomson bin. Der Pförtner blätterte in seinem Buch und sagte: „Ah ja! Hier steht es. Mary Higgins Zimmer 517, Jessie Higgins Zimmer 518 und Melissa Thomson Zimmer 516. Hier habt ihr die Schlüssel.“ Mit einem breiten Grinsen übergab er uns die Schlüssel und wir verschwanden mit den Koffern im Treppenhaus.

Dort fanden wir einen Plan, wo wir welche Klassenräume, Kantine, Festsaal und auch unsere Zimmer finden konnten. Jessie staunte und meinte lustig: „Mensch! Wenn ich gewusst hätte, dass die Schule größer ist als unser Dorf, dann hätte ich mir noch einen Kompass eingepackt.“ Mary und ich lachten darüber. „Ich finde es toll, dass wir zusammen hier sind.“ meinte ich glücklich. Zustimmend und auch sichtlich begeistert umarmten mich die beiden.

Als wir in unseren Zimmern angekommen waren, fand jede von uns auf dem Bett einen Zettel liegen. Auf dem las ich, dass abends im Festsaal die neuen Schülerinnen begrüßt werden sollen. Dort würden auch die Stundenpläne verteilt und die Vertrauenslehrer vorgestellt. Ich schaute auf meine Uhr und merkte, dass ich noch viel Zeit bis dahin hatte. Sorgfältig packte ich meine Koffer aus und verstaute meine Klamotten in den Schrank. Ich konnte es noch gar nicht fassen. Jede von uns hatte ein eigenes Zimmer. Das war mehr, als ich mir erhofft hatte. Die Räume waren jeweils mit einem Bett, Nachtschränkchen, einem geräumigen Schrank, einem Tisch und zwei Stühlen ausgestattet. Die Toiletten und die Waschräume gab es am Ende des Ganges.

Etwas später kamen Mary und Jessie in mein Zimmer. Mary zog hinter ihrem Rücken eine Flasche Wein hervor. „Schau mal, was wir beide für uns organisiert haben.“ sagte Mary begeistert. Jessie lachte und meinte fröhlich: „Zur Feier des Tages, dass wir unser Dorf hinter uns gelassen haben, werden wir die Flasche jetzt austrinken.“ „Aber doch nicht jetzt. Wir müssen gleich noch in den Festsaal. Ich will nicht direkt an meinem ersten Tag nach Alkohol riechen. Wir wollen ja nicht direkt auffallen.“ antwortete ich gewissenhaft. Ich wusste, dass die beiden daran nicht gedacht hatten. Sie wollten ja nur Spaß.

Auf dem Weg zum Festsaal gingen wir im Erdgeschoss wiederholt an diesem Plan vorbei. Mary begutachtete unseren Standpunkt und meinte: „Ich glaube wir müssen da lang gehen!“ und deutete mit ihrem Finger in die entgegengesetzte Richtung, in der unsere Zimmer waren. Jessie schaute sich den Plan auch noch einmal an und meinte nickend: „Du hast recht. Na dann lasst uns mal los.“

Zusammen suchten wir nach dem Festsaal und fanden ihn auch recht schnell. Diese Halle war riesig, wie alles in dieser Stadt. Eine große Kuppel mit Kronleuchtern war über einem reich geschmückten Saal zu sehen. Vor uns auf einer Art Bühne standen die Lehrer und davor waren auf vielen Bänken die Schülerinnen verteilt. Neben uns stand eine nette junge Frau und meinte zuvorkommend: „Die neuen Schülerinnen sitzen vorne in der ersten Reihe. Ich werde es euch zeigen.“ Zufrieden darüber, dass sie uns unsere Plätze zeigte, folgten wir ihr.

Die erste Bank war ziemlich nah an der Bühne dran. Ich war immer eine Person, die bei Versammlungen meistens hinten sitzt und nur bei Konzerten oder Vorführungen ganz vorne sitzen will.

An unserem Platz angekommen setzten wir uns rasch hin. Einige Lehrer saßen schon auf ihrem Platz und viele kamen gerade erst an, aber unterhielten sich miteinander. Ich schaute mir die Lehrer, die saßen genau an und überlegte mir, wen ich alles im Unterricht haben könnte. Plötzlich fiel mein Blick auf einen Lehrer, der etwa 35 Jahre alt war, dunkelblonde Haare und blaue Augen hatte. Er warf mir einen Blick zu, den ich in diesem Moment nicht zuordnen konnte. Er machte mir Angst. Ich versuchte ihn nicht mehr anzusehen, aber aus meinem Augenwinkel heraus merkte ich, dass er mich immer noch ansah. Da stupste mich Mary an und fragte mich: „Hast du mal bitte ein Taschentuch für mich?“ „Natürlich!“ sagte ich erleichtert, weil sie seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Kurz darauf sah er in eine andere Richtung.

Auf einmal wurde es still im Saal und ich merkte, dass der Direktor der Schule an seinem Sprechpult stand und in die Runde schaute. Alle Lehrer sahen ihn an und die Schülerinnen taten das Gleiche. Er war ein recht imposanter Mann, mit stämmiger Erscheinung, graue Haare, Brille und eine Narbe im Gesicht. Mary flüsterte mir zu: „Wo hat der denn diese Narbe her?“ Ich zuckte mit den Schultern und widmete meine Aufmerksamkeit wieder dem Direktor. Dieser stand vor uns und erzählte: „Mein Name ist Professor Kain. Ich bin der Leiter dieser Schule, wie ihr sicherlich schon festgestellt habt. Die meisten von euch Schülerinnen kennen mich schon. Aber die neuen hier vorne in der ersten Reihe werden mich in den nächsten Jahren noch kennenlernen. Wir haben hier alles, was euer Herz begehrt. Wenn ihr Hunger habt, dann steht euch unsere Kantine mit einer hervorragenden Köchin zur Verfügung. Für eure Gesundheit haben wir hier eine gute Ärztin an dieser Schule. Es gibt für euch einen Klassenraum für die Pflichtfächer. Je nachdem, was ihr sonst noch für Kurse belegen wollt, kann es sein, dass ihr in einen anderen Raum gehen müsst. Ich hoffe, im Laufe der Zeit, dass ihr euch für euren Berufswunsch entschieden habt und wir euch darauf vorbereiten können. Und nun werde ich euch die netten Kolleginnen und Kollegen hinter mir vorstellen.“ Dann drehte er sich um, begrüßte jeden einzelnen vorne an seinem Pult und die Lehrer stellten sich kurz selbst vor und was für Fächer sie unterrichten. Es hätte Unterschiedlicher nicht sein können. Es waren einige ältere Frauen und ältere Herren dabei, die einen netten Eindruck auf mich machten. Der einzige Lehrer, der nicht so alt war wie die anderen, war der mit dem Blick, der mir Angst machte. Als dieser nach vorne kam, schaute er uns kurz an und sagte dann: „Hallo! Mein Name ist Pete Harris. Ich unterrichte hier an dieser Schule erst seit fünf Jahren. Meine Fächer sind Kunst, Mathematik und Sport. Ich freue mich in Zukunft mit ihnen arbeiten zu können.“ Dabei schaute er mich an. Ich wollte wegschauen, aber ich tat es nicht. Irgendwen musste er ja anschauen. Er kann ja nicht mit dem Kronleuchter reden. Ich hielt seinem kurzen Blick stand. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass mir sein Blick ein unbehagliches Gefühl spüren ließ. Pete Harris, ich hielt es für nötig, mir seinen Namen zu merken.

Nach der Einführung durch den Direktor und den Lehrern durften wir uns an dem Buffet bedienen. Jessie zog Mary und mich zu den Tischen und sagte hektisch: „Kommt schnell, bevor der ganze Sekt fort ist.“ „Nicht so eilig. Wir wollen ja nicht direkt an unserem ersten Tag auffallen.“ meinte Mary bittend. Mein Blick fiel auf Pete Harris und ich sagte leise: „Dafür ist es zu spät.“ Am Buffet angekommen drückte Jessie uns jeder ein Glas Sekt in die Hand und sagte: „Prost! Auf unsere gemeinsame Zeit hier.“ „Prost!“ antworteten Mary und ich jubelnd. Uns gefiel die neue Schule und wir waren uns sicher, dass wir noch eine Menge Spaß dort haben würden. Ich trank etwas aus meinem Glas und Mary sagte leise: „Der einzig gutaussehende Lehrer ist Pete Harris. Er ist ja auch noch ziemlich jung im Gegensatz zu den anderen.“ „Ja das stimmt. Und er scheint nett zu sein.“ flüsterte Jessie kichernd hinzu. Ich wollte erst mal nichts dazu sagen. Plötzlich meinte Mary: „Seht mal. Er schaut zu uns rüber.“ Ich drehte mich langsam um und sah, dass Pete Harris sein Glas erhob und uns mit einem Lächeln zuprostete. Wir erhoben auch unser Glas und nickten ihm zu. Ich machte bei meinen Freundinnen mit, damit er nicht erkennen konnte, dass ich mich etwas vor ihm fürchtete.

Später begrüßten uns ein paar Lehrer und gemeinsam tranken wir noch ein wenig. „Was John jetzt wohl macht?“ fragte Jessie verträumt. Mary klopfte ihr auf die Schulter und antwortete: „Er wartet bestimmt darauf, dass du ihm mal schreibst.“ „Genau! Ich als seine Schwester denke, dass er immer noch etwas für dich empfindet.“ meinte ich leise zu ihr. Mit einem Schwips taumelte Jessie lächelnd auf mich zu und fragte: „Kannst du das mal für mich herausfinden? Kannst du ihn mal ein wenig darauf ansprechen?“ Lachend nickte ich und griff ihr unter den Arm um sie zusammen mit Mary in ihr Zimmer zu bringen.

Am nächsten Morgen gingen wir drei Mädels zu der ersten Unterrichtsstunde in unseren Klassenraum. Wir bekamen Frau Winter als Klassenlehrerin und Vertrauenslehrerin. Frau Winter begrüßte uns recht herzlich. Dann bat Sie uns einen Fragebogen auszufüllen, indem wir mitteilen konnten, wie wir beruflich orientiert waren und wofür wir uns interessierten. Anhand der Antworten wurde ein entsprechender Stundenplan für uns ausgearbeitet. Ich wusste ja noch überhaupt nicht, was ich werden wollte. Ich schaute mir die Fächer an und wählte Schreibmaschinen- und Computerkurs, da ich dachte, so etwas kann man immer brauchen. Computer, so habe ich damals gehört waren auf dem Vormarsch und man sollte wenigstens die Grundkenntnisse bekommen. Danach nahm ich Kunst und Musik. Mehr wusste ich nicht, was ich sonst noch nehmen sollte. Die Fächer Sprache, Mathematik, Sport und eine Fremdsprache waren Pflicht. Es gab noch einen Schneiderkurs, einen Kochkurs einen Chemiekurs, einen Technikkurs, einen Musikkurs und einen Tanzkurs. Ein Feld war noch für ein Wunschfach übrig, das nicht üblicherweise angeboten wurde. Wenn zahlreiche Schülerinnen dasselbe wählen, wird geprüft, ob dieses Fach in den Unterricht mit eingebaut werden konnte.

Am Ende der Stunde sagte Mary zu mir: „Ich habe Musik, Kunst und Tanzen gewählt. Das ist mein Traumjob.“ Jessie ließ ihren Kopf sinken und meinte leise: „Und ich habe zunächst nichts passendes gefunden. Ich habe mich neben Kunst noch bei dem Schneiderkurs und bei dem Kochkurs angemeldet. Dann kann ich, wenn ich mal arbeitslos bin für meine Kinder Kleider nähen und für sie kochen. Das kann man immer brauchen.“ „Dafür sind wir ja hier. Im Laufe der Zeit werden wir immer mehr wissen, was wir später machen wollen. Deshalb gibt es doch diese Einrichtung. Umsonst gehen wir ja nicht noch drei Jahre zur Schule.“ setzte ich mich für unsere Träume ein.

Nach dem Abendessen in der Kantine fragte Mary: „Wo denkt ihr, kann man hier ein paar Jungs kennenlernen? Ich habe Bock mal wieder auf die Piste zu gehen.“ „Ich kenne mich hier noch nicht so gut aus. Ich würde sonst eine Disco vorschlagen.“ meinte Jessie aufgeregt. Danach fügte sie leise und traurig hinzu: „Vielleicht kann ich dort John vergessen. Ich denke ja, dass ich bei ihm nicht mehr landen kann.“

Von einem Nebentisch hörten wir eine Stimme einer Mitschülerin. Sie war schon länger in der Schule. Sie meinte freundlich: „Ich habe euer Gespräch zufällig mitbekommen. Ich gehe gleich mit meinen Freundinnen in die Disco. Ich kann euch mitnehmen.“ „Das ist furchtbar lieb von dir. Wir kommen gerne mit.“ dankte ich ihr mit einem Lächeln auf meinen Lippen. Mary und Jessie jubelten innerlich. Ich konnte ihre Freude in ihren Gesichtern erkennen.

In der Disco angekommen tranken wir Bier und tanzten zu der wilden Musik. Jessie lachte und brüllte durch die laute Musik zu uns: „Das ist hier ja sehr viel besser als in unserer Dorfkneipe oder die Tanzveranstaltungen in der Scheune.“ „Ja das finde ich auch. Und die Jungs hier sehen nicht so aus, wie all die blöden Trampel bei uns im Dorf, so wie Buster.“ rief Mary zurück. Ich lachte nur, hörte auch die Musik und tanzte mit meinem Glas Bier in der Hand.

So Abende in der Disco hatten wir bestimmt an jedem Wochenende. In der Woche über mussten wir ja in unsere Kurse gehen und lernen. Alle zwei Wochen schrieb ich einen Brief an meine Eltern. Ich schrieb sogar einen an John, indem ich ihm mitteilte, dass Jessie ihn sehr gerne hat und ihn gerne mal wiedersehen würde. Ich erwartete nichts davon, aber ich hatte es ihr versprochen. Ihr lag sehr viel daran.

Wir drei waren schon ein tolles Gespann. In der Disco machten wir die Männerherzen unsicher und im Kino sahen wir uns häufig den neusten Streifen an. In der Marktstraße erschienen wir auch oft, um uns neu einzukleiden.

In der Schule gefiel es uns von Tag zu Tag besser. Die Lehrer waren nett zu uns und die Kurse wurden gut unterrichtet. So vergingen bestimmt sechs Monate. Wir lernten die Woche über und gingen in unserer Freizeit zusammen durch die Stadt.

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