Читать книгу Wonderscape - Jennifer Bell - Страница 11
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ОглавлениеArthur umklammerte den Rand des Labortischs, um sich aufrecht zu halten. Er zitterte am ganzen Körper und wusste nicht, wie er damit aufhören sollte. Den Zeitenschlüssel-Erfinder an einem so gigantisch großen Ort wie Wonderscape zu finden, erschien ihm schlicht … na ja … unmöglich.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass das hier gerade passiert«, stieß Cecily hervor und ließ sich auf einen Hocker sinken. »Es fühlt sich komplett wie ein Traum an, bloß dass alles real ist.«
»Traum? Du meinst wohl Albtraum«, schnaubte Ren, die vor der Glasscheibe auf und ab schritt. »Wir sind über vierhundert Jahre von zu Hause entfernt, und wenn wir es nicht rechtzeitig zurückschaffen, verwandeln wir uns in Protoplasma – also im Prinzip in Schleim, oder?«
Arthur hielt es für das Beste, nicht zu antworten. Sein Gesicht war ganz taub. Heute Morgen war seine größte Sorge noch gewesen, zu spät zur Schule zu kommen; jetzt würde er die Schule vielleicht nie wiedersehen. Einen schmerzhaften Moment lang kehrte er in Gedanken nach Hause zurück. Seine Mum war gestorben, als er zwei Jahre alt war, und er hatte weder Cousins und Cousinen noch Tanten oder Onkel. Seine Familie hatte, solange er sich erinnern konnte, immer nur aus seinem Dad und ihm bestanden. Er stellte sich Dads Gesicht vor, als sie sich in der Frühe verabschiedet hatten: seine schiefe Brille, sein freundliches Lächeln und seine dunklen Locken. Eins war klar: Wenn er ihn jemals wiedersehen wollte, brauchte er einen Plan, und zwar schnell. »Wir müssen herausfinden, wer der Zeitenschlüssel-Erfinder ist«, sagte er und ballte die Fäuste. »Was wissen wir bis jetzt über ihn?«
»Dass er ein Genie ist?«, antwortete Cecily.
»Wohl kaum«, sagte Ren. »Wieso sollte ein Genie gerade einem Hund ein Zeitreiseinstrument geben?«
Da hatte sie nicht unrecht. Arthur war es auch ein Rätsel, wie jemand auf die Idee kommen konnte, etwas so Wichtiges an Clouds Halsband baumeln zu lassen.
»Also gut, derjenige muss auf jeden Fall eine Menge über Weltenportale und Weltenschlüssel wissen«, folgerte Cecily. »Vielleicht arbeitet er für Hxperion? Und die Initialen, die auf dem Boden eingraviert sind, sind eine Art Signatur: HW.«
Arthur kramte in seinem Rucksack und zog das EXPO-2469-Ticket heraus. »Hier sind zumindest schon mal die Namen von drei Hxperion-Mitarbeitern drauf: Milo Hertz, Valeria Mal’fey und Tiburon Nox. Auf dem Ticket steht, dass sie die Gründer der Firma sind.«
»Und Geschwister«, warf Newton von der anderen Seite des Zimmers ein. Nachdem er Arthur, Ren und Cecily über ihr Schicksal aufgeklärt hatte, hatte er es ihnen überlassen, die Sache weiter zu besprechen. Er selbst befasste sich seitdem mit einem Experiment, für das er einen Bottich mit Wackelpudding, der ständig die Farbe wechselte, einen kleinen Spiegel und eine Wärmflasche benutzte. »Sie wurden alle adoptiert. Tiburon ist der Älteste, Valeria die Mittlere und Milo der Jüngste. Soweit ich weiß, ist jeder von ihnen für eine wichtige Innovation in Wonderscape verantwortlich. Deshalb auch das Hxperion-Logo: ein Hexagon, um Milo zu repräsentieren, der die Weltenschlüssel und Weltenportale erfunden hat; ein Kreuz für Tiburon, der die Mimen entwickelt hat; und ein Dreieck für Valeria, von der die Wondercapes stammen.«
Das Wort Wondercapes ließ Arthur aufhorchen, doch er fragte nicht weiter nach. Er war zu sehr mit ihrem drohenden Schicksal beschäftigt. »Wissen Sie, wo wir die drei finden können?«
Newton erstarrte, als wäre die Suche nach den Gründergeschwistern gar keine gute Idee. »Tiburon und Valeria haben jeweils ihr eigene Firmenzentrale in Wonderscape, aber die beiden Orte sind höchst geheim. Was Milo Hertz angeht: Niemand weiß, wo er ist. Er ist vor vier Jahren geflohen.«
»Geflohen?« wiederholte Cecily. »Was meinen Sie damit? Er ist abgehauen?«
Newton ging zu dem Tisch mit den Mikroskopen und öffnete eine Schublade des Wondernews-Archivs, das Arthur vorhin schon aufgefallen war. Der Wissenschaftler nahm drei gläserne Dias heraus, schaltete drei Mikroskope an und legte jeweils eins unters Objektiv. »Hier, da könnt ihr sehen, was passiert ist.«
Arthur verstand nicht, wie ein Mikroskop so etwas erklären sollte. Das letzte Mal, als er in der Schule durch eins geschaut hatte, war sein Blick auf einen zappelnden Bakterienklumpen gefallen, der ihm für immer die Lust auf probiotischen Joghurt verdorben hatte. Trotzdem folgte er Cecily und Ren zum Tisch und sah durch eins der Okulare.
Erfreulicherweise war kein sich windender Organismus zu erkennen. Es schien, als hätte Newton einen winzigen Bildschirm unter die Linse gelegt, denn Arthur betrachtete ein Video. Eine Reporterin in einem taillenlangen karierten Cape berichtete von einem Veranstaltungsort voller Menschen. »Dann ist Wondernews also ein Nachrichtensender?«, fragte Arthur.
»Nicht immer«, antwortete Newton. »Das Format ist in jedem Realm anders. Hier ist es ein Nachrichtensender, den man durch Mikroskope anschaut.«
Arthur überlegte kurz, wie die Wondernews wohl sonst noch präsentiert würden. Vielleicht las man sie ja in Cleopatras Welt als Zeitung auf einem Papyrusblatt? Das Mikroskop war irgendwie in der Lage, Ton zu übertragen. Er fing an, der Stimme der Reporterin zu lauschen.
»Diese beliebte Veranstaltung lockt jedes Jahr Hunderttausende Fans an«, verkündete sie mit ernstem Tonfall, »aber die Teilnehmer, mit denen ich gerade gesprochen habe, sind bestürzt und in Sorge. Etliche Besucher der Eröffnungszeremonie haben Filmaufnahmen des Vorfalls gemacht, die inzwischen überall die Runde machen.«
Der Bericht wechselte zu einem riesigen Saal voller Zuschauer, die ebenfalls alle taillenlange Capes trugen. Mit den Umhängen stimmte allerdings etwas nicht, denn sie änderten ständig ihr Erscheinungsbild. Auf einigen waren Muster, die aussahen wie rieselnder Sand oder windgepeitschtes Gras; andere zierten flatternde Insekten oder bewegliche Tintenflecke auf farblich wechselndem Untergrund. Arthur dachte an die Wondercapes, die Newton erwähnt hatte, und nahm an, dass dies vielleicht welche waren.
Vor der Zuschauermenge erhob sich eine riesige Bühne, die von Scheinwerfern erleuchtet wurde. Die schweren Samtvorhänge waren mit demselben EXPO-2469-LOGO bedruckt, das sich auch auf Arthurs Ticket fand.
Während die Zuschauer fröhlich applaudierten, ertönte hinter der Bühne plötzlich Getöse, und jemand rief mit verärgerter Stimme »MILO!«.
Ein muskulöser junger Mann mit hochgezogenen Schultern und zerzaustem dunklen Haarschopf schoss hinter dem Vorhang hervor und rannte quer über die Bühne. Er trug ein mit Hexagonen gemustertes Hawaiihemd, ausgebeulte Jeansshorts und Sandalen, und über dem Rücken hing ihm ein bodenlanges Cape, das aussah, als hätte man es aus grünen Eichenblättern zusammengenäht. Seine gebräunte Haut glänzte vor Schweiß, und die grauen Augen hatte er weit aufgerissen. Er hielt ein schwarzes Bündel mit zwei Kordeln daran umklammert – einen Kapuzenpulli.
Kurz danach tauchte eine Truppe T-Klasse-Mimen auf und schwirrte hinter ihm her. Jeder von ihnen trug ein merkwürdiges Schwert mit schwarzer Klinge, das zu qualmen schien.
Die Zuschauer verstummten. Dann fingen sie an zu tuscheln.
Die T-Klasse-Mimen dicht auf den Fersen, preschte der Mann durch eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite der Bühne und verschwand.
An der Stelle war das Video zu Ende. Als Arthur den Blick vom Mikroskop hob, sah Ren ihn verwirrt an. »Dieser bullige Typ, der da vor den T-Klasse-Mimen abgehauen ist, das war Milo Hertz«, zählte sie eins und eins zusammen. »Und es war das letzte Mal, dass er gesehen wurde? Ich frage mich, wieso sie hinter ihm her waren.«
»Er verschwand kurz vor der Eröffnung der Ausstellung«, sagte Newton. »Seitdem wird er offiziell gesucht; offensichtlich hat er noch ein paar Rechnungen offen.«
»Das klingt, als hätte er in Schwierigkeiten gesteckt; sein Bruder und seine Schwester machen sich bestimmt riesige Sorgen«, bemerkte Cecily.
Neugierig warf Arthur einen weiteren Blick auf das Video. Dieses Mal experimentierte er mit den beiden Drehknöpfen an dem Mikroskop. Der eine steuerte die Abspiel-, Pausen-, Vor- und Zurückspulfunktion; mit dem anderen konnte man hinein- oder herauszoomen.
Während Arthur den Clip ein zweites Mal betrachtete, suchte er nach Hinweisen, warum Milo weggelaufen war. Beim vierten Durchlauf bemerkte er etwas, das sich im Gehäuse eines Bühnenscheinwerfers spiegelte, und zoomte die Einstellung näher heran. In dem Kapuzenpulli-Bündel, das Milo trug, war eine Öffnung, die nur von oben zu sehen war. Darin erkannte Arthur ein Stückchen struppiges weißes Fell, ein spitzes Ohr und einen kleinen Streifen von einem rubinroten Halsband.
Er holte tief Luft. »Der Pulli ist Cloud! Cloud ist der Pulli!« Er schüttelte den Kopf und versuchte, seine Worte zu ordnen. »Ich meine, Cloud ist in dem Pulli, den Milo da festhält.«
Ren stellte ihr Mikroskop scharf. »Arthur hat recht – und Cloud hat den Zeitenschlüssel am Halsband hängen. Vielleicht ist ja Milo Hertz sein Erfinder?«
Cecily biss sich nachdenklich auf die Lippen. »Aber wem gehören dann die Initialen HW auf dem Zeitenschlüssel?«
Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, wusste Arthur, wo ihr Fehler lag. Er hob Cloud auf den Arm und drehte für alle sichtbar den Zeitenschlüssel um, der jetzt wieder am Halsband des Hündchens baumelte. »Ich glaube, wir haben sie kopfüber gelesen. Da steht nicht HW, da steht MH – für Milo Hertz. Cloud fing an zu zappeln, also setzte Arthur ihn wieder auf den Boden.
Auf Cecilys Stirn bildete sich eine Falte. »Aber wenn Milo Hertz der Erfinder des Zeitenschlüssels ist, dann …«
»… suchen wir nach jemandem, der seit vier Jahren vermisst wird«, beendete Ren deprimiert ihren Satz. Die drei stießen einen kollektiven Seufzer aus. »Wie sollen wir Milo Hertz ausfindig machen, wenn das noch nicht mal den Behörden gelingt?«
»Wir haben Cloud, und wir haben den Zeitenschlüssel«, antwortete Arthur hoffnungsvoll. »Vielleicht verschafft uns das einen Vorteil.«
Cecily sah Cloud nachdenklich an. »Ich frage mich, warum er jetzt alleine ist. Wenn er und Milo zusammen geflohen sind, muss etwas passiert sein, das sie getrennt hat.
»Das sollten wir rausfinden«, sagte Arthur. Er stellte sich vor, wie ein Detektiv wohl vorgehen würde, um einen Flüchtigen aufzuspüren. »Zuerst müssen wir feststellen, wovor Milo Hertz geflohen und wohin er gerannt ist. Vielleicht sollten wir nachverfolgen, was er zuletzt gemacht hat. Die EXPO 2469 fand in einem Gebäude namens Magische Kuppel in Realm 89 statt. Wir könnten dorthin reisen und nach Hinweisen suchen?«
Cecily wippte nervös mit dem Fuß. »Aber wenn wir uns noch weiter nach Wonderscape hineinwagen, müssen wir uns noch mehr Realm-Challenges stellen, und wir haben gerade erst diese Lawinen überlebt.«
»Na ja, von Bord der Principia aus kommen wir jedenfalls nicht wieder nach Hause«, stellte Ren fest. »Ich bin dafür, dass wir es mit der Magischen Kuppel versuchen. Das ist unsere einzige Spur.«
Newton, der so getan hatte, als würde er Reagenzgläser reinigen, während er ihnen zuhörte, senkte die Stimme. »Wenn ihr vorhabt, durch Wonderscape zu reisen, müsst ihr vorsichtig sein. Eure Anwesenheit hier beweist, dass Zeitreisen möglich sind. Wenn jemand herausfindet, woher ihr kommt, könnten sie euch für eine Bedrohung halten … oder für eine Gelegenheit.«
»Aber sind Sie und die anderen Helden denn nicht auch durch die Zeit gereist, um hierherzukommen?«, fragte Arthur verwirrt. »Das ist doch sicher allgemein bekannt?«
»Das darf ich dir nicht sagen«, antwortete Newton im Flüsterton. »Die Geheimnisse von Wonderscape sind – wie das Wort schon sagt – geheim. Hxperion erklärt nie irgendetwas. Der Reiz des Spiels liegt zum großen Teil in seiner Rätselhaftigkeit.« Er nahm den Stapel dunklen Stoff von der Sessellehne, den er beim Hereinkommen dort abgelegt hatte, und reichte jedem von ihnen ein Stück davon. »Die größte Chance, unentdeckt zu bleiben, habt ihr, wenn ihr euch als Wanderer verkleidet. Diese Wondercapes aus den Fundsachen werden euch helfen mitzuspielen.«
Wondercapes. Arthur hatte richtig vermutet. Als er den Stoff schüttelte, fiel ihm ein kurzes Kapuzengewand mit weiten Fledermausärmeln in den Schoß. Es wirkte ziemlich unspektakulär, doch als er die Arme hineinschob, hörte er Ren und Cecily nach Luft schnappen. Bei einem Blick nach unten stellte er fest, dass die Außenseite des Materials sich verändert hatte. Sie glich jetzt einer Meeresoberfläche – tiefblau und mit sich kräuselnden Wellen.
Cecily zog hastig ihr Wondercape an. Der schimmernde Stoff verwandelte sich in ein Feld goldgelber Sonnenblumen, die sich im Wind wiegten.
»Wie ist das?«, stammelte Ren, als sie die Außenseite ihres Wondercapes betrachtete. Darauf waren plötzlich architektonische Entwürfe zu sehen, die sich permanent veränderten. Bei jeder ihrer Bewegungen verschoben sich die weißen Linien und zeigten neue Konstruktionen.
»Wondercapes passen sich immer so an, dass sie ihren Träger repräsentieren«, erklärte Newton. »Auf dem Futter ist außerdem eine Überblickskarte von Wonderscape zu sehen. Sobald ihr eure Reise fortsetzt, werdet ihr mehr über die Gewänder lernen.«
Voller Neugier klappte Arthur die eine Hälfte seines Capes um. Auf der Innenseite zeigte der Stoff Hunderte an einem sternenklaren Himmel verstreute Planeten. Wenn er den Blick auf einen bestimmten von ihnen richtete, zoomte sich die Karte näher heran, und er konnte dessen einzigartige Oberfläche erkennen. Manche waren komplett mit Eis und Schnee bedeckt, andere besaßen Regenwaldgebiete oder Wüstenflächen. Jeder Planet war von einem weißen Schriftzug umringt, der bei einem besonders hervorstach: REALM 33 – PLANET ERDE, MILCHSTRASSE stand da in leuchtend roten Buchstaben. Diese Karte war wirklich cool, das musste Arthur zugeben. Wäre er nicht gerade in einer lebensbedrohlichen Lage gewesen, hätte er sich wahrscheinlich stundenlang damit beschäftigt.
Plötzlich knarrte die Decke, und das Schiff geriet kurz ins Schwanken. Die Kajütentür flog auf, und der Erste Offizier schwirrte herein. »Vier neue Wanderer sind an Bord eingetroffen«, verkündete er. »Sie müssen Position einnehmen.«
Newton erstarrte. »Ich muss los und ihr auch. Habt keine Angst davor, Fragen zu stellen. Sucht immer nach der Wahrheit«, sagte er. Dann nickte er entschlossen, lächelte ihnen aufmunternd zu und wandte sich zur Tür. »Willkommen an Bord, blinde Passagiere!«, hörte Arthur einen anderen T-Klasse-Mimen mit barscher Stimme rufen, als diese sich öffnete und Newton hinausging.
Der Erste Offizier sah sie mürrisch an. Seine fettige, Vokuhila-Frisur war immer noch tropfnass von der Lawine, und Arthur fragte sich nicht zum ersten Mal, wie jemand auf die Idee kommen konnte, ein Computerspiel mit einer Armada dermaßen hässlicher Roboter zu bevölkern. »Travel with wonder«, stieß der Offizier hervor, bevor er hinausschwebte und die Tür hinter sich zuknallte.
Arthur, Ren und Cecily, die nun allein waren, drehten sich zum Weltenportal um.
»Realm 89 also?«, fragte Arthur. Mit bibbernden Knien hockte er sich hin und tippte die Zahl auf der Tastatur ein. Als er den weißen Weltenschlüssel aus der Hosentasche nahm, schien das Portal ihn wie ein Magnet anzuziehen. Er brauchte den Schlüssel nur eine Handbreit von sich wegzuhalten, da sprang er ihm schon aus der Hand, rastete an der vorgesehenen Stelle ein und verschwand.
Viel schneller als vorhin verwandelte sich jetzt das schwarze Tor in einen blauen Nebelwirbel, in dessen Mitte eine Tür erschien. Sie bestand aus einem hölzernen Rahmen mit einer Art Pauspapier in der Mitte, auf das ein großes schwarzes Komma gemalt war.
»Die Tür sieht aus wie eine Shōji«, sagte Ren und ging näher heran. »Shōji sind japanisch. Meine Großeltern haben so was in ihrem Haus in Kyoto.«
Arthur war es zu peinlich zuzugeben, dass seine Kenntnisse über Japan sich auf Pokémon, seinen liebsten Import aus diesem Land, beschränkten, deshalb schwieg er.
»Zeit zum Daumendrücken«, sagte Cecily und zog mit schwingenden Wondercapeärmeln den Reißverschluss ihrer Lederjacke hoch. Dann nahm sie Clouds Leine, ging zu der Shōji und schob sie auf. Die Schiebetür gab den Blick auf einen grasbewachsenen Landstrich in der Abenddämmerung frei. Ringsherum standen Ahornbäume, deren Blätter sanft im Wind raschelten.
Als Arthur Ren und Cecily folgte, überkam ihn ein dumpfer Kopfschmerz im Nacken – ein weiterer Hirnfrost, vermutete er. Mit einem KLICK schloss sich die Shōji hinter ihm, und während das Weltenportal sich stumm in Luft auflöste, spähte Arthur in die Dunkelheit, die vor ihm lag. Zwischen den Bäumen waren Häuser zu erkennen.