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Sorg einfach dafür, dass es funktioniert«, sagte Arthur und legte Ren die Treibstoffzelle wieder in die Arme.

Cecily warf einen kurzen Blick auf das sich nähernde Ungetüm und nahm die Hände wie einen Trichter vor den Mund. »Achtung, Besatzung!«, brüllte sie. »Alle Mann an die Kanonen! Wir feuern mit diesen Dingern auf das herabstürzende Eis.« Sie deutete auf die Treibstoffzelle, die Ren gerade wegtrug. »Auf eure Posten!«

Die Besatzungsmitglieder starrten sie einen Moment ausdruckslos an, dann salutierten sie mit der rechten Hand und liefen auseinander, um den Befehl auszuführen.

Arthur war baff. »Woher wusstest du, dass sie auf dich hören würden?«, rief er.

»Wusste ich nicht!«, rief sie zurück. »Ich hab’s einfach drauf ankommen lassen. Pass auf!«

Die Lawine hatte sie erreicht. Schnee und Eis prasselten von allen Seiten auf Arthur ein und nahmen ihm die Sicht. Um sie herum schallten die Stimmen der Besatzung, die sich in dem eisigen Wirbel etwas zubrüllte.

Durch den Dunst sah Arthur, wie Cecily sich Cloud schnappte und mit ihm wieder zwischen den Taurollen in Deckung ging, wo sie kurz vorher schon Schutz gesucht hatten.

»Hier herüber!«, rief der Erste Offizier unwirsch.

Arthur duckte sich, um einem Eisbrocken auszuweichen, und schlitterte über das schneenasse Deck hinter das Fass, wo der Roboter sich verbarg. Während er dort neben dem Ersten Offizier hockte, hatte Arthur freie Sicht auf den Schiffsrumpf. Immer wieder tauchten die Köpfe der Besatzungsmitglieder in den Kanonenluken auf, wo sie die Geschütze luden und schussbereit machten. Nach Cecilys Vorbild legte er die Hände um den Mund und rief, so laut er konnte: »Zielt auf die größeren Brocken!«

Eine Treibstoffzelle kam im 45-Grad-Winkel aus dem Rumpf geschossen und sirrte wie eine Rakete durch die Luft. Arthur beobachtete, wie sie mit einer herabfallenden Eisplatte kollidierte. Es gab eine Explosion, und durch die ausgelöste Druckwelle geriet das Schiff kurz in Schlagseite.

Arthur versuchte, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. »Zielt höher! Schießt! Feuer frei!«, rief er.

Ununterbrochen starteten Treibstoffzellen in die Luft und sausten durch den herabstürzenden Schnee. Arthur rief den Robotern Richtungsbefehle zu, aber die gefährlichen Eisblöcke waren schwer zu erkennen, bevor sie ganz nah waren. Auf der anderen Seite des Schiffes hörte er Cecily ähnliche Anweisungen brüllen.

Sobald ihre Geschosse ein Ziel trafen, prasselte heftiger Regen aufs Deck. Irgendwann ließ das Kanonenfeuer nach, und um die Principia waberten dichte Rauchschwaden. Arthurs Herz hämmerte so laut, dass er beinah Cecilys Schritte nicht gehört hätte, als sie durch den Dunst auf ihn zugerannt kam. »Arthur, sieh nur!«

Er sprang auf. Der Fjord war breiter geworden, und die Principia glitt in ruhigeres Fahrwasser.

Ren kam vom Unterdeck heraufgerannt und streckte die Faust in die Luft. »Wir haben es geschafft!«

Obwohl Arthur nass bis auf die Haut war, musste er grinsen, als sie wieder zusammenkamen. Cloud sah aus wie ein nasses Geschirrtuch, aber er wedelte auf Cecilys Arm freudig mit dem Schwanz und sah sie hoffnungsvoll an – wie ein stolzes Maskottchen. Das Spiel musste vorbei sein. Sie hatten gewonnen! Hoffentlich konnten sie jetzt nach Peacepoint zurückkehren und es noch zur Schule schaffen, bevor ihre Eltern anfingen, sich ernsthaft Sorgen zu machen.

»Äh-hem.« Der Erste Offizier räusperte sich. »Seid ihr bereit für den Rapport?« Der Rest der Mannschaft reihte sich auf beiden Seiten des Schiffes auf, wie beim Antritt zum Appell.

»Schieß los«, antwortete Ren und zwinkerte Arthur und Cecily zu.

»Der Treibstoff ist aufgebraucht, und wir treiben ziellos im Wasser«, berichtete der Erste Offizier steif. »Aber das Schiff hat das Lawinengebiet sicher passiert, und das heißt, ihr habt eure Challenge erfolgreich beendet.«

Arthur war erleichtert, das Wort Challenge zu hören. Es schien ihre Vermutung zu bestätigen, dass sie sich in einem Spiel befanden. Kaum hatte der Erste Offizier seinen Satz beendet, tauchte plötzlich eine transparente Kugel von der Größe eines Fußballs auf und schwebte vor Arthur in der Luft. Sie bestand aus demselben roten Gas wie die letzte Nachricht von Hxperion. »Nicht schon wieder dieses Zeug«, sagte Cecily. »Was ist es denn diesmal?«

Arthur griff danach. Als seine Finger die Kugel berührten, löste sie sich auf, und ein kleines sechseckiges Prisma fiel ihm in die Hand. Es sah genauso aus wie das, das an Clouds Halsband hing, nur dass es aus weißem Quarz bestand statt aus Obsidian und dass keine Initialen eingraviert waren. Bevor er es näher untersuchen konnte, stieß Ren ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. »Guck mal – da passiert was!«

Ein Sonnenstrahl fiel auf das Deck. Wie ein Scheinwerfer bewegte er sich auf das Heck des Schiffes zu, wo plötzlich ein Mann von mittelgroßer Statur mit ungekämmten grauen Haaren und schmalem, länglichem Gesicht Gestalt annahm.

Arthur starrte ihn an. Es war der Mann von dem Porträt: Captain W. Saint-Ocean.

Der Kapitän wischte sich ein paar Wassertropfen von seiner ansonsten makellos sauberen marineblauen Jacke, zu der er ein weißes Rüschenhemd trug, eine kurze wollene Hose, lange weiße Strümpfe und schwarze Schnallenschuhe. »Gratulation, Wanderer«, sagte er feierlich. »Ihr habt die Reise des Kapitäns erfolgreich beendet.«

Als er auf sie zukam, fiel Arthur ein, wo er das Gesicht des Kapitäns schon einmal gesehen hatte: in seinem Physikbuch.

»Merkwürdig«, flüsterte er Ren und Cecily zu. »Der Kapitän sieht genauso aus wie ein berühmter Wissenschaftler, über den wir in der Schule gesprochen haben.«

»Wirklich?«, flüsterte Cecily. »Wer denn?«

Arthur wollte gerade antworten, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »W. Saint-Ocean …«, murmelte er und stellte sich noch einmal den Namen vor, der unter dem Porträt des Kapitäns gestanden hatte. »Das ist ein Anagramm! Man kann die Buchstaben so vertauschen, dass sie den Namen des Wissenschaftlers bilden: Professor Isaac Newton.«

Der Kapitän hob den Kopf. »Ja?«, und blieb direkt vor ihnen stehen. »Ich bin Professor Isaac Newton. Und wer seid ihr?«

Arthur fragte sich, ob der Mann einen Scherz machte oder ob er wirklich glaubte, was er da sagte. »Ich bin Arthur, und das sind Ren und Cecily«, stellte er sie verunsichert vor. »Und Sie sind natürlich nicht der Isaac Newton«, fügte er, um sicherzugehen, noch hinzu. »Denn der ist schon seit Hunderten von Jahren tot.«

»Ach,« antwortete der Kapitän mit einem gequälten Lächeln. »Eigentlich stimmt das nicht so ganz.«

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