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WER IST ARM?

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In Deutschland gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) zur Verfügung hat. Für eine allein lebende Person be-deutete das im Jahr 2019 ein Leben mit weniger als 1.074 Euro im Monat.32 Armut und Arbeitslosigkeit gehen sehr oft Hand in Hand: 2019 lag die Armutsgefährdungsquote bei Arbeitslosen bei fast 57,9 Prozent – wohingegen sie bei Erwerbstätigen bei ungefähr acht Prozent lag.33 Unterschieden von armen werden außerdem materiell deprivierte Menschen. Materiell depriviert bedeutet, sich grundlegende Güter und Aktivitäten des alltäglichen Lebens nicht leisten zu können, zum Beispiel eine Waschmaschine, angemessenes Heizen oder ein Mal im Jahr eine Woche Urlaub außerhalb der eigenen Wohnung. Oft gehen Armut, Arbeitslosigkeit und materielle Deprivation miteinander einher: 23,5 Prozent der Arbeitslosen beschreiben sich selbst als materiell depriviert, während das nur auf 1,8 Prozent der Erwerbstätigen zutrifft (2018).34 Von Armut oder sozialer Ausgrenzung waren im Jahr 2018 rund 19 Prozent der Bevölkerung in Deutschland betroffen.35


In unserer Gesellschaft wird Armen die Möglichkeit genommen, sich über den Konsum von Dingen und Dienstleistungen eine Identität zu erwerben. Wie wir uns kleiden, was, wie viel und wann wir essen, in welchen Wohnungen wir mit welchen Gegenständen leben – all das sind Konsumentscheidungen, die wesentlich dazu beitragen, unsere Identität in Kommunikation mit der Außenwelt (mein Auto, meine Wohnung, meine vegane Sushi-Bowl) zusammenzupuzzeln und sich ihrer immer wieder neu zu vergewissern. Arme Menschen haben diese Möglichkeiten nicht oder nur sehr eingeschränkt: Sie definieren und identifizieren sich weniger selbst – sie werden vor allem definiert. Von dem, an dem sie überall nicht teilhaben können, und von denen, die genau darüber (moralische) Werturteile fällen.36


Dabei lebt keine andere Menschengruppe so nachhaltig wie Arme. Aus dem schlichten Grund, dass sie aufgrund mangelnder finanzieller Mittel wenig (neu) konsumieren können. Hingegen steigen mit dem Einkommen auch die Ausgabenanteile – nicht für die Bedürfnisse wie Ernährung oder Kleidung. Sondern für Bereiche wie Wohnen oder Verkehr: Für Letzteren wenden Haushalte der höchsten Einkommensklasse (ab 5.000 Euro Nettoeinkommen pro Monat) durchschnittlich mehr als achtmal so viel Geld auf als Haushalte mit niedrigerem Einkommen (1.500 Euro Nettoeinkommen pro Monat).37

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