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Das Flüstern des Meeres Astrid Behrendt

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Astrid Behrendt

Astrid Behrendt muss ich euch eigentlich nicht vorstellen. Sie ist Kopf, Herz und Hand des Drachenmond Verlags. Vor fast fünfund­zwanzig Jahren hat sie den Verlag gegründet, und seitdem nicht nur an ihren Hoffnungen und Träumen festgehalten, sondern auch tatkräftig dabei geholfen, die zahlreicher anderer Menschen zu erfüllen.

Sie backt die besten Drachenkekse der Welt, ist Mutmacherin und Buchmensch durch und durch. Um diese Geschichte rechtzeitig beenden zu können, hat sie beschlossen, sehr früh aufzustehen. Der Wecker klingelte deutlich vor fünf Uhr, und das jeden Tag.

Inspiriert wurde sie zu ihrer Geschichte übrigens von Die kleine Meerjungfrau. Stark im Gedächtnis verhaftet ist ihr die tschechische Verfilmung, die sie – ebenso wie Drei Haselnüsse für Aschenbrödel – wieder und wieder angesehen hat. »Schon als kleines Kind hat mich die Sehnsucht der Meerjungfrau tief berührt«, gesteht sie.

Astrid begeistert. In vielerlei Hinsicht, aber eben auch mit ihren Geschichten. Ich bin schon gespannt auf den Roman, an dem sie gerade arbeitet.

www.drachenmond.de


Das Flüstern des Meeres

Erzähle mir eine Geschichte, Schwester. Eine Geschichte, wie ich meinen Prinzen treffen werde …

Wenn das Mondlicht die Schaumkämme der Wellen liebkost und das Murmeln des Meeres nachtträge geworden ist, kann ich deine Stimme hören. Die bittenden Worte, die du unzählige Male gewispert hast, wenn der Schmerz deine Augen verdunkelte. Ich sehe meine Hand, wie sie über deine Stirn gleitet, spüre den zarten Körper, der sich Hilfe suchend an den meinen schmiegt, während die Krämpfe ihn schütteln. Und ich höre mir dabei zu, wie ich deinen Wunsch erfülle.

»Wie werde ich meinen Prinzen erkennen?«, flüsterst du jedes Mal.

Dies ist die eine Frage, auf die alles hinausläuft. Die Frage, die dein Halt geworden ist, wenn das Fieber deine Augen trübt. Lippen bewegen sich stumm mit meinen, während ich die magischen Worte ausspreche. Das Versprechen auf das gute Ende.

»Es wird sein, als würden alle Sterne der Nacht auf einmal aufleuchten. Das Meer verstummt, die Zeit bleibt stehen. Seine Augen werden heller strahlen als die Sonne. Und dein Herz wird wissen: Er ist es!«

Dann schläfst du ein. Die Hoffnung im Herzen, dass dein Körper dich nicht im Stich lässt, bis das Versprechen eingelöst werden kann. Und ich halte dich, bis die ersten Strahlen der Morgensonne den Horizont küssen, flehe um noch mehr Zeit mit dir – und um den Prinzen, um dir das Glück zu schenken, das du so ersehnst …


»Würdest du es bitte unterlassen, schlafende Kraken um ebenfalls schlafende Familienangehörige zu knoten?« Die Stimme meines Vaters klingt streng, während er mich zurechtweist, doch mehr amüsiert als verärgert. Meine kleine Schwester kichert und blickt mit leuchtenden Augen zu mir auf. Alles, was sie zum Lachen bringt, ist einen Tadel wert.

»Eure Cousine wird schon bald wieder abreisen, solange wünsche ich, dass sie unbehelligt bleibt.« Ein letzter mahnender Blick und der Griff um meine Flosse lockert sich.

Blitzschnell schnappe ich die Hand meiner Schwester und wir schwimmen aus der riesigen Meereshöhle hinaus, die mein Vater fast nie verlässt.

»Hast du die Abdrücke der Saugnäpfe auf Tirlaras eingebildetem Gesicht gesehen, als sie den Kraken endlich losgeworden ist?«

Es ist so eine Wonne, das Kichern meine Schwester zu hören, das in unzähligen kleinen Luftblasen aufsteigt und uns umtanzt. Ich wusste, dass ihr der Streich gefallen würde. Es macht nichts, wenn wir Besuch vergraulen, denn es hat sich schon längst der nächste angekündigt. Mein Vater hat es sich zur Aufgabe gemacht, seine traumverliebten Töchter schnellstmöglich und politisch geschickt zu verbinden. Doch wir wissen es nicht zu schätzen, dass uns die hoffnungsvollen Söhne der benachbarten Meeresdynastien ihre Aufwartung machen. »Spürst du was?«, frage ich meine Schwester jedes Mal neugierig, wenn ihr wieder ein Prinz hoffnungsvoll tief in die Augen geblickt hat.

»Den dringenden Wunsch davonzuschwimmen!«, lautet stets die Antwort in diesem Ritual, das wir uns in den durchbangten Nächten ausgedacht haben. Und dann entfernen wir uns so schnell es die Etikette erlaubt, überlassen es den älteren Schwestern, neue Allianzen zu sichern und Verantwortung für unser Reich auf sich zu nehmen.

Meine Verantwortung ist meine kleine Schwester. Niemand hatte mich darum gebeten, aber ich spüre in meinem Herzen, seit meine Mutter sie mir in die Arme gelegt hatte, dass nur ich sie verstehe und nur ich sie würde beschützen können. »Pass gut auf sie auf«, hatte meine Mutter gesagt, mir die Stirn geküsst und war, ohne sich umzusehen, aus unserem Leben geschwommen. Ich wusste, dass sie dabei weinte, denn ihre Tränen vermischten sich mit den meinen im Ozean, der uns alle in sich trug, aber nicht vor dem bewahren konnte, was unser Schicksal für uns vorgesehen hatte.

Nichts geht verloren, was einmal vom Wasser des Meeres umspült wurde. Gefühle, Erinnerungen, Leben. Das Meer nimmt uns in sich auf und erinnert jede einzelne Geschichte. Ich sehe das Gesicht meines Vaters vor mir, der sich bekümmert abwendet, wenn sein Blick auf mich fällt. Er liebt mich, verzeiht mir viel von meinem Ungehorsam, weil ich mich um seine jüngste Tochter kümmere, die ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten scheint. Und ihn jeden Tag daran erinnert, dass er das Wichtigste in seinem Leben verlor.

Bleibt auf dem Meeresgrund. Eine so einfache und doch so unerfüllbare Forderung. Wie kann man sich einer ganzen Welt verschließen, die man einmal gesehen hat? Die Welt der Menschen ist fremd und seltsam. Und gefährlich. Sie haben keine Flossen und ihre Herzen sind wankelmütig. Wenn sie sagen »Ich liebe dich«, können sie sich einen Wimpernschlag später schon wieder umentschieden haben.

Als gäbe es eine Wahl.

»Das wird mir nie passieren«, flüstere ich jede Nacht, bevor die Wellen mich in den Schlaf wiegen. Versprechen und Drohung zugleich. Mein Platz ist hier bei meiner Schwester, deren Augen hell wie der Mond strahlen und in denen alle Sehnsüchte der Welt liegen. Eingeschlossen in einen schwachen Körper, der nur durch trotzige Träume weiterlebt.

»Wie werde ich meinen Prinzen erkennen?«, flüsterst du leise, bevor der Schlaf uns entführt.


»Du weißt, dass es gefährlich ist, an die Oberfläche zu schwimmen«, höre ich im Geist jedes Mal die mahnenden Worte, wenn wir es dennoch tun. Unwiderstehlich angelockt vom leuchtenden Schein des Mondes, der mit den Gezeiten ebenso spielt wie mit unseren Herzen. Der das Blut in unseren Körpern so hin- und herspült, wie Ebbe und Flut über die Strände fließen.

»Heute wird der richtige Prinz für dich dabei sein, Isidira, ich spüre es!«

Die Worte meines Vaters murmeln durch die Wogen, die uns an die Oberfläche tragen. Vielleicht hat er recht. Aber auch er ist nur ein Spielball des Schicksals.

»Heute treffen die Söhne des Abendreiches ein«, erinnere ich dich, während wir Seite an Seite dem Licht entgegenschwimmen. Du hast keinen Blick für mich, keinen Gedanken an die Prinzen auf dem Meeresgrund. Du bist gefangen in deinem Wunsch, endlich ihn zu finden. Dann brechen unsere Köpfe durch die Wellen und wir sehen das Schiff, das sich im Sturm wiegt und ächzt. Du liebst den Sturm, der so toben und wüten kann wie dein eigenes wildes Herz.

Wir hören die panischen Schreie der Matrosen, als der Mast splitternd zerbricht. Sehen zu, wie das hölzerne Ungetüm in den Fluten versinkt und die Menschen mit sich reißt, nur weil sie unnütze Beine statt Flossen haben. Schwächliche Gliedmaßen, die sie nicht im Wasser tragen.

Ihre Schreie tränken das Meer und ich halte mir die Ohren zu, um das Leid auszublenden. Irgendwann verstummen sie und verabschieden ihre Seelen in die Unendlichkeit.

»Lass uns näher schwimmen«, verlangst du und ziehst an meiner Hand. Und auch wenn ich weiß, dass es das Letzte ist, was wir tun sollten, folge ich dir.

Zerborstene Schiffsplanken haben sich in dem tückischen Riff verkeilt, als würden sie die Korallen in einem hilflosen Anflug von Rachsucht bestrafen wollen. Manchmal finden wir Kisten voller Geschmeide und funkelnden Tand. Bestaunen die seltsamen Dinge, deren Sinn sich uns nicht erschließt. Ich bemühe mich, stets Abstand zu halten zu den verlorenen Seelen, und meist gelingt es mir. Doch in dieser Nacht …

Sein Haar ist dunkel und bedeckt sein Gesicht, das die typische sonnengeküsste Farbe der Menschen hat. Ich streiche es beiseite und es fühlt sich rau und dennoch fein unter meinen Fingern an, als ich es berühre. Welche Farbe wohl seine Augen haben? Sein Kinn deutet Entschlossenheit an. Seine Wange zeigt einen frischen Schnitt, die Haut feine Linien, die sicher tanzten, wenn er lachte. Bedauern erfüllt mich.

Da höre ich Isidiras Stimme, die mich zu sich ruft. Doch als ich mich gerade lösen will, spüre ich eine Berührung, einen Griff um mein Handgelenk. Erschrocken keuche ich auf und unsere Blicke verfangen sich.

Es wird sein, als würden alle Sterne der Nacht auf einmal aufleuchten.

»Lass mich los«, flüstere ich lautlos und versuche, meine Hand aus der seinen zu lösen.

Seine Augen werden heller strahlen als die Sonne.

Doch der Griff ist zu stark. Als würde er sich mit aller noch verbliebenen Kraft an das Leben klammern. Hoffen, dass ich ihn retten kann. Wie falsch er doch liegt.

Das Meer verstummt, die Zeit bleibt stehen.

Sein Mund sagt kein Wort und doch prasseln die Fragen auf mich ein.

Und dein Herz wird wissen: Er ist es!

Mit einem Flossenschlag löse ich den Bann und tauche ab. Die kalten Wogen löschen die Hitze, die mein Herz in Brand gesetzt hat, und ich flüchte vor dem Gefühl, in mir selbst zu ertrinken.

Immer weiter schwimme ich, nur weg von diesen Augen, die bis auf den Grund meiner Seele geblickt haben. Fort, nur fort.

Doch dann trifft mich der Gedanke wie ein Schlag: Isidira!

Ich halte inne und blicke umher, doch sie ist nirgends zu sehen. Schnell drehe ich um und schwimme erneut nach oben. Als ich durch die Wasseroberfläche stoße, sehe ich, wie meine Schwester den Fremden in ihren Schoß gezogen hat. Wie sie mit ihrer Hand seine Stirn streichelt.

Doch sein Blick ist abgewandt, suchend – bis er den meinen findet. Und ihn festhält.

»Isidira!«, sende ich panisch den stummen Ruf nach meiner Schwester aus, die viel zu lange braucht, um aufzusehen. »Wir müssen zurück!« Zögernd lässt sie von ihm ab, küsst seine Stirn, und nach einer gefühlten Ewigkeit ist sie endlich wieder an meiner Seite und wir tauchen hinab in die Sicherheit der Tiefe.

»Er ist es«, höre ich dich beschwörend murmeln. »Ich bin mir sicher!«

»Wie kannst du dir sicher sein?«, schnaube ich.

»Ich weiß es einfach«, beharrst du.

»Mir ist nicht aufgefallen, dass das Meer verstummt wäre«, versuche ich dir die Hoffnung zu nehmen.

»Er war verwirrt, er hätte mir sicher in die Augen gesehen, wärest du nicht dazugekommen«, antwortest du ungewohnt heftig.

»Du hättest alles vergessen und wärest nie mehr zu mir zurückgekommen!«

»Na und? Das ist es wert.«

»Es ist ein Mensch!« setze ich gekränkt den finalen Stich.

»Er ist es«, höre ich dich beschwörend murmeln. »Ich bin mir sicher!«

Doch es klingt, als müsstest du dich selbst davon überzeugen, während ich … eine seltsame Leere spüre, die sich in mir ausbreitet, seit er mich mit seinen dunklen Augen angesehen hat.

Als wir auf dem Meeresgrund ankommen, schwimmst du, ohne mich eines Blickes zu würdigen, davon.

Es war das einzig Richtige, beschwöre ich mich selbst.

Warum fühlt es sich dann an, als würde mein Herz in Stücke gerissen werden?


Nichts erfreut mich an diesem Tag. Weder das Spiel der Strömungen, die wunderschöne Muster in den Sandboden malen, noch das Spiel mit den Fischen, die mich umschweben und auf Streicheleinheiten hoffen. Meine Gedanken sind an der Wasseroberfläche gefangen und ich denke mit jedem vergehenden Moment intensiver darüber nach, zurückzuschwimmen.

Nur ein einziger Blick, lockt die Stimme in mir.


Als die Sonne untergeht, kann ich mich nicht mehr bezwingen, und rascher als je zuvor tauche ich hinauf – und entdecke dich, wie du auf unserem Felsen sitzt und wartest. Dein verträumter Blick schmerzt mich. Schon möchte ich zu dir schwimmen, doch da sehe ich ein Pferd an den Strand galoppieren, angetrieben von seinem ungeduldigen Reiter. Er rast heran – um dann abrupt die Zügel zurückzureißen. Er sieht das Wesen, das im Mondlicht badet, und ich sehe, was der Anblick in ihm auslöst. Man sagt uns nach, wir wären wunderschön und das Licht des Mondes würde uns unwiderstehlich machen. Langsam steigt der Reiter ab und kommt auf dich zu.

So ist es richtig, rede ich mir zu, während mein Herz »Bleib stehen« rufen möchte.

Ein Windhauch entblößt die nackte Brust unter deinen langen Haaren und ich sehe, wie sein Blick über dich gleitet, um doch sogleich – als würde er einen Traum abschütteln – aufs Meer hinauszuwandern.

Und den meinen wiederfindet.

Von der Intensität dieser Verbindung erschrocken, tauche ich ab und fliehe erneut in die sicheren Tiefen des Meeresschoßes hinab. Meine Gedanken verwirrt und verknäult wie verkrustetes Seegras.

All die Nächte habe ich ihn herbeigerufen. Für sie! Er gehört ihr!, versuche ich mich zu überzeugen.

Auch wenn ich weiß, dass dem nicht so ist.

Nach einer durchwachten Nacht findest du – meine über alles geliebte Schwester – dich endlich wieder bei uns ein. Mit glänzenden Augen und einer zarten Färbung auf der Haut, die selbst unserem Vater nicht verborgen bleibt. Doch nicht der Kandidat der heutigen Brautschau erfreut dich. Ich weiß es besser.

Und dieses Wissen fühlt sich an, als würden scharfkantige Muschelschalen in meiner Haut stecken.

Als du nicht erscheinst, obwohl der Besuch seine Aufwartung macht, tobt Vater. Und auch wenn er es sich nicht eingestehen möchte – er hat dies schon einmal erlebt. Den fieberhaften Ausdruck, das sanfte Strahlen, das einem inneren Leuchten gleich von dir ausgeht – all das ist nicht unbekannt, denn es verfolgt ihn jede Nacht in seinen Träumen.

Tu etwas!, fleht er mich wortlos an, nachdem er den Besuch auf den nächsten Tag vertröstet hat.

Doch alles Zureden ist sinnlos. Und das weiß er genauso wie ich.

»Er ist es«, flüsterst du plötzlich neben mir, und das Leuchten, das inzwischen deinen ganzen Körper zum Strahlen bringt, lässt mich verstummen.

»Du hast es mir so oft versprochen, Schwester. Freust du dich nicht mit mir? Er ist es! Seinetwegen lebe ich noch!«

Er, der Retter, der dich in endlosen Nächten am Leben erhalten hat, wenn die einzige Heilung die Hoffnung war.

Und ich nicke. Er gehört wirklich dir, denn du hast ihn mit aller Kraft deines Herzens herbeigesehnt.


In dieser Nacht folge ich dir an die Wasseroberfläche. Du bist schon dort und wartest. Doch auch er findet sich schnell ein. Gemeinsam sitzt ihr auf dem Felsen, blickt euch ohne Worte an.

Ich sollte glücklich sein, doch ich kann es nicht.

Bis sein Blick suchend über das Meer streift. Und ich den Funken in seinen Augen schlagen sehe.

Ich fange ihn auf.

Und schüttle den Kopf, bevor ich abtauche.


Die Nacht fließt so träge dahin wie ein versickernder Strom. Ich höre ihn nach mir rufen. Und egal wie sehr ich mein Herz verschließe – seine Stimme verfolgt mich. Sie übertönt dein schwesterliches Geplapper nach deiner Rückkehr, als du mich kichernd in eine Felsenspalte ziehst, um mich an deinem Glück teilhaben zu lassen. »Wir werden fortgehen«, vertraust du mir an. »Sein Schiff muss auslaufen und ich werde ihn begleiten. Er weiß noch nichts davon, aber ich bin mir sicher, dass er sich wünscht, dass ich mit ihm gehe.«

Mein Blick rutscht zu ihrem Fischschwanz und sie lächelt verschwörerisch. »Heute Nacht werde ich meine Schuppen verlieren. Ich bin hier, um dir Lebewohl zu sagen.«

Entsetzen greift nach meinem Herz. »Du glaubst den Geschichten über die Meerhexe? Du weißt doch, was Vater gesagt hat!«

Ich werde jede Hexe vom Grund des Meeres verbannen und töten!

»Ich weiß, was Mutter gesagt hat!«, beharrst du und wischst meinen Einwand fort.

Einfach so, als wäre es nichts, dein Leben zu opfern.

»Wie kannst du das noch wissen? Du warst so klein damals, als sie …« Fortging, hallt es in meinen Gedanken nach.

»Ich verstehe sie jetzt«, versicherst du. Und wir beide wissen, dass nur der Gedanke an ihn dich so lange hat leben lassen. Hilflos blicke ich dir hinterher, als du trunken vor Glück davonschwimmst. Ich sollte dich aufhalten, doch ich kann mich nicht bewegen.

Aus den Tiefen der Erinnerung taucht das Gesicht meiner Mutter auf.

»Geh nicht!«, habe ich sie angefleht. Doch sie hat nur traurig gelächelt und mich an ihr Herz gedrückt.

»Nicht jedes Märchen hat ein glückliches Ende und nicht jedes glückliche Ende braucht ein Märchen. Dein Vater hat mir wundervolle Töchter geschenkt. Doch Liebe konnte er nicht geben. Ich hoffe, dass du mir eines Tages verzeihen kannst.«

Ich wusste nicht, was sie meinte, bis mein Rufen in der Nacht unbeantwortet blieb, mein Vater sich immer mehr verschloss und ich zur Mutter für meine kleine Schwester geworden war.

Und mir schwor, dass ich von diesem Fluch verschont bleiben würde.

Man hatte von ihnen munkeln hören – den uralten Seelen, die in Felsspalten hausten und alle Geheimnisse des Meeres kannten. Meerwesen, deren Gesichter so alt waren, dass sich Muscheln auf ihrer Haut festgesetzt hatten.

Er jagte sie alle. Das Meer färbte sich bei Sonnenuntergang blutrot, wenn das Leben wieder aus einer Meerhexe geflossen war. Es gab Gerüchte, dass ein paar wenige entkommen und in die Flussmündungen geflohen waren. Sicher vor dem Zorn des Meereskönigs, der vor Trauer über den Verlust seiner Frau wahnsinnig geworden war.

Welche hat meiner Schwester Beine versprochen? Ein solcher Zauber ist schon für einen starken Körper mit unsagbaren Schmerzen verbunden. Wie soll ihn meine Schwester überleben?

Ich muss mit ihm reden. Er muss sie gehen lassen. Selbst fortgehen. Sie bei mir lassen. Er muss …

Ich schwimme mit klopfendem Herz der Abendsonne entgegen, deren Strahlen einem Wegweiser gleich durchs Wasser leuchten. Die Wellen tragen mich zum Felsen, flüstern mir zu, mich zu beeilen. Doch niemand wartet dort auf mich. Niemand, bis auf ein Stück Papier, das mit einem leuchtend roten Siegel versehen ist und mit einem Stein beschwert dem Wind trotzt.

Ich weiß, dass der Brief für mich geschrieben wurde. Doch selbst wenn ich ihn lesen könnte, würde ich es nicht tun. Ich möchte nicht wissen, was er zu erklären versucht, was er … möglicherweise verspricht.

Mein klopfendes Herz ist ein Verräter in meiner eigenen Brust, denn es gaukelt mir Bilder vor, in denen es mein Körper ist, den er berühren möchte.

»Sie hat dich verdient«, flüstere ich. »Ich habe dich nur beschworen, doch sie hat an dich geglaubt. Und nur deshalb überlebt.«

Ich greife nach dem Papier und werfe den Brief ungeöffnet ins Meer. Er tanzt eine Weile auf den Wellen, als würde er mir eine letzte Gelegenheit geben wollen, doch noch mein Schicksal zu ändern.

Ich schwimme davon, während mein Herz zerbricht.

Doch das Meer bewahrt alle Geheimnisse – und nimmt auch die Worte in sich auf, die aus der Tinte in die salzige See fließen.


Ich weiß, was ich tun muss. Ich werde dich aufhalten. Du wird ihn vergessen und wir werden wieder glücklich zusammen durch die Wellen toben. Muschelmuster legen und …

Sie wird ihn nie vergessen.

Sie braucht ihn nicht. Sie hat mich!

Ich muss dich abhalten. Dein Körper wird den Zauber nicht verkraften. Ich muss dich beschützen!

Lass sie gehen, flüstert das Meer mir zu.

Damit noch eine Statue auf dem Meeresgrund steht? Neben dir? Die Reihe der gebrochenen Herzen? Er hat dir alles versprochen, und dann ist er gegangen!

Er ist gestorben. Menschen leben nicht so lange wie wir.

Aber er hat dich verlassen! Und dein Herz ist mit ihm gestorben!

Ich war glücklich mit ihm.

Aber nur für so kurze Zeit! War es das wirklich wert? Uns zu verlassen und dann selbst zu sterben, weil dein Herz menschlich geworden war?

Ja, das war es. Ich würde es wieder tun.


Mit zornigen Flossenschlägen jage ich durch die Wellen. Ich werde dich nicht auch noch verlieren. Schon gar nicht an jemanden, der … was? Dich nicht wirklich liebt?

Du bist die, nach der er sich verzehrt.

Ich hasse das Murmeln des Meeres, das sich in jeden meiner Gedanken frisst.

Lüge, nichts als Lüge.

Du weißt, dass es wahr ist.

Es darf nicht sein.

Das macht es nicht weniger wahr.

Es darf nicht sein!

Du hast es dir ebenfalls gewünscht.

Doch nicht um diesen Preis.

Mit einer letzten Anstrengung durchbreche ich die Oberfläche und erkenne, dass ich zu spät bin.

Ein prachtvolles Schiff segelt über die Wellenkämme und ich weiß, dass du an Bord bist. Kann deine Hoffnung spüren. Du hast so lange gewartet. Ich fühle deinen Schmerz in den neu geschaffenen Beinen. Die Unsicherheit, sich auf festem Boden zu bewegen.

Du wolltest ihn überraschen. Doch er erstarrt, als er dich in seiner Kajüte vorfindet, und ich spüre dein Taumeln, als du den Halt unter den Füßen verlierst.

»Du bist die Falsche!«

Erkenntnis rauscht durch deine Sinne, ich kann mit deinen Augen sehen, mit deinem Herz fühlen.

»Du kannst mich lieben lernen«, beharrst du und blickst zu ihm auf. »Sieh, was ich für dich aufgegeben habe.«

»Ich will dein Opfer nicht. Es ehrt mich, aber es sind nicht deine Augen, die mich jede Nacht im Schlaf anblicken. Es tut mir leid!«

Ein Stechen lässt dich aufkeuchen. Du kämpfst dich auf die Beine, doch das Atmen fällt dir schwer in deinem neuen Körper, die Brust zieht sich schmerzhaft zusammen. Da beginnt der Boden erneut unter dir zu schwanken. Dieses Mal jedoch, weil die Wellen sich erheben.

»Wo ist sie?!«, dröhnt der Ruf meines Vaters durch die Wogen.

»Wer hat sie mir gestohlen?«, heult der aufkommende Sturm, der das Schiff wie ein Stück Treibholz hin und her wirft.

»Was hast du getan?«, ruft der Mann, den ich jede Nacht in meinen Träumen sehe und den ich jeden Morgen zu vergessen versuche.

Sie taumelt auf ihn zu und ihr Herz gerät ins Stolpern, noch bevor sie in seine Arme sinkt.

Auch das meine krampft sich zusammen. Wissend, dass der Preis, den sie für diesen Augenblick zu zahlen bereit war, höher ist, als ihr Körper verkraften kann.

»Ich bitte nur um einen Kuss«, höre ich sie flüstern, während er sie in seinen Armen wiegt. Die Rufe der Matrosen schallen durch die Nacht und werden ihnen von den Windböen aus dem Mund gerissen. Wellenkämme brechen mit solcher Wucht auf dem Deck, dass ihr Klatschen ohrenbetäubend ist und die Planken erzittern lässt. Ich rieche Angst und Verzweiflung durch die Wellen triefen.

Und doch scheint inmitten dieses Chaos die Welt stillzustehen, als er seine Lippen auf deine legt und dich küsst. So zart, als würdet ihr am Ufer des Meeres liegen, beschützt von der Nacht – und wäret nicht dem Untergang geweiht. Ich spüre seine Berührung auf deinen Mund. Und weiß, dass ich diejenige bin, der sie gilt. Gefangen von diesem Gefühl, erlahmt mein Widerstand, lasse ich mich von den Wellen umherwirbeln, zu gebannt von diesem Moment, der auch mein Untergang sein wird.

»Gib sie mir zurück«, dröhnt Verzweiflung durch das Tosen des Sturms, während meine geliebte Schwester einen letzten Atemzug durch ihre zu schwache Lunge presst.

»Bring mich nach Hause und suche sie«, höre ich dich in sein Ohr flüstern, obwohl ich viel zu weit weg bin.

Als du ins Wasser eintauchst, erfüllt mich Leere, denn die Seele, die ich so lange behütet habe, benötigt keinen Schutz mehr. Und dann tanzt Meerschaum auf den Wellen, die das Schiff bedrängen.

Du bist fort.

Ein letztes Aufheulen und die wütende Raserei der Winde erlahmt.

Er steht am Bug; und auch wenn ich weiß, dass seine Augen nur die Weite des Meeres sehen, blickt er direkt in mein Herz.

Ich werde dich finden, echot seine Stimme in mir. In meinem dummen, verräterischen Herz, das nie darum gebeten hat, so zu empfinden.

Ich tauche unter und fliehe.


Das Leben im Meer ist unerträglich geworden. Mein Vater hat nicht mehr gesprochen, seit seine Tochter verschwunden ist. Ich wünschte, er hätte den friedlichen Ausdruck in deinem Gesicht gesehen.

Manchmal höre ich deine Stimme zu mir sprechen. So wie damals, als wir in den schlimmen Nächten den Schmerzen trotzten, die dich immer wieder überfielen. Ich weiß nicht, welcher mehr quälte. Der, der in deinem Körper wütete, oder der in meinem, weil ich tatenlos zusehen musste.

Du warst nie tatenlos, flüsterst du in meinem Herz. Du hast mir die Hoffnung geschenkt. Die Hoffnung auf eine Liebe – selbst wenn sie nie mir gehörte. Auch wenn ich es mir noch so sehr gewünscht habe. Ich danke dir dafür.

Dein Dank macht es nicht leichter, und der Anblick deiner sich in Meerschaum auflösenden Gestalt sucht meine Träume heim, bis ich beschließe, nicht mehr zu schlafen.

Doch das Murmeln des Meeres lässt mir keine Ruhe.

Nun sind es allerdings andere Worte, die ich vernehme.

Die Worte, die er in den Brief geschrieben hatte, waren für mich bestimmt, und auch wenn sie ungelesen blieben, waren sie nicht verloren, denn das Meer hatte sie aufgefangen.

Auch wenn ich noch nie den Klang deiner Stimme vernommen habe, ist es dein Herz, das laut zu mir spricht. Das deutlicher als jedes Wort nach mir ruft. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst – deine Augen können es nicht verbergen. Ich habe ihr gesagt, dass mein Herz schon vergeben sei, und es bekümmert mich, ihre Hoffnung zu enttäuschen, doch nicht sie ist mir vorbestimmt.

Ein letztes Mal werde ich noch in See stechen, dann bin ich frei.

Ich werde auf dich warten.

Egal, wie lange es dauert.

Unablässig murmeln die Worte in meinen Ohren.

Meinem Geist und meiner Seele.

Verfolgen mich und suchen mich heim.

Ich muss fort.


Als das Meer mich in die Flussmündung trägt, blicke ich nicht zurück.

Ich werde eins mit den Gezeiten. Wiege mich mit dem Seegras im Sog der Strömungen, lasse meinen Geist gleich der Kieselsteine am Uferrand hin- und herwälzen. Mond um Mond vergeht. Ebbe und Flut werden zu meinem Herzschlag. Doch die Hoffnung, dass sich der Schmerz ebenso wie die Kanten der Sandkristalle abschleifen würde, bleibt unerfüllt.

Das Meer hört nicht auf zu flüstern, nur weil ich mich in einer Höhle im Fluss verstecke. Ich kann es immer noch hören.

Weil es in mir ist.

Und wer rettet dich?

Schweig, Schwester, schweig.

Ich kann nicht. Du hast es verdient, glücklich zu sein.

Wie kann ich das sein, wenn du fort bist? Wenn alle, die ich geliebt habe, fort sind oder in Trauer verharrt.

Ich bin nicht fort. Du siehst mich nur nicht mehr. Du musst die Augen schließen, um wirklich sehen zu können.

Ich schweige. Im Gegensatz zum Meer, das mich ruft. Ohne Unterlass.

Du kannst nicht vor dem weglaufen, was dir bestimmt ist. Aber du kannst ihm entgegenschwimmen.

Ich schreie meine Trauer hinaus, bis ich die Stimmen in meinem Kopf vertrieben habe. Auch wenn ich weiß, dass sie sich nur in meinem Herz versteckt haben und nie fortgehen werden, bin ich dankbar für einen Moment der Stille.


Der nächste Vollmond bringt eine Sturmflut mit sich. Sie überspült die Ufer der Flussmündung, wirbelt alles durcheinander, heult und tobt, reißt alles mit sich – bis ich aufgebe.

Komm nach Hause.

Das Meer empfängt mich mit salziger Umarmung und ich erkenne, wie sehr ich es vermisst habe, durch die blaue Unendlichkeit zu gleiten. Den Stammsitz meiner Familie meide ich. Meine Art ist langlebig und man könnte mich wiedererkennen.

Ich würde den Schmerz und den Vorwurf in ihren Augen nicht ertragen. Auch nach all der vergangenen Zeit nicht.

Die Erinnerungen wispern.

Jetzt, wo deine Mutter fort ist, wird es deine Aufgabe sein, auf deine Schwestern aufzupassen.

Die arme Kleine – das schwache Herz und dann noch der Verlust der Mutter.

Wie soll sie das nur überleben?

Nach einiger Zeit finde ich, was ich gesucht habe. Die Höhle von ihr, der Verführerin, wie mein Vater die Meerhexe in dem Streit mit meiner Mutter genannt hatte, als er sie versuchte aufzuhalten.

Und als er sie in Stein bannte, nachdem meine Mutter zu Meerschaum geworden war.

Ich wollte nur helfen, flüstert die Statue, wenn ich nah genug an sie heranschwimme.

Was ist wichtiger? Dass alle anderen glücklich sind, oder dass du glücklich bist?

Glück. Glück ist nicht für mich bestimmt, denn mein Glück tanzt in den Schaumkronen der Wellen.

Die Höhle wird meine Zuflucht. Die Tage und Nächte vergehen. Die Strömungen berichten vom Wandel der Welt, lenken mich mit dem Geplapper von den Worten ab, die das Murmeln des Meeres in meine Seele gestreichelt hat. Ohne dass ich es wollte.

Ich werde auf dich warten.


Eines Tages spüre ich, dass ich nicht allein bin. Eine Nixe hat den Weg zu mir gefunden. Geleitet von den alten Legenden über die Meerhexe, die Nixen in Menschen verwandeln kann.

»Du bist umsonst gekommen«, teile ich ihr mit.

»Bitte lass mich mein Anliegen vortragen«, fleht sie mit großen Augen.

»Ich weiß, was du willst, und die Antwort lautet Nein. Vergiss ihn.«

»Das kann ich nicht.«

»Geh fort!«

Sie geht fort. Doch sie kommt wieder. Am nächsten Tag. Und am nächsten. Ich sehe die Hoffnung in ihren Augen.

Hatte so auch meine Mutter gefleht?

»Nun gut. Komm morgen wieder und du erhältst etwas, das dir helfen wird.«

So geschieht es, und wäre mein Herz noch heil, hätte es beim Anblick des Glücks in ihrem Gesicht zerbrechen können.

»Geh«, sage ich ihr, »lege dich zur Ruhe und schlucke diese Perle.«

Sie schwimmt glücklich fort, sie ist gerettet, doch ich verspüre weder Freude noch Friede.

Die Perle würde sie vergessen lassen, warum sie zu mir kam.

Aber was, wenn es das Beste war, was das Schicksal für sie bereithielt?

Was taugt das Beste, wenn es zu Leid und Trauer führt? Du hättest eine Ewigkeit an Vaters Seite verbringen können.

Die Ewigkeit hätte nichts daran geändert, dass ich ihn nicht lieben konnte.

Liebe, Liebe – was nützt Liebe, wenn sie nicht von Dauer ist.

Manchmal ist Liebe zu stark, um vergessen zu werden. Du weißt es, denn kein Zauber der Welt hat es dich vergessen lassen.

In dieser Nacht werde ich heimgesucht von der Sehnsucht der Nixe. Die Perle erwies sich als nutzlos. Vielleicht weil mein Herz doch nie ganz von der Hoffnung lassen konnte.

Verräterisches Ding.

Der Vollmond lockt.

Schwimm an die Oberfläche, Schwester.

Also gut. Ich gebe auf. Ich bin es müde zu fliehen. Die Hoffnung niederzukämpfen, die Trauer zu ertragen.

So viel Zeit ist vergangen, und doch fühlt es sich an, als wäre ich erst gestern zum letzten Mal an der Seite meiner Schwester durch die blaue Unendlichkeit getaucht, umspielt von silbernen Lichtstrahlen des Mondes, der mich zu sich lockt.

Schwimm schneller, Schwester.

Ich zögere. Sollte ich wirklich …

Doch ich bin schon an der Oberfläche angelangt und sehe vor mir den Felsen aufragen, der all die langen Jahre und Jahrzehnte gewartet hat.

Und ich sehe noch jemanden.

Er sitzt auf dem Felsen, den Blick auf das Meer gerichtet. Bis er … den meinen auffängt.

Es wird sein, als würden alle Sterne der Nacht auf einmal aufleuchten.

»Ich habe auf dich gewartet«, flüsterst du, und ich kann es hören, auch wenn die Wellen um mich herum lärmen.

Das Meer verstummt, die Zeit bleibt stehen.

»Viele Leben lang. So viele Körper trugen meine Seele durch die Zeit. Nie konnte ich Frieden finden.«

Du kniest neben mir und die Berührung deiner Hand lässt mein Herz stolpern.

Deine Gesichtszüge sind fremd, aber deine Augen würde ich überall wiederfinden.

»Was wird aus deinem Reich?«

»Ich bin schon lange kein Prinz mehr«, antwortest du auf meine stumme Frage, und es scheint dich nicht zu bekümmern.

»Ich werde mich nicht in einen Menschen verwandeln. Ich kann das Meer nicht aufgeben. Die Erinnerung ist alles, was mir von ihnen geblieben ist.« Du kannst mich verstehen, auch wenn ich an Land nicht sprechen kann.

»Das verlange ich nicht. Ich werde mit dir kommen. Wenn du mich willst.«

Seine Augen werden heller strahlen als die Sonne.

Ich blinzele. Und ich verstehe.

Das Opfer, das er zu geben bereit ist. Für mich. Für uns.

Lass uns gehen, flüstern die Stimmen in meinem Herzen. Lass uns frei, du brauchst uns nicht mehr zu beschützen.

Meine Hand greift nach der seinen und gleichzeitig kann ich endlich loslassen. Sein Lächeln lässt meine Augen überfließen, und während sein Mund meine Lippen berührt, spüre ich, wie sich die Teile meines Herzens wieder zusammenfügen.

Und ich Frieden finde.

Von Flusshexen und Meerjungfrauen

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