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1. Einleitung

Die Arbeits- und Lebenswelt der Menschen befindet sich heutzutage im ständigen Wandel. Neben den positiven Effekten, wie z. B. technologischem Fortschritt, gibt es auch große Herausforderungen, die sowohl das Individuum als auch die Gesellschaft belasten. Die einzelnen Gesellschaftsmitglieder sind erhöhtem Stresspotenzial ausgesetzt, was zu vermehrten psychischen Erkrankungen führt. Dies betrifft insbesondere die Branche Gesundheitswesen: Die Kliniken sind überlastet und das Personal ist erhöhtem Stress ausgesetzt, was zu vermehrten Konflikten und in der Gesamtheit zu Burnout führen kann.

Der Anstieg bei den psychischen Erkrankungen wird unter anderem belegt durch den Gesundheitsreport der DAK. Gerade die Branche Gesundheitswesen liegt mit einem Krankenstandswert von 4,7 Prozent an der Spitze und somit deutlich über dem Durchschnitt aller Branchen.1 Die TK-Stressstudie zeigt, dass die Arbeit als Stressursache auf Platz eins steht.2 Die Burnout-Werte für MitarbeiterInnen in Kliniken haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Bereits die NEXT-Studie aus dem Jahr 2005 zeigt dieses auf. Das Pflegepersonal in Kliniken ist täglich mit verschiedensten Stressoren konfrontiert, die zu emotionaler Erschöpfung und damit zu Burnout führen können.3 Nach einer Studie von Becka et al. sind 41% der befragten Pflegekräfte teilzeitbeschäftigt, weil sie eine Vollzeitbeschäftigung als zu stressig bzw. belastend empfinden. In keinem anderen Berufsfeld wurde bei dieser Befragung die Arbeitsbelastung als so hoch eingestuft.4 Konflikte können aufgrund sozialer Stressoren entstehen und durch Konflikte wiederum kann Stress entstehen.5

Der Bereich Konflikte am Arbeitsplatz wird z. B. durch die DGFP-Studie: „Psychische Beanspruchung von Mitarbeitern und Führungskräften“ dargestellt.6 Eine weitere Studie, „Konfliktmanagement - Von den Elementen zum System“, zeigt, dass zwischen den Wünschen und den Ansprüchen von Unternehmen, bezogen auf das interne Konfliktmanagement und dessen tatsächlichen Umsetzungen, eine signifikante Diskrepanz besteht.7

Um Konflikte zu bearbeiten, zu reduzieren oder aufzulösen, benötigen Führungskräfte - ärztliches Fachpersonal und Pflegedienstleitungen - im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht Methoden des Konfliktmanagements. Dies können z. B. Konfliktbearbeitungsansätze nach Müller-Fohrbordt (1999) oder Eskalationsstufen nach Glasl sein (2013). Die ÄrztInnen und Pflegedienstleitungen sollten die Fähigkeit zu einer adäquaten Konfliktanalyse haben. „Eine Verbesserung des Konfliktverhaltens von Einzelnen, von Gruppen und von Organisationen kann zunächst nur dadurch erreicht werden, dass zwischen dem Auftreten des Konfliktes und dem Suchen der Lösung eine ausführliche Analysephase stattfindet“.8 Zu den Bereichen der psychischen Arbeitsbelastungen in Form von Stress und Burnout gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Studien. Zum Beispiel den iga.Report 329 oder die oben genannte DGFP-Studie. Die Studie RN4CAST zeigt auf, dass 30% der Pflegekräfte in Kliniken unter emotionaler Erschöpfung leiden, bei 15% wurde bereits Burnout festgestellt.10

Die Situation der Beschäftigten im Gesundheitswesen zeigt auf, dass zwischen den Jahren 2000 und 2015 die Zahl der Beschäftigten um 27 % gestiegen ist.11 Das Gesundheitswesen zählt somit zu den stärksten Wachstumsbranchen in Deutschland.

Im Jahr 2015 waren insgesamt 5,3 Millionen Menschen im Gesundheitswesen beschäftigt. 2,8 Millionen Beschäftigte sind in medizinischen Gesundheitsberufen tätig.12

Im Jahr 2016 standen insgesamt 1951 (2015: 1956) Krankenhäuser und rund 498.700 Betten für die stationäre Versorgung der Bevölkerung Deutschlands zur Verfügung.13 Gerade in den westlichen Ländern sind die Belastungen dort aufgrund von psychischem Druck sehr hoch.14

„Die Organisation der Arbeitszeiten ist im Pflegeberuf von großer Bedeutung, da es durch Wochenend-, Bereitschaftsund Nachtdienste, unvorhersehbares „Einspringen“ und Unregelmäßigkeiten zu körperlichen wie auch psychosozialen Belastung für die Pflegenden kommt“.15 Der bereits erwähnte Arbeit-Familie-Konflikt steht in Zusammenhang mit den Arbeitszeiten. Ist hingegen eine Zufriedenheit mit den Arbeitszeiten gegeben, reduziert das die Entstehung von Burnout. Unzufriedenheit in Bezug auf die Arbeitszeiten führt häufig zu dem Wunsch, den Beruf zu verlassen.15 Der Pflegebereich in Deutschland befindet sich in einer angespannten Situation: Aufgrund der demografischen Entwicklung, d. h. des zunehmenden Anteils älterer Menschen, erhöht sich die Zahl der Pflegebedürftigen. Somit erhöhen sich auch die psychischen Anforderungen an das Pflegepersonal, die viele Pflegekräfte aufgrund der eigenen Belastungen nicht mehr ausgleichen können und als Folge davon früher den Beruf verlassen.16

Einen wichtigen Faktor bezüglich der zunehmenden Arbeitsbelastung, stellt der Personalmangel im Gesundheitswesen dar. Die Studie der PwC „112 – und niemand hilft“ legt dar, dass der Personalmangel im Gesundheitswesen bis zum Jahr 2030 noch erheblich zunehmen wird.17

„Um diesem Umstand entgegenzuwirken, ist es von großer Bedeutung, den Gesundheitszustand der Pflegenden zu ermitteln, um diesen mit geeigneten Konzepten der Arbeitsgestaltung zu unterstützen“.18 Pflegekräfte sind aufgrund psychischer Störungen häufiger in stationärer Behandlung als der Durchschnitt der Bevölkerung.19

„Der Beruf als Pflegekraft stellt ein erfüllendes, aber auch forderndes Tätigkeitsfeld dar. Gekennzeichnet ist die Tätigkeit z. B. durch körperliche Anstrengungen und psychische Belastungen, Schichtarbeit und Arbeitsprozesse […]. Dies kann langfristig zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen“.20

Notfall Klinikpersonal

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