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Das Treffen

Ungeduldig saß Bernhard am ausgemachten Treffpunkt und wartete auf seinen ehemaligen Schulfreund Ludwig. Erst vorgestern hatte er ihn beim zwanzigjährigen Maturatreffen nach mehr als einem Jahrzehnt wiedergetroffen, wobei Ludwig ihm bis dahin nicht gefehlt hatte. Man könnte fast sagen, dass er keinen Gedanken an ihn verschwendet hatte. Doch bei diesem Treffen hatte ihn etwas berührt und deshalb saß er jetzt hier.

Gedankenverloren schwenkte er sein mittlerweile fast leeres Bierglas und dachte an das vergangene Maturatreffen, insbesondere an Ludwig.

Ludwig war vor etwas mehr als zwanzig Jahren mit seinen Eltern nach Österreich gezogen und zu ihnen in die Klasse gekommen. Anfangs hatte er es sehr schwer gehabt, er war schlicht und ergreifend der »Piefke« gewesen. Doch bald hatte er sich ihren Respekt verdient, hatte Beleidigungen weggelächelt, war immer freundlich und hilfsbereit gewesen, hatte alle durch seine Sanftmut für sich gewonnen und so war innerhalb von kaum zwei Wochen aus dem »Piefke« der »Wiggerl« geworden.

Er war in kürzester Zeit zu einem anerkannten und geschätzten Mitglied ihrer Klassengemeinschaft avanciert, welche allein aus Jungs bestand.

Nach der Matura kam es, wie es eigentlich immer kam, mit der Zeit verlor man sich aus den Augen, fand neue Freunde und so war die enge Gemeinschaft mit der Zeit immer mehr zerfallen. Aber so war der Lauf des Lebens.

Bernhard hatte noch mitbekommen, dass Ludwig ein Studium für das Lehramt für die Primarstufe absolvierte und hatte sich damals gedacht, dass dieser sanftmütige Mensch dafür wohl besonders geeignet war. Danach hatte er kaum mehr etwas von ihm gehört, nur, dass er eine Frau kennengelernt hatte und ihr in die Steiermark gefolgt war.

Ludwig war auch nicht mehr zu den Maturatreffen gekommen, hatte sich immer nett entschuldigt und Grüße ausgerichtet, mehr allerdings nicht. So war es Bernhard vor fünf Jahren auch nicht aufgefallen, dass es das erste Mal war, dass Ludwig sich nicht entschuldigt hatte, geschweige denn, dass er keine Grüße ausrichtete.

Umso verwunderlicher war es daher für Bernhard gewesen, dass Ludwig zu diesem Treffen gekommen war und trotz der vielen Jahre dazwischen war es sofort wieder wie damals gewesen. Ludwig war wieder der Wiggerl, der sämtliche Neckereien freundlich weglächelte und mit verständnisvollem Lächeln jedweder Erzählung lauschte. Doch Bernhard hatte das Gefühl gehabt, dass bei Ludwig eine Veränderung stattgefunden hatte, eine Veränderung, die er anfangs nicht in Worte fassen konnte. Je länger er ihn jedoch bei diesem Treffen beobachtete, umso mehr wurde für Bernhard diese Veränderung spürbarer, beschreibbarer. Beim damaligen Ludwig hatte man nur Sanftmut und Verständnis gespürt, jetzt jedoch vermeinte Bernhard hinter dieser Sanftmut ein gehöriges Maß an Härte zu spüren.

Wenn Ludwig sich ins Gespräch einbrachte, so waren seine Bemerkungen nach wie vor eher auf Harmonie ausgerichtet, doch war es für Bernhard, als könnte er unter der Oberfläche Stahl klingen hören, Ludwigs Augen blickten nach wie vor freundlich, doch Bernhard hatte das Gefühl gehabt, dass diese Freundlichkeit eher aufgesetzt war und dahinter Gier lauerte. Irgendwie hatte Bernhard es geschafft, Ludwig an die Bar zu entführen, um ihn über seine vermeintliche Veränderung anzusprechen.

Als er seine Vermutung über Ludwigs Veränderung ausgesprochen hatte, hatte Ludwig nur mit einem freundlichen Lächeln reagiert, dass jedoch eindeutig signalisierte, dass Bernhard eine Antwort jetzt nicht erwarten durfte.

Obwohl die Ablehnung spürbar gewesen war, hatte Bernhard weiter gebohrt, hatte nach mehreren Ablehnungen immerhin die Antwort bekommen, dass es nicht unbedingt eine schöne Geschichte sei, und schlussendlich hatte sich Ludwig doch dazu bereit erklärt zu erzählen, allerdings nicht an diesem Abend. So hatten sie sich an diesem Treffpunkt verabredet und Bernhard gestand sich ein, dass er mehr als neugierig war.

Natürlich hatte er auch seiner Nora davon erzählt, die ihn zuerst groß angesehen und dann mit ihrem typischen sanften Lächeln gemeint hatte, dass diese Empathie bei ihm für sie vollkommen neu sei. Er musste ein seltsames Gesicht gemacht haben, denn Nora hatte laut aufgelacht, sein Gesicht in die Hände genommen, ihre Lippen auf seine gepresst und kurz darauf mit ihrer Zunge Einlass in seinen Mund gefordert.

Aus diesem Kuss hatte sich schnell mehr entwickelt. Sie hatten leidenschaftlichen Sex gehabt. Als sie danach entspannt und glücklich nebeneinander im Bett lagen, Nora mit ihrem Kopf auf Bernhards Schulter, und ihre Fingernägel sanft über Bernhards Bauch kreisten, da war Bernhard mit sich und der Welt eins. Kurz gesagt, er fühlte sich glücklich. Auch das von Nora geflüsterte »Ich liebe dich so wie du bist« bestärkte Bernhard weiter in seinem Glücksgefühl.

»Du siehst glücklich aus«, hörte Bernhard Ludwigs Stimme, »es freut mich immer zu sehen, wenn Menschen glücklich sind. Das kommt leider viel zu selten vor. Darf ich fragen, woran du gedacht hast?«

Bernhard wollte nicht lügen und antwortete: »An Nora, meine Frau.«

»Das freut mich für dich«, lächelte Ludwig, während er sich auf einem Stuhl niederließ, »gleich zu Beginn ein Tipp, kämpfe um dieses Glück, es ist nicht selbstverständlich.«

»Äh, klar«, antwortete Bernhard leicht verwirrt, für ihn war es nie Thema gewesen, dass er an seinem Eheglück zweifeln müsste.

Doch schon sprach Ludwig weiter: »Also was willst du von mir wissen, Berni?«

»Ich habe es dir schon vorgestern gesagt, du wirkst auf mich verändert, an der Oberfläche scheint alles wie damals, nur darunter wirkst du viel härter, bestimmender. Was ist geschehen, dass du so geworden bist?«

»Das Leben, Berni, das Leben hat mich eben gezeichnet, so wie du von ihm schon gezeichnet worden bist. Ich bin eben etwas stärker gezeichnet worden.«

»Schon klar, was ist geschehen?«

»Du hörst sicher nicht auf zu bohren, bevor du meine Geschichte hörst, oder?«

»Ganz sicher nicht«, lächelte Bernhard, »du weißt, ich kann ziemlich penetrant sein.«

»Ok, ich gebe mich geschlagen, aber bestelle dir jetzt gleich etwas und vor allem viel, denn es wird eine längere Geschichte.«

So gaben beide ihre Bestellungen auf und warteten schweigend darauf, dass diese kam. Bernhard schien es, als würde Ludwig innerlich tief Luft holen, um sorgsam Weggeschlossenes wieder hervorzuholen. Nachdem sie gleichzeitig von ihren frisch bestellten Getränken getrunken und diese abgestellt hatten, schenkte Bernhard Ludwig ein aufmunterndes Lächeln. Ludwig erwiderte es, schloss kurz seine Augen, und nachdem er sie wieder geöffnet hatte, begann er zu erzählen.

Im Wandel der Macht | Erotischer SM-Roman

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