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1./INN./ HAUS - DACHNBODEN - NACHT

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Erinnerungen eines Schwarzen Jägers

Drehbuch

History-Abenteuer-Drama

Von

J. C. Lemovsky

Hinweis: Aufgrund der vorgegebenen Formatierungsregeln für E-Books, entspricht dieses Drehbuch nicht den üblichen Drehbuch-Formatierungen.

Aufblende:

1./INN./ HAUS – DACHBODEN - NACHT

Vorsichtig bewegen sich zwei Füße über den staubigen Boden. Die Dielen knarren leise bei jedem Schritt. Eine zierliche Gestalt leuchtet mit einer Lampe den Dachboden einmal rundherum ab. Der Schein der Taschenlampe ist nicht besonders hell.

Plötzlich verharrt der Lichtkegel auf einer alten, verstaubten Kiste. Zwei neugierig funkelnde Kinderaugen blicken auf die Kiste.

OPA(O.S.)

Henry…, wo bist du?

Die Kinderaugen sind starr, bis die Stimme leiser wird.

OPA(O.S.)

Christa, hast du Henry gesehen?

HENRY, ein zehn-jähriger Junge, geht auf die Kiste zu. Er kniet sich vor die Kiste, schaut sich noch mal um und öffnet den Deckel. Er leuchtet hinein, auf ein in Staub gehülltes Buch. Henry nimmt es heraus und bläst den Staub vom Deckel. Mit angestrengten Augen liest er den Titel.

Erinnerungen eines Jägers

Henry schlägt den hinteren Deckel auf. Er kann diese Schrift nicht lesen. Er kneift die Augen zusammen um wenigstens etwas lesen zu können.

OPA(O.S.)

Aus Nacht, durch Blut...!

Henry erschrickt kurz, als er seinen OPA an der Tür zum Dachboden stehen sieht, ein freundlich wirkender, vollbärtiger Mann. Henry bekommt funkelnde Augen, als der Opa diese Worte spricht.

OPA(Fortsetz.)

…zum Licht!

HENRY

Kannst du das lesen, Opa? Was bedeutet das?

OPA

Ich kenne dieses Buch auswendig! Mein Ur-Ur-Großvater, also dein Ur-

Ur-Ur…, na ja, der hat es also geschrieben! Willst du wissen, was es bedeutet?

HENRY

Kannst du es mir vorlesen?

Der Opa geht zu einem Lichtschalter und betätigt ihn. Dann nimmt er eine Decke aus einem Regal und breitet sie auf dem Fußboden aus.

Jetzt sieht Henry das Tagebuch im vollen Licht, die Blätter sind eingehüllt in einen sanft-braunen Deckel mit goldenem Rand, wie das Buch eines Zauberers. Wie hypnotisiert starrt er darauf.

HENRY

War er ein Jäger?

OPA

Ein schwarzer Jäger…, aber ein Buch fängt man in der Regel von vorne an!

Während der Opa die erste Seite aufschlägt, setzt sich Henry dicht neben seinen Opa und schaut ihn voller Neugier an.

OPA(Fortsetz.)

6. Februar 1813: Mein Name ist MAX-WERNER SCHMIDTKE! Ich kam im Jahre 1796, in der Nähe von Erfurt, in Thüringen, auf einem kleinen Bauernhof zur Welt! Dieses Buch schrieb ich erst Jahre später, anhand meiner Erinnerungen! Vieles vergaß ich, aber vieles ist so klar in meinem Gedächtnis, als ist es erst gestern geschehen!

2./AUSS./ BAUERNHOF - TAG

Ein Bauernhof am Stadtrand. Ein kalter Morgen.

Jeder Atemstoß ist zu sehen.

Hochnebel hindert das Vordringen der Sonne. Die Schornsteine der Stadt im Hintergrund qualmen stark. Vor einer Scheune steht ein etwa VIERZIG-JÄHRIGER, KRÄFTIGER MANN, etwa 180cm groß, mit einem Beil vor einem hüfthohen Holzklotz.

Er zerschlägt einen armdicken Holzklotz mit einem Hieb der auf dem Klotz steht. Er hebt einen weiteren auf, stellt ihn auf den Klotz und zerschlägt ihn, usw.

MAX, ein blonder, schlanker Jüngling von siebzehn Jahren, etwa 170cm groß, sammelt das zerschlagene Holz und räumt es in einen Weidenkorb. Beide tragen die typische Bauernkleidung.

OPA(V.O.)

Wir waren einfache Menschen! Mein Vater ein Hufschmied, meine Mutter Bäckerin! Es ist ein Morgen wie jeder andere! Napoleon ist vom Russland-Feldzug zurückgekehrt, seine Armee hat große Verluste erlitten! Doch in kurzer Zeit hat sie wieder, auch mit Hilfe Verbündeter, zu alter Stärke gefunden! Eine neue Bedrohung zog herauf! Wohl wissend, dass ein Krieg mit Frankreich unvermeidbar ist, fing man an den Widerstand zu organisieren!

3./AUSS./ BAUERNHOF - TAG

Aus dem Wald im Hintergrund kommt HEINER, der etwas ältere Bruder von Max, schlank, auf die beiden zu gerannt. Er hat einen Zettel in der Hand.

HEINER

Vater…, Vater!!

Der Vater schaut auf und hält mit der Arbeit inne. Außer Atem stoppt Heiner vor seinem Vater.

Heiner zeigt ihm den Zettel.

HEINER(Fortsetz.)

Vater sieh…, ein Schreiben des Königs aus Breslau! Endlich geht es

los…, sie suchen Freiwillige zur Erstellung von Freikorps! Endlich treten wir Napoleons Truppen in den Hintern!

VATER

Rede nicht so, Heiner! Helfe deinem Bruder das Holz aufzusammeln!

Der Vater nimmt den Zettel und liest.

VATER(Fortsetz.)

Bekanntmachung:

„Kein junger Mann, welcher jetzt 17 Jahr erreicht, und noch nicht das 24. Jahr zurückgelegt hat, kann, wenn der Krieg fortgesetzt werden sollte, zu irgend einer Stelle, Würde oder Auszeichnung kommen, wenn er nicht ein Jahr bei aktiven Truppen, oder in diesen Jäger- Detachements gedient hat…!“ Der ist nicht vom König!

HEINER

Ich will nach Breslau, ich will ein Jäger werden, wie du einer warst!

VATER

Nein, keine Widerrede!

HEINER

Vater, du kennst die Franzosen besser, als jeder andere…! Du weißt, ich muss gehen!

Der Vater nimmt Heiner an den Schultern und blickt ihm verständnisvoll in die Augen.

VATER

Hast du überhaupt eine Ahnung, was dich da erwartet? Ja, ich war ein Jäger! Ich bin immer noch stolz, meinen Beitrag geleistet zu haben!

Aber was ich dort gesehen habe, hat sich wie ein niemals endender, starker Kopfschmerz in mein Hirn gebrannt! Das Elend, den Schmerz, den Tod, die Verstümmelungen…!

Zivilisierte Menschen, Freunde haben vor lauter Hunger den Pferden, auf denen sie saßen, ein Stück Fleisch herausgebissen! Und die haben es nicht einmal gemerkt, weil es Winter war und sie schon fast erfroren waren! Ich wurde neunmal verwundet! Einmal so schwer, ich dachte, ich muss sterben! Immer wenn sich das Wetter ändert schmerzen meine Wunden! Ich hätte mich gern anders entschieden!

HEINER

Aber du hast gekämpft…! Du hast für die gleiche Sache gekämpft für die ich jetzt kämpfen möchte! Hat dich dein Vater damals zurück gehalten?

VATER

Das konnte er nicht! Die Franzosen haben ihn getötet!

HEINER

Dann weißt du, dass ich das tun muss! Ich habe Großvater niemals kennengelernt! Ich fühle…, es ist nicht richtig, dass die Franzosen hier sind! Ich weiß, dass ihr euch sorgt, aber Vater…, bitte!

Der Vater geht in sich. Er weiß, dass er seinen Sohn nicht halten kann. Er schaut seiner FRAU und MUTTER der Söhne in die Augen, die in der Tür des Hauses steht.

VATER

Ist morgen Früh, früh genug…, dann kannst du den heutigen Tag noch mit uns verbringen?!

Der Mutter läuft eine Träne der Wange hinunter. Beide, der Vater und Heiner fallen sich in die Arme.

VATER(Fortsetz.)

Max, hilf mir bitte! Ich muss noch ein Pferd beschlagen!

Max und der Vater gehen Richtung Stall.

4./AUSS.-INN./ STALL - SCHMIEDE - TAG

Max geht in einen Pferdestall der an das Wohnhaus angrenzt. Der Vater wirft ein paar Scheite Holz in ein Feuer.

Dann nimmt er einen Hufeisen-Rohling mit einer Zange aus dem Feuer und bearbeitet ihn auf einem Amboss, „KLING, KLING, KLING“.

Zum Schluss kühlt er ihn im Wassereimer, „ZISCH“.

Max steht in der Tür.

VATER

Hebe bitte seinen rechten Hinterhuf an, dass ich das Eisen aufschlagen kann!

Max geht unsicher auf das Pferd zu. Er streichelt es am Kopf. Zögerlich geht er zu einem der Hinterhufe und versucht ihn anzuheben.

VATER(Fortsetz.)

All die Jahre, die du mir nun schon hilfst! Und du hast immer noch Angst vor Ihnen! Tiere spüren das, weißt du?! Deine Angst überträgt sich auf das Pferd und es wird ebenfalls ängstlich!

Das Pferd wird unruhig und tritt aus. Max wird gegen die Wand geschleudert. Der Vater schüttelt lächelnd den Kopf.

5./INN./ WOHNHAUS - TAG

Die Mutter steht vor einem Kamin/Backofen und zieht einige Brote heraus. Schlichte Einrichtung: Großer Tisch in der Mitte. Die Betten dicht am Ofen. Einige Regale mit Krügen, Geschirr und Anziehsachen. Viele Öllampen und Kerzen.

Heiner reibt die Leibe mit einer nassen Bürste ab.

6./INN./ BAUERNHOF - MORGENDÄMMERUNG

Heiner nimmt seinen Mantel vom Tür Haken und zieht ihn an. Das Feuer KNISTERT im Kamin. Die Mutter wickelt einen Leib Brot in ein Tuch und schnürt es zu.

MUTTER

Wer geht mit dir?

HEINER

Hannes, vom Nachbarhof und ein Mediziner aus Erfurt!

7./AUSS./ BAUERNHOF - TAG

Heiner tritt mit seiner Mutter vor die Tür. Es ist ein sehr kalter Morgen. Die Sonne geht auf. Max und sein Vater kommen mit einem Pferd aus der Scheune.

Es trägt Zaumzeug und, statt eines Sattels, eine graue Decke. Er übergibt es Heiner. Der Vater zieht noch ein kleines Säckchen aus der Manteltasche und gibt es Heiner.

VATER

Hier…, du wirst es brauchen!

Heiner öffnet ihn und sieht einige Geld-Taler.

Heiner nimmt seine Familie noch mal in die Arme und steigt aufs Pferd.

VATER(Fortsetz.)

Einen Moment noch!

Der Vater flüstert Max etwas ins Ohr. Max läuft ins Haus und kommt wenig später mit einem etwas vergilbten Säbel zurück. Max gibt ihn seinem Vater, der gibt ihn Heiner.

VATER

Der hat mir damals durch manch schwierige Lage geholfen!

Heiner winkt noch mal kurz und reitet dann langsam davon. Traurig und stolz zugleich schaut die Familie ihm nach.

MUTTER

Wird er das schaffen?

VATER

Ich habe es unter Major Schill auch geschafft!

8./INN./ BAUERNHOF - NACHT

Das Feuer KNISTERT ruhig im Kamin. Die Familie schläft auf Strohbetten um den Kamin herum.

Die Familie wird plötzlich aus dem Schlaf gerissen, als sich LAUTE STIMMEN nähren. Man kann hören, dass es Franzosen sind. Sie sind betrunken. Verunsichert stehen sie auf und streifen sich ihre Mäntel über.

Der Vater hebt sein Bett hoch. Ein Loch im Boden kommt zum Vorschein. Er nimmt Max und stößt ihn hinein. Dann stellt er das Bett wieder darüber.

Max kauert sich hin und beobachtet das weitere Geschehen durch die Bodenritzen. Er hat große Angst.

Die Franzosen näheren sich LAUT-GRÖHLEND dem Haus.

In diesem Moment stoßen die französischen Soldaten die Tür auf. Der Vater nimmt schützend seine Frau in den Arm. An den Uniformen ist zu erkennen, dass es vier Infanteristen sind.

Zwei sprechen deutsch mit Akzent. Ihr Anführer hat eine große Narbe über die rechte Gesichtshälfte.

SOLDAT MIT NARBE

Wir wollen Verpflegung, Brot und Wein…!

SOLDAT ZWEI

…und dein Weib!

VATER

Brot ist noch nicht gebacken, Wein gibt es nicht…! Wenn ihr euch an meiner Frau vergreift, töte ich euch!

Soldat mit Narbe befielt (auf Französisch) sich umzusehen. Die Soldaten verteilen sich im Zimmer. Soldat mit Narbe geht mit einem überheblichen Grinsen langsam auf das Paar zu. Blitzartig zieht er eine Pistole, hält sie an den Kopf der Frau und spannt den Hahn.

SOLDAT MIT NARBE

Wein, Brot und dein Weib!

Der Vater schaut dem Soldaten in die Augen.

Er bleibt sehr ruhig, doch ihm ist der Zorn auf die Franzosen anzusehen.

VATER(zitternde Stimme)

Der Augenblick ist erschienen, wo ihr die Fesseln abwerfen…, bald wird die gerechte Sache siegen…, auf zu den Waffen…!

Blitzartig stößt der Vater die Waffe vom Kopf seiner Frau weg und schlägt den Soldaten mit einem Fausthieb zu Boden.

Er nimmt dessen Pistole und schießt einem anderen Soldaten der mit dem Säbel auf das Paar losgeht in den Kopf. Die Soldaten werfen sich mit gezogenem Säbel auf sie.

Max presst völlig verängstigt seine Hände auf seinen Mund um nicht zu schreien. Durch eine Bodenritze kann Max den Franzosen mit der Narbe erkennen.

Er hört das KAMPFGETÜMMEL, das langsam leiser wird, leiser und leiser und leiser bis es verstummt. Kein einziges Geräusch ist mehr zu hören. Max atmet schnell und schwer bis auch er sich langsam beruhigt.

Max hält die Luft an und lauscht, um irgendein Geräusch wahrzunehmen. Es herrscht eine gespenstige Stille.

Das Bett hebt sich und Max kommt vorsichtig heraus. Er sieht sich weinend um. Drei tote Soldaten im Raum verteilt. Der Vater kniet vor einem Soldaten auf einem Säbel gestützt, der im Bauch des Soldaten steckt.

Max geht zu ihm. Als er ihn berührt fällt der Vater um, er ist tot. Max nimmt ein leises HUSTEN, aus einer anderen Ecke wahr. Es ist seine Mutter, schwer verwundet. Max geht zu ihr.

MUTTER

Max…, finde deinen Bruder!

MAX

Nein, Mama…, du wirst wieder gesund!

MUTTER

Finde deinen…!

Sie ist tot. Völlig verstört und wütend nimmt Max einen Säbel neben sich auf und beginnt unkontrolliert auf die Soldaten einzuschlagen.

Dabei gerät ein brennendes Holzscheit auf ein Bett. Schnell greift das Feuer um sich. Max kommt zu sich und eilt nach draußen.

9./AUSS./ BAUERNHOF - NACHT

Max rennt ein paar Schritte vom Haus weg, dreht sich um und sinkt auf die Knie.

Weinend sieht er zu, wie das Haus lichterloh abbrennt.

Im Augenwinkel sieht er den vierten Franzosen im Wald verschwinden, das Narbengesicht.

MAX

Ich finde dich, dass schwöre ich!

OPA(V.O.)

Wie jeder damals, waren auch die Franzosen sogenannte “Selbstversorger”! Wo sie gerade vorbei kamen, nahmen sie Verpflegung, Pferde, Waffen und manchmal auch die Würde…! Für mich waren sie nur Meuchelmörder! Bis zu diesem Tag, war mir nicht klar, was Krieg oder Tod wirklich bedeuten!

10./AUSS./ BAUERNHOF - TAG

Ein Bauernhof. Ein Bauer kommt zu einem Stall und wirft aus einem davor stehenden Eimer Futter hinein. Max schläft im Stall zwischen den Ziegen und Schweinen. Er ist nicht zusehen aus der Sicht des Bauern. Der Bauer geht wieder.

Max schnappt sich ein kleines Ferkel und verschwindet ohne Aufsehen.

11./AUSS./ RASTPLATZ – NACHT

Ein kleiner Felsvorsprung. Max sitzt an einem Lagerfeuer und zittert am ganzen Leib. Hinter ihm eine kleine Felswand die etwas Schutz bietet. Über dem Feuer brutzelt das Ferkel.

OPA(V.O.)

Ich weiß nicht mehr, wie viele Tage ich umher geirrt bin! Ich musste mir Nahrung besorgen, Nachtlager oder mich vor den Franzosen verstecken…!

12./AUSS./ FLUSS – TAG

Max kämpft sich völlig erschöpft durch ein Waldgebiet, als er einen kleinen Fluss entdeckt. Krank vor Durst taumelt er an den Fluss, kniet sich davor hin, klopft eine dünne Eisschicht auf und trinkt sehr hastig.

13./AUSS./ LANDSTRASSE - TAG

Ein Trupp von etwa zehn französischen Reitern, Dragoner, deutlich an ihren Helmen zu erkennen, reitet langsam einen Weg entlang, an dessen Seiten Bäume stehen. Max ist auf einem Baum.

Er hat seinen Körper so hinter den Ästen versteckt, dass er nicht zu sehen ist, bis er sich bewegt.

OPA(V.O.)

…aber unbewusst eignete ich mir Fähigkeiten an, die mir noch von großem Nutzen sein sollten…!

Erinnerungen eines Schwarzen Jägers

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