Читать книгу Erinnerungen eines Schwarzen Jägers - Jenson Lemovsky - Страница 4
14./AUSS./ NACHTLAGER - NACHT
Оглавление14./AUSS./ NACHTLAGER - NACHT
Max stürmt mit einem Huhn im Arm aus einem Hof. Ein Bauer jagt mit einer Mistgabel hinterher.
OPA(V.O.)
…später erzählte man mir, was zur gleichen Zeit in Breslau geschah!
15./AUSS./ GASTHAUS - TAG
18.Februar 1813: In Breslau, am “Gast-Hof zum Goldenen Zepter”.
Aus allen Richtungen strömen dutzende FREIWILLIGE
herbei. Ein bunter Haufen aus ZIVILISTEN und SOLDATEN in schwarzen Uniformen. Ein sonniger Tag. Es herrscht eine fröhliche, ausgelassene Stimmung.
Von einem Pferde-Karren gibt ein SOLDAT ein Bündel Gewehre zu einem anderen SOLDATEN hinunter. Jeder Neuankömmling wird jubelnd empfangen.
Ein POSTREITER nähert sich dem Gasthof. Er steigt vom Pferd und begibt sich, durch die Menschenmenge drängend, ins Gasthaus. An einem der oberen Fenster steht ein Mann in schwarzer Uniform.
16./INN./ GASTHOF - TAG
Drei Personen im Zimmer. Alle tragen die schwarze Uniform mit roten Vorstößen am Kragen und goldenen Knöpfen am Mantel.
MAJOR ADOLF VON LÜTZOW steht am Fenster und schaut hinaus, MAJOR VON PETERSDORFF lehnt an einer Wand, neben der Tür und MAJOR VON HELDEN-SARNOWSKY sitzt am Tisch, in der Mitte des Raumes.
Alle drei sind sehr charismatische und ruhige Typen. Alter, Mitte bis Ende Zwanzig.
PETERSDORFF
Hättet ihr mit so einem Ansturm gerechnet, Lützow?
LÜTZOW
Das Volk hat die Fremdherrschaft Napoleons satt! Jeder will seinen Beitrag leisten…!
Er dreht sich zu ihnen um.
LÜTZOW(Fortsetz.)
…wir alle glauben an die Freiheit!
Es KLOPFT an der Tür.
LÜTZOW(Fortsetz.)
Herein!!
Der Postkurier tritt ins Zimmer, grüßt militärisch und gibt Lützow einen Brief.
KURIER
Herr Major von Lützow, eine Depesche des Königs!
Er geht wieder. Lützow öffnet den Brief und liest ihn laut vor.
SARNOWSKY
Was steht drin, Lützow?
LÜTZOW
Major Sarnowsky, Major Petersdorff…, dass was wir gehofft haben! “Ich
erteile Ihnen auf Ihr Schreiben vom Neunten des Monats sehr gern die Erlaubnis, ein Freikorps unter folgenden, von Ihnen vorgeschlagenen Bedingungen zu errichten, nämlich…”!
Sarnowsky springt auf und stößt einen Freudenschrei aus. Er geht zu einer Kommode an der Wand, nimmt eine Rotwein-Flasche, befüllt drei Gläser und reicht sie weiter.
Sie stoßen an, heben die Gläser hoch und rufen im Chor, “Hurra, hurra”. Dann trinken sie aus.
17./INN./ KIRCHE - TAG
Eine Kirche in Rogau: Lützow und seine ANHÄNGER bekommen die feierliche Einsegnung. Die Kirche ist voll.
Auf einem Podest steht ein PREDIGER und hält eine Rede. Mitten in der Predigt kommt immer mal wieder Gelächter von den Anwesenden. Die Stimmung ist ausgelassen fröhlich.
PREDIGER
Also schwören wir nun den Eid für die Sache der Menschheit, des Vaterlandes und die Religion weder Gut noch Blut zu schonen, und zu siegen oder zu sterben, für die gerechte Sache!
Darauf die ganze Kirche im Chor: „Wir schwören!“ Lützow rinnt eine Träne der Wange herunter. Der Prediger fällt auf die Knie und reißt die Arme gen Himmel.
PREDIGER(Fortsetz.)
Gott, ich flehe dich an! Segne meine
Kämpfer und gib ihnen die Kraft für den Kampf!
18./INN./ SCHEUNE - TAG
Eine große Scheune eines Gutshofes, etwas abgelegen von Ammerbach, bei Jena.
Mitten in der Scheune ein großer Strohhaufen, in dem Max liegt und schläft. Ein Karren steht neben einer Box mit zwei Pferden. Überall verstreut sind Seile und verschiedene Werkzeuge.
OPA(V.O.)
28.März! Heute erfuhr ich, dass Frankreich der Krieg erklärt wurde! Schweden tritt dem Bündnis Preußen- Russland gegen Frankreich bei! Ich habe in Ammerbach, bei Jena in einer Scheune einen Schlafplatz gefunden! Es hat mich noch niemand entdeckt…, noch nicht!
Die Tür der Scheune öffnet sich. Ein attraktives, etwa siebzehn-jähriges Bauernmädchen, LARA geht hinein und hängt einen Eimer an einen Haken. Sie wirkt sehr zierlich und doch ziemlich stark.
Sie entdeckt Max und erschrickt kurz. Vorsichtig greift sie ein etwa eineinhalb Meter langes, morsches Brett und geht langsam auf ihn zu.
Sie kniet sich vor ihn, begutachtet ihn, bis Max sich bewegt. Lara zuckt hoch und schlägt mit voller Wucht auf Max, so dass das Brett zerbricht. Der springt völlig erschrocken hoch und geht zwei Schritte zurück.
LARA
Feind oder Freund?
MAX
(völlig benommen)
Was?
LARA
Folge meinen Lippen, F E I N D oder F R E U N D?
MAX
Kommt darauf an, auf welcher Seite du stehst!
LARA
Ich bin Freund!
MAX
Dann bin ich es auch!
LARA
Was ist passiert? Bist du beim Pferdeklau eingeschlafen?
MAX
Nein! Ich, ich bin…!
LARA
Warum schläfst du hier…? Wo ist deine Familie?
Max setzt sich und senkt den Blick.
MAX
Meine Eltern sind tot! Mein Bruder ist nach Breslau, um ein Jäger zu werden! Ich habe nur noch ihn…!
MAX schaut Lara an.
MAX(Fortsetz.)
…ich muss ihn finden!
Lara setzt sich neben ihn.
LARA
Wie heißt du überhaupt? Ich bin Lara!
MAX
Mein Name ist Max!
VATER VON LARA(O.S.)
Lara…, was dauert da solange?
LARA
Ich muss gehen…, hast du Hunger?
Max nickt.
LARA(Fortsetz.)
Ich bin gleich wieder da!
Lara geht.
19./INN./ SCHEUNE - DÄMMERUNG
Max brennt eine Öl-Lampe an und stellt sie auf die Deichsel vom Karren. Er geht zu einem der Pferde,
gibt ihm etwas Stroh und streichelt es.
MAX
Na du…, du schaust so traurig! Ist Lara eine Liebe, behandelt sie euch gut? Sie scheint ganz nett zu sein!
LARA
Ist sie auch…, der heißt übrigens Karl!
Lara steht an der Tür mit einem Krug Wasser und einem Teller mit Brot und Wurst. Sie geht zu Max. Der stürzt sich auf das Essen. Beide setzen sich ins Stroh.
LARA(Fortsetz.)
Entschuldige, dass es etwas gedauert hat…, musste meiner Mutter noch helfen!
MAX
Schon gut!
LARA
Du willst also deinen Bruder finden?
MAX(isst nebenbei)
Ja…, ich hoffe, er ist in Breslau!
LARA
Nein, das Korps geht nach Leipzig!
Max schaut etwas verwundert.
MAX
Was…? Woher weißt du das?
LARA
Ich habe überall meine Spitzel!
MAX
Nach Leipzig…, wie komm ich denn dahin?
Lara überlegt kurz.
LARA
Mit mir!
MAX
Wieso mit dir?
LARA
Du wolltest doch bestimmt Karl stehlen, oder?
MAX
Nein, ich schwöre es!
LARA
Wenn du Karl willst, musst du mich mitnehmen! Außerdem weiß ich, wo wir hinmüssen!
Mit einem erleichterten Seufzer stellt Max den leeren Teller und den Krug zur Seite.
MAX
Was sagen deine Eltern dazu?
LARA
Die wissen das längst…! Ich will als Krankenschwester zum Korps!
Max lächelt sie an. Lara lächelt zurück.
LARA(Fortsetz.)
Willst du Mal was Lustiges sehen?
Lara nimmt den leeren Krug und wirft ihn Richtung der Hinterbeine von Karl. Während der Krug fliegt, stößt Lara einen kurzen SCHRILLEN PFIFF aus. Karl tritt aus, trifft den Krug und schleudert ihn gegen die Wand, wo er zerschellt.
MAX
Du bist ganz schön verrückt!
LARA
Ich weiß!
Sie gibt Max einen Kuss auf die Wange und geht zur Tür.
LARA(Fortsetz.)
Morgen, in der Früh brechen wir auf! Ich bringe dir noch etwas zu essen!