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Warum entsteht der Reflex überhaupt?
ОглавлениеDazu gibt es unterschiedliche Theorien. Ich denke, die Erklärung des amerikanischen Psychologen Daniel Stern vermittelt das beste Verständnis, wie es zu dem Reflex kommt. Daniel Stern hat intensiv im Bereich der Mutter-Kind Bindungen und Erwachsenenbindungen geforscht.
Er hat sich aber auch mit der Verarbeitung von Reizen und Eindrücken im Hirn beschäftigt. Dabei fand er heraus, dass gleichartige Eindrücke denen wir oft ausgesetzt sind - wie Bilder oder Gerüche – in Gruppen gespeichert werden.
Rufen wir uns diese Bilder oder Erlebnisse ins Gedächtnis, so erinnern wir uns nicht an ein einzelnes Erlebnis, sondern an eine Art Mittelwert aus den Erinnerungen der abgespeicherten Erlebnisgruppe. Das nennt Stern einen RIG (Repräsentativwert einer Internalisierten Generalisation). Durch die Vielzahl der gleichartigen Eindrücke können die Einzeleindrücke nicht mehr voneinander unterschieden werden.
Gehen wir nun von dieser Theorie aus und berücksichtigen wir, dass unser Gehirn Bewegungen optimiert und automatisiert, wird klar, dass wir das Zielbild in einer einzelnen RIG abgespeichert haben.
Die Erfüllung des Zielbildes aktiviert bei den meisten Schützen den Lösereflex, den Schussreflex. Das Zielbild ist nun aber als RIG gespeichert - als durchschnittliches Zielbild - und unser Gehirn wird den Impuls zum Lösen setzen, wenn das vorhandene, aktuelle Zielbild auch nur ungefähr dem durchschnittlich passenden Zielbild entspricht und unser Gehirn dies erkennt. Bedenke, das Gehirn will eine Bewegung stets optimieren2.
Zielbild aus abgespeicherten Mittelwerten (RIG)
Das Gehirn erkennt nun während der Schießbewegung immer früher, dass das Zielbild halbwegs erfüllt ist. Wir reden hier über eine Zeitspanne von einer halben Sekunde oder weniger, die zwischen der erkannten und der wirklichen Zielbilderfüllung liegt.
Aber diese Zeitspanne genügt, dass wir die Sehne vorzeitig lösen. Und dann trifft unser Pfeil nicht dort, wo wir wollen.
Dummerweise bleibt ein einmal erlernter Reflex zeitlebens im Gedächtnis. Es bildet sich ein sogenannter neuronaler Pfad aus. Durch den passenden Schlüsselreiz kann er immer wieder aktiviert werden. Auch dann, wenn wir andere Bewegungsmuster dazugewonnen haben, die von anderen Reizen gesteuert werden.
Alte, hier negative, Schlüsselreize können durch eine Vielzahl von Faktoren belebt werden: Schlafmangel, Unterzuckerung, Adrenalin, etc. Wenn du dich neu konditionierst und alte Reize überschreiben willst, solltest du also ausgeruht, frisch und achtsam sein.
2 Anm. des Übersetzers: Optimieren heißt hier auch: Weniger Kraft einsetzen müssen, die Bewegung zeitlich verkürzen können