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Katherine

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Ich habe eine vage Erinnerung daran, ein paar Mal ein Beruhigungsmittel injiziert bekommen zu haben. Ich erinnere mich daran, wach genug gewesen zu sein, um ein Flugzeug und ein Auto zu erkennen. Ich weiß, dass der Mann, der mich verspottete, nachdem er mich gekauft hatte, die ganze Zeit in meiner Nähe war.

Ich sehe ihn in meinem Kopf. Seine fremden grauen Augen und seine dunklen Augenbrauen, seine große Gestalt und schwarzen Klamotten, die dunklen Stoppeln auf seinen Wangen. Seine Haut hatte nicht den gleichen Teint wie meine… sie war eher olivfarben. Als er sprach, hatte sein Englisch einen Akzent…

Doch ich war zu benebelt von den Drogen, um mehr als das feststellen zu können.

Ich wache wieder auf, erlange das vollständige Bewusstsein und schaue hinauf zu einer königsblauen Decke. Ich ächze vor mich hin und hebe meinen Oberkörper, um an meinem Körper hinabzusehen. Das Kleid, das ich auf der Versteigerung trug, ist fort. An seiner Stelle befindet sich ein blutrotes, ärmelloses Etuikleid.

Meine Fingerspitzen streifen ausversehen eine Stelle an meinem Schlüsselbein und selbst diese leichte Berührung brennt. Vorsichtig ziehe ich mein Kleid von meiner Haut weg und spähe hinab auf eine ordentlich bandagierte Stelle von ungefähr zwei mal zwei Zentimetern. In dem Moment erinnere ich mich an seinen Gesichtsausdruck, als er sein Messer in mein Fleisch bohrte, die Freude, die ich in seinen Augen sah, als er mich für immer markierte.

Obwohl ich darauf achte, die Stelle nicht weiter zu berühren, muss ich gegen die Tränen ankämpfen, die in meinen Augen brennen. Welche Art von Monster verstümmelt einfach einen anderen Menschen?

Zu meiner absoluten Beschämung sind auch mein Slip und BH verschwunden. Ich fühle mich nackt wegen des Wissens, dass jemand meinen komplett entblößten Körper betrachtet hat, während ich bewusstlos war.

Meine Schulter pocht und erinnert mich an diesen Moment bei der Versteigerung, als er mir zeigte, dass er etwas in meine Haut ritzte. Ich hebe meine Hand, um die Stelle zu berühren, die er mit seinem Messer verunstaltet hat. Ein leises Klirren lenkt meine Aufmerksamkeit auf mein Handgelenk, an dem ich eine kunstvoll gefertigte Handschelle vorfinde, die mit einer feingliedrig aussehenden Goldkette verbunden ist.

Ich ziehe an der Kette und stelle fest, dass ich an irgendeiner Stelle hinter dem Bett befestigt bin. Die Kette ist lang genug, dass ich mich in dem Raum bewegen kann, aber nicht so lang, dass ich außerhalb des Raumes gehen könnte.

Das ist… bizarr. Wo genau bin ich? Ich weiß, dass es Tag ist, aber andere Hinweise habe ich nicht.

Dann denke ich darüber nach, wo meine Familie ist und es prasselt irgendwie alles auf einmal auf mich ein.

Fort, das ist es, wo meine Familie ist. Sie haben mich zurückgelassen, absichtlich. Ich bin nicht das Kind aus Kevin – Allein zu Haus, ich bin nicht Liam Neesons Tochter in dem Film 96 Hours.

Schlimmer, ich bin verkauft worden.

Doch was genau soll ich mit dieser Information anfangen? Während mir Tränen in die Augen treten, komme ich nicht umhin, die Ereignisse der letzten paar Tage in meinem Kopf abzuspielen.

Tonys Gesichtsausdruck, als er mich an die Cops verriet.

Das Gesicht des Cops, als er mich unter dem Schreibtisch hervorzerrte.

Das schreckliche Elend, mit dem ich konfrontiert wurde, als ich in meiner Zelle im Auktionshaus aufwachte.

Und er. Der Mann, der mich kaufte. Seine Augen… die Grausamkeit und Hohn, die ich darin sah, jagten mir Schauer über den Rücken.

Ich rolle mich auf die Seite und meine Tränen entfliehen auf den grauen Stoff unter meinem Körper. Was hatte ich nur getan, das meine Familie dazu veranlasst hatte, mich zu verkaufen? Schluchzend denke ich an Tonys Warnung.

Hat mich Dad wirklich verkauft, weil ihm das Geld ausging? Bedeutete ich ihnen wirklich so wenig?

Lieben sie mich nicht?

Rotz läuft aus meiner Nase und ich wische sie mit einem Zipfel meines Etuikleides ab. Ich lasse mich eine Weile von meinen Tränen überwältigen und weine, bis ich mich innerlich ganz hohl fühle.

Niemand kommt bei dem Geräusch meiner Tränen an die dunkle Holztür. Hier ist niemand, der ein großes Interesse daran hat, ob ich mich wohlfühle oder nicht, das weiß ich mit Sicherheit.

Ich blinzle einige Male und betrachte das große Bett, in dem ich liege. Es gibt weder ein Leintuch noch Decken, nur ein weicher grauer Überzug liegt über dem ganzen Teil. Der Raum selbst ist ziemlich groß ohne Dekoration mit Ausnahme eines Fenstersitzes, der in ein Erkerfenster gebaut wurde. Es gibt kein Kissen und das Fenster hat keine Vorhänge oder Jalousien.

Ich rutsche von dem Bett und stelle mich auf meine wackligen Beine. Der Boden besteht aus dunklem Holz, ist glatt und kühl unter meinen nackten Fußsohlen. Zuerst gehe ich zur Tür, die ich jedoch abgeschlossen vorfinde.

Keine Überraschung, schätze ich. Immerhin bin ich angekettet. Es ist ja nicht so, als könnte ich gehen, würde ich eine offene Tür finden.

Als Nächstes erkunde ich die andere Seite des Zimmers und gehe zu dem Fensterplatz. Das Fenster besteht aus dickem Doppelglas und lässt sich nicht öffnen. Außerhalb des Fensters ist die Welt schockierend malerisch. Ich bin hoch oben und überblicke einen kleinen Obstgarten, der in voller Blüte steht. Dahinter ist eine bröckelnde Backsteinmauer mit üppiger Vegetation und bergigem Terrain. Alles, das ich in der Ferne sehen kann, sind Hügel um Hügel, Dschungel über Dschungel.

Wo auch immer ich bin, ich bin definitiv nicht mehr in New Orleans.

Das löst eine weitere Heulattacke aus, obwohl ich mich nach wie vor leer von vorhin fühle. Diese ist jedoch nicht ganz so energisch, eher ein leises Schluchzen, während ich aus dem Fenster starre.

Obwohl ich verzweifelt bin, bemerke ich, dass ich Hunger habe. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, was ich deswegen unternehmen soll. Ich versuche, mich an meine letzte richtige Mahlzeit zu erinnern und kann nur an den Morgen denken, an dem mich Tony verkaufte. An jenem Morgen stoppten wir bei McDonald’s, wo wir durch den Drive-through fuhren.

Ich aß einen halben Egg McMuffin und warf den Rest in den Müll. Ich denke an diese andere Hälfte und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Wie verschwenderisch ich doch war, als ich noch wusste, woher ich meine nächste Mahlzeit bekommen würde.

Ich verbringe ein paar Stunden damit, mein Zimmer in größtem Detail zu untersuchen. Ich betrachte alle Wände, erforsche alle Fußleisten. Unter meinem Bett finde ich eine große goldene Box, die vielleicht einen Meter fünfzig mal ein Meter misst und einen halben Meter dick ist. Sie ist sehr schwer und sie rauszuziehen und zurückzuschieben ist beinahe zu viel verlangt für meinen ausgehungerten Körper.

Ich schaue in das Badezimmer, das an mein Zimmer angeschlossen ist, eine recht schlichte Angelegenheit. Eine Toilette, eine Klauenfußwanne. Alles in Weiß gehalten, bis hin zu den Bodenfliesen. Ich stelle fest, dass die Kette gerade lang genug ist, um aufs Klo zu gehen, aber nicht lang genug, um die Badewanne zu erreichen.

Ich kehre zum Bett zurück, als meine Neugier befriedigt ist, und setze mich zum Denken hin. Nach einiger Zeit kehren meine verworrenen Gedanken wieder zu dem Mann zurück, der mich hier gefangen hält. Ich habe so viele Fragen zu ihm.

Wer ist er? Was will er von mir? Wohin hat er mich gebracht?

Und viel wichtiger, wird er mich gehen lassen?

Ich lege mich abermals auf das Bett, da ich müde werde. Meine Augenlider sind schwer, weshalb ich sie schließe.

Als ich wieder aufwache, sitzt er direkt neben mir und seine grauen Augen bohren sich in mich. Er blickt auf mich hinab, als wäre ich eine verwöhnte Geliebte und er der ältere Liebhaber, der mich gerne verhätschelt.

Ich setze mich auf und weiche vor ihm zurück. Als ich ihn misstrauisch anstarre, biegen sich seine Lippen zu dem Hauch eines Lächelns nach oben.

Das Lächeln erreicht das kühle Grau seiner Augen jedoch nicht und diese Tatsache jagt mir Schauder über den Rücken. Er ist jünger, als ich dachte, vermutlich Mitte Dreißig. Und sein Körper ist gut bemuskelt, feingeschliffen. Von was, weiß ich nicht.

Noch ein Rätsel, das ihn umhüllt.

„Du bist wach“, stellt er fest, so nüchtern, als wäre ich eine Freundin und nicht eine verflixte Gefangene.

Ich kann seine Augen auf mir spüren, überall auf meiner Haut. Ich versuche, normal zu atmen, aber mein Herz rast eine Million Meilen pro Stunde. Er wirkt nachdenklich.

„Du bist hübscher, als ich es erwartet hatte.“ Er beugt sich näher zu mir und ich zucke zusammen. Er legt seine Hand auf meinen nackten Schenkel und gluckst, als ich versuche, von ihm weg zu krabbeln.

Er packt einfach die Kette, die mit meinem Handgelenk verbunden ist und wickelt sie sich in einer fließenden Bewegung um die Hand. Er ruckt daran und ich gerate aus dem Gleichgewicht. Ich taumle zurück zum Bett.

„Das ist erst mal genug“, sagt er milde. Er neigt den Kopf zur Seite. „Ich brauche einen neuen Namen für dich. Katherine Carolla ist tot. Also brauche ich etwas Weibliches und… etwas Kleines, wie du es bist.“

„Ich bin nicht tot“, protestiere ich mit zitternder Stimme. Ich zerre an der Kette, aber er zuckt nicht einmal.

„Das bist du nicht, nein. Aber du bist auch nicht mehr Katherine. Ich tötete sie, als ich sie auf der Sklavenversteigerung kaufte. Oder hast du es nicht bemerkt?“

Ich verziehe das Gesicht bei dem Wort Sklavenversteigerung. „Also gibst du zu, dass du die Sorte Mann bist, die sich bei Sklavenversteigerungen herumtreibt?“

Meine Worte kommen beißender heraus, als ich es beabsichtigt hatte, aber er scheint sich nicht daran zu stören. Er scheint mich gar nicht zu hören. Er verengt seinen Blick auf mein Gesicht.

„Fiore“, sagt er. „Das bedeutet Blume auf Italienisch. Ich denke, das wird dein neuer Name, Mädchen.“

„Mein Name ist Katherine“, sage ich widerspenstig.

„Du wirst schon bald lernen, wie sehr du dich irrst. Du wirst bald eine ganze Menge lernen.“

Sein grauer Blick ruht schwer auf meinem Gesicht, meinen Brüsten, dem Scheitelpunkt meiner Schenkel. Ich bekomme Gänsehaut davon.

Er ist verrückt, so viel ist offensichtlich. Ich muss ihm so viele Informationen wie möglich entlocken und dann kann ich sie durchgehen, wenn ich wieder allein bin.

„Wo sind wir?“, sage ich, um das Thema zu wechseln.

Er zieht eine Braue hoch. „Kolumbien. Wir sind auf meinem Anwesen, allein bis auf das Personal, das für einen reibungslosen Ablauf sorgt. Niemand wird dir helfen.“ Er hält einen Moment inne. „Niemand wird dich suchen kommen. Das weißt du, oder?“

Ich recke mein Kinn, obgleich Tränen in meinen Augen brennen. „Das weißt du nicht.“

Er zieht an der Kette und bringt mich näher zu sich. „Aber das tue ich, Fiore. Ich weiß das. Dein Vater hat dich verraten, deine Brüder ebenfalls. Sonst gibt es niemanden, oder?“

Ich unterdrücke meine Emotionen, auch wenn ich die Tränen nicht daran hindern kann, über meine Wangen zu strömen.

„Du bist ein Monster“, werfe ich ihm an den Kopf, während ich die Tränen auf meinen Lippen schmecke. „Du weißt überhaupt nichts über mich.“

„Nein?“, sagt er und etwas glitzert in diesen tödlichen grauen Augen.

Er steht auf, wobei er die Kette dazu benutzt, mich über die Bettkante und in die Knie zu zwingen. Ich kann sehen, dass die Kette in seine Hand schneidet, doch ihn scheint das nicht zu stören. Er stellt sich zwischen meine Knie und hält die Kette so hoch, dass ich mich nicht auf meine Fersen setzen kann.

Er gleitet mit einer Hand meinen Innenschenkel hinauf, was mich zusammenfahren lässt. Seine Hand wandert höher… bis er die kleine Ansammlung Locken zwischen meinen Schenkeln findet. Seine Finger erforschen meine unteren Lippen.

„Nein!“, protestiere ich. Als er einen Finger beiläufig in mich schiebt, kein bisschen auf meine Gefühle bedacht, brülle ich ihm ins Gesicht: „Nein! Ich sagte Nein! Stopp!“

Sein Finger in meinem Körper ist ein absoluter, unbestreitbarer Verstoß. Ich versuche, mich zu bewegen, meine Knie zu schließen, doch er hebt nur meine Handschelle schmerzhaft hoch.

Das Eindringen seiner groben Berührung ist alles, von dem mir mein ganzes Leben lang erzählt wurde, dass ich es fürchten sollte. Also fürchte ich es.

Ich fürchte ihn.

Er neigt sich näher zu mir, sodass sein Gesicht beinahe meines berührt. „Du gehörst jetzt mir, Fiore. Ich besitze dich. Ich kann mit dir tun, was auch immer ich möchte, wann auch immer ich möchte. Und du wirst tun, was ich sage, oder ich werde dich töten. So einfach ist das.“

„Monster“, wispere ich und schließe die Augen. Als könnte ihn das aussperren. „Was willst du überhaupt von mir?“

Er zieht seinen Finger aus mir und beugt sich nach unten, bis er direkt neben meinem Ohr ist.

„Alles“, sagt er, wobei sein Atem mein Ohr kitzelt und Gänsehaut auf meinen Armen und Beinen entstehen lässt. Ein plötzliches Angstgefühl überkommt mich.

Und dann gibt er meine Kette frei und läuft aus dem Raum, als hätte er etwas Besseres zu tun. Als würde ich nicht zittern und Angst haben. Als hätte nicht er dafür gesorgt, dass ich so empfand.

Ich werde starrend zurückgelassen, während er die Tür zuknallt, mein Mund hängt offen.

Was.

Zum.

Teufel.

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