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Tag eins: Samstag

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Der Rauch stieg langsam von den noch glimmenden Dochten auf. 33 1/3 Kerzen zierten meinen Kuchen zum Nicht-Geburtstag. Ich liebte meine Freundinnen dafür, dass sie diese Überraschungsparty für mich organisiert hatten. Besonders die um zwei Drittel gekürzte Kerze rührte mich. Doch für sentimentale Gedanken blieb mir keine Zeit, denn meine Freundinnen umringten mich hüpfend und jubelnd.

»Dein Wunsch? Was hast du dir gewünscht?«, fragte Beth.

»Das darf ich nicht verraten«, sagte ich. »Sonst geht der Wunsch doch nicht in Erfüllung.«

»Der geht sowieso nicht in Erfüllung«, sagte Cynthia.

»Hey. Sag das nicht. Es ist schließlich mein Wunsch.«

»Aber Geburtstagswünsche gehen nur in Erfüllung, wenn man seinen Geburtstag feiert. Heute feiern wir aber deinen Nicht-Geburtstag, Alice«, sagte Cynthia und lüpfte zum Gruße ihren Hut.

»Darum habt ihr auch den Tee mit Whiskey verrückt gemacht. Ich verstehe.« Ich knickste in dem Alice-Kleid, verlor das Gleichgewicht und stützte mich beinahe auf der Torte ab.

»Alles Gute zu 33 1/3 Jahren, Kathleen«

stand in Zuckerschrift darauf. Wir nannten uns die vier Lamas, weil in jedem unserer Namen ein ›th‹ vorkam. Und weil unserer damaliger Klassenlehrer nicht in der Lage gewesen war, unsere Namen auszusprechen, ohne dabei zu spucken. Unsere Freundschaft überstand die Schulzeit mit ihrer Pubertät und der ersten Liebe hinter der Sporthalle. Oder zumindest dem, was wir damals für die erste Liebe hielten. Wir waren gemeinsam durch die Uni oder den Ausbildungsbetrieb gegangen und nun stand jede von uns mit beiden Beinen fest im Berufsleben. Doch dieses Jahr sollte der Herbstwind einige kleine, aber wohl gehütete Geheimnisse frei legen.

»Was hast du dir denn nun gewünscht?«, fragte Ruth. »Vielleicht können wir dir bei der Erfüllung helfen.«

»Ach nein, mein Wunsch ist nicht so wichtig.«

»Das klang gerade aber noch ganz anders«, widersprach Cynthia.

Mein Wunsch war albern und kindisch. Ich wollte ihn noch nicht mal mit meinen besten Freundinnen teilen.

»Nun sag schon. Es wird doch wohl kein heimlicher Verehrer sein.« Die pragmatische Ruth ahnte gar nicht, wie nahe sie der Wirklichkeit mit dieser Vermutung kam.

»Nein, sie wünscht sich bestimmt einen Welpen«, riet Beth und lag damit voll daneben.

»Zier dich nicht. Du bist ohnehin nur noch drei Tassen Tee davon entfernt, es uns zu erzählen.« Cynthia kannte mich von allen dreien immer noch am besten. Und im Grunde genommen wollte ich es ihnen ja erzählen. »Ich wünsche mir einen Stalker«, platzte ich schließlich heraus.

»Einen was?«, fragte Beth.

»Na, einen Stalker. Ihr wisst schon. Einen, der mir auf Schritt und Tritt folgt, weil er so hingerissen von mir ist.«

»Sag mal spinnst du?«, fragte Ruth.

»Wieso? Ich wollte schon immer mal meinen eigenen Stalker haben.«

»Die Typen sind total durchgeknallt und gefährlich.«

Ruth ging mir echt auf die Nerven mit ihrem ewigen Pessimismus.

»Aber das ist doch voll romantisch. Ein Typ, der nur Augen für mich hat. Der mir wie ein Schatten folgt und dadurch andere Bekloppte von mir fernhält.«

»So, das war’s«, unterbrach mich Cynthia, »du bekommst heute keinen verrückten Tee mehr.«

»Ja aber…«

»Kein aber. Du solltest jetzt langsam mal die Torte anschneiden, sonst stalke ich dich in deinen Träumen.«

Also griff ich zu dem bereitliegenden Messer und versenkte den harten Stahl in dem weichen Gemisch aus Teig und Sahne. Die Himbeerfüllung verteilte sich wie Blut auf den herumgereichten Tellern.

»Boah, ist die lecker«, sagte ich mit vollem Mund. »Wer von euch kann so super backen?«

Meine Mädels sahen sich verschwörerisch an, zogen Grimassen und kicherten.

»Nun sagt schon. Die ist doch nicht etwa gekauft, oder?«

Keine meiner Freundinnen schaute mir in die Augen.

»Na hört mal. Ich hatte nur einen einzigen Wunsch. Eine selbstgebackene Torte. Nicht mal das könnt ihr für mich tun?«

»Na hör du mal«, konterte Ruth. »Erstens sind wir alle vollbeschäftigte Power-Frauen, die gar keine Zeit für Küchendinge haben. Zweitens war das ein Geburtstagswunsch und heute ist nun mal nicht dein Geburtstag. Und drittens handelt es sich ja nicht um eine Tiefkühlpizza. Sie wurde selbst gebacken. Nur eben nicht von uns, sondern von Madame Petit Four.«

»Och, lasst euch drücken.« Das besänftige mich. Madame Petit Four war meine Lieblingskonditorin. Mein großes Vorbild beim Backen. Und sozusagen meine dritte Omi. Ihre Cupcakes waren mein Seelenpflaster für alle Lebenslagen. Und ihre heiße Schokolade hatte schon so manche Träne getrocknet.

»Na gut. Ich verzeihe euch. Was habt ihr als nächstes geplant?«

»Den Partyklassiker«, antwortete Cynthia. »Wahrheit oder Pflicht.«

»Och nö«, stöhnte ich.

»Och doch«, rief Cynthia. »Hier noch mal die Regeln für alle. Wer dran ist, überlegt sich eine Frage und eine Aufgabe, dann dreht er die Flasche und wählt somit sein Opfer.«

»Na schön. Es ist mein Nicht-Geburtstag. Also her mit der Flasche.«

»Hier. Musst sie nur noch austrinken.«

»Das ist Rum.«

»Na und?«

»Ich trinke keinen Rum.«

»Jetzt schon.«

»Blödsinn. Gib mir die Flasche. Die dreht sich auch mit Rum gut.«

»Ist ja gut. Hier hast du sie.« Cynthia rollte mir die Flasche zu.

Also drehte ich und Beth verschluckte sich an ihrem Moquito, als der Flaschenhals auf sie zeigte. Ich sah sie aus streng zusammen gekniffenen Augen an und fragte: »Wahrheit oder Pflicht?«

»Wahrheit«, quiekte sie wie ein kleines Mäuschen.

»Dann erzähl mal von deinem ersten Kuss.«

»Oh, das war ziemlich unspektakulär. Wisst ihr noch, Stefan, der nach der achten Klasse weggezogen ist?«

»Dieser Außenseiter, der immer tote Fliegen in der Jackentasche hatte?«, fragte Ruth.

»Ja, genau der. Wir hatten da doch mal einen Tag früher Schluss. Ihr seid mit eurem Bus nach Hause gefahren, aber ich musste ja immer in die andere Richtung. Genauso wie Stefan. Aber weil ich noch mal zur Toilette musste, habe ich den Bus verpasst. Stefan hatte den Bus ebenfalls verpasst, weil sein Lehrer noch mal mit ihm über die versemmelte Klassenarbeit hatte reden wollen. So standen wir beide an dieser verlassenen Haltestelle und schwiegen uns verlegen an. Als einer der Lehrer vorbei fuhr, zog Stefan mich zwischen die Altpapiertonne.«

»Ihhh«, riefen wir im Chor.

»Es waren die Altpapiertonnen, nicht der Restmüll.«

»Aber Stefan, ihh«, konterte Cynthia.

»Er hatte sehr weiche Lippen und roch lecker nach Kaugummi.«

»Unglaublich, dass du uns das nie erzählt hast«, sagte ich.

»Naja, du siehst doch, wie ihr reagiert habt.«

»Ja das war fies. Tut uns leid«, lenkte Ruht ein. »Jetzt darfst du drehen.«

Beth drehte die Flasche, die braune Flüssigkeit bildete Bläschen und blieb schließlich bei Cynthia stehen. Diese schloss ergeben die Augen und sagte: »Pflicht.«

»Da wir jetzt so viel übers Küssen geredet haben, küsst du eine von uns.«

»Na wenn es weiter nichts ist. Komm her, du Grund dieser Feier.« Bevor ich protestieren konnte, lagen ihre Lippen auf meinen. Sie schmeckte nach Rum und unter dem Duft ihres Haarpflegemittels nahm ich sehr intensiv den Geruch ihrer Haut wahr. Mir war ein wenig schwindelig, als sie sich von mir löste. Ich fing den Blick von Beth ein, konnte ihn aber nicht deuten. Während ich noch sprachlos war, sagte Cynthia fröhlich: »So. Nächstes Opfer.« Sie ließ die Flasche kreisen, die bei Ruth stehen blieb.

»Pflicht«, sagte sie zähneknirschend.

»Stelle dein erstes Mal pantomimisch dar.«

»Echt jetzt?«

»Echt jetzt!«

»Das ist langweilig«, sagte Ruth und legte sich mit gespreizten Beinen auf den Boden neben das Tischchen mit dem Zimmerbrunnen.

»Echt jetzt?« fragte ich.

»Echt jetzt! Oder willst du etwa behaupten, bei dir war es aufregender gewesen?«

»Nein, eigentlich nicht.« Und es stellte sich heraus, dass es bei uns allen recht ähnlich war. Da sprudelte ja der Zimmerbrunnen mehr als wir.

Ruth drehte die Flasche, die erneut auf sie zeigte. »Oh. Dann dreh ich eben noch mal.«

»Nix da«, sagte Cynthia, »du hast dir zwei Sachen überlegt. Jetzt nimmst du einfach die andere.«

»Na schön. Peinlichster Moment ever. Ich habe in meiner Buchhandlung gearbeitet. Da überkam mich so ein kleines Hüngerchen. Weil gerade keine Kunden da waren, habe ich schnell eine Butterbretzel weggeknuspert. Ich weiß ja nicht, wie ihr das macht, aber wenn ich irgendwo reinbeiße, krümelt es mir immer ins Dekollete. Da ich alleine war und nicht wollte, dass mir etwas in meine Mini-Möpse pickst, hatte ich mir von oben in den BH gegriffen um die Krümel raus zu wischen. Als plötzlich eine Männerstimme fragte: »Darf ich suchen helfen?«

Wir brüllten vor lachen, bis Beth sich genügend gesammelt hatte und fragte: »Was hast du ihm geantwortet?«

»Ich lief hoch rot an und fragte, was ich für ihn tun könne. Da sagte er, er suche das Buch ›Nicht ohne meinen Mops‹.«

Eine weitere Lachsalve hallte durch mein Wohnzimmer und ein einziger glücklicher Gedanke zog durch meinen Kopf: Ich liebte meine Mädels.

»Jetzt dreh mal gescheit«, sagte ich und prompt zeigte der Flaschenhals direkt auf mich. »Pflicht«, sagte ich.

»Trink dein aktuelles Getränk auf Ex.«

»Aber es ist ein Rotwein.«

»Trink.«

»Es ist ein sehr trockener Rotwein.«

»Trink.«

»Ich werde dabei ersticken.«

»Trink«, riefen meine Mädels im Chor.

»Ist ja gut.« Ich trank und mein Lieblingswein kam mir beinahe zur Nase wieder raus. Das war gar nicht witzig und schnell drehte ich die Flasche. Doch ich konnte nicht hinsehen, denn in meinem Kopf drehte es sich auch.

»Wahrheit«, sagte Beth.

»Was ist das Schlimmste, was du jemals im Vollrausch getan hast?«

»Ist die Frage zulässig? Schließlich ist sie der von eben sehr ähnlich.« Beth versuchte sich herauszuwinden.

»Natürlich ist sie zulässig, weil der peinlichste Moment nüchtern war. Dieser jetzt nicht«, entschied Ruth.

Beth kaute nervös auf ihrer Unterlippe und suchte einen Ausweg. Doch letzten Endes merkte sie, dass sie aus dieser Nummer nicht mehr rauskommen würde.

»Wisst ihr noch, damals? Mein Gott, wie oft werden wir diesen Satz heute noch sagen?«. Wieder nagte sie an ihrer Unterlippe. Ein Anblick, den wir alle nur zu gut kannten. Doch was wir in ihren Augen sahen, ließ uns gespannt den Atem anhalten. Beth griff nach dem Flaschenhals, der auf sie zeigte, drehte den Verschluss mit zitternden Fingern auf und trank einen großen Schluck. Dann erzählte sie: »Bei dem Sommerfest, als wir in der Zehnten waren, hatte jemand den Punsch mit Rum aufgepeppt. Ich hatte zu dem Zeitpunkt wenig Erfahrung mit Alkohol. Natürlich habe ich den Rum geschmeckt, konnte ihn aber nicht so richtig zuordnen. Und zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Erfahrung mit Jungs. Mal abgesehen von dem Kuss hinter den Altpapiertonnen. Ihr habt mit euren Erfahrungen geprahlt, aber ich hatte nichts vorzuweisen. Wir hatten doch damals diesen verdammt gut aussehenden Referendar in Biologie. Er hatte während des Sommerfestes Aufsicht. Ich fragte ihn, ob er mir Nachhilfe in Sexualkunde geben würde und fasste ihm in den Schritt.«

Beth schaute uns eine nach der anderen an, unsicher, wie wir ihr Geständnis auffassen würden. Aber wir schauten nur blöde zurück. Sprachlos darüber, was uns unsere kleine, schüchterne Beth gerade erzählt hatte.

»Wow«, Ruth fand als erste die Sprache wieder. »Wie hat er reagiert?«

Beth kicherte. »Er war genauso sprachlos wie ihr.«

Sie ließ uns keine Möglichkeit weitere Fragen zu stellen, sondern drehte geschwind die Flasche und wieder zeigte der Hals auf mich. »Wahrheit.«

»Was würdest du tun, wenn dir ein fremder Kerl in einer dunklen Gasse begegnen würde?«

Vielleicht lag es an zu viel Alkohol. Vielleicht lag es an dem Kuss von Cynthia. Oder auch einfach nur daran, dass ich schon zu lange Single war und mal wieder richtig Lust auf einen Mann hatte. Jedenfalls sah ich diese dunkle Gasse plötzlich vor mir. Ich sah einen bartstoppeligen großen Mann in schwarzer Jacke auf mich zukommen, der mich grob packte und gegen die Hauswand drückte. Widerstand war zwecklos, als er mir die Kleidung vom Leib riss, in meine Brüste biss und grob in mich eindrang. Meine Mädels sahen mich entsetzt an, nachdem ich ihnen von dieser kurzen Fantasie erzählt hatte, die die Frage in mir ausgelöst hatte.

»Was würdet ihr denn tun?«, fragte ich.

»Schreien«, sagte Ruth.

»Weglaufen«, sagte Beth.

»Schlagen, treten, kratzen«, ergänzte Ruth.

»Ihn mit Eiern bewerfen«, sagte Cynthia.

»Woher hast du die Eier?«, fragte Ruth.

»Aus seiner Hose natürlich«, antwortete Cynthia.

Sie verstanden mich einfach nicht. Mein Leben war öde und langweilig. Ich wünschte mir so sehr ein Abenteuer.

»Es ist doch nur eine Fantasie.«

»Aber eine ganz schön schräge«, sagte Ruth.

»Zumal die Frage ernst gemeint war«, sagte Beth.

»So stellst du dir also deinen Stalker vor?« schlug Cynthia in dieselbe Kerbe.

»Ach hört doch auf«, rief ich verärgert und drehte die Flasche, mit der ich Cynthia erwischte. »Wahrheit.«

»Bist du schon mal in einem fremden Bett aufgewacht?«

»Das bin ich tatsächlich. Das Bett gehörte einem Punk. Viele Tattoos, viele Piercings und ein Frettchen im Bad, das mir beim Pinkeln zugeschaut hat.«

Die Mädels kicherten und ich schmollte. »Warum ist diese Geschichte weniger bäh als meine?«

»Weil ich freiwillig Sex hatte«, brachte Cynthia es gnadenlos auf den Punkt.

»Bin ich jetzt ein Freak, nur weil ich mal wieder richtig Lust auf einen Mann habe, mir gerade aber keiner zur Verfügung steht?«

»Nein, du bist kein Freak«, beruhigte mich Ruth. »Dein Geständnis kam nur etwas überraschend.«

»Es ist einfach scheiße, so lange allein zu sein.«

»Ich wäre froh, mal etwas alleine zu sein. Mir gönnt mein Satansbraten nicht mal einen ruhigen Moment unter der Dusche.« War ja klar, dass Beth als allein erziehende Mutter so etwas sagen musste.

»Wie alt ist dein Kleiner jetzt eigentlich?«, fragte ich.

»Nächste Woche wird er zwei.«

»Ich würde meinen Mann ganz gerne mal zum Mond schießen um etwas alleine zu sein«, sagte Beth, verheiratet, kinderlos, Eigentümerin einer Buchhandlung.

»Ich kann dich gut verstehen«, sagte Cynthia, Vollzeitsingle, Beraterin in einer Werbeagentur und immer auf der Überholspur.

Und was hatte ich zu bieten? Eine Singlefrau von 33 1/3 Jahren mit einem langweiligen Bürojob in einer Anwaltskanzlei. Tagein, tagaus saß ich am PC und bestellte Büromaterial, prüfte Rechnungen und forderte Angebote ein. Die einzige Abwechslung bot die Kantine. Und dabei ging es auch nur um die Frage, ob ich heute mehr Lust auf Schokopudding oder Fruchtjoghurt hatte. Ansonsten war mein Leben ein Einheitsbrei. Alles, was ich hatte, waren meine Mädels, aber ausgerechnet die schienen mich heute nicht verstehen zu wollen. Ich versuchte die Situation zu retten, indem ich anfing albern zu kichern und rief: »Reingelegt. War alles nur ein Scherz, der etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Ich hole mir morgen eine Katze aus dem Tierheim.«

»Aber du hast doch schon eine. Eine dreifarbige. Die sollen Glück bringen.« Beth schluckte den Köder sofort.

»Na wenn das so ist, lässt du mich bestimmt mal einen Blick in dein Tagebuch werfen.« Bei Ruth war es nicht ganz so einfach.

»Welches Tagebuch?«, bluffte ich.

»Das unter deinem Kopfkissen«, sagte Cynthia.

»Ihr habt unter mein Kopfkissen geschaut?«

»Liegt da etwa tatsächlich ein Tagebuch?« Cynthia sprang auf und lief in mein Schlafzimmer.

»Nein, natürlich nicht. Das habe ich im Spülkasten versteckt.«

Cynthia lief ins Bad und rief laut: »Oh Romeo, oh Romeo. Was machst du auf dem Damenklo?«

Sofort waren wir wieder ein Haufen alberner Hühner der laut gackerte. Die trübe Stimmung schien wie weggeblasen. Zumindest bei den anderen. Ich sah immer wieder zu den nachtdunklen Fenstern und bei dem Gedanken, dort draußen könnte jemand stehen und mich beobachten, nur mich, lief mir ein wohliger Schauer über den Rücken.

Lamaspucke

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