Читать книгу Die Sagen von Berandan - Jo W. Gärtner - Страница 4

Kapitel 1

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Das feuchte Moos unter seinen kleinen Füßen sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Es fühlte sich anders an. Als wolle es ihn nicht tragen. Mit seiner Rechten hielt er sich am Baumstamm fest und blickte nach oben. Die dichten Wipfel der unendlich hohen Bäume wogen leicht im Wind hin und her. Ansonsten lag alles still.

Der ganze Wald war still. Zu still.

Jetzt erst fiel es ihm auf. Kein Specht klopfte, nirgends wuselten Mäuse, die Fliegen surrten nicht. Nichts regte sich. Nichts lebte. Als hätten sich alle Lebewesen des Waldes vor einer unsichtbaren Gefahr verzogen. Als fürchte der Wald etwas.

Tief sog er die Luft ein. Sie schmeckte nicht nach Holz und Moos und Laub. Sie schmeckte bitter. Sie schmeckte nach Unheil.

Vorsichtig ging er weiter, kletterte über einen Felsen, kroch unter riesigen Wurzeln, die bizarre Tore bildeten, hindurch und suchte währenddessen mit seinen scharfen Augen die Bäume, die Sträucher, das Unterholz ab. Nirgends konnte er etwas entdecken, was seine Aufmerksamkeit erregen hätten können. Nirgends war etwas anders als sonst. Es war der Wald, sein Wald, und er sah aus wie immer. Und dennoch…

Die rettende Stadt lag nicht weit von hier, versuchte er sich zu beruhigen. Bei Gefahr wäre er in Windeseile dorthin zurückgekehrt. Es gab also keinen Grund, sich zu fürchten. Nur ruhig.

Ein leichter Windstoß ließ ihn frösteln. Was war mit dem Wald nur los? Dem Wald, der ihm so vertraut war, von dem er jeden Baum, jeden Stein, jeden Bau kannte. Er war ihm plötzlich so fremd. Als ginge er zum ersten Mal zwischen den mächtigen Bäumen hindurch.

Fest drückte er sich gegen einen Stamm und spürte die Sicherheit, die die raue Rinde ihm gab. Er musste zurückkehren und Bericht erstatten. Sollten sie ihn auch für verrückt halten. Hier stimmte etwas nicht, dessen war er sich sicher.

Er drehte sich nach links, um zur Stadt zu eilen, und erstarrte. Wie zu Stein geworden stand er da und blickte in das fremde Gesicht. Das lächelnde Gesicht. Das hämisch lächelnde Gesicht. Lederne Haut, zerfurcht, vernarbt. Spitze, weit auseinanderstehende Zähne in einem grinsenden Mund. Und dazu die Augen, diese stechenden, giftigen Augen. Er konnte sich nicht rühren, konnte nicht atmen, konnte nicht schreien. Nichts. Nur starren. Sein Herzschlag erstarb. Er spürte, wie von hinten eine weitere Person herantrat. Dann wurde ihm ein Sack über den Kopf gezogen. Schwarz. Er wurde gepackt, herumgewirbelt, auf jemandes Schulter geworfen und davongetragen.

Dann lag der Wald wieder still. Zu still. Ihm im Sack dröhnte die Schwärze in den Ohren.

Die Sagen von Berandan

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