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Zur gleichen Zeit, in der das Gespräch im Restaurant „Rondell“ stattfand, saßen die Kriminalisten Ullmann, Schlosser und Jans Schubert mit ihren Partnern vor ihren Wohnmobilen. Sie waren bereits den dritten Tag ihrer zweiten Urlaubswoche auf dem Campingplatz in Tossens und es gefiel ihnen ausnehmend gut. Es war ihnen gelungen, analog ihrem Aufenthalt auf dem Campinggelände in Markgrafenheide ihre Wohnmobile U-förmig anzuordnen, sodass sie sich einen separaten Platz geschaffen hatten. Ihre U-förmige Gestaltung war Richtung Düne geöffnet und in Richtung des Strandes durch das querstehende Wohnmobil geschlossen, sodass der teilweise recht böige Nordseewind die Urlauber verschonte und diese die strahlende Sonne in vollen Zügen genießen konnten. Diese von ihnen gewünschte ungewöhnliche Aufstellung ihrer Wohnmobile hatte zunächst bei dem sehr konsequent wirkenden Platzmeister Unmut hervorgerufen und er hatte es untersagt. Der Platzwart war ein kräftiger Mann um die 50 Jahre und konnte mit seiner Figur und seinem sicheren Auftreten jedem Urlauber Respekt einflößen.

Das Campinggelände war in einem sehr sauberen und sicheren Zustand, die Bereiche der Wohnwagen und der wenigen Zelte waren abgegrenzt und durch befestigte Wege gut zu erreichen. In den letzten Jahren hatten Wohnmobile gegenüber Zelten die Vorherrschaft übernommen, wobei die echten Zelter niemals ihren Urlaub in einem Wohnmobil verbringen würden, zumal die heutige Technik und die Möglichkeiten eines Zelters im Vergleich zu früheren Jahren sich bedeutend verändert und verbessert hatten. Die Zelte waren größer und erlaubten deutlich besseren Komfort.

Der Platz war zu circa 90 Prozent mit Wohnwagen belegt, die ihren eigenen Bereich hatten, aber gelegentlich gestattete der Platzwart Ausnahmen, wenn es sich um Familien handelte. Zum Campingplatz gehörten ein Spielplatz und weitere Möglichkeiten zur Ausübung sportlicher Tätigkeiten, wie Volleyball, Federball, Kegeln und so weiter. Der Toiletten- und Waschbereich war stets sauber und für die Urlauber ausreichend. Die Wasch- und Duschgelegenheiten wurden zwar oft benutzt, aber es kam nie zu Streitigkeiten unter den Nutzern, da viele der Urlauber Wohnwagen mit Duschgelegenheiten besaßen.

Viele der Urlauber hatten ihre Fahrräder mitgebracht und erkundeten die Gegend per Rad. Im Ort gab es eine Fahrradausleihstation, die es auch anderen Urlaubern ermöglichte, Fahrradtouren zu unternehmen. Die Bademöglichkeiten am Ufer des Campingplatzes waren nur begrenzt gegeben, da sich der Campingplatz am Wattenmeer befand. Das Wattenmeer zog sich ungefähr zweihundert Meter in die Nordsee und war bei Ebbe, die alle sechs Stunden einsetzte, zu Fuß gut begehbar. Im Watt tummeln sich die bekannten Wattwürmer. Die Dünen waren nur von der Seeseite für die Urlauber begehbar, da die andere Seite von den Schafen der Einwohner genutzt wurde. Der Uferbereich besaß keinen direkten Sandstrand und war daher nicht mit den wunderschönen Sandstränden der Ostsee vergleichbar, aber die Gegend besaß viele andere Annehmlichkeiten.

Die Kriminalisten hatten die erste Woche ihres gemeinsamen Urlaubes an der Ostsee auf dem Campingplatz in Markgrafenheide verbracht und wunderschöne Stunden erlebt. Der Platz in Markgrafenheide war in einem Waldgelände gelegen, was Vorteile aber zugleich Nachteile mit sich brachte. Zum einen war der Platz in den Abendstunden schön schattig gelegen, wodurch die Wärme in den Campingwagen erhalten blieb. Zum anderen mussten die Urlauber, um die Sonne zu genießen, den kurzen Weg bis zum Strand auf sich nehmen. Die Stellfläche für Zelte oder Wohnmobile und die Sanitärbereiche waren wesentlich kleiner, aber der Platz war gleichfalls in einem sehr sauberen Zustand. Zur positiven Überraschung der Familien Ullmann und Schlosser hatten sich Jana und ihr Freund Philipp sehr schnell an den gemeinsamen Umgang gewöhnt, wozu auch ihre gleichen Interessen beitrugen. Während ihres Aufenthaltes an der Ostsee hatten sie, trotz des schönen Wetters, welches zum ständigen Verweilen am Ostseestrand einlud, gemeinsame Ausflüge unternommen und sich dabei näher kennengelernt. Sie waren zweimal in Warnemünde und hatten sich am Strand ausgeruht, nachdem sie die Stadt ausgiebig besichtigt hatten. Besonders beeindruckt waren sie von den typischen Ostseehäusern in den kleinen Nebengassen hinter der Promenade. Die niedrige Bauweise dieser Häuser und ihr typischer Aufbau hinterließen bei ihnen einen bleibenden Eindruck. Die Promenade am Ufer des alten Stromes mit ihren vielen kleinen Boutiquen und Gaststätten war von den Urlaubern belagert und ein Durchkommen an einigen Stellen nur schwer möglich, zudem luden einige am Ufer verankerte Boote zum Verweilen und zum Verzehr leckerer Fischspeisen ein. Die Sehenswürdigkeiten, wie der Teepott oder das Hotel „Neptun“ direkt an der Strandpromenade gelegen, luden zum beschaulichen Bummel ein und viele der Urlauber nutzten die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad in den Wellen der Ostsee. Der Strand war ideal für Kinder, denn er war sehr weitläufig und führte nur allmählich in tiefere Bereiche des Wassers, weshalb die Aufmerksamkeit der Eltern für ihre Kinder gelegentlich nachließ. Das große Vorkommen an Muscheln im Strandbereich verführte die Kinder oftmals eigene Wege zu gehen und sich unangemessen von ihren Eltern zu entfernen, sodass es nicht selten vorkam, dass die Eltern nervös nach ihren Kindern suchten. An der Mole waren nur noch wenige Strandkörbe aufgestellt, die meisten befanden sich im Bereich des Hotels „Neptun“. Diese waren stets belegt, sodass sich viele Badegäste ihren Platz dazwischen suchten. Viele Urlauber genossen am alten Strom das vorzügliche Angebot an frischem Fisch und deren unterschiedliche Zubereitung. Besonders begehrt waren Fischbrötchen und geräucherte Waren, deren Preis in den letzten Jahren deutlich zugelegt hatte, aber die Urlauber sagten sich, wir haben nur einmal im Jahr Urlaub und bezahlten bereitwillig die überhöhten Preise.

Die Kriminalisten hatten gemeinsam einen Ausflug in die Hansestadt Rostock unternommen und waren die Lange Straße entlang gebummelt. Die vielen Einkaufsmöglichkeiten hatten besonders die Frauen beeindruckt, die des Öfteren in einer Boutique oder einem Kaufhaus verschwanden, sodass sich dieser Bummel mehr als erwartet in die Länge zog. Die Männer warteten dann geduldig vor den Geschäften und schauten sich das Treiben auf der Einkaufsmeile an. Begünstigt durch das schöne Wetter hatten sie auf der Terrasse einer Gaststätte zu Mittag gegessen und sich anschließend einige Sehenswürdigkeiten der Stadt angeschaut.

Bei ihren gemeinsamen Ausflügen hatte sich Philipp stets als Fahrer angeboten und die beiden Kommissare hatten diese Einladung gern angenommen. Jana saß bei ihrem Freund im Fond des Wagens, während sich die Familien Ullmann und Schlosser im sogenannten Wohnbereich des Mobiles aufhielten und die Männer konnten dabei eine Flasche Bier trinken. Philipp Schroeder war ein begeisterter Autofahrer und freute sich, seinen neuen Freunden einen Gefallen tun zu können. Für ihn war dieser Urlaub gemeinsam mit Jana die erste Gelegenheit, sich richtig kennenzulernen, denn bis jetzt war es auf Grund ihrer beruflichen Tätigkeit nur selten zu längeren gemeinsamen Unternehmungen gekommen. Philipp war in Berlin fest in seine Aufgabe eingebunden, welche auch oft mit Sonderaufgaben verbunden war, sodass es häufig geschah, dass geplante Verabredungen abgesagt werden mussten, das gleiche traf für Jana mit ihrer Arbeit bei der Brandenburger Mordkommission zu. Beiden war die Freude an diesem Urlaub deutlich anzumerken und das positive Verhältnis zu ihren Gefährten trug zum Gelingen des Unternehmens teil.

Die Stimmung in den bisherigen Tagen des gemeinsamen Miteinanders war an allen Tagen gut und es wurden die täglichen Aufgaben zur Besorgung der Mahlzeiten oder anderer kleinerer Überraschungen gut untereinander aufgeteilt und keiner fühlte sich benachteiligt oder bevorzugt. Alle freuten sich im Verlaufe des Tages bereits auf die allabendlichen gemeinsamen Stunden mit reichlichem Gesprächsstoff über vergangene Tage und Erlebnisse, die für reichliches Schmunzeln und viele Lacher gesorgt hatten, wobei gegebene unterschiedliche Meinungen in ruhigem und sachlichem Ton besprochen wurden und immer einvernehmlich endeten. Mit ihren jeweiligen Nachbarn auf den Campingplätzen hegten sie ein gutes Verhältnis und es wurde, wie unter Campern üblich, stets bei Problemen geholfen.

Die erste Woche ihres gemeinsamen Urlaubes an der Ostsee war für alle viel zu schnell zu Ende gegangen, aber sie hatten sich auf die zweite Woche an der Nordsee gefreut, da noch keiner von ihnen an der Nordsee war. Bei der Aufstellung ihrer Fahrzeuge musste erneut, wie an der Ostsee, Jana Schubert mit ihrem Charme versuchen, den Platzwart von der Notwendigkeit der U-förmigen Aufstellung zu überzeugen. Jana Schubert war eine sehr hübsche Frau und verstand es gut, ihren Gesprächspartner für sich einzunehmen, wobei sie diesen stets ausreden ließ und auf dessen Argumente einging, sodass er sich niemals übergangen fühlte.

„Sie können ihre Wagen nicht so aufstellen“, hatte der Platzwart beharrt.

„Wenn wir unsere Wagen nach unseren Wünschen aufstellen, benötigen wir weniger Platz“, hatte Jana anfangs versucht den Platzwart zu überzeugen.

„Wir können eine Probe machen“, sprach der Platzwart.

Jana Schubert hatte sofort erkannt, dass sie auf diesem Weg bei ihm keinen Erfolg haben würde und änderte ihre Strategie.

„Wir sind das erste Mal an der Nordsee und möchten es genießen.“

„Das können sie auch bei einer anderen Aufstellung“, blieb der Platzwart hartnäckig.

„Wir sind drei engverbundene Familien und möchten unsere Abende nach unseren Vorstellungen genießen, ohne unsere Nachbarn zu stören.“

„Camper untereinander stören sich niemals“, behauptete der Platzwart.

„Ich weiß, aber wir haben uns sehr auf unseren Urlaub an der schönen Nordsee gefreut. Sie müssen wissen, wir sind das erste Mal an der Nordsee“, sagte Jana und setzte ihr schönstes Lächeln auf.

„Sie waren noch nie an der Nordsee?“

„Nein und wir möchten es genießen.“

„Wie war ihre Anfahrt?“, fragte nun der Platzwart etwas freundlicher und Jana Schubert spürte sofort, dass sie eine Chance hatte.

„Total problemlos und unser erster Eindruck ist nicht schlecht.“

„Ich bin mir sicher, es wird ihnen bei uns gefallen.“

„Ich hoffe sehr und sie können dazu beitragen“, ging Jana in die Offensive.

„Ich bin stets für meine Gäste da.“

„Das glaube ich ihnen gern und wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns bei unseren Stellwünschen entgegenkommen könnten.“

„Weshalb bestehen sie auf dieser Anordnung ihrer Mobile?“

„Wir haben auf Grund unserer Tätigkeit selten die Gelegenheit uns zu sehen und unsere Gedanken auszutauschen. Wir sind gute Freunde.“ Jana lächelte.

„Was haben sie für eine Tätigkeit?“

„Wir sind Kommissare.“

„Was für Kommissare?“, fragte erstaunt der Platzwart.

„Kriminalkommissare.“

„Richtig bei der Polizei?“, fragte der Mann, noch immer beeindruckt.

„Ja, wir arbeiten in der Mordkommission Brandenburg.“

„Sie haben es mit richtigen Verbrechern zu tun?“

„Ja, und glauben sie mir, das ist nicht immer witzig.“

„Das glaube ich ihnen gern. Ich bin ein Freund von Kriminalromanen.“

„Im Film oder im Buch sieht manches einfacher aus als in Wirklichkeit.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass solch eine schöne Frau Verbrecher jagt und knallharte Verhöre durchführt, das ist sicher nicht einfach für sie“, sprach der offen werdende Platzwart.

„Ja, ich werde oft unterschätzt, aber das ist gelegentlich ein Vorteil. Wir würden uns sehr freuen, wenn es ihnen möglich ist, uns unseren Wunsch zu erfüllen und uns einige schöne gemeinsame Stunden im Rahmen unserer Mobilaufstellung zu genehmigen. Wir verbringen immer abends einige Zeit miteinander und genießen diese Stunden, die uns von unserer Arbeit ablenken. Wir grillen oder sitzen bei einem Glas Rotwein beieinander. Wenn sie möchten, können sie uns besuchen“, lockte Jana Schubert den Platzwart mit einem Lächeln an.

„Ich würde schon gern bei ihnen vorbeikommen. Ich habe noch nie mit echten Kommissaren zusammen essen und diskutieren können.“

„Wir würden uns freuen, wenn es ihre Arbeit erlaubt. Sie sind sicher sehr beansprucht mit Ihrer Tätigkeit als Platzwart“, sagte Jana.

„Ja, diese Aufgabe fordert meine ganze Aufmerksamkeit“, erwiderte der Mann und lächelte zurück.

„Können wir unsere Mobile nach unsere Vorstellung aufstellen?“, fragte nun beherzt Jana.

„Ja, aber ich weise sie ein. Am besten wäre es am Rande des Platzes“, stimmte nun der Chef des Platzes zu.

„Das ist uns egal“, sprach Jana Schubert und freute sich über die Erfüllung ihre Mission.

Der Platzwart schritt mit der jungen Kommissarin zu den drei Wohnmobilen und erläuterte ihren Begleitern den Platz und die Regeln, welche streng zu befolgen sind. Er hatte sie alle freundlich begrüßt und zollte ihnen Respekt für ihre verantwortungsvolle Aufgabe, was die Begleiter von Jana Schubert zunächst sichtlich verwunderte, aber später erklärte sie ihnen die Vorgeschichte und den Verlauf des Gespräches mit dem Mann. Er wies ihnen den Platz zu und beobachtete mit wachem Blick die Aufstellung und zeigte sich nach deren Beendigung sichtlich beeindruckt.

„Solch eine Aufstellung ist mir bisher nicht untergekommen, aber ich gestehe für eine gewisse Intimität kann dieser fast abgeschlossene Bereich sorgen. Ich hoffe, es wird ihnen an unserer schönen Nordsee gefallen und wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt und wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich sie, falls sie damit einverstanden sind, gelegentlich besuchen“, sagte der Platzwart und verabschiedete sich.

Die sechs Freunde hatten den Tag über einen Ausflug nach Bremerhaven unternommen, wobei sie mit der Fähre übersetzten, deren Fahrt aber lediglich zehn Minuten dauerte. Sie hatten einen Bummel durch die Innenstadt unternommen und sich gegenüber der Kirche einen Eisbecher gegönnt und fuhren in den Nachmittagsstunden wieder zurück.

„Es sind nun schon drei Tage seit unsere Ankunft vergangen“, sagte Philipp, als sie wieder gemeinsam an ihrem selbstgeschaffenen Vorplatz saßen.

„Den Platz haben wir wieder Jana zu verdanken, die mit ihrem unwiderstehlichen Charme den etwas spröden Platzmeister von der Notwendigkeit unserer Abendstunden überzeugt hat“, sagte Klaus Ullmann schmunzelnd.

„Die Gegend hier finde ich auch nicht schlecht“, sprach Ulrike Schlosser.

„Wir können uns glücklich schätzen, dass es Jana gelungen ist, diese U-förmige Aufstellung unserer Wagen durchzuboxen, ansonsten würde uns der teilweise heftige Nordseewind das schöne Leben erschweren“, sagte Heinz Schlosser.

„Der Wind pfeift manchmal ganz doll“, stimmte Beate Ullmann zu.

„Wie gestalten wir den heutigen Abend?“, wollte Philipp Schroeder, genannt OE, wissen.

„Ich habe heute einen ganz seltenen Appetit“, sagte Klaus Ullmann.

„Was mich nicht wundert“, warf seine Frau ein.

„Welchen Appetit hast du?“, fragte Heinz Schlosser.

„Ein Kesselgulasch wäre ganz was Feines“, lächelt Ullmann.

„Ja“, stimmten alle zu, wobei sich die Frauen fragend anschauten.

„Und wo wollt ihr so schnell das Fleisch herbekommen und außerdem muss es erst gekocht werden.“

„Ich würde mich in dem Einkaufsmarkt umschauen“, sagte Jana begeistert.

„Ich finde die Idee Klasse“, sagte mit strahlenden Augen Frau Schlosser.

Die Kriminalisten hatten in der freien Mittelfläche zwischen ihren Wagen ihre Tische aufgestellt und eine größere Fläche zum Grillen und für Spiele freigelassen. Philipp hatte in seinem Wagen eine klappbare Tischtennisplatte mitgebracht und die Männer als auch die Frauen spielten je nach Lust und Laune.

„Also wer kümmert sich um das Essen?“, fragte nun Klaus Ullmann.

Nach kurzer Beratung wurde das erwartete Ergebnis festgelegt, indem die Frauen sagten: „Wir kümmern uns um die erforderlichen Zutaten.“

„Klasse“, riefen die Männer.

„Dazu brauche ich aber den Wagenschlüssel“, sprach Jana.

„Oje, aber bring ihn mir gesund zurück“, stöhnte Philipp.

Die Frauen hatten die notwendigen Zutaten für den Kesselgulasch besorgt, währenddessen die Männer ein Tischtennisturnier spielten. Das Spielen auf dem weichen Untergrund war nicht einfach, da gelegentlich die Beine eine andere Bewegung ausführten, als vom Spieler gewünscht, was zu manchen lustigen Äußerungen führte. Am Abend war der Kesselgulasch fertig und die Frauen wurden von ihren Männern gelobt, da er sehr gut gelungen war und auch die gewünschte Würze besaß. Sie hatten über das Feuer einen großen Kessel gehangen und mussten bald feststellen, dass die zubereitete Menge für sie zu viel war und überlegten den übrig bleibenden Rest für den nächsten Tag einzulagern, als der Platzwart bei ihnen vorbeischaute und sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigen wollte.

„Das riecht sehr gut bei ihnen“, sagte er.

„Sie können gern einen Schüssel bekommen“, wurde er eingeladen.

„Sehr gern“, erwiderte er.

Die Zeit war bereits etwas vorgerückt und die Kriminalisten hatten zwei Halogenlampen aufgestellt, sodass ihr Platz hell erleuchtet war, was dem gesamten Campingplatz eine etwas gespenstisch anmutende Atmosphäre verlieh, aber zugleich abenteuerlich wirkte.

„Sie haben sich auf lange Abende eingerichtet. Ich finde die Idee mit den Scheinwerfern sehr gut, dass hatten wir bis jetzt auf meinem Platz noch nicht“, sagte der Chef des Platzes.

„Das war die Idee meines Freundes“, sprach Jana Schubert und schaute Philipp mit verliebtem Blick an, den dieser mit der gleichen Freude zurückgab.

Die Urlauber saßen gemeinsam mit Nils Hansen, dem Platzwart des Campingplatzes von Tossens, lange zusammen und Ulrike Schlosser hatte sich in der Zwischenzeit zu einem Strandlauf entschlossen. Sie musste allein laufen, da ihre Begleiter keine Lust hatten.

Die Stimmung unter den Urlaubern nahm im Verlaufe des Abends immer mehr zu und Herr Hansen sagte: „Ich kenn einen schönen Witz.“

„Erzähl schon“, wurde er von Philipp aufgefordert.

„Treffen sich zwei Frauen und eine fragt: Weißt du warum sich unsere Nachbarn haben scheiden lassen? Ja, sie hat ihn um 40 Euro für den Schönheitssalon gebeten. Und er hat ihr freiwillig 500 Euro gegeben.“

„Da fällt mir auch einer ein“, sagte Heinz Schlosser

„Vater und Sohn sind auf dem Heimweg. ‚Du Papa, woran erkennt man eigentlich, wenn jemand betrunken ist?‘ ‚Ganz einfach mein Sohn. Wenn du die beiden, die da vorne kommen, doppelt siehst, dann ist man betrunken.‘ ‚Wieso, da kommt doch nur einer gelaufen‘, sagt der Sohn.“

„Mit fällt noch einer ein. Kommen ein evangelischer und ein katholischer Pfarrer aus dem Freudenhaus und der evangelische Pfarrer sagt: Ich glaube, die war genauso gut wie meine Frau. Worauf der katholische Pfarrer erwidert: Besser“, erzählte der Platzwart.

„Da muss ich auch einen Witz zum Besten geben“, sprach Klaus Ullmann. „Der Chef hat ein Verhältnis mit seiner Mitarbeiterin. Nach einiger Zeit musste sie ihm mitteilen, dass sie freudiger Erwartung ist. Sie möchte aber erst einmal im Süden Urlaub machen. Vorschlag vom Chef: ‚Wander doch aus und bleibe dort.‘ ‚Aber du möchtest doch wissen, was es ist. Ich schreibe dir eine Karte mit dem Hinweis Sauerkraut.‘ Nach einiger Zeit trifft die Karte zu Hause ein, seine Frau liest vor und fragt ihn was dieser Text zu bedeuten hat: ‚Heute gab es Sauerkraut, einmal mit Würstchen und einmal ohne.‘“

Die Zeit verging wie im Fluge und der ständig die Runde machende Alkohol zeigte allmählich seine Wirkung, wobei die Herren häufiger zum Glas gegriffen hatten. Sie scherzten und lachten als Ulrike von ihren Strandlauf zurückkam und sagte: „Jetzt muss ich erst eine Dusche nehmen“, und sich mit Badetuch Richtung Sanitärbereich von der lustigen Gesellschaft entfernte. Nach kurzer Zeit kam sie aufgeregt und außer Atem zu ihren Freunden zurück und sagte mit stockender Stimme: „In der Frauendusche liegt eine männliche Leiche.“

„Hast du zu viel getrunken“, scherzte ihr Mann.

„Nein, ich glaube er ist tot.“

„Ist das wirklich dein Ernst?“, fragte ihr Mann.

„Bei all meinen Sinnen, ja“, beharrte Ulrike Schlosser.

Die Kriminalisten waren nun sofort hellwach und begaben sich zu den Sanitäreinrichtungen, nachdem sie die Frauen gebeten hatten, sich um die schockierte Ulrike zu kümmern. Herr Nils Hansen, der zuständige Chef des Campingplatzes schloss sich den Kriminalisten an. Sie betraten die Frauendusche und mussten feststellen, dass tatsächlich eine Männergestalt leblos am Boden lag. Der Mann war voll bekleidet und zeigte keine äußeren Verletzungen, die auf einen Kampf hinwiesen.

„Das ist Hans Lohse“, rief Nils Hansen entsetzt.

„Der Mann ist ihnen bekannt?“, fragte Ullmann.

„Ja, er ist als Lehrer an der Schule in Burhave tätig. Sein Ruf ist etwas zweifelhaft, da er oft verschiedene Affären hat und als ‚Flotter Hans‘ bekannt ist.“

„Der Mann kann durchaus einen Herzinfarkt gehabt haben“, sagte Philipp.

„Durchaus möglich, dennoch schauen wir ihn uns genauer an“, sprach Hauptkommissar Klaus Ullmann und beugte sich zu dem am Boden liegenden Mann. Er begutachtete ihn sehr gründlich und seine jahrelange Berufserfahrung sagte ihm, dass mit dem leblosen Mann etwas nicht stimmte und er sagte zu seinen leicht irritierten Begleitern: „Die Sache wirkt auf mich unreal. Warum liegt ein völlig bekleideter Mann in einer Frauendusche. Er hat keinerlei Badesachen bei sich, weder ein Badetuch noch irgendwelche Badeutensilien. Er weist keinerlei Spuren von Verletzungen auf, die ihm in einem Kampf beigefügt worden wären, aber was mich am meisten stutzig macht, ist die Blaufärbung seiner Lippen.“

„Du meinst, dass deutet auf eine Vergiftung hin?“, fragte Heinz.

„Scheint mir nicht unmöglich.“

„Ein Toter auf meinem Campingplatz und dazu eventuell noch ein gewaltsamer Tod, das hat es hier noch nie gegeben“, sagte mit tonloser Stimme der verstörte Herr Hansen.

„Ich bin mir nicht sicher, aber die Möglichkeit ist gegeben“, erwiderte Ullmann.

„Wie willst du weiter vorgehen?“, fragte Heinz.

„Wenn wir von der Möglichkeit ausgehen, dass der Mann einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, müssen wir die notwendigen Maßnahmen einleiten und zuerst die örtlichen Behörden einschalten“, legte Ullmann den Fortgang der Maßnahmen fest.

„Der Tatort oder Fundort müsste auf jeden Fall gesichert werden und ein größerer Bereich des Strandes abgesperrt werden, um mögliche Spuren zu erhalten.“

„Jetzt noch nicht, dass sollen die zuständigen Revierbeamten machen“, sagte Ullmann.

„Ich werde zu den Frauen gehen und ihnen Bescheid geben, dass wir die nächsten Stunden nicht zu unserem Platz zurückkehren und außerdem möchte ich unbedingt Jana über unsere Verdachtsmomente informieren“, schlug Philipp vor.

„Ja, das ist gut, sie soll bitte bei den Frauen bleiben, sie weiß was in solchen Augenblicken zu tun ist.“

„Kann ich irgendwie helfen?“, fragte Nils Hansen.

„Ja, sie informieren das zuständige Polizeirevier über die schreckliche Entdeckung und bitten, so schnell wie möglich hier zu erscheinen.“

„Ich rufe gleich über mein Handy an.“

„Gut, wir übernehmen bis zum Eintreffen der zuständigen Polizeiangestellten die Absicherung des Tat- oder Fundortes. Sollten Urlauber die Sanitäreinrichtung nutzen wollen, was zu diesem späten Zeitpunkt hoffentlich nicht häufig der Fall sein wird, so weisen wir sie darauf hin, dass die Einrichtung zur Zeit nicht funktionsfähig ist, ohne auf den schrecklichen Fund hinzuweisen.“

Nils Hansen informierte die Kriminalisten, sodass sofort der Streifenwagen des Polizeireviers von Burhave, welches für dieses Gebiet zuständig ist, vor Ort erscheinen muss. Die Kommissare sicherten den Ort des Auffindens der männlichen Leiche, ohne die üblichen Absperrmaßnahmen.

Die Nadel des Todes

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