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Entstehung des Pétanque-Spiels

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Im Mittelmeerraum sind seit dem Altertum Kugelspiele gespielt worden. In Frankreich lässt sich das Boulespiel aufgrund von Verboten seit 1319 belegen. 1894 wird das erste Turnier im »Boule Lyonnaise« ausgetragen, ein kompliziertes Spiel auf speziell präparierten Bahnen, das viel Training erfordert. Das »Boule Lyonnaise« verbreitete sich die Rhone abwärts. In der Folge entwickelte sich in der Provence das »Jeu Provençal« mit kleineren und leichteren Kugeln. Das »Jeu Provençal« benötigt keine speziellen Bahnen mehr. Gelegt wird mit Ausfallschritt, geschossen mit drei Schritten Anlauf auf einem Bein.

Die Schöpfungssage des Pétanque-Spiels geht zurück in die Jahre 1907 beziehungsweise 1910. Der Ort der Handlung ist die südfranzösische Siedlung La Ciotat bei Cassis in der Nähe von Marseille. Der Hauptdarsteller des Geschehens ist Jules Le Noir; er leidet an Rheuma und ist daher nicht mehr in der Lage, die drei Anlaufschritte zu machen, die das Jeu Provençal verlangt. Sein Freund Ernest Pitiot erfindet daraufhin ein Spiel auf kürzere Entfernung, ohne Anlauf und mit geschlossenen Füßen. Daraus wird der Name des Spiels abgeleitet. Die Bezeichnung für »geschlossene Füße« heißt auf französisch pieds tanqués, auf provenzalisch ped tanco.

Das Pétanque-Spiel hat gegenüber seinen Vorläufern »Boule Lyonnaise« und »Jeu Provençal« entscheidende Vorteile, die zum Siegeszug dieser Kugelspiel-Variante führten:


Mit Nägeln beschlagene Holzkugeln aus dem frühen 19. Jahrhundert.

•Pétanque kann auf praktisch jedem Gelände gespielt werden und braucht keine teuren Spezialbahnen.

•Es wird auf kürzere Entfernung gespielt und ermöglicht deshalb mehr Erfolgserlebnisse.

•Der Spieler muss keine athletische Konstitution haben, um einen Turnier-Spieltag von 10 Stunden und mehr durchzustehen.

Boule bretonne ist in der Bretagne sehr populär.

•Der Bewegungsablauf ist unkomplizierter als beim »Boule Lyonnaise« und »Jeu Provençal«.

Das Pétanque bahnte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst über französische Garnisonen seinen Weg nach Deutschland. In Bad Godesberg bei Bonn wurde 1963 der erste Pétanque-Club gegründet, 1966 zog Saarlouis an der französischen Grenze nach. Neben Bonn und dem Saarland, wo weitere Vereine entstanden, etablierte sich Freiburg im Breisgau als weitere Keimzelle des Pétanque. In der Folge emanzipierte sich die deutsche Pétanqueszene von der »militärischen Geburtshilfe« und es gründeten sich ab den 80er-Jahren bis heute zahlreiche weitere Bouleclubs in Deutschland. Ende 2016 gab es deutschlandweit 20 935 Pétanquespieler in 722 Vereinen (Quelle: Deutscher Pétanque Verband). Hierin nicht erfasst sind unorganisierte Freizeitspieler. Im Übrigen schätzt der Deutsche Pétanque Verband anhand der verkauften »Freizeitkugeln«, dass es etwa eine Million Freizeitspieler in Deutschland gibt.*

Ein Rückblick in die Entstehung des Pétanque-Spiels klärt auch anschaulich den teilweise verwirrenden Begriff »Boule«. Boule ist – wie fast alle Bezeichnungen im Pétanque – französisch und heißt Kugel. Folglich wäre eine Boulekugel eine »Kugelkugel«, was natürlich Unsinn ist, denn Boule bedeutet einerseits Kugel, andererseits werden damit Kugelspiele bezeichnet. Das wiederum führt zum Umstand, dass viele zwar »Boule« sagen, aber »Pétanque« meinen. Hierzulande wird überdies oft die Ansicht vertreten, dass Boule die gemütliche Variante des Spiels beschreibt und Pétanque den sportlichen Wettkampf.

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* Unter Verwendung von Texten aus Wikipedia

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