Читать книгу Joey – Die Biografie - Joey Heindle - Страница 11
ОглавлениеREISEFIEBER
In meiner Familie habe ich mich oft als Außenseiter gefühlt, weil ich einfach anders war und auch meinen eigenen Kopf hatte und so. Und in manchen Dingen auch viel weiter war als meine Geschwister. Die saßen meistens vorm PC und zockten. Ich bin eher so der sportliche Typ gewesen, wollte immer raus in die Natur, Dinge erleben, neue Plätze entdecken. Mit dreizehn bin ich schon allein mit der Bahn gereist!
Meine Oma hat mir einen Sommerferienpass gekauft und damit bin ich einfach so kreuz und quer rumgefahren. Ich glaube, meine längste Strecke war bis Prien am Chiemsee. Und dort hab ich was krasses erlebt.
Ich bin erst mit dem Schiff zur Fraueninsel gefahren und dann wollte ich unbedingt auch Kapitän sein. Als ich wieder am Steg war, wollte ich mir sofort ein eigenes Tretboot ausleihen. Hab dann so meine letzten Kröten zusammen gekramt, aber es hat leider nicht ganz ausgereicht. Ich hatte schon Tränen in den Augen, aber die Frau vom Verleih war so nett, die hat mir die fehlenden Cents geschenkt! Einfach so. Und dann durfte ich eine halbe Stunde damit fahren und Kapitän spielen. Das war so ein mega Gefühl – einfach unbeschreiblich!
Dann bin ich ausgestiegen, zack an der Kassiererin vorbei und geradeaus zum Bahnhof. Die muss mich aber die ganze Zeit beobachtet haben, denn als ich mich nochmal umgedreht habe, um ihr zu winken, sah ich, wie sie telefonierte. Ey Leute, die hat einfach die Polizei angerufen, weil sie mich anscheinend für einen kleinen Ausreißer hielt. Haha! Und auf einmal kam die Kriminalpolizei auf mich zu. Aber das wusste ich ja nicht! Ich dachte, es sind irgendwelche Menschen, die mich entführen wollen. Leute, ich hab so eine Panik bekommen, dass ich dann in einem fremden Garten reingesprungen bin. Die haben mich aber ganz schnell wiedergefunden und mir gesagt, dass sie mir nichts tun wollen. Aber als mich einer von ihnen festhielt, biss ich ihm in den Arm. Ich hatte ja, wie gesagt, keine Ahnung wer das war, hatte tierisch Angst und schnaufte wie verrückt. Dann wollten sie mich beruhigen und mir beweisen, dass sie wirklich Polizisten sind. Ich wollte erst einmal die Waffe sehen. Und dann haben sie mir noch eine Polizeikelle und sogar noch ihren Ausweis gezeigt! Das fand ich dann echt klasse.
Und nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, haben sie noch kurz mit meiner Oma telefoniert und schickten mich dann nach Hause.
Trotzdem hat mich jetzt diese chaotische Erfahrung kein bisschen gebremst in meiner Reiselust und so. Ich war auch am Starnberger See, bin dann mit dem riesigen Schiff durchgefahren, dann am Ammersee und so weiter. Diese Unternehmungen haben mir echt gutgetan. Ich bin dadurch viel mutiger und auch selbstbewusster geworden. Ich war von allen Kindern der Selbständigste aus der ganzen Familie. Also, ganz ehrlich. Ich habe diese Freiheit über alles geliebt! Das hab ich einfach gebraucht. War am liebsten immer irgendwo unterwegs. Ich habe es daheim einfach nicht ausgehalten. Die Enge und die Atmosphäre und so, haben mich mega erdrückt.
Ich bin auch viel U-Bahn gefahren und kannte irgendwann alle Stationen, also das ganze Netz auswendig. Noch bevor der Schaffner »Nächster Halt« sagte, wusste ich schon den Namen.
Ich habe auch oft bei Oma und Opa im Haus mitgeholfen und mir zusätzliches Taschengeld verdient. Ich habe auch im Hof gearbeitet und im Garten habe ich Gartenarbeit gemacht, auch Rasen gemäht.
Ein paar Jahre war ich im Schulhort, da hab ich nach dem Unterricht meine Hausaufgaben gemacht und danach auch gespielt und bastelt. Um 16 Uhr wurde ich dann nach Hause gefahren. Aber als ich mich dort nicht mehr wohlgefühlt hab, hat mich meine Mama einfach da rausgeholt.