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SCHUTZENGEL

Eines Tages, da war ich fast fünf, hab ich von meiner Oma Inlineskater geschenkt bekommen. Sie hat mich grad nach Hause gebracht und hat sich im Wohnzimmer noch mit meiner Mama unterhalten, die gerade meinen kleinen Bruder gestillt hat.

Ich bin dann so, ganz stolz, mit meinen neuen Inlinern durch die Küche gefahren. Meinem Vater hat das aber nicht gepasst und hat mich dann angeschrien, ich soll sofort damit aufhören. Aber ich konnte einfach nicht, weil es in dem Moment so viel Spaß machte. Dann wurde er immer aggressiver, und auf einmal ging alles ganz schnell! Ein Schwung, ein lauter Knall. Die Glasscheibe von unserer Küchentür ist in tausend Stücke zerbrochen, und ich saß mitten in einer Blutlache! Meine Unterarme waren beide aufgeschlitzt und die Venen hingen heraus wie Fransen. Die Wunden waren mega tief und das Blut spritze einfach so aus mir heraus. Das war echt krass. Und überall lagen Glasscherben mit Blut vermischt. Alles war rot.

Meine Oma hat dann statt den Notarzt die Polizei angerufen und mein Vater die Hausverwaltung, um sich zu beschweren, dass in der Küchentür kein Sicherheitsglas eingebaut war.

Aber meine Mama hat sofort reagiert, sich ganz schnell zwei Küchentücher aus der Schublade geschnappt und sie dann ganz fest um meine Arme gewickelt. Dann ist sie mit mir in meiner roten Pfütze gesessen und hat gebetet. Sie hat mega gezittert, aber sie hat so lange meine Wunden zugedrückt, bis der Notarzt endlich da war.

Irgendwann konnte ich meine Mama nicht mehr sehen, und auf einmal war alles hell (war das etwa das Tor zum Jenseits?). Der Rettungssanitäter trug mich schnell die Treppen runter. Im Krankenwagen haben sie mich dann notversorgt. Sie haben meine Arme bandagiert und mir noch eine Infusion verpasst. Das war vielleicht eine Hektik.

Dann sind wir mit Blaulicht ins Kinderkrankenhaus gerast. Meine Mutter hat mir ständig irgendwas erzählt, und auch der Arzt stellte mir dauernd irgendwelche Fragen, damit ich wach bleibe. In der Notaufnahme haben sie mich dann auf einem OP-Tisch festgeschnallt, und dann ohne Narkose (weil es angeblich zu spät dafür war), mit insgesamt 17 Stichen links und rechts eiskalt zugenäht!!! Das war ziemlich brutal!! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie laut ich bei jedem Stich geschrien hab. Ich brüllte das komplette Krankenhaus zusammen! Und meine Mama musste draußen vor der Tür warten. Das muss so schlimm für sie gewesen sein. Sie hat mir später erzählt, wie sehr sie mit mir geweint hat und dass sie sich irgendwann sogar die Ohren zuhalten musste, damit sie nicht zusammenbricht und in Ohnmacht fällt.

Gott sei Dank hat sie mich noch am gleichen Abend mit nach Hause nehmen dürfen. Sie hat dann extra für mich Pizza gemacht und mich auf ihrem Schoß gefüttert. Und dann ist sie die ganze Nacht neben mir gelegen und hat meinen Schlaf überwacht, meine Atmung und so. Sie hat sich immer wieder bei Gott bedankt und dabei meinen Kopf gestreichelt, bis ich eingeschlafen bin. Heute denke ich, wenn meine Mama nicht so schnell reagiert hätte, dann wäre ich jetzt vielleicht gar nicht mehr hier.

Deshalb hab ich mir inzwischen auf der Innenseite meines rechten Unterarms, so quer über die Narbe, einen Schutzengel und ein wachsames Auge tätowieren lassen.



Joey – Die Biografie

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