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ОглавлениеALLER ANFANG IST SCHWERALLER ANFANG IST SCHWER
Ich bin in München in einer Großfamilie aufgewachsen. Wir sind sechs Geschwister, vier Jungs und zwei Mädchen.
Nach meinen zwei älteren Brüdern bin ich als Dritter im Bunde gekommen, und es heißt doch immer: »Alle guten Dinge sind drei«. Pustekuchen! Naja, ich wurde also am 14.05.1993, das war ein Freitag, ganz in der Früh um 04:46 Uhr in einer Privatklinik in München geboren. Das war direkt an der Theresienwiese! Genau dort, wo jedes Jahr das Oktoberfest stattfindet!
Ich wollte einmal gucken wo das ist, aber die Klinik gibt es so gar nicht mehr. Da ist zwar noch ein verrostetes Schild wo drauf steht: »Professor Doktor von Weidenbach«, aber die haben sie anscheinend, nach dem der Professor gestorben ist, weil der war nämlich schon Asbach uralt, einfach so aufgelöst, und dort dann irgendwelche Praxen eröffnet.
Aber zurück zu meiner Geburt. Mein Vater wollte schon immer eine Tochter haben. Und beim dritten Mal – erst recht! Aber dann bin ICH gekommen, und so war er schon wieder enttäuscht! Aber da kann ich auch nichts dafür. Meine Mama hat sich aber voll gefreut. Die war einfach nur glücklich, dass ich gesund auf die Welt gekommen bin. Denn sie mussten einen Kaiserschnitt machen, damit ich bei der Geburt keinen Sauerstoffmangel bekomme, und vielleicht sogar sterbe! Und das nur wegen meiner verrückten Steißlage. Ich glaube, ich hab da drin irgendwie die Orientierung verloren, und als die Wehen kamen, bin ich dann mit meinem Allerwertesten so richtig stecken geblieben. Auf jeden Fall wollte ich unbedingt an diesem Tag raus, obwohl ich noch drei Wochen Zeit gehabt hätte…
Und so bin ich gleich nach der OP (mit einem Fliegengewicht von 2480 Gramm und einer Zwergengröße von 44 cm) direkt auf den Arm meines Vaters gelandet. Und der war extrem sauer, wie er mir später selbst erzählte. Erstens, weil ich kein Mädchen geworden bin, und zweitens, weil sie meine Mama wegen mir so krass zerlegt haben, und die dann quasi erstmal auf dem Abstellgleis landete. Die war halt lange schwach, hatte auch mega viel Blut verloren, weil, die haben sie praktisch von links nach rechts aufgeschlitzt, damit sie mich aus dieser komischen Stellung rauspopeln können.
Aber sie war trotzdem Tag und Nacht für mich da, und hat halt einfach ihre ganze Kraft in mich gesteckt, damit es mir gut geht. Sie hat mich dann auch von Anfang an gestillt (und dann konnte ich bis zu meinem dritten Lebensjahr nicht mehr von ihr ablassen. Diese Nähe war für mich, glaub ich, auch eine Art Schutz, weil so konnte ich irgendwie immer in Deckung bleiben.
Später wollte ich immer, dass sie mir so Sachen über meine Geburt erzählt. Und ab und zu hat sie mir auch ihre Narbe gezeigt. Aber das war niemals vorwurfsvoll oder so.
Im Gegenteil! Sie hat jedes Mal gesagt, wie voll dankbar sie Gott dafür ist, dass ich eben auf diesem besonderen Weg sicher auf die Welt kommen konnte. Und ich bin froh, dass SIE am Leben blieb, (ihr hätte ja auch was passieren können). Sonst hätte ich sie niemals kennengelernt, und sie mich auch niemals beschützen können! Dann hätte ich mit meinem Vater, der mich von Anfang an nicht wollte, allein auskommen müssen. Boah – ein Alptraum! Aber Leute, es war, wenn ich ehrlich sein soll, auch so die Hölle auf Erden.