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Eine Predigt von der Kraft des Blutes Christi.

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1. Joh. 1. Das Blut Jesu Christi machet uns rein von allen unsern Sünden.

Gleichwie die köstlichen und heilsamen Balsambäumlein ihre edlen Balsamtröpflein ausfließen lassen, wenn man dieselben versehret und verwundet, denn auf diese Weise pflegt man den Balsam zu sammeln, welcher die Kraft hat die Wunden zu heilen, die Gestalt des Menschen schön zu machen, Psalm 104, und mit seinem Geruch den Menschen zu erfreuen und zu erquicken: also hat sich der zarte Baum des Lebens, unser Herr Jesus Christus, um unsertwillen verwunden lassen, auf dass seine edlen, zarten, allerheiligsten Blutströpflein mildiglich herausliefen und flossen, unsere Seelenwunden zu heilen, und vor Gott dem Herrn schön zu schmücken als die edelsten Perlen und Rubin, und unsere matten Herzen zu erquicken. Diese allerteuersten Blutströpflein des ewigen Sohnes Gottes sollen wir in das weiße seidene Tüchlein unsers Glaubens einfassen, sie in das Kästlein unsers Herzens legen, darin einschließen, und wohl verwahren. Die werden unsrer Seele einen lieblichen Geruch des ewigen Lebens geben, sie werden uns sein eine köstliche Herzstärkung in unsrer Seelenangst, eine heilsame Arznei wider unsre Sündenwunden, ein kräftiger Geruch des Lebens wider den Tod, und ein Sieg und Überwindung aller Anfechtung in Sterbensnot. Darum ist das ein selig Herz, welches damit gezeichnet und besprenget ist, nicht besser rann es versorget werden, beide im Leben und Tode, nicht besser kann es geschmücket sein vor Gott und allen heiligen Engeln.

Wiewohl nun die edle Kraft des hochteuren Blutes Christi nicht genugsam auszudenken, viel weniger mit Worten auszureden ist, so wollen wir doch ein wenig, so viel wir durch Gottes Gnade vermögen, davon reden, nämlich:

Von der edlen Kraft des allerköstlichen, teuren Blutes Jesu Christi.

Ob auch wohl dasselbe edle teure Blut Jesu Christi unzählbare Kraft und Frucht hat, so kann man doch dieselbe in vier Hauptpunkte fassen:

1. Hat es die Kraft von Sünden zu reinigen.

2. Ist's das Lösegeld, damit unsre Sünde vollkömmlich bezahlt ist.

3. Ist's eine Versöhnung mit Gott.

4. Ist's unsere Gerechtigkeit und ewiges Leben.

Jetzt wollen wir in dieser Predigt handeln von der ersten Kraft, nämlich von der Reinigung unsrer Sünde. Dasselbe heilige Blut wolle uns auch Kraft und Vermögen dazu geben, um dessen willen, der es für uns vergossen hat. Amen.

I. Wovon uns Christi Blut reinige.

Die erste Kraft des allerheiligsten Blutes Christi ist, dass es uns reinigt von unsern Sünden. Diese Kraft ist so viel köstlicher und mächtiger, so viel gräulicher und abscheulicher unsere Sünden vor Gott sind. Der Prophet Jesaias am 1. beschreibet unsre Sünde und nennt es Striemen, Wunden und Eiterbeulen, die nicht gebunden, noch geheftet, noch mit Öl gelindert sind. Wir sind alle in unsern Sünden wie ein Mensch, der voller Wunden geschlagen, an dem nichts Gesundes vom Haupt bis auf die Fußsohlen. Und im 38. Psalm: Meine Wunden stinken und eitern vor meiner Torheit. Und im 51. Psalm sagt David: seine Sünde sei so abscheulich, dass er sich schäme, dass sie Gott solle ansehen, und spricht: Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden, und tilge alle meine Missetat.

Nicht allein aber sind unsere Sünden abscheulich, schrecklich, hässlicher und unsauberer als kein Aussatz, und wenn ein Mensch vor uns bloß stünde, welchem sein Haupt und Angesicht, und seine Hände und der ganze Leib mit dickem Aussah überzogen wäre, so ist doch unsere Sünde vor Gott noch gräulicher und abscheulicher: sondern ihr sind auch viel wie Sand am Meer, nicht allein unzählig viel, wie der Sand, den niemand zählen kann am Meer, sondern unsere Sünden haben auch einen solchen großen Nachdruck, und sind so schwer, dass der Sünden Last unträglich ist allen Menschen. Darüber David klagt im 38. Psalm: Meine Sünden gehen über mein Haupt, und wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer worden. Denn es hänget an der Sünde Gottes Zorn, der ewige Fluch und Vermaledeiung, der ewige Tod, Gewalt des Teufels, Hölle und ewige Verdammnis. Diese Last hat kein Mensch ertragen können, darum muss Gottes Sohn kommen und diese Last auf sich nehmen: Fürwahr er trug unsere Krankheit, und lud auf sich unsere Schmerzen. Summa: wer wissen will, was die Sünde für ein Gräuel ist, welch eine große Last die Sünde sei, der sehe an unsern Herrn Jesus Christus in seinem Leiden, wie er getrauert, gezittert, gezaget, mit dem Tode gerungen, blutigen Schweiß geschwitzet, verspottet, gegeißelt, voller Striemen und Wunden geschlagen, sein Haupt mit einer Dornenkrone zerrissen, an Händen und Füßen angenagelt, wie er gerufen: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, und wie er endlich mit großem Geschrei verschieden. Da hast du einen Spiegel deiner Sünden.

Il. Dass kein anderes Mittel sei uns von Sünden zu reinigen denn das heilige Blut Christi.

Wider diesen großen abscheulichen Gräuel der Sünden, wider die große Menge der Sünden der ganzen Welt, wider die schwere Last der Sünden, wir er die Kraft und Macht der Sünden, Fluch, Tod, Hölle und Verdammnis ist kein anderes Mittel zu finden gewesen, denn das teure allerkräftigste Blut Jesu Christi. Gott hat auch kein anderes Mittel nach seiner ewigen Weisheit dazu verordnet, denn das Blut seines lieben Sohnes, denn das hat eine allmächtige, ewige, unüberwindliche Kraft von Sünden zu reinigen.

Darum sagt St. Johannes: das Blut Jesu Christi des Sohnes Gottes. Wenn er nicht Gottes Sohn wäre, so könnte sein Blut solche göttliche Kraft nimmermehr haben, dieweil er aber Gottes Sohn ist, so hat sein Blut eine göttliche, unendliche, ewige Kraft dasselbe zu verrichten dazu es von Gott verordnet ist. Der allein weise Gott hat wider den unendlichen Schaden unsrer Missetat keine kraftlose falsche Arznei verordnet, sondern die mächtig und kräftig genug ist alle Sünde hinwegzunehmen, und die Strafe der Sünden.

Ach, warum suchen doch viel Leute andre Mittel und Arznei wider ihre Sünde? Ist ihnen nicht Christi Blut genug? Ist's ihnen nicht kräftig und mächtig genug? Wenn gleich der allerschönste und herrlichste Engel im Himmel Fleisch und Blut hätte und wollte es für uns vergießen, so würde es uns doch nicht helfen, denn es wäre nicht Gottes Blut. Darum St. Paulus Apostelgesch. 20 sagt: Gott hat mit seinem eigenen Blut seine Gemeinde erworben. Denn das übertrifft aller Menschen Werke, aller Heiligen Verdienst, und Alles was hoch und heilig vor der Welt gehalten ist. Warum wollen wir Menschenwerke hoch achten? Lasset uns Christi Blut hoch achten und groß machen, das übertrifft alle Heiligkeit und allen Verdienst.

III. Wie uns Christi heiliges Blut von Sünden reinige.

Dies heilige Gottesblut hat diese göttliche Kraft, dass es uns von Sünden reiniget, sonst wirst du nichts finden im Himmel und auf Erden, das diese Kraft hat. Nun merket mit großem Fleiß das Wort: reinigen, im Griechischen heißts rein machen, wenn man mit großem Fleiß arbeitet, dass etwas rein und sauber werde, dass keine Unsauberkeit überbleibe. Als wenn man ein unsauber Gefäß oder Glas rein und helle macht, also hat unser lieber Herr Jesus an uns gearbeitet, wie er klagt im Propheten Jesaja am 43.: Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und Mühe in deinen Missetaten. Und Jesaja am 53.: Darum, dass seine Seele gearbeitet hat, wird er seine Lust sehen. Diese Reinigung geschieht nun geistlich im Glauben, denn gleichwie die leibliche Reinigung des Naeman geschah, als er sich im Jordan badet, dass er von seinem Aussatz so rein ward, dass seine Haut so sauber und zart ward als eines jungen Kindes, da er denn gewisslich durch den Glauben rein ward, als er dem Worte Gottes glaubte, und seine Vernunft überwand. Also gehet dies auch geistlich zu im Glauben, welcher die Kraft des Blutes Jesu Christi ergreift und in sich zieht, sich damit vereinigt und sich zueignet. Diese Frucht und edle Kraft des Blutes Jesu Christi überwindet in uns die Kraft und Macht der Sünde, dass sie uns nicht schadet, kann uns nicht mehr verfluchen noch verdammen, auch nicht mehr dem Teufel und ewigen Tode übergeben, denn der Sünden Kraft und Macht ist durch das Blut Christi getötet. Darum, ob wir wohl noch Sünde an uns haben, und uns damit schleppen müssen bis in die Grube, so sind wir doch vor Gottes Augen und vor Gottes Gericht rein erkannt, gleich als hätten wir keine Sünde mehr, dieweil Christi Blut, welches unser Glaube anstehet, so rein ist in Gottes Augen, so heilig, so helle leuchtet, dass Gott davor keine Sünde an uns stehet. Gleich als im Alten Testament der Hohepriester ein Büschel Ysop nahm und drückte denselben in das Blut des Opfers, und sprengte es über's Volk, und dadurch wurden sie gereinigt, wenn sie etwa eine leibliche Unreinheit begangen, einen Toten angerührt, oder ein Aas, so verschwand dieselbe Unreinheit und ward vergessen und nicht mehr gedacht. Also, wenn wir unsern Glauben eintauchen geistlich in das teure Blut Christi und unsere Seele damit besprengen, so wird sie gereinigt vor Gott, dass unsrer Sünde nicht mehr gedacht wird vor Gott. Daher der 51. Psalm sagt: Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde, wasche mich, dass ich schneeweiß werde. Und Jesaja am 1.: Wenn eure Sünde gleich blutrot wäre, so soll sie schneeweiß werden.

Diese Reinigung durchs Blut Christi können wir mit unsrer Vernunft nicht begreifen, der Glaube muss die Reinigung des Blutes Christi fassen und ergreifen. Naeman konnte es auch nicht begreifen, wie er im Jordan sollte rein werden vom Aussatz, da er's aber glaubte, da geschah dies große leibliche Wunder an ihm. Also geschieht dies große geistliche Wunder an uns durchs Blut Christi, wenn wir glauben. So kräftig ist das heilige Blut Christi in uns durch den Glauben, dass es uns vor Gott darstellt als die unschuldigen, zarten, sauber gewaschenen Kindlein, wie der liebe David sagt im 51. Psalm: Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde. Ich werde weißer denn Schnee.

IV. Christi Blut reinigt uns vollkommen von allen Sünden.

Ist das schöne Trostwörtlein wohl ins Herz zu fassen: von allen Sünden. Sich, wie ist das ein tröstlich Wort! Nicht, von etlichen Sünden hat er uns gereinigt und von etlichen nicht, sondern von der Erbsünde hat er uns gereinigt, darin wir empfangen und geboren sind, und von allen unsern wirklichen Sünden, die wir mit Gedanken, Worten und Werken begangen, im Herzen, ja inwendig und auswendig, groß und klein, wissentlich oder unwissentlich, für das Gute das wir nicht getan, sondern gelassen haben, und für alles Böse das wir getan haben, dafür hat Christus bezahlet. Gleichwie das ganze Heer Pharaos ins Meer gestürzt ward, also dass keiner überblieb, so ist das ganze Sündenheer des höllischen Pharao, das ist alle unsere Sünde, ins Meer des Leidens und Blutes Christi gestürzt, und ist keine überblieben. Micha 7: Er wird unsere Sünde in die Tiefe des Meeres werfen. Also hat er uns in Kraft seines Blutes ganz rein gemacht, so dass keine Sünde überblieben ist, wie das hohe Lied Salomonis sagt: Ganz schön bist du meine Freundin. Meine Freundin, sagt Gott zu allen gläubigen Seelen, du bist ganz rein und ist kein Flecken an dir. Ach, das allerheiligste und kräftigste Blut Christi nimmt's alle hinweg! Daher der Apostel Paulus zu den Ephesern am 5. sagt: Christus hat seine Gemeinde geliebt, und hat sie gereinigt durchs Wasserbad im Wort, auf dass er ihm selbst zurichtet eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel, sondern dass sie heilig sei und unsträflich. Das ist so viel gesagt: der allerschönste Bräutigam muss auch die allerschönste Braut haben, und wenn's in eines Bräutigams Macht stünde, selbst seine Braut schön zu machen wie er wollte, er täte sie wahrlich so schmücken, dass es die allerschönste in der Welt wäre. Nun kann es unser Himmelsbräutigam, der kann selbst seine Braut schön machen wie er immer will, dass sie die allerschönste sei, darum könnet ihr leicht erachten, dass er seine gläubige Braut so schön gemacht hat, dass er keinen Sündenflecken an ihr hat gelassen, vor Gottes und aller heiligen Engel Augen, dazu hat er sein eigen Blut gebraucht. Ach, der allerliebste, der allertreueste, der allerholdseligste Bräutigam, wie könnte er uns reiner und schöner machen, wie könnte er uns eine bessere güldene Kette anhängen, denn die von feinen Blutströpflein gemacht und geflochten ist? Wie könnte er bessere und rötere Rubinen und leuchtendere und hellere Demanten einhängen, denn dass er unsere Seele mit seinen Blutströpflein besprenget? Hier ist das güldene Stück, hier ist das eingesprengte Gold, die gestickten Kleider, mit Rubinen und Demanten gestickt. Des Königs Tochter ist schön inwendig mit güldenen Stücken geziert. Psalm 45.

V. Dieses dienet uns nun zu einem mächtigen Trost wider unsere Sünde, wider den Tod, und wider die Furcht des gestrengen Gerichtes Gottes.

Wider unsere Sünde also: ob dieselbe gleich abscheulich und gräulich ist, dass wir alle davor erschrecken müssen, uns vor Gottes Augen und allen heiligen Engeln müssen schämen, uns verkriechen müssen wie Adam, so find wir dagegen durchs Blut Christi wiederum gereinigt und geheiligt, also dass uns Christi Blut die vollkommene Reinheit und Heiligkeit Christi gibt, und so rein machet, ja viel reiner als Adam vor dem Fall gewesen, so rein als ein Engel Gottes. Denn so viel gilt Christi Blut vor Gottes Angesicht.

Lieber, sage mir, wenn Gott die Reinheit der heiligen Engel anstehet und stehet auch die Reinheit des allerheiligsten Blutes Jesu Christi in seinen Gläubigen, welche Reinheit wird ihm besser gefallen? Ich halte, die Reinheit des Blutes Christi. wird ihm besser gefallen, die wird besser in Gottes Augen leuchten. Daher stehet geschrieben Offenbarung 7: Die Gläubigen haben ihre Kleider gewaschen und helle gemacht in dem Blute des Lämmleins Gottes. Und im 19. Kapitel folget dem Sohne Gottes nach ein großes Heer mit weißen Kleidern angetan. Das ist die Reinigung von unsern Sünden.

So ist auch das ein mächtiger Trost, dass die Kraft des Blutes Christi eine immerwährende Kraft ist und ewige unaufhörliche Reinigung. Denn Christus hat gemacht die Reinigung unsrer Sünde, sagt die Epistel an die Hebräer. Christi Werke aber, die er in unsrer Erlösung gewirkt hat, verlieren ihre Kraft nimmermehr in Ewigkeit, gleichwie ein Demant seinen Glanz nicht verliert. Und obwohl ein Mensch durch wirkliche Sünde, durch Schwachheit sich oft wieder besudelt und beflecket, doch so er durch den Glauben Christi Blut ergreift, so vertilget die Kraft des Blutes Christi alle Sünde wieder und machet sie wieder schneeweiß. Es ist gleich als wenn einer ein armes geringes Bettelkleid trüge, welches aber mit den allerköstlichsten Rubinen allenthalben besetzt wäre. Wahrlich mm würde das Bettelkleid nicht ansehen, sondern die köstlichen Rubinen. Also ist's mit unsrer sündigen Gebrechlichkeit und Schwachheit auch, wenn wir nur Christi Blut im Glauben ergriffen haben.

Das ist auch ein mächtiger Trost in Todesnot. Wenn unsere Seele abscheidet aus unserm sündigen Leibe und hat durch den Glauben Christi Blut ergriffen, so erscheint sie vor Gott in dem höchsten Schmuck, geziert mit Christi Blut, und kommt vor Gott nicht als ein unsauberes, unreines, hässliches Bild, sondern als ein gereinigtes, gewaschenes, schönes Kindlein, das allenthalben glänzet und leuchtet, als mit lauter Edelsteinen geziert. Das ist bedeutet durchs himmlische Jerusalem, das ist hell als ein durchscheinend Gold. Darum fährt unsre Seele zu Gott mit großen Freuden.

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