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Vierte Predigt.
ОглавлениеIm 1. Buch der Könige am 22. lesen wir, dass vierhundert falsche Propheten, in welchen ein Lügengeist war, sich versammelt hatten aus Befehl des Königs Ahab, dem Könige zu weissagen. Es war aber auch ein rechter, wahrhaftiger Prophet im Lande mit Namen Micha, der wird auch herzu gebracht, und als derselbe kam, beschwöret ihn der König, dass er soll die Wahrheit sagen, warum er ihn fragen werde. Und als er ihm nun recht zusagte und sein Bekenntnis tat, wie er hätte den Herrn gesehen, sitzend auf einem Stuhl und alles himmlische Heer um ihn her, und wie er gesehen hatte einen falschen Lügengeist ausgehen, der ein Lügengeist wäre in derselben falschen Propheten Munde, da wird er über diesem seinem göttlichen Gesicht und Bekenntnis von den falschen Propheten geschlagen, und ins Gefängnis geworfen.
Eben also geht's unserm Herrn Jesu Christo dem wahrhaftigen Propheten auch. Wider denselben haben sich gesammelt alle Hohenpriester, Schriftgelehrten, Obersten und Ältesten im Volke zu Jerusalem, die Rotte der falschen Propheten, in welcher Herzen und Mund ein Lügengeist war. Und dieselben beschwören den Herrn Christus, er soll ihnen die Wahrheit sagen, wer er wäre. Als nun der Herr Christus sein Bekenntnis tut, dass er der Messias und Gottes Sohn sei, welchen sie würden kommen sehen in den Wolken des Himmels, wird er über diesem Bekenntnis geschlagen und verspottet und endlich zum Tode verurteilt. Also ist Christus unser Herr, der die Wahrheit selbst ist, um der Wahrheit willen, wider die Wahrheit, von den Lügengeistern verurteilt und getötet worden, auf dass er uns vom Lügenreich des Satans erlöste, und ins Reich seiner ewigen Wahrheit versetzte.
Wir wollen diesmal drei Stücke handeln:
1. Von dem Bekenntnis des Herrn, welcher die Wahrheit selbst ist.
2. Von des Herrn Christi Schmach und Spott.
3. Von seinem Urteil zum Tode.
I. Von des Herrn Bekenntnis.
Der geistliche Rat zu Jerusalem suchet allerlei Ursache, dass sie Christus zum Tore verurteilen. Sie stellen demnach falsche Zeugen auf, die müssen ihn anklagen und beklagen, aber ihr Zeugnis stimmet nicht überein und können daher keine Ursache des Todes erzwingen.
Endlich stehet der Hohepriester auf, beschwöret Christus, das ist, fragt ihn eidlich, er solle sagen, ob er der Messias sei und Gottes Sohn? Darauf antwortet der Herr und sagt: ja, er sei der Messias und Gottes Sohn. Weil sie nun dasselbe für eine Gotteslästerung hielten, dass ein Mensch Gottes Sohn sein sollte, haben sie ihn als einen Gotteslästerer zum Tode verdammt, und ist der Herr über seinem Bekenntnis schmählich verspottet, verspeit und geschlagen worden.
Wir lehren hier, worauf das rechte Erkenntnis und Bekenntnis Christi gegründet sei, nämlich auf Christi Person und auf sein Amt, dass er Gottes Sohn und der wahre Messias sei. Dies Bekenntnis und Erkenntnis müssen wir ja in unserm Herzen wohl bewahren im Glauben, als unsern höchsten Schatz, auch mit unserm Munde täglich bekennen, denn es ist unser höchster Trost, und unser mächtigster Sieg, denn der heilige Evangelist Johannes sagt: Wer ist der die Welt überwindet ohne der da glaubet, dass Jesus Gottes Sohn sei. Was ist aber die Ursache, dass dieser Glaube den Sieg behält? Eben das ist die Ursache, dass Christus wahrer Gott ist, darum kann ihm nichts obsiegen, es sei Sünde, Tod, Teufel oder die Welt, es sei Hohes oder Niedriges, Gegenwärtiges oder Zukünftiges, wie es mag genannt werden, so ist doch Christus ein Herr über Alles, und bleibet ewiger wahrer Gott. Und weil nun diese ewige Wahrheit nicht unterdrückt werden kann, sondern siegen wird über alle Gewalt, über alle Tyrannen, über alle Ketzer, und ewiglich bleiben wird, derhalben ist auch unser Glaube, der solch Bekenntnis behält und fortpflanzet, der Sieg über die Welt.
2. Wenn nun der Glaube Christus ergriffen hat und sich mit ihm vereinigt durch Vereinigung und Einwohnung der Gnade, dass Christus in uns wohnet, so machet er uns seiner göttlichen Natur teilhaftig, das ist, seiner göttlichen Stärke, seiner göttlichen Kraft, seiner göttlichen Freudigkeit, seines göttlichen Lichts, seiner göttlichen Weisheit. Dadurch siegen wir über den Teufel und die ganze Welt. Denn Christus wohnet nicht so bei uns, dass wir keine Kraft, Leben und Stärke von ihm hätten, nein, mitnichten; was wollte das für eine Beiwohnung sein, sondern Christi Kraft wirket und bleibet in uns, und daher kommt unsers Glaubens Sieg und Stärke. Wie die Epistel zu den Hebräern am 11. viel herrliche, gewaltige Dinge rühmet, welche die Heiligen Gottes durch den Glauben verrichtet haben.
Gleichwie nun das unser höchster Sieg ist, dass Jesus Gottes Sohn ist, und dass die Kraft seiner Gottheit in uns wirket; also ist das unser höchster Trost, dass er der wahre Messias ist, der Gesalbte des Herrn, zu unserm ewigen Hohenpriester, Mittler und ewigen Könige gesalbt. Denn von seiner Salbung und von seinem Freudenöl, damit er ohne Maß gesalbt, teilt er uns mit, erleuchtet und erfreuet uns, und als das Haupt seiner Gemeinde erfüllt er uns seine Glieder mit seinen Gaben.
Sehet, diese Herrlichkeit hatten unsre ersten Eltern und wir Alle in ihnen und durch sie verloren; denn sie hatten sich von Gott abgesondert durch die Sünde, und die heilige Beiwohnung Gottes verloren, und waren vom Teufel überwunden, hatten ihren Sieg und Herrschaft verscherzet, darum ist nach dem wunderbaren Rate Gottes der Sohn Gottes Mensch worden, und hat sich mit uns wiederum durch den Glauben vereiniget, auf dass wir der göttlichen Gnade, Stärke, Kraft, Sieges, ja des ewigen Lebens teilhaftig würden, auf dass wir wider unsre Sünde einen ewigen Hohenpriester und Versöhnungsopfer hätten; einen Mittler zwischen dem heiligen und gerechten Gott und zwischen uns Ungerechten; einen ewigen König, in dessen Reiche der Gnade und Herrlichkeit wir ewig bleiben könnten, weil wir aus dem Reiche Gottes gefallen waren; und einen mächtigen Schutzherrn wider alle unsere Feinde, denen wir als Leibeigene unterworfen waren, welches Alles nicht hätte geschehen können, wenn Christus nicht Gottes Sohn wäre.
Sehet, Geliebte im Herrn, das hat nun Christus unser Herr öffentlich müssen bekennen, weil der ganzen Welt Heil und Seligkeit daran gelegen, und dadurch wiederbracht werden sollte. Denn es war Heil und Seligkeit verloren. Damit man nun wissen möchte, wie das verlorene Heil müsste wiederbracht werden, so bekennet sich allhier Christus für den Messias und für Gottes Sohn, der darum kommen und von Gott gesandt sei. Und das Bekenntnis war dazumal zum Höchsten vonnöten, dass jedermann wüsste, dass der Heiland der Welt kommen wäre, und nach der Weissagung der Propheten sein heilig Leiden für der Welt Sünde verrichtete.
Weil sich aber die Hohenpriester an ihm ärgerten, weil er da stand als ein armer elender Mensch, so weiset er sie auf seine künftige Herrlichkeit und spricht: Sie werden sehen kommen des Menschen Sohn, eben den, welchen sie da stehen sehen, in den Wolken des Himmels. Damit unterscheidet der Herr den Stand seiner Niedrigkeit und den Stand seiner Herrlichkeit, und gibt ihnen ein Zeichen, dabei sie ihn kennen sollen.
Ach, lieben Christen, lernet euren Erlöser anschauen, nach diesen beiden Ständen. Sehet ihn an, wie elend er da stehet vor Gericht. Sehet ihn auch an, wie er in den Wolken des Himmels kommen wird. Vom Anschauen beider werdet ihr großen Nutzen haben. Dankt dem Herrn Christo für das herrliche Bekenntnis, dass er sich für unsern Heiland und Messias bekannt, und sich unser nicht geschämt, sondern sich frei ohne Furcht für Gottes Sohn bekannt hat. Bittet ihn, dass ihr euch seiner auch nicht mögt schämen, sondern ihn ohne alle Scheu auch möget bekennen, und ihm die Ehre geben, die ihm sein himmlischer Vater gegeben hat: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören. Und dass ihr ihn mit Freuden mögt anschauen, wenn er in den Wolken kommen wird.
II. Von der Schmach, Verachtung, Lästerung und Schlägen Christi.
Als der Herr Christus sich für den wahren Messias und Gottes Sohn bekennet, meinen die Hohenpriester, sie haben nun gewonnen, und köstliche Ursache ihn zum Tode zu verdammen als einen Verführer und Gotteslästerer, lassen's demnach bei diesem des Herrn eigenen Bekenntnis, nach welchem sie nun Macht haben ihn zu verurteilen, bewenden, und geben sich zur Ruhe bis an den Morgen. Inzwischen spielen die gottlosen Diener, die unbarmherzigen Bluthunde mit dem Herrn die rechte Passion die ganze Nacht, und wird Christus von wegen seines wahrhaften Bekenntnisses verspottet, verspeit, geschlagen.
Sehet, wieviel hat Christus leiden müssen wegen seines heiligen Bekenntnisses, dass er der wahre Messias und Gottes Sohn ist, und dies ist doch die ewige Wahrheit. Ach, unsere ersten Eltern hatten ihren lieben Gott verleugnet, seine ewige Wahrheit und Wort verworfen. Darüber hatten sie und wir mit unseren Sünden aller Teufel Spott und Schläge verdienet. Sie hatten des Teufels Lügen geglaubt und angenommen, darüber hatten sie und wir ewigen Spott und Schläge verdienet. Das nimmt Christus unser Herr auf sich, lässt sich verspotten, verspeien und schlagen, auf dass er unsere Sünde büßte, und uns von der ewigen Schmach erlöste, und wir nicht aller Teufel Spott würden. Unsere ersten Eltern wollten klug sein als Gott selbst, wie wenn Eva den verbotenen Baum ansah, dass es ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte, darum muss Christus unser Herr für einen Narren gescholten und gehalten werden, und die ewige Weisheit Gottes muss sich verspotten lassen.
Damit hat Christus auch büßen müssen für unsere Hoffart, wenn man sich selbst für klug hält, sich in feinem Herzen über andere erhebt und andere Leute verachtet, seinen Nächsten für einen Toren und Narren hält; dafür hat Christus solchen Hohn und Spott leiden müssen. Und weil es bei den Juden kund und offenbar war, wenn der Messias kommen werde, so würde er Alles wissen, wie das samaritische Weiblein sagt, Johannes am 4.: Ich weiß, dass der Messias kommt, und wenn er kommen wird, so wird er's uns Alles verkündigen. Und weil der Herr Christus vor dem Rat zu Jerusalem öffentlich bekannte, dass er der Messias wäre, darum verdeckten sie ihm sein heiliges Angesicht und schlugen ihn und sprachen: Weissage uns, Messias, wer ist, der dich schlug? Bist du der Messias, so wirst du Alles wissen. Wer ist's nun, der dich schlug? Ach, die ewige Weisheit Gottes muss der Welt Spott sein, so geht's noch zu, wie der Prophet Jeremias klagt: Dein Wort ist in meinem Munde zum Spott worden.
Schmählich ist's auch, dass sie dem Herrn Christo ins Angesicht gespeit haben, wie im 50. Kapitel Jesaia geschrieben und geweissagt ist: Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Ich habe mein Angesicht nicht verborgen vor Schmach und Speichel, sondern hab's dargeboten als einen Kieselstein, denn ich weiß, dass ich nicht zu Schanden werde. Ach, unsere ersten Eltern hatten dem Teufel ihre Ohren zugewandt und seine Lügen gehört, Darum muss der Herr Christus diese Schmähworte hören. Sie hatten sich lassen in ihre Angesichter anpfeifen und anhauchen die alte Schlange, aus welcher Munde das höllische Gift gegangen war. Darum musste sich der Herr lassen in sein Angesicht speien. Unsere Angesichter waren voll der ewigen Schande, wie ein Weib, das sich schämen muss, wenn sie des Ehebruchs überzeuget wird und der Unzucht. Christus muss unsere Schande büßen und tragen, darum bietet er willig sein Angesicht dar und lässt's verspeien, dass er aber im Propheten spricht: Ich weiß, dass ich nicht zu Schanden werde, das ist von der ewigen Schande zu verstehen. So nun Christus nicht ewiglich zu Schanden wird, so werken wir auch in ihm nicht ewig zu Schanden werden. Und wenn wir gleich von wegen der Wahrheit und unsres Bekenntnisses zeitliche Schande tragen müssen mit Christo, so werden wir doch nicht ewig zu Schanden werden.
III. Von dem Urteil des Todes, so über Christus gefallt wird.
Als Christus unser Herr des Morgens, da sich die Hohenpriester und Ältesten und der ganze Rat wieder versammelt, gefragt wird, ob er auf seinem Bekenntnis beruhen wolle, dass er der Messias und Gottes Sohn sei, und er Ja dazu sagt, wird er mit einhelligem Schluss des ganzen geistlichen Rats zum Tode verdammet, denn sie sagen Alle: Er ist des Todes schuldig, denn sie hätten Alle seine Gotteslästerung gehört, und dürften nicht weiter Zeugnis.
Dies ist aber ein ungerechtes und falsches Urteil, denn es war noch nicht bewiesen, dass Christus unser Herr ein Gotteslästerer wäre. Denn, ob er wohl bekannte, er wäre Gottes Sohn, ist doch dasselbe keine Gotteslästerung; wie der Herr Jesus Johann, am 8. sich auch schützet mit der Heiligen Schrift und spricht, stehet doch in den Psalmen von der Obrigkeit geschrieben: Ihr seid Götter und allzumal Kinder des Höchsten. Wie sollte nun das eine Gotteslästerung sein, wenn sich ein Mensch für Gottes Kind ausgibt, bezeugt's doch die Heilige Schrift.
2. So sollte der geistliche Rat zu Jerusalem bewiesen haben, dass Christus nicht Gottes Sohn wäre; und wenn sie das bewiesen hätten, so sollten sie ihn als einen Gotteslästerer und Verführer verdammt haben. Nun hatte aber Christus unser Herr mit so vielen göttlichen Wundern bewiesen, dass er ein wahrer allmächtiger Gott wäre, da sollten sie nun das Gegenteil bewiesen haben; aber sie verdammen ihn unüberwiesen, aus einem falschen Grunde.
Ach, unsere ersten Eltern und wir Alle sind Gotteslästerer, denn sie haben ihn nicht für einen wahrhaftigen Gott gehalten, dass sein Wort wahr wäre, damit er ihnen das Urteil gesprochen: welches Tages du davon essen wirst, wirst du des Todes sterben. Und haben also des Satans Wort für Wahrheit gehallten, und Gottes Wort für Lügen, welches eine große Gotteslästerung ist. Das muss nun Christus büßen und als ein Gotteslästerer verdammet werden. Alle Menschen sind Gotteslästerer, die in ihren Herzen Gott verachten, und denken: o das wird nicht so geschehen, was Gottes Wort saget, und haben ihre Lust an des Satans Lügen, und an der Welt Wollust, Herrlichkeit, Pracht, gleich als wenn Gottes Wort lauter Fabelwerk wäre, darauf nicht viel zu achten.
Dies ist das allgemeine Leben und Wesen der ganzen Welt. Es wird Gottes Wort für keine Wahrheit mehr geachtet, sondern gering geachtet, verworfen und verspottet. Das ist die Gotteslästerung, dadurch die ganze Welt jetzt Gott lästert. Es fürchtet sich Niemand mehr vor Gottes Wort und vor Gottes Zorn.
Diese Gotteslästerung hat Christus müssen büßen und sich darum zum Tode verurteilen lassen. Im Gesetz ist geboten, dass man die Flucher und Gotteslästerer vor die Richter führen, und sie daselbst öffentlich verdammen, und mit Steinen zu Tode werfen solle. Wie unter dem falschen Schein auch der fromme Naboth als ein Flucher und Lästerer des Königs vor Gericht geführt, verurteilt und zu Tode gesteinigt ward.
Ach, wir sind die Gotteslästerer, die Flucher; wir haben unsern König im Himmel gelästert, und sind des Urteils des Todes wert! Christus unser Herr kommt und tritt ins Mittel, nimmt die Strafe auf sich, und lässt sich vor Gericht als einen Gotteslästerer zum Tode verurteilen.
Ach, wie ist doch die ganze Welt jetzt voll Fluchens und Gotteslästerung! Darum kann wegen des vielen Fluchens kein Segen mehr auf Erden sein, sondern der Fluch verderbet Alles, und frisst Alles hinweg. Ja, alle Lästerer und Flucher tragen den Fluch am Halse. Denn ein jeder Fluch trifft denselben, der ihn ausspeit, dass ein Gottloser muss essen von den Früchten seiner Lippen und seines boshaften Herzens, und frisst also täglich seine Flüche wider sich.
O Mensch, bedenke doch dein eigen Elend, dein eigen Verderben! Christus hat müssen deine Gotteslästerung tragen, und sich darüber verurteilen lassen, auf dass er dich frei machte von dem ewigen Urteil! Und du lästerst ihn dafür? Dankest du also deinem Erlöser für seine Liebe und Treue? O bessere und bekehre dich; wo nicht, so wirst du das gestrenge Urteil Gottes hören müssen: Dein Teil wird mit allen Gotteslästerern und Fluchern sein in dem feurigen Pfuhl, der mit Schwefel und Pech brennet von Ewigkeit zu Ewigkeit!