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Einleitung

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Es ist ein wunderschöner Sommertag. Auf mich richten sich viele erwartungsvolle Blicke. Vor mir sitzen Frauen und Männer, schon etwas älter oder noch ganz jung. Sie gehören zu den Besucherinnen und Besuchern des adventistischen Missionscamps, einer Zeltveranstaltung, die einmal im Jahr auf dem Gelände der Theologischen Hochschule in Friedensau, rund 25 Kilometer von Magdeburg entfernt, stattfindet.

Manche sind schon wieder auf dem so genannten G-Camp dabei, wie auch im Vorjahr, andere kommen zum ersten Mal. „G“ gehört zu „go“ oder „gehen“. Aber ehe sie gehen und das Evangelium anderen Menschen erzählen, sind sie gekommen. Und manche zu mir in den Workshop „Angstfrei glauben“. Was sie hier wollen?

Die einen wollen sich rückversichern. Sie strahlen – sie leben ein freudiges Leben als Christ. Andere Glaubensgeschwister wollen ihnen Angst machen, sie seien zu fröhlich. Wer zu fröhlich ist, mit dem stimme etwas nicht, denn die Sache mit Gott sei eine ernste Angelegenheit.

Diesen Fröhlichen, die einerseits ansteckend und andererseits „bedrohlich“ wirken, ist dieses Buch gewidmet.

Nach dem Workshop steht ein Mann vor mir. Er ist blass, seine Schultern hängen und er spricht leise. In den Augen schimmern Tränen: „Danke“, sagt er nur, und dann: „Ich habe so viel gekämpft. Ich bin müde. Ich kann nicht mehr kämpfen.“ Dann wendet er sich ab. Ich habe den Eindruck, sein Gang ist etwas fester, die Schultern weniger eingesunken.

Für ihn und alle anderen, die müde geworden sind in ihrem Kampf und die sich nach Frieden sehnen, ist dieses Buch gedacht.

Während des Workshops fällt mir eine junge Frau ins Wort. Es gefällt ihr nicht, dass ich von Angst und Gott spreche. Vor Gott hat man keine Angst zu haben! Sie ist erregt, zornig. Ich spüre ihren Widerstand. Sie hält es nicht aus, sie geht. Doch im nächsten Jahr sitzt sie wieder in den Reihen. Sie erzählt, was in ihr aufgebrochen ist, seitdem sie nicht mehr wegläuft. Sie hat das Evangelium neu entdeckt.

Für sie und alle, die Widerstand spüren und sich dennoch öffnen, ist dieses Buch.

Vor mir in meinem Arbeitszimmer sitzt P. – ein junger Mann. Er hatte sich bei mir angemeldet, und da er keinen Führerschein besitzt, hat ihn sein Pastor zu mir in die Sprechstunde gebracht. Er erzählt, dass sein Leben von Angst bestimmt war. Sie hatte ihn überflutet und ihm alle Freude genommen. Er hat sogar eine Zeit in der Klinik verbringen müssen. Aber dann fand er Jesus und mit ihm neue Hoffnung.

Vor kurzem ist er getauft worden und es sah so aus, als ob alles besser und einfacher werden würde. Aber jetzt sitzt er hier und zweifelt, ob die Entscheidung für die Taufe richtig war. Die Angst ist wieder da. Sollte er nicht lieber aus der Gemeinde austreten und alles für einen Irrtum erklären?

Für ihn und die Zweifelnden, die wieder Hoffnung brauchen, ist dieses Buch.

Während ich schreibe, denke ich an eine Frau aus meiner Gemeinde. Schon in jungen Jahren hatte sie sich taufen lassen. Sie liebte Musik, ihren Beruf, ihren Gott. Als sie fünfzig ist, überfällt sie eine Depression. Und mit ihr kommt die Angst. Sie hat Zwangsgedanken, Flüche gegen Jesus sind dabei. Hat sie die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen?

Als ein Befreiungsgebet des Pastors nicht hilft, ist sie sich sicher. Die Angst wird zur Gewissheit, zum Zwang. Was soll man machen, wenn man von Gott verstoßen ist? Die Frau weiß nur noch einen Ausweg. Sie nimmt das Gericht Gottes vorweg, wie sie meint, und bringt sich um.

Im Andenken an sie und für alle, die die Angst vor dem Gericht Gottes umtreibt, ist dieses Buch geschrieben.

Auf unserer theologischen Hochschule studiert ein junger Mann, viel versprechend. Er hat seine Zukunft Gott geweiht. Er will oder muss Pastor werden, aber dann bricht er das Studium ab und hat gleichzeitig Angst, Gott werde ihn bestrafen, weil er sein Gelübde gebrochen hat.

Für ihn und alle anderen, die Angst haben, eigene Entscheidungen zu treffen, ist dieses Buch.

In meinem Büro sitzt ein Student. Wir sprechen über Theologie. Er sagt: „Ich kann nicht mehr so glauben wie früher.“ Das befreit ihn einerseits, macht ihm aber auch Angst. Wie ist Gott wirklich? So, wie er ihn von den Eltern kennen gelernt hat? Fordert er wirklich absoluten Gehorsam? Oder ist er ein Gott, der Freiheit und Selbstverantwortung will?

Für ihn und alle anderen, die spüren, dass Evangelium eine Chance ist zum Wachstum und zum Risiko, ist dieses Buch.

Und letztlich ist es für mich selbst. Beim Schreiben und Nachdenken kann ich mich erneut vergewissern. Was bedeutet mir der Glaube? Was gebe ich weiter und wie? Schöpfen die Menschen Mut? Ich weiß, die Botschaft des Evangeliums ist größer als unser Leben, immer größer als mein Leben. Weil das Buch vom Evangelium spricht, deshalb ist es auch ein Buch für mich.

Angstfrei glauben

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