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Wieso sind manche Menschen widerstandsfähiger als andere?

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Es ist davon auszugehen, dass bereits in der frühen Kindheit die Grundlagen für eine resiliente Persönlichkeit gelegt werden müssen. Stabile Beziehungen geben Kindern den Halt, den sie brauchen. Die Gewissheit, dass die Eltern oder die vorhandenen Bezugspersonen da sind, den Tag mit ihnen gestalten und jederzeit Halt bieten, liefert die Basis für Resilienz. Andererseits fordern diese Bezugspersonen ein Kind auch kindgerecht. Das Kind lernt so alle Dinge des Alltags. Anfänglich handelt es sich dabei um Dinge wie selbstständiges Waschen, Essen und Anziehen. Das setzt ein selbstbestimmtes Leben voraus. Dann folgen aber auch Anforderungen, die Welt zu entdecken und zu verstehen. Der Umgang miteinander, der zu Hause vorgelebt wird, prägt das Leben eines Kindes. Die menschliche Flexibilität ist bereits bei Kleinkindern gut ausgeprägt. Es sind folglich auch immer wieder neue Fähigkeiten erlernbar und die Verhaltensmuster bei Kindern sind in höchstem Maße entwicklungsfähig.

Neben der angesprochenen Vorbildwirkung der Eltern, kann auch die Mitgliedschaft in einer religiösen Vereinigung die Resilienz erhöhen. Diese Erkenntnisse beruhen auf Studienergebnissen, die mit 10.000 Jugendlichen durchgeführt wurden. Wechselbeziehungen zwischen Schulnoten und Kirchenbesuch erwiesen sich als positiv. Die religiöse Gemeinschaft hat sich folglich als Grundlage für bessere schulische Ergebnisse erwiesen. Der Glaube an sich stand dabei allerdings nicht so sehr im Vordergrund. Es war die Gemeinschaft, die sich als nützlicher Faktor erwies. Das hat sich auch bei den seelischen und körperlichen Befindlichkeiten der Jugendlichen gezeigt. Die Gemeinschaft mit den anderen Gläubigen, für die das Wohl der Kinder und deren Vorankommen in den Schulen wichtige Punkte waren, wirkte sich positiv aus. Dies war bei Eigenschaften wie Selbstdisziplin und der Kontrollüberzeugung besonders deutlich geworden.

Eine weitere Ursache für Resilienz wird, wie bereits kurz angesprochen, in den Genen gesucht. Die Molekulargenetik-Forschung hat bereits in den neunziger Jahren ein Gen entdeckt, welches eine Beeinflussung auf die Widerstandskraft des Menschen ausübt. Es ist mit dem Namen 5 HTTLPR versehen worden. Es steht mit dem Glückshormon Serotonin in Verbindung. Das Gen regelt im Gehirn den Transport dieses Hormons. Des Weiteren regelt es ein Enzym, welches für den Abbau des Stresshormons Noradrenalin zuständig ist. Das Gen ist in zwei Varianten gefunden worden. Eine lange und eine kurze Variante. Bei der langen Version ist der Transport von Serotonin gut geregelt. Bei der kurzen Version ist das Glückshormon Serotonin nicht voll wirksam, weil es die kleinen Spalten, die zwischen den Synapsen sind, nicht überwinden kann und darin stecken bleibt. Als Folge davon stumpfen die Zellen daneben jeweils ab und die Wirkung des Glückshormons wird dadurch ebenfalls abgeschwächt. Außerdem fehlen auch Enzyme, die das Noradrenalin abbauen können. Die Menschen, bei denen die kurze Variante vorhanden ist, haben es sehr schwer, wenn sie mit Krisensituationen und Stress konfrontiert werden.

Auch das Wachstum von neuen Nervenzellen und deren Verbindung miteinander unterscheidet die Menschen. Proteine, die auch von Genen gesteuert werden, sind für diese Aufgabe zuständig. Ist die Proteinproduktion in gutem Zustand, dann ist das Gehirn besser in der Lage schwere Erlebnisse zu bewältigen. Als Schlussfolgerung haben die Wissenschaftler gezogen, dass die Menschen, die ein gutes Nervenwachstum haben, auch resilienter sind. Die neuesten Erkenntnisse zur gesamten Problematik der Resilienz haben allerdings ergeben, dass 5 HTTLPR nur eines von vielen Genen ist, die mit der Resilienz zu tun haben.

Resilienz trainieren

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